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Se. Majestät der Kaiser trifft laut Privat nachrichten aus Ems zwischen dem 16. und 18. Juni mit Gefolge daselbst ein. Der älteste Sohn des Prinzen Wilhelm von Preußen hat zu seinem neulichen 5. Geburtstage seine erste Uniform (Garde-Husaren-Regiment) erhalten. Auch unseres Kaisers erste Uniform, die er als 6jähriger Knabe erhielt, war eine Husaren-Uniform, die der Rudorff'sche (heute Ziethen-) Husaren. Der kleine Prinz ist in der Uniform sofort Photographirt worden. Die Wahlprüfungscommission des Reichs tags hat die Wahl des socialistischen Abgeord neten Gabor in Frankiurt am Main für giltig erklärt, die des Abg. Reinhold (Altena-Jferland) vorläufig beanstandet. In verschiedenen Blättern ist die Idee eines Gesetzes wegen Sperrung der Einfuhr von Getreide angeregt worden. Demgegenüber er fährt das „Wolff'sche Bureau" aus zuverlässigster Quelle, daß die Regierung diesem Gedanken vollständig fern steht. In der Sitzung des BundeSratheS vom 12. Mai wurde der Entwurf eines Gesetzes über die Besteuerung des Zuckers den zuständige» Aus schüssen zur Borberathung überwiesen. ZU der auf deu 9. Juni d. I. anberaumten Feier der Eröffnung der Arbeiten zum Nord-Ostsee-Canal werden die Stände der Provinz Schleswig-Holstein dem Kaiser ein Fest geben, zu dessen Kosten rin unbeschränkter Kredit von ihnen bewilligt wurde. rath angesehen. Zur Schlichtung der Frage sMI die Kammer in der nächsten Woche befragt wsrden- Den Blättern zufolge dürfte eme Mimsterkristi^ wahrscheinlich sein. Auf dem Bahnhof von SoissonS fand ein Truppenspeisungsversuch, be» dem 3784 Mann und 570 Pferde betheiligt waren, statt. Der ganze^ Versuch erforderte eine Stunde. Bulgarien. Neuester Throncandidat für Bulgarien, für den auch Fürst Bismarck sei, soll Prinz Wilhelm von Nassau sein. Er soll sehr viele Aussichten, haben. Vermischtes. — Eine furchtbare That, verübt im Zustande des VcrfolgungSwahnsinnS, ist in der Nacht zum 9. d. M. in dem zum Kreise Elsterwerda ge hörigen Orte Lausigk verübt worden. Der^ Lehrer S. tödtetc seine Ehefrau und entleibte sich dann selbst. Der bcdauernSwerthe Mann mißtraute Jedem, selbst seiner Frau; von Allen glaubte er sich verfolgt. Seine Frau z. B. mußte- von den Speisen erst etwas genießen, bevor er^ sic genoß, selbst die ihm verordnete Medici» mußte^ sie erst kosten. — In Greiz riß am Dienstag Nachmittag, die hochgehendc Elster den Steg der Firma Gölte- und Gruschwitz weg, auf welchem 5 Zimmerleute beschäftigt waren; diese fielen sämmtlich ins^ Wasser und zwei von ihnen ertranken. — (Königin Margberita.) Man schreibt vom 7. d. M. ans Venedig: „Königin Margherita unternahm gestern Abends in Begleitung einer ihrer Palastdamen einen Spaziergang durch die Stadt. Unerkannt erging sich die Monarchin hierauf unter den Procuratien. Vor den Fenstern des kgl. Palastes hatte sich eine beträchtliche Volks menge angesammelr, welche durchaus wollte, die Königin solle sich am Fenster zeigen. Sichtlich ergötzt mischte sich Königin Margherita unter die applaudirende Menge und kam neben einer Bäuerin zu stehen, die sehnsüchtig zu den Fenstern der Königin aufblickte und sichtliche Zeichen der Un ruhe und Erregung gab. Endlich, als der Jubel am lautesten wurde, wandte sich die Alte mit den Worten: „Wenn sie das hört, kommt sie gewiß, nicht wahr?" zu den beiden Damen, die an ihrer Seite standen. „Man sollte denken," erwiderte die Königin lächelnd. — „O ja, sie kommt, sie muß komme»," replicirtc die Alte eifrig, und wenn sic wüßte, daß auch ich da bin, dann würde sie mich nicht so lange warten lassen." — „Kennt ihr denn die Königin?" —«„Nein, ich habe sie nie gesehen. Aber sie ist so gut, und wenn sie wüßte, daß ich mit meinen 76 Jahren 12 Stunden gegangen bin, um sie zu sehen, dann käme sie gewiß. Aber sie iveiß es nicht," setzte die Alte traurig hinzu. — „Nun, dann will ich's ihr sagen," tröstete die Königin das arme Weib, „und ich verbürge mich, daß ihr die Königin sehe» sollt. Kommt nur mit mir. — Erst wollte die Alte nicht folgen, fürchtend, „die noblen Damen" wollten »nt ihr ihren Scherz treiben, endlich aber faßte sie Vertrauen und ging mit. Der Weg ging schnurgerade zum Thore des kgl. Palais. „Wartet hier", sagte die Königin, „und- ihr werdet von mir hören." Dabei schlüpfte sie in's Thor, die Wachen leisteten die Ehren bezeugungen, die Fanfare ertönte, der Ruf: ,^-a regln»! regio»!" Pflanzte sich durch die Menge fort. Zu dem alten Mütterlein aber trat ein . Kammerdiener und reichte ihr ein funkelndes Goldstück mit den Worten: „Das schickt Euch die Königin, damit ihr nicht heimzugehen braucht^ sondern hübsch fahren könnt. Und wenn ihr sie noch einmal sehen wollt, dann tiunmelt Euch, denn sie kommt gleich an's Fenster." Was die Alte gefühlt, was sie gedacht, - als sie in der Königin ihre Begleiterin erkannt, darüber — schwelgt die Geschichte, die jetzt die Runde durch- die Stadt macht. — AuS Wittenberg wirdder„N. A.Z. gemeldet, daß am 12. d. M. die im Umbau be griffene Elbbrücke in Brand gerieth, der unter heftigem Westwind die parallel laufende Eisen bahnbrücke auf'S Aeußerste gefährdet. Der' Bahnverkehr ist eingestellt. Amtlicher Mittheilung, zufolge war der ausgebrochene Brand der Chaussee- Elbbrücke, wodurch beide Geleise der Eisenbahn brücke kurze Zeit unfahrbar wurden, gegen 3 Uhr Nachmittags gelöscht und ein Geleise wieder fahrbar, so daß der regelmäßige Betrieb wieder ausgenommen werden konnte. — Die Versteigerung der französischen Kron juwelen, die am 12. Mai im Hotel Drouot, dem. Pariser AuctionShause, begann, hat die A ' samkeit der internationalen Juwelier^ gelenkt. Au» ganz Europaund " find Juweliere und Antignitätz Am Mittwoch Vormittag wurde abermals ein Geisteskranker vor dem Palais de» Kaiser in Berlin verhaftet. Berlin, 10. Mai. Wie die „N.-Z," auS Paris erfährt, dementirt der „TempS" die Mel dung, daß die französische Regierung auf die Verwendung des Melinits verzichte und die Zer störung des vorhandenen Materials angeordnet habe. Noch in der vorigen Woche Haven auf den Jsles d'HyöreS Versuche mit Melinitbomben stattgefunden und wurden fortgesetzt. Wenn das in Deutschland untersuchte Melinit sich zersetze, so beweise das nicht, daß mit demjenigen der französischen Artillerie daS Gleiche geschehe. München, 10. Mai. Der Prinzregent ist heute Abend von seiner Reise in die Provinz hierher zurückgekehrt und wurde auf dem Bahn hofe von sämmtlichen Prinzen, den Ministern und der Generalität, sowie von den Spitzen der Ge- meindecollegien empfangen. Wegen Bismarckbeleidigung, begangen durch einen „Kriegslärm und Reptilienpresse", betitelten Artikel der „Freisinnigen Zeitung", verurtheilte das Berliner Landgericht den Redacteur E. Barth zu 4 Wochen Gefängniß. Stuttgart, 11. Mai. Der Ständeversamm lung sind Vorlagen zugegangen, betreffend die Regelung der Betheiligung des Reichs und Württembergs an dem zweigeleisigen Ausbau der Eisenbahnen CrailSheim-EpPingen, welche den Interessen der Landesverthcidigung dienen sollen, sowie betreffend die Herstellung der Eisenbahn Tuttlingen-Sigmaringen, drittens ein Gesetzentwurf, betreffend die Vervollständigung des Eisenbahn netzes im Interesse der Vertheidigung. Gefordert werden 12 Millionen Mark. Wie in Mainzer militärischen Kreisen ver lautet, wird das vor einigen Tagen nach Metz abgcgangene brandenburgische Fußartilleriercgiment Nr. 3 nicht mehr nach Mainz zurückkehren, sondern dasselbe würde, wenn auch die Schießübungen des 12. sächsischen Artillerieregiments, welches seither in Metz in Garnison lag, auf der Wahner Heide beendet seien, in Metz verbleiben. Es wird bereits ein im Norden stehendes Artillerieregiment als dasjenige bezeichnet, welches für die Folge die Garnison in Mainz beziehen soll. Der langjährige Bürgermeister von Mühl hausen im Elsaß, Abgeordneter Mieg-Köchlin, hat sein Entlassungsgesuch eingercicht. Der Gemeinde rath beschloß, sein Bild im Rathhaussaale auf zuhängen. Dem Vernehmen nach wird die Re gierung das Amt des Bürgermeisters jetzt durch einen Beauftragten verwalten lassen, der dann, wenn der Reichstag das neue Gemcindcgesctz an genommen haben wird, voraussichtlich znm Bürgermeister ernannt werden wird. Wie aus Metz gemeldet wird, sind die Bürgermeister Türk in Ersdorf und G. Humbert in Buschborn durch landesherrliche Verordnung ihrer Posten enthoben wurden. Das „ Elsässer Journal" meldet von der Ausweisung dreier Direktoren der Glashütten in Vallerysthal. Dieselben sollen französische Offi ziere sein, welche ihre Arbeiter völlig militärisch organisirt hätten. In der Nähe befindet sich ein militärisch wichtiger Tunnel. O e st e r r e i ch. In Prag versuchten czechischc Studenten einen deutschen CommcrS zu stören; sic drangen durch ein Fenster ein und zertrümmerten viele Scheiben. Eine Patrouille verjagte die Ruhestörer, ver haftete aber Niemand. In Wien haben an der Universität am Montag Vormittag studentische Demonstrationen gegen den Professor Maasen stattgefundcn, weil der selbe am Sonnabend im Herrenhause heftig gegen Deutschland gesprochen. Beim Betreten des Hörsaale» wurde Maasen mit stürmi chen Pereat- rufen empfangen, ebenso beim Verlassen. — Bei wiederholten Demonstrationen von Universitäts hörern vor der Wohnung des Professor Maasen wurden 5 Studenten verhaftet. Es werden fämmtliche juristische Vorlesungen unterbleiben. Italien. Florenz, 12. Mai. In Anwesenheit des König» und der Königin, des Kronprinzen, Zanar- delli's und zahlreicher anderer Ehrengäste fand die Enthüllung der Dom-Fayade unter dem Geläute aller Glocken statt. Der Erzbischof celebrjrte ein Hochamt und ertheiltc den Segen de» Papstes. Der König und die Königin wohnten dem Hochamt bei. Frankreich. Paris, 12. Mai. Das Votum der Budget commission, durch welches die Regierung auf gefordert wird, neue Ersparnisse vorzulegen, wird tu parlamentarischen Kteifen als ein vollständiger Bruch zwischen der Commission und dem Minister Der auch heule noch nicht vergeffene Hofrath vr. Philipp» faßte im Jahre 1837 den Entschluß, neben seiner mit beispiellosem Erfolge redigirten BolkSzeitschrift, die „Ameise", einen Kalender ins Leben, zu rufen, der den wahren Bedürfnissen de» Volkes Rechnung trage und so entstand der Kalender. Die Jubiläumsausgabe kommt bereits Ende dieses Monats zur Versendung und wird alle früheren Ausgaben an Reichhaltigkeit und eleganter Ausstattung weit übertreffen. Die Zeit rückt mehr und mehr heran, in welcher kleinere und größere Gesellschaften Aus flüge in die sächsische Schweiz unternehmen. Dir Erfahrung hat gelehrt, daß dieselben nicht immer mit der wünschenswerthen Rücksicht auf ihren Wanderungen verfahren, z. B. über jungh Anpflanzungen laufen und dabei die keinen Bäumchen niedertreten, nur um einen Weg etwas abzukürzen; brennende Streichhölzchen unachtsam wegwerfen u. A. m. Klagen der Förster über Waldfrevel, der Gebirgsvereine über Beschädigungen ihres Eigenthums kehren alle Jahre wieder. Forstdcamte und Gebirgsvereine richten daher vereinigt die Bitte an die Besucher der sächsischen Schweiz, in den Waldungen die Wege nicht zu verlassen, Schonungen nicht zu betreten, Pflanzen und Maiwuchs nicht abzureißcn und das Rauchen möglichst zu unterlassen. Das sächsische Eisenbahnnetz ist das dichteste in Deutschland und liefert unter den deutschen Staatsbahnen die höchsten Erträgnisse. Während in Sachsen auf 100 gkm Boden 13,83 Km Eisenbahn entfallen, kommen auf die gleich große Bodenfläche in Preußen 6,35, in Baiern 6,70, in Württemberg 7,39, in Baden 8,83 und in Elfaß-Lothringen 8,97 km Eisenbahn. Die Verzinsung des Änlagecapitals der Staatsbahncn aus' den Betriebseinnahmen nach Abzug der Betriebsausgaben stellt sich in Sachsen auf 4,91 Proc., in Elfaß-Lothringen auf 3,64 Proc., in Preußen auf 4,89 Proc., in Baiern auf 3,45 Proc., in Württemberg auf 3,03 und in Baden auf 3,07 Proc. Das Anlagekapital der deutschen Eisenbahnen wird überhaupt auf 9,722 Millionen Mark angegeben. Der Fahrpark der normal spurigen Eisenbahnen beträgt 12,450 Locomotiven, 22,735 Personen- und 250,313 Güterwagen. Aus sächsischen Staatswaldungen sind im Jahre 1886 an Privatwaldbesitzer 79,446 Stück Laubholz und 2,182,436 Stück Nadelholzpflanzen verkauft worden, gegen 1885 32,936 Stück Laubholz- und 1,057,522 Stück Nadclholzpflanzen weniger als im Vorjahre. Der Ertrag der Straßenobstbäume im Königreich Sachsen war in dem ungünstigen Obstjahre 1886 in den einzelnen Straßen- und Wasserbau-Jnspcctionsbezirken folgender: Döbeln . . . 18,26» Mk. " - " — Leipzig I u. II 11,687 „ Löbau . . . 11,657 „ Grimma . . 16,126 „ Meißen 1 u. II 9884 „ Bautzen. . . 7339 „ Dresden I u. II 6323 „ Der Gesammtertrag aus dem Obst der fiskalischen Straßenbäume war sonach 87,684 Mark; ein recht ansehnlicher Beitrag zu den Kosten der Straßenunterhaltung. Pirna I u. II 6221 Mk. Zwickau. . . 4654 „ Chemnitz . . 1646 „ Plauen . . . 566 „ Freiberg. . . 313 ,, Schwarzenberg. 193 ,, Annaberg . . 22 „