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klüftete; andere Berggipfel verschwanden, trockneten ein und andere Seen entstanden Plötz» lich. Am stärksten war das Erdbeben nahe der Sonora-Eisen fort. 4 England. Im Londoner Parlament hat eS wieder einen Mordslärm gegeben. Die „Times" hat die heftigsten Angriffe gegen die irischen Abgeordneten gerichtet, und die Herren aus Irland haben sich dadurch doch dermaßen verletzt gefühlt, daß sie kategorisch verlangten, den Herausgeber der Times, der ein feiger Lügner sei, zur Rechenschaft zu ziehen. Das Parlament beschloß aber auf An trag des Ministers Smith die Sache zu ver tagen, bis die nöthige Ruhe wieder eingekehrt sei. Schweden. Stockholm, 5. Mai. Die Thronrede, womit der König heute den Reichstag eröffnete, hebt hervor, daß die Zollfrage, deren Behand lung im vorigen Reichstage die Auflösung des Reichstages veranlaßte, von so großer Bedeutung für Handel und Landwirthschaft sei, daß eine Aenderung des bisherigen Zollsystems nicht ein treten dürfe, ohne daß der Reichstag der all gemeinen Meinung des Landes darüber, ob eine Aenderung des Zollsystems gewünscht werde, be stimmten und zuverlässigen Ausdruck gebe. An gekündigt wird eine Vorlage betreffs eines Handelsvertrages mit Spanien. Rußland. Petersburg, 2. Mai. Gestern Nachmittag 4 «Uhr ist in dem Prozeß gegen die Attentäter vom 13. März das Urtheil gefällt worden. Sieben der Angeklagten sind zum Tode durch den Strang, acht andere aber, welche mehr oder weniger der kaiserlichen Gnade anzuempfehlen seien, zv Zwangsarbeit von zwei bis 20 Jahren verurtheilt. Die geringste von zwei Jahren erhielt die Dorflehrerin Serdikowa. Die Verkündigung des Urtheils findet morgen Mittag 12 Uhr statt. Der Czaar erhielt einen vollständigen stenographischen Bericht über den Prozeß, durch welchen unter Anderem festgestellt wird, daß momentan in Rußland vier nihilistische ComiteeS existiren: nämlich in Petersburg, Wilna, Charkow oder Kiew und in Sibirien (!). Die meisten Gelder für die Vorbereitung des letzten Attentats gab einer der angeklagten Polen her, der Sohn eines reichen Gutsbesitzers. Die ver schiedenen Bertheidiger, Rechtsanwälte Turschain- noff, Gehrke, Lentjeff, Schneuy, Sokoloff und Hargulai versuchten den Nachweis, das Attentat sei mit so gänzlich unzulänglichen Mitteln unter nommen, daß es kaum als Mordversuch anzusehen sei. Damit drangen sie jedoch begreiflicher Weise nicht durch. Der Oberstaatsanwalt und Vertreter der Anklage, Nekludoff, widerlegte dies in langer Rede. Laut §8 241, 243, auf welchen die An klage fußte, mußte gegen alle die Todesstrafe beantragt werden. Vermischtes. — München, 26. Mai. Bei dem heutigen Meeting des Velocipedclubs errang in dem Rennen der Professionals um die Meisterschaft in Europa Dubois mit einer halben« Radlänge den Sieg- Medingcr wurde Zweiter, Bird Dritter. Duncan gab das Rennen bei der vorletzten Runde auf. Distance 5 Kilometer; Record 9 Minuten 17 Sekunden. — London, 5. Mai. Kabel-Telegramme melden von Erdbeben, welche im Südwesten der Vereinigten Staaten stattfanden und sich durch Arizona, Neumexiko, Kalifornien bis zum stillen Ocean fortpflanzten. Furchtbar war das Erd beben bei TuScon, wo eS gewaltige Berge zer klüftete; andere Berggipfel verschwanden, Seen trockneten ein und andere Seen entstanden Plötz» . Die Erdstöße dauern noch nur langsam durch Arizona ein. Berlin, 5. Mai. Der Reichstag genehmigte die Errichtung eines orientalischen Seminars. Der Gesetzentwurf über den Servistarif und die Classeneintheilung der Orte wurde nach unerheb licher Debatte in dritter Lesung genehmigt. Bei der Berathung des Nachtragsetat wird der An trag Richter, die Manquements bei derCavallerie aufrecht zu erhalten und bei der Geldverpflegung der Truppen statt 4,182,000 nur 4,073,000 M. zu bewilligen, abgelehnt und alle Positionen des Nachtragsetats, soweit sie die fortdauernden Aus gaben für die Heeresverwaltung betreffen, un verändert genehmigt. Die Wahl Hoffmann'S (Sachsen) wird für giltig erklärt. Der Prinz-Regent Luitpold von Bayern läßt es sich sehr angelegen sein, sich persönlich durch häufige Reisen in die verschiedensten Theile des Landes von allen Verhältnissen zu überzeugen. Gegenwärtig befindet sich der hohe Herr auf einer Reise durch Oberfranken und Mittelfranken, woran sich noch ein Abstecher nach Oberpfalz und Niederbaiern knüpfen wird. In der Beglei tung des Prinz-Regenten befinden sich die Minister v. Feilitzsch und v. Lutz, sowie die obersten Hof chargen; der Prinz-Regent wird allerorten mit Begeisterung empfangen. Hof i. B., 5. Mai. Der Prinzregent Luit pold ist heute Vormittag 11 Uhr von Bayreuth hier eingetroffen und auf dem festlich geschmückten Bahnhose durch den Kgl. sächs. Generallieutrnant v. Holleben, welchen der König von Sachsen zur Begrüßung hierher entsendet hatte und Namens der Stadt von dem Bürgermeister und den Staats- und städtischen Beamten empfangen worden. Unter jubelnden Zurufen der Bevölkerung hielt Prinzregent darauf seinen Einzug in die "mückte Stadt. - - 303,600 Mann. Davon haben 37,000 Mann schon früher Dienst gethan. Dem Berner „Bund" zufolge wird nun demnächst die Organisation de» Landsturms vom Militärdepartement ernstlich in die Hand genommen werden. Die Gotthardbefestigung, deren Kosten auf etwa 800,000 Fr. veranschlagt sind , wurde den Unternehmern Fruttiger und Rüttimann »»ge schlagen. Die Panzerung soll bis End« d. I. fertig sein. Aus Chur, 30. April, wird gemeldet: In Sils (Dorf in Graubünden von etwa 70 Häusern) ist eine Feuersbrunst ausgebrochen, welche, angefacht durch heftigen Föhn, binnen zwei Stunden das ganze Dorf vis auf fünf Häuser zerstörte. Die Zahl der niedrrgebrannten Firste ist jetzt auf 104 angegeben, die Zahl der obdach los gewordenen Personen auf 331. Es stehen nur noch 5 Häuser und 3 Ställe. Der Schaden ist groß. sendet wird, enthält in Prägnanter Darstellung Alle», was dem Besucher dieses idyllisch in der Nähe von Dresden gelegenen CurorteS zu wissen nöthig ist, das Bad besitzt 14 theilS im Thale, theils auf Anhöhen gelegene Logishäuser mit über 300 eleganten, sowie einfachen Wohnzimmern. Die Saison dauert vom 1. Mai bis 30. Sep tember. Unter den Curmitteln sind namentlich hervorzuheben: Die Eisenquellen, die zu Trink- und Badekuren dienen, die Moorbäder, Kiefer nadel-Dampfbäder, elektrischen Bäder, sowie die im Frühjahr 1885 errichtete Wasserheilanstalt. Als heilbewährt wird Augustusbad gepriesen bei allgemeinen Schwäche-Zuständen, Anämie, Scro- phulose, Bleichsucht, nervöser Ueberreizung, Neu ralgien, Rheumatismen, chronischen Gelenkleiden, Frauenkrankheiten und den verschiedenartigsten Nervenleiden. Ferner sind aus dem Prospekte zu ersehen die Preise der Wasserheilanstalt, der Bäder, der Curtaxe und der Wohnungen, sowie die Unterhaltungen, welche den Kurgästen ge boten werden. In Kleinkarsdorf bei Kreischa verschluckte am Freitag das 1jährige Söhnchen des Haus besitzers Dittrich einen kleinen Teller aus Blech, mit dem es auf dem Schooße der Mutter spielte. Die erschrockene Mutter zog mit großer Anstrengung das unglückliche Spielzeug wieder hervor, wobei natürlicherweise durch die scharfen Kanten innere Verletzungen stattgefunden hatten, die trotz des Beistandes des herbeigerufenen Kreischaer Bade arztes den Tod des Kindes bewirkten. Sein zum ersten Male wiederkehrender Geburtstag wird ihm sein Begräbnißtag. Am 7. Mai d. I. sind es 20 Jahre, daß das Technikum in Mittweida gegründet wurde. Herr Direktor Weitzen, der auch heute noch Leiter der Anstalt ist, eröffnete dieselbe 1867 mit etwa 17 Schülern; heute zählt sie in jedem Semester gegen 600 Besucher aus den fernsten Ländern. Eine Bekanntmachung der Königl. Amts hauptmannschaft zu Pirna, die Prüfung neu- anzustellender Schweizführerbetreffend, wird nicht blos in Gebirgsvereinskreisen, sondern auch im ganzen touristischen Publikum mit großer Genugthuung ausgenommen. Die Königliche Behörde hat beschlossen, diejenigen Personen, welche sich zur Anstellung als Schweizführer im Pirnaer Verwaltungsbezirke melden, in Zukunft einer Prüfung zu unterwerfen, durch welche die Befähigung der Betreffenden, insbesondere die nöthige Kenntniß der in Betracht kommenden Gebietstheile, Aussichtspunkte und Wege unter Berücksichtigung der einschlagenden topographischen, naturwissenschaftlichen und historischen Verhältnisse festgestellt werden soll. Diese Prüfung soll durch eine aus Mitgliedern des Gebirgsvereins für die sächs.-böhm. Schweiz und des Vaterländischen Gebirgsvereins Saxonia zusammengesetzte Com mission in Gegenwart der betreffenden Stations ortsbehörde stattfinden und erfolgt gebührenfrei. Berlin, 5. Mai. Der Ertrag der Brannt weinsteuer wird inSgesammt auf 143,400,000 Mark veranschlagt, was nach Abzug des bis- herigen Nettoertrages der Branntweinsteuer eine künftige Mehreinnahme von 96,400,000 Mark ergeben werde. Eine Preisbewerbung für das neue Modell eines Armeesattels wird m der neuesten Nummer des Armee-Verordnungsblattes ausgeschrieben. An Preisen werden ausgeworfen ein erster Preis von 6000 M. und ein zweiter Preis von 3000 M. Die einzusendenden Modelle müssen bis zum 30. November 1887 bei dem Kriegsministenum in Berlin eingehen. Wie vorauszusehen war, arbeitet man, nach dem Deutschland sein Entgegenkommen durch Schnäbele's Freilassung bekundet, auch in Frank reich an der Besserung der Beziehungen, soweit sie durch jene sensationelle Affaire berührt wurden. Schnäbele ist auf zwei Monate beurlaubt, erhält aber dann sofort seinen Abschied. Das Spioniren wird ihm Wohl auch verleidet sein. Die fran zösische Regierung hat bereits ein Rundschreiben an die Grcnzbeamten erlassen, welches diesen die äußerste Vorsicht und Correktheit im Amtsverkehr mit den Deutschen vorschreibt. Auch wird sich wohl annehmen lassen, daß die französische Ne gierung die Spionage für einige Zeit unterlassen wird; in den Reichslanden wird sie nicht viel Gegenliebe mehr finden, wenn erst das Neichs- gericht einige pflichtvergessene deutsche „Französ- linge" auf ein Jahrzehnt in's Zuchthaus geschickt haben wird. Von den österreichischen Officiösen wird der Regierung der Nepublik der gute Rath gegeben, ihr „System der Spionage" in Elsaß- Lothringen aufzugeben; sie würde durch Ein schränkung jenes etwas allzu vordringlichen Kundschafterthums das eigene Ansehen heben und manchen äußerlichen Anlaß zu verkängniß- vollen Mißverständnissen und Zwischenfällen rechtzeitig beseitigen, zum Vortheile der so kost baren und so mühsam gehüteten Ruhe des Welttheils. Berlin, 5. Mai. Aus Paris wird der „N.-Z." gemeldet: Gestern Abend gegen 9 Uhr hat sich eine Bande von einigen Hundert Indi viduen, meistens Bengel, vor dem geschlossenen Edentheater angesammelt. Durch die Polizei ver trieben, versuchten dieselben unter den Fenstern des nahen Verols uMtairo und den Bureaux des Journal „La Revanche" im antideutschen Sinne zu manifestiren, zogen sodann über den Boulevard und die Rue royale nach dem Concordienplatze unter Rufen vor der Statue der Stadt Straß burg, um sich nach der deutschen Botschaft zu begeben. Sie wurden aber auf dem Concordien platze durch die Polizei gesprengt. Für heute Abend werden ernste Befürchtungen gehegt. Der größte Theil der Presse wiegelt ab und tadelt die vorgestrige Toleranz der Polizei, wonach die Anstifter der Manifestation ermuthigt wurden. — Die gestrige Pariser Börse war infolge der er neuerten Deutschenhetze in gewissen Journalen verstimmt, welche von der Regierung allerdings nicht verhindert werden kann, schließlich aber noch zu einem Conflicte führen könnte. Der deutsche Botschafter Graf Münster conferirte gestern Nach mittag mit dem Minister des Auswärtigen, Flourens. Die letzte Note des Reichskanzlers an den Botschafter Herbette hat einen sehr deprimirenden Eindruck in Paris gemacht wegen der direkten Vorwürfe, daß das officielle Frankreich die deutsch feindliche Spionage im Reichslande unterstützte. Die französische Regierung nimmt in ihrer Er- widerungS-Note die angeführten Thatsachen mit „Vorbehalt" zu den Acten. In einem vorstädtischen Fabrikunternehmen der Stadt Nürnberg kam es am 2. Mai zwischen deutschen und französischen Arbeitern zu einem Streit, welcher einen ernsten und gefähr lichen Charakter anzunehmen drohte. Durch das energische Dazwischentreten des Besitzers gelang es allerdings, weiteren Thätlichkcitcn vorzubeugen und dem Streit für den Augenblick ein Ende zu machen. Gleichwohl hat sich der französische CoNsul insofern zu einer Intervention veranlaßt gesehen, als er an den Fabrikbesitzer das dringende Ersuchen richtete, die betreffenden französischen Arbeiter auf seine (d. h. des Unternehmers) Kostm in ihre Heimatb zurückbcfördern zu lassen. Wie man hört, wird diesem Wunsche im Interesse des lieben Friedens auch bezüglich der weniger Betheiligten entsprochen werden. Ob man in Frankreich in ähnlichem Fall wohl ebenso ver fahren würde? Schweiz. Die amtlichen statistischen Erhebungen über die landsturmpflichtigen Mannschaften in der ganzen Schweiz weisen annähernd folgendes Gesammt- resultat auf: 3700 Offiziere, 4800 Unteroffiziere, an Mannschaften 295,000, im Ganzen also circa