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Amts- mili Aiizcheblatt UhonntMtttl viertelj. 1 M. 2b Pf. einschließl. deS „Jllustr. Unterhaltungsbl" u. der Humor. Beilage „ Seifen - blasen* in der Expedition, bri unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Lelrgr.-Adresse. Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Fernsprecher Nr. Litt. UN! 54. Jahrgang. >1" Donnerstag, den 16. Mai Am 15. Mai 18V7 wird der 2. Termin der diesjährigen Gemeindceinkommensteuer fällig. Es wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß nach Ablauf der zur Zahlung nachgelassenen vierzehntägigen Frist gegen etwaige Restanten im Wege der Zwangsvollstreckung vorzugehen ist. Der Gemeinderat zu Schönheide. Tagesgeschrchte. — Deutschland. Der Reichstag beschloß gestern, sich bis zum 19. November zu vertage». - Die Reise des Ko l onia l-Direktors Dern- burg nach den Kolonien Hal eine wesentliche Aenderung erfahren. Die Organisation des neuen Kolonialamles macht eine Hinausschiebung der Reise unumgänglich. Nicht nur neue Ernennungen wie die des Unterstaats - Sekretärs sind nötig, sondern die einzelnen Teile müssen auch in praktischer Tätigkeit treten. Alle diese Umstände haben es dahin gebracht, daß die Reise nach Südwestafrika für jetzt aufgehoben und auf eine spätere Zeit verschoben wurde. Nur Ostasrika wird in diesem Jahre besucht und die Be sichtigung dieses Gebietes nimmt die ganze verfügbare Zeit des Chefs des Kolonialamtes in Anspruch. — Die Mitglieder des braunschweigischen Landtages und des herzoglichen Staats Mini steriums hielten am Montag eine dreieinhalbstündige vertrauliche Sitzung ab, in der über die Regent schafts- frage verhandelt wurde. Die Schwierigkeiten, die sich einer Uebernahme der Regentschaft durch den Herzog Jo hann Albrecht von Mecklenburg bisher noch in den Weg stellten, sind, wie verlautet, in dieser Sitzung be seitigt worden, so daß dessen Wahl zum Regenten binnen kurzem erfolge» kann. Wie berichtet wird, soll sic am Donners tag oder Freitag vorgenommen werden. — Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlicht eine anscheinend aus dem Landwirtschaftsministerium stammende Mahnung an die Schweinezüchter und Schweine rn äst er, angesichts des Tiefstandes, den die Schweinepreise zurzeit erreicht haben, nicht etwa die Flinte ins Korn zu werfen und die Schweinehaltung wegen mangelnder Rentabilität ein zustellen. Die deutsche Landwirtschaft habe, entgegen der Behauptung der Fleischnotschreier der letzten Jahre, daß sie nicht imstande sei, im eigenen Lande genügend Schlachtvieh produzieren zu können, den unwiderlegbaren Beweis erbracht, daß sie aus eigener Kraft nicht nur genügend, sondern gar fast zu viel Schlachtschweine an den Markt zu bringen ver mag. Sie habe damit erneut die von ihren Gegnern stets bestrittene Tatsache als richtig bestätigt, daß eine Aufrechter haltung des Grenzschutzes gegen das Ausland die Grundbe dingung, aber auch die Grundlage für eine ausreichende Vieh zucht und Viehhaltung im Inlands ist. Damit dürfte der Streit um Oesinung der Grenzen für die Einfuhr von Vieh und Fleisch hoffentlich für immer abgetan sein. Hieraus er wachse der Landwirtschaft aber auch die Pflicht, nicht sofort, wenn die Preise einmal stark gesunken sind, die unrentabel gewordene Schweinehaltung wieder aufzugeben. Es wird dann auf die bekannte Tatsache hingewiesen, daß die Schweine- fleischpreise nicht annähernd so gesunken sind wie die Schweinepreise. Sobald dieSchweinefleischpreise den Schweine preisen gefolgt sein werden, und dieser Forderung könnten auch die Fleischer sich nicht länger verschließen, werde der Schweinefleischkonsum entsprechend steigen und der Markt schon dadurch entlastet werden. Es werden dann noch andere Gründe angeführt, die für ein zu erwartendes Steigen der Schweinepreise sprechen. — Eine Riesen-Aussperrung im Berliner Baugewerbe. Durch den Beschluß des Verbandes der Baugeschäfte Berlins und der Vororte sollen zu Pfingsten die gesamten Bauarbeiter ohne Rücksicht auf ihre Zugehörigkeit zu einer Organisation ausgesperrt werden. Wenn nicht noch eine Einigung erfolgt, würden außer den ca. 50000 Maurern, Zimmerern und Hilfsarbeitern zahlreiche andere Gewerbe mit betroffen werden. Mindestens 100000 Arbeiter würden arbeits los, ein wöchentlicher Lohnausfall von drei bis vier Millionen verursacht. Bei den Differenzen handelt es sich um die acht stündige Arbeitszeit, die die Arbeiter verlangen. — Offenbach a. M, 14. Mai. In der vergange nen Nacht platzte auf dem Gesimse der Polizeiwache 1 im Hofe des Stadthauses eine aus einem starken Eisenrohre, wahrscheinlich dem Ende eines größeren Gasrohres, gefertigte Bombe. Das dicke Sandsteingesimse ist, der „Offenbacher Zeitung" zufolge, an der Explostonsstelle völlig zerschmettert, die Fenster sind total zersplittert, der Verputz der Mauer ist stark beschädigt. Zahlreiche Sprengstücke flogen in die Wacht- st.ibe letvst, die Mehrzahl jedoch auf den Hof, weitere Fenster scheiben zerschmetternd und die dahinter befindlichen Draht geflechte durchlöchernd. In der Decke der Wachtstube befinden sich tiefe Löcher, auch sonst sind überall die Spuren der um herfliegenden Sprengstücke bemerkbar. Von den Beamten, von denen glücklicherweise niemand im Augenblicke der Ex plosion in der Nähe der Fenster war, wurde keiner verletzt. Von den Tätern fehlt jede Spur. — Die „Kölnische Zeitung" erhielt ein Schreiben aus dem Süden Kameruns, wonach der Stamm Maka, der zwischen dem 2. und 6. Breitengrade lebt, nicht nur seine Kriegsgefangenen, sondern auch seine zum Tode verurteilten Verbrecher verzehrt. Jener Stamm tötete vor einiger Zeit etwa 100 schwarze Händler und Träger und verspeiste sie. Der Gewährsmann des Blattes begleitete Hauptmann Dominiks Expedition. Er beobachtete, daß die dem Stamm Makas angehörenden Eingeborenen auf öffent lichen Märkten Menschenfleisch ausboten. Das geringste Ver gehen wird bei ihnen mit dem Tode bestraft, um ständig Menschenfleisch zu haben. — Oesterreich-Ungarn. Am Dienstag früh haben die Wahle n zum österreichischen Re i ch s - rat begonnen. Sie erfolgen zum erstenmal nach dem allgemeinen Wahlrecht. — Rußland. Von zuverlässiger, nicht polizeilicher Seite will der Petersburger „Daily Telegraph"-Korcespon- dent erfahren haben, daß eine großartige Verschwörung zur Ermordung des Zaren entdeckt und vereitelt worden sei. Die Terroristen hätten vor zwei Monaten ein Attentat auf den Herrscher beschlossen und 80 Verschwörer hätten sich demgemäß kürzlich zur Ausführung der Tat ver pflichtet. Weniger als 80 Mann hätten bei den umfassenden Vorsichtsmaßregeln in Zarskoje - Sselo nicht auf Erfolg hoffen können, doch 80 Mann wären genug gewesen in An betracht der häufigen Rekruten-Jnspektionen, die der Monarch abhält, der bei seiner persönlich furchtlosen und fatalistischen Gesinnung Polizeiüberwachung haßt: auch die Zarin, deren Name in ungebührlicher Weise in die Politik gezogen werde, sei der Polizei-Eskorten müde, so daß General Dedulin seit General Trepows Tode das Gebiet der Schutzmaßregeln er weitern mußte. Die Revolutionäre planten daher eine Ueberrumpelung des Palastes. Die Bande von 80 Mann sei in drei Gruppen geteilt worden, deren Mitglieder über ein genau festgesetztes Gebiet verteilt werden und dann gleichzeitig ihre Operationen beginnen sollten. Es sei unge wiß, ob Palastbeamte mit den Verschworenen in Verbindung standen, doch argwöhne man dies, obgleich bis Donnerstag abend keine Beweise hierfür vorlagen. Es seien jedoch eine Anzahl Reserveoffiziere und andere Beamte an der Ver schwörung beteiligt. Am 2. Mai, dem russischen Karfreitag, habe sich der schändliche Plan seiner Ausführung genaht, die Verschwörer begaben sich zu zweien und dreien nach Zarskoje-Sselo und am Freitag sei die erste Gruppe von 34 Mann dort eingelroffen. Es sei unbekannt, wie der Verdacht gegen sie rege wurde, doch die gesamte Bande von 34 Mann sei verhaftet worden, und auf Grund der bei ihnen beschlag nahmten Papiere seien auch fast alle übrigen, an der Ver schwörung beteiligten Personen festgenommen worden. — Spanien. Das Parlament wurde am Montag mit einer gemeinsamen Sitzung des Senats und der Depu tierrenkammer, der auch die Königin-Mutter beiwohnte, er öffnet. Die Thronrede wurde vom Könige unter dem üblichen Zeremoniell verlese». In ihr gibt der König seiner Freude Ausdruck über die Geburt des Prinzen von Asturien, dessen Leben die Königin und er auf dem Altar des Vater landes darbrächten. Die Thronrede führt dann weiter aus, die Zusammenkunft in Cartagena werde die Herzlichkeit der spanisch - großbritannischen Beziehungen verstärken, und fügt hinzu, die Beziehungen zu allen Nationen seien ausgezeichnet. Dann werden verschiedene Gesetzentwürfe angekündigt, insbe sondere eine Vorlage betreffend die dringende Wiederherstellung der Seestreitkräfte. In der Thronrede heißt es ferner, die Sorge des Papstes um Spanien und der feste Entschluß der spamschen Regierung, die Eintracht zwischen den beiden Mächten aufrechtzuerhalten, zeige sich in der Bereitwilligkeit des Papstes, bei dem Prinzen von Asturien Pate zu sein. Die Thronrede hebt weiter den Wunsch hervor, die Freund schaft mit Großbritannien und Frankreich aufrechkzuerhalten, und sagt schließlich, Spanien werde mit dem aufrichtigen Wunsche nach dem Haag gehen, zur Ersprießlichkeit und Wirksamkeit dieses neuen Kongresses beizutragen. — Marokko. Das französische Ministerium des Aeußern erhielt über Kämpfe zwischen den schert fisch en Truppen und der Streitmacht des Prätendenten folgende Nachrichten aus Melilla: Am 11. d. M, nachmittags griffen die Kabdanas-Kabylen, unterstützt durch scherifische Truppen, die Streitmacht des Prätendenten bei Arkeman an. Nach einem Gewehrfeuer von zwei Stunden, während dessen Verlauf einige Kabdanas-Kabylen die Schützenlinien verließen, verfolgten die scherifischen Truppen die Rebellen bis Buarey, auf halbem Wege bis Zekuan. Die Kavallerie beider Par teien hat mit blanker Waffe gekämpft. Die beiderseitigen Verluste sind nicht bekannt, es heißt aber, daß die scherifischen Truppen zahlreiche Gefangene gemacht, alle Häuser in Arke man geplündert und in Brand gesteckt, Munition und 12 Feldzelte erbeutet, jedoch einige kleine Verschanzungen der alten Faktorei Marchica nicht erobert hätten, wohin sich einige Truppen des Prätendenten zurückgezogen haben. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 15. Mai. Wie unseren Lesern bereits durch Inserate und Plakate bekannt, trifft morgen früh mittels Sonderzugs Charles Zoologischer Zirkus hier ein, um auf dem Neumarkr mehrere Vorstellungen zu geben. Daß wir es dabei mit etwas außergewöhnlichem zu tun haben, beweist schon der Umfang des Unternehmens Ueber die Leistungen desselben schreibt man aus Cassel unterm. 30. März folgendes: Dompteur Charles Zoologischer Zirkus auf der Leisterschen Wiese stellte sich heute mit einem ge fälligen und ansprechenden Programm dem Publikum vor. Der gute Ruf, der dem Zirkus voraufging, war auch für durchaus gerechtfertigt. Ter Schwerpunkt liegt hier auf dem Gebiete der Dressuren. Und diese sind durchweg muster- giltig, ganz gleichgiltig, ob es sich um die Dressuren von Pferden und Ponys, Hunden und Affen, oder sehr schwer zähmbaren Tieren wie Zebras, Löwen und Eisbären handelt. Das Hauptaugenmerk richtete sich auf das Vorführen des Zebras durch den Stallmeister Ahlers, einer tüchtigen Dressur, der das äußerst boshafte Zebra gut in der Gewalt hatte, dann auf die vom Direktor Charles vorgeführte Eisbären gruppe, eine schwer zu behandelnde Gesellschaft, die mehr als einmal dem unerschrockenen Direktor zu Leibe gehen wollte. Die Dompteuse Miß Charles mit ihren 12 Löwen bot eine Glanzleistung; die Dame hatte dem Dutzend zähne fletschenden Löwen gegenüber einen schweren Stand, aber sie wurde mit ihrer Meute famos fertig. Eine schöne Dressur leistung ist der Ritt eines großen Löwen auf einem belgischen Schimmelwallach: die Tiere sind gut zu einander gewöhnt. Es würde zu weit führen, auf alle Einzelheiten der 17 Pro grammnummern näher einzugehen; wir können jedenfalls den Besuch aufs beste empfehlen. — Eibenstock. Das Aushebungsge schäft der Oberersatz-Kommission im II. Bezirke der 7. Infanterie- Brigade Nr. 88 findet vom 7. Mai bis 22. Juni dieses Jahres und zwar in Eibenstock vom 21. bis 23. ds. Mts. statt. Zu diesem Zwecke treffen am 18. ds. Mts. der Militär-Vorsitzende der Oberersatz-Kommission, Kommandeur der 4. Feldartillerie- Brigade Nr. 40 Riesa, Herr Generalmajor von Seydlitz mit seinem Adjutanten, Herrn Hauptmann Kühn und Unterstab, der Zivilvorsitzende der Oberersatz-Kommission, Herr Ober regierungscat von Seydewitz von der Kreishauptmannschaft Chemnitz, der Bezirks-Kommandeur des Landwehrbezirks Schneeberg, Herr Oberstleutnant Meischncr und Herr Ober stabsarzt I)>. Korn in Eibenstock ein. Voraussichtlich werden für sämtliche Regimenter des XIX. (2. K. S.) Armeekorps, ferner für die Grenadier-Regimenter Nr. 100 u. 101, Dresden, Jäger-Bataillon Nr. 12, Freiberg, Schützen (Füsilier-) Regi ment Nr. 108, Dresden, Haaren-Regiment Nr. 19, Grimma, Infanterie-Regiment Nr. 105, Straßburg, Fußarlillerie-Regi- ment Nr. 12, Metz, 7. u. 8. Kompagnie Preuß. Eisenbahn- Regiment Nr. 2, 3. Kompagnie Preuß. Telegraphen-Bataillons Nr. 1, Berlin, 1. Seebataillon, Kiel, l. Matrosen-Artillerie- Abteilung, Friedrichsorl, Stammabteilung der Matrosenar tillerie Kiautschou, Cuxhaven und 1. u. 2. Stammkompagnie des II. Seebataillons, Wilhelmshaven, Rekruten ausgehoben. — Eibenstock. Am 2. Juni findet hier im Rats sitzungssaale die 3. Hauptversa mmlung des Landes verbandes ehemaliger Schüler der I. Gemeinde- und Privat-Beamten schule zu Geyer statt, zu der alle ehemaligen Beamtenschüler eingeladen sind. Mehrere allgemein interessierende Punkte, welche die Oeffentlichkeit berühren, stehen auf der Tagesordnung. Erörtert wird u. a. die Frage der Erweiterung der Ziele der Geyerschen Be amtenschule, ein Stellennachweis für ehemalige und derzeitige Schüler soll eingerichtet werden. — Unterstützengrün. Scharlachfieber und Diphtheritis wüten zurzeit in unserem Orte. Binnen zwei Tagen sind der hier wohnhaften Arbeiterfamilie Seidel drei Mädchen im Alter von 14, 11 und 9 Jahren der heim tückischen Krankheit erlegen. — Dresden, 12. Mai. Im Zoologischen Garten ist ein weißer Affe eingetroffen, der aus Abessinien stammt und vom Kaiser Menelik eine Zeitlang gehalten wurde. Die schwarze Majestät ließ, als ne vom Vorhandensein dieses Wundertieres Kunde erhielt, 3000 Krie ger ausrücken, um es lebendig in seine Hände zu erhalten. Nach langen, mühevollen Jagden gelang es, dieser Meerkatze habhaft zu werden und ihr im Kaiserlichen Palast zunächst einen Aufenthalt anzuweisen. Hier wurde der Affe von Europäern und Eingeborenen angestaunt. Der Kaiser hat das Tier schließlich der Frau Ingenieur Hentze bei deren Ab reise geschenkt, um nicht die fremden Botschafter, welcher jeder