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Misfiimsfeft. MGDvsch, d«t 8. Juni, soll, so Gott will, in der Kirche zu Ithyft n. L. ein Missionsfest abgehalten werden^ Im Wendischen Gottesdienste, welcher Nachmittags 2 Uhr seinen Anfang nimmt, wird Herr vr. Kalich, Pfarrer zu St. Michael in Bautzen, im deutschen Gottesdienste, der um 4 Uhr beginnt, Herr LH. Schuch, Diaconus zu St. Nicolai in Leipzig, die Festprchigt halten. Die Herren Amtsbrüder, sowie alle Freunde der Mission werden zu diesem Feste hierdurch herzlichst eingeladen. Uhyst a. T., am 25. Mai 1887. H. Wetzke, Pfarrer. Dank. Allen Denjenigen, welche bei dem am 22. d. M. allhier stattgehabten Brandungliick von nah und fern zur Rettung hcrbeicilten, insbesondere den Spritzenmannschaftcn mit der Spritze der Bahnhofsinspection Bischofswerda, desgleichen den Mannschaften der Landspritzc, sowie der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Bischofswerda, den Gemeinden und Spritzenmannschaften Niederputzkau, Rittergut Schmölln, Freiwillige Feuerwehr Schmölln, GeißmannSdorf, Goldbach, Rittergut Putzkau, Tröbigau, Weickersdorf und Kleindrebnitz gestattet sich der unterzeichnete Gemcinderath seine Anerkennung, und Dank hiermit öffentlich auszusprechen. Bel m s d o r f , am 23. Mai 1887. Der Gemeinderath. Gnauck. PMischc Wcttscha«. Wenn im deutschen Reiche noch vor Kurzem in zahlreichen Kreisen die Nothwendigkeit der großen Opfer angezweifelt wurde, welche die Verstärkung der Wehrkraft dem Volke auferlegt, so mußten diese Zweifel schwinden angesichts der unsicheren Zustände in Frankreich, auf welche der Sturz des Cabinets Goblet ein grelles Streiflicht warf. Nicht nur in Paris, sondern in der ganzen französischen Republik brodelt es jetzt wie in einem Hexenkessel und Niemand kann dafür bürgen, daß die Radikalen es nicht schließ lich zur ' offenen Empörung treiben, welche doch auch nur auf kurzem Umwege zum Kriege führen würde. Selbst die mögliche Ersetzung Boulangers durch einen anderen Kriegsminister sichert nicht mehr den Frieden, nachdem unge zählte Millionen für die Kriegsbereitschaft der französischen Armee ausgegeben sind und die letztere vollständig mit Revanche-Ideen vollge pfropft wurde. Immerhin wäre es möglich, daß der Nachfolger Boulangcrs auf den von diesem geplanten Mobilisirungsversuch eines Armcecorps verzichtet, weil einflußreiche Berliner Blätter darauf Hinweisen, daß sich die deutsche Reichs regierung durch einen solchen Versuch veranlaßt ! sehen könnte, die etwaige Verstärkung auf Kriegs- ! fuß für sämmtliche in den Reichslanden stehen den deutschen Truppen in Erwägung zu ziehen. Nicht nur die „Neue Preuß. Ztg.", sondern auch die „ Post" forderte zu ähnlichen Vorsichts maßregeln auf, weil die Boulanger'schcn Vor kehrungen auf die Absicht der Franzosen hin deuteten, dereinst das Neichsland durch Ueber- raschung Deutschland zu entreißen, bevor der Aufmarsch der deutschen Truppen vollendet sein kann. Die „Post" weist besonders auf die ver änderlichen Stimmungen unserer westlichen Nach barn hin und meint, selbst wenn eine friedliche französische Regierung die jetzt geplante Mobili- sirung ohne Hintergedanken aussührtr, könnte eine plötzlich sich in Paris der Gewalt bemäch tigende kriegerische Partei die Truppen nicht wieder nach Hause berufen, sondern weiter mar- fchiren lassen. Ob ein mehr oder minder fried lich gesinntes Ministerium in Paris amtirt, ist für Deutschland gleichgiltig; so lange Frankreich ein so unberechenbarer Staat bleibt, muß auch die deutsche Heeresleitung stets für Kampf bereitschaft sorgen. Da das viel Geld lostet, wenn auch lange nicht soviel, wie französische Kriegs-Contributionen nach einigen verlorenen Schlachten, so muß für Erhöhung der Reichs einnahmen Rath geschafft werden. Der Eifer, mit welchem die Branntweinsteuer-Commission Scs deutschen Reichstages ihre Aufgabe zu lösen sucht, läßt hoffen, daß diese Vorlage baldige Annahme finden und daß darnach auch der Branntweinsteuer dem Reiche eine um 100 Millionen Mark erhöhte Einnahme zufließen wird. Die Zuckersteuer-Vorlage, welche dem Reiche eine Mehrcinnahme von 40 bis 50 Mill. Mark in Aussicht stellt, beschäftigt zunächst den BundeSrath, der den Gesetzentwurf kaum wesent lich abändern wird. Es besteht der lebhafte Wunsch, die erste Berathung der Zuckcrstcuer- Vorlage im Plenum des Reichstages, welche nur mit einer Verweisung an die Commission enden kann, noch vor den Pfingstferien statt- fiuden zu lassen. In Erwartung des Ausgangs dieser wichtigen Commissions-Arbeiten schenkt der Reichstag selbst den ihn jetzt beschäftigenden un bedeutenden BcrathungSgegenständen geringere Aufmerksamkeit und leidet an dem Uebel der Brschlußunfähigkeit, das sich erst nach dem Pfingstfest« wieder geben dürfte. Die offenbar mit dem Zwischenfall Schnäbele in Zusammen- der Bestrafung von Spionen dem deutschen Reichstage noch in dieser Session zugehen soll, hat in parlamentarischen Kreisen große Ueber- raschung hervorgerufen. Wahrscheinlich ist die Meldung unrichtig und nur auf Grund von Erörterungen entstanden, welche über die etwaige Veröffentlichung des Actenmaterials bezüglich der französischen Spione stattgefunden haben. Im Verlaufe der noch immer fortdauernden Budgetberathung im österreichischen Abge ordnetenhause hat sich das Verhältniß zwischen dem Ministerium Taaffe und der deutich-liberalen Opposition entschieden verschlimmert. Die Letztere richtet ihre schärfsten Angriffe gegen die trotz der Steigung der Einnahme um 40 Millionen Gnlden mit einem Deficit arbeitende Finanz- wirthschaft des Ministers von Dnnajewski. Die Verwaltung erscheint der Opposition nicht nur aus politischen, sondern noch weit mehr aus volkswirthschaftlichcn Gründen als sehr bedenklich. Dabei war die Sprache, welche die Organe der deutsch-liberalen Partei in letzter Zeit führten, eine so schneidige, daß die Staatsanwaltschaften sich wiederholt zu Beschlagnahmen veranlaßt fühlten. Die Minister Taaffe und Dunajewski verzichten sichtlich auf ihren früheren Wunsch, über den Parteien zu stehen und suchen ihre Stütze bei den Clerikalen und Nationalen. Der Eintritt eines zweiten czechischen Ministers in das Cabinet Taaffe, des Abg. Mattusch, dürfte nur eine Frage der Zeit sein, ferner soll das Ministerium im Begriff stehen, einen weiteren Licblingswunsch der Czechen zu erfüllen und den jetzt noch deutschfreundlichen mährischen Landtag aufzulösen. Diese von der Prager „Politik" als beschlossene Sache angckündigte Auflösung, zu der kein anderer Grund vorlicgt, als das Verlangen einer unzufriedenen czechischen Minderheit, wäre ein neuer herber Schlag für das Dentschthum in Oesterreich. Dabei sind die Czechen anscheinend noch keineswegs mit den bisherigen Errungenschaften zufrieden, denn im Czcchenclub des NeichsrathS kam es zwischen den etwas freisinnigen Jnngczechen und den altczcchischcn Großgrundbesitzern zu so heftigen Zwistigkeiten, daß sich der Club auflöste, um sich mit Ausschluß des jungczechischen Anhangs des Abg. Grcyr demnächst neu zu constituiren. Mit erdrückender Mehrheit ist von dem schweizerischen Volke in vergangener Woche in einer allgemeinen Volksabstimmung das lange umstrittene Alkohvlgesctz angenommen worden, von dem man eine Verminderung der Trunksucht erhofft. Das Gesetz wird am 1. Oktober in Kraft treten; mit dem Tag des Inkrafttretens werden alle cantonalen Getränkesteuern aufgehoben. Die Einrichtung des Monopols dürfte aber noch ein hartes Stück Arbeit sein. Auch in Italien bilden die Budgetfragen den Gegenstand ernster Zwistigkeiten zwischen dem Kammerausschuß und der Regierung und zeigt sich dabei innerhalb des Cabinets ein Mangel an Einigkeit, der die vielfach gehegten Befürch- ttuigen zu rechtfertigen scheint, daß eine Coalition zwischen DepretiS und Crispi keinen Bestand habe» könne. Wenn man nach den Aeußerungcn seines Organs „Popolo Romano" urtheilen darf, will der Ministerpräsident DepretiS in den Rückzug der italienischen Truppen aus der so große Opfer an Menschen und an Geld erfor dernden nutzlosen Colonie Massauah willigen, sobald die militärische Ehre Italiens gewahrt sein wird. Die Vorbereitungen zu der für den Herbst geplanten Expedition gegen Ras Alula und den NeguS von Abessinien werden deshalb zunächst noch eifrigst fortgesetzt. Unter der Arbeiterbevölkerung Belgiens Regierung umfangreiche militärische Vorsichts maßregeln für nöthig hielt. Ueber die Zahl der Streikenden lauten die Angaben sehr verschieden, doch scheint sich der Streik auf fast alle Kohlen gruben von Lalouviere, Houssc, Bouvy, Mdemont, SarSlongchamps und Chatelet ausgedehnt zu haben. Von den feiernden Arbeitern wird ein unerhörter Druck auf diejenigen Arbeiter aus geübt, welche sich zur Weiterarbeit entschlossen haben. Mit bewaffneter Hand werden die Letzteren von der Arbeit abzulassen gezwungen. Die Gendarmerie ist unausgesetzt thätig; außerdem sind an den am meisten bedrohten Orte» Truppen postirt. Leider ist cs bereits in La Croyore zwischen diesen und den Streikenden zu einem blutigen Zusammenstoß gekommen, bei dem zwei Arbeiter ihr Leben cinbüßten. In der französischen Deputirtenkammcr ist der Streit zwischen dem Ministerium Goblet und der Budgetcommission zu Ungunsten des ersteren entschieden »nd dadurch eine ernste Krisis hcrbeigeführt worden. Mit 275 gegen 257 Stimmen wurde dem Cabinet Goblet ein Ver trauensvotum verweigert und der kränkende An trag des Budgetausschusses auf Zurückverweisung der Budgetvorlage an die Regierung sogar mit 312 gegen 143 Stimmen von der Kammer gut geheißen. Der Präsident der Republik nahm bald darauf das Entlassungsgesuch sämmtlichcr Minister entgegen und cvnferirte wegen der Neu bildung eines Cabinets mit den Präsidenten des Senats und der Deputirtenkammcr, sowie mit mehreren anderen hervorragenden Volksvertretern. Im Allgemeinen gilt Frcycinct als der Vorsitzende des künftigen Ministeriums, das bisher noch nicht zu Staude kam, weil mau iu opportunistischen Kreisen entschieden gegen die Herübcruahme Bou langcrs in das neue Cabinet ist. Die Schwierig keiten der Lage in Frankreich lassen annehmen, daß die MinistcrkrisiS sobald keine unmittelbare Erledigung finden wird. Nach Ablehnung zahlreicher Gegenanträge ist daS englische Unterhaus glücklich dazu ge langt, den ersten Artikel der irischen Strafrechts novelle durch die Einzelberathung durchznbringen und dürfte der Rest des Gesetzes nach endlicher Lahmlegung der Opposition nun rascher erledigt werden. In den englischen Regierungskreisen ist man der Ansicht, mit Hilfe dieses neuen Gesetzes die Ordnung in Irland so hinreichend sichern zu können, daß es unbedenklich erscheint, der Königin anläßlich der Feier des Jubiläumsjahres eine allgemeine Amnestie in Irland für alle Personen zu empfehlen, die wegen agrarischer Verbrechen zu Gcfängnißstrafen verurtheilt sind. Während die russische Czaarenfamilie sich auf dem Wege nach Südrußland befand, wurden in Petersburg fünf der jüngst verurtheilten Ver schworenen hingerichtet. Die Meldung des Petersburger Correspondcnten der „Franks. Ztg.", daß neuerdings wieder 25 Personen verhaftet wurden, welche anläßlich der Reise des Czaaren nach Nowotscherkask ein Attentat geplant hatten, blieb bisher unbestätigt. Die russische Kaiser familie kam unbehelligt im Dongebiete an, wurde dort begeistert empfangen und die feierliche Ein setzung des Großfürsten-ThronfolgerS als obersten Hetman der Kosaken vollzog sich am 18. d. M. gemäß dem Programm in glänzendster Weise. Im Ganzen hat die nationale Partei in Rußland allen Grund, mit dem jetzigen Stand der russischen Politik zukrieden zu sein, da die bulgarische Regentschaft auf die geplante Einberufung der Sobranje verzichtet und seit der Reise der Königin Natalie nach der Krim die russenfreund liche Partei auch am Hofe des König« von Serbien bedeutend an Einfluß gewonnen hat.