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Wammen. Der Rath macht bekannt, daß mit Rücksicht auf die am 22. März auf dem Allmarkte, aus Anlaß des Geburtstages abzuhalten de Feier, der Altmarkt mit Jahrmarktsbuden während dieses Jahrmarktes überhaupt nicht besetzt wird, sondern vom Jahr» marktSverkekr gänzlich frei bleibt und daß wegen der hierdurch veränderten Aufstellung der Buden und Stände noch besondere Bekanntmachung ergehen ivird. Umschau in der sAchs.-preuß. Lausitz unv dem Meißner Hochland, 14. März. ES wurden ein Raub der Flammen: Wohnhaus und Stall der Wittwe Janak zu Zschellen; ein beim Tischler Schlick in Kottbus entstandener Brand wurde glücklich gelöscht. — Der Garten besitzer Bormann zu HerzogSwaldau wurde beim Fällen einer Pappel von einem Ast getroffen und lebensgefährlich verletzt. — Zu Dürr hennersdorf wurde die Frau Gutsbes. Mücklisch durch Schlagfluß plötzlich getödtet. — Der Bahn arbeiter Neumann in Großschönau kam zwischen die Puffer zweier Wagen und wurde so arg beschädigt, daß er Tags darauf starb. Er hinter läßt 1 Wittwe und 6 Kinder, davon nur eins über 14 Jahr alt. -- Im böhm. Grenzorte Waldecke wurden dem 13jähr. Siegelt durch Explosion einer von ihm dem Vater entwendeten Dynamitpatrone sämmtliche Finger ab- und ein Auge ausgerissen. Der 8jähr. Palme, der mit S. war, wurde ebenfalls vielseitig beschädigt. — Der Gemeinde Hermannsdorf vermachte der Erb- gerichtsbesitzer Nadler 3000 Mark zur Ver pflegung siecher Personen. — Der Frauenverein zu Stolpen hat im vorigen Vereinsjahre 300 Mark und 257 Mark 24 Pf. verausgabt. Das Vermögen beträgt 726 Mark 96 Pf. — Der Krankenhausbaufond des Albertvereins zu Löbau hat im Laufe des letzten Jahres einen Zuwachs von circa 2^50 Mark erfahren und ist auf 8250 Mark gestiegen. — Der Verein gegen Trunksucht rc. in Bautzen hat im vergangenen Jahre 610 Mark 50 Pf. Einnahmen und 560 Mark Ausgaben gehabt; der zu Schönbach, welcher 113 Mitglieder zählt, hielt eine General- versammlnng in Bcyersdorf ab.— Der Militär verein zu Herwigsdorf bei Zittau feierte sein 25jähriges Stiftungsfest und Herr Ortsrichter Brussig zu Cunnersdorf bei Löbau sein 25jähr. Jubiläum als Ortsrichter. — Die Oberlausitzer Bank zu Zittau machte im vorigen Jahre einen Gewinn von 186,260 Mark und konnte eine Dividende von 5?/, Procent gewähren. — Der Fabrikant Herr Fabian zu Groß-Schönau hat der dortigen Schule bei Gelegenheit des 30jähr. Bestehens seines Geschäfts einen werthvollen, stark vergoldeten Kronleuchter und die farbige Nachbildung vom Rafael'schen Gemälde: „Weide meine Lämmer" zum Geschenk gemacht. — Für die erledigte Hvfpredigcrstelle zu Sorau ist Herr Pfarrer Niedlich zu Baudach erwählt worden. — Zum 2. Lehrer an die neuerbaute Schule zu Rothnauslitz ist Herr Schlenker aus Semichau, bisher 2. Lehrer in Quatitz; zum Lehrer nach Mäuselwitz Herr Strehle in Opitz und zum 2. Lehrer nach Wurschen Herr Schulamtscandidat Hanke aus Göda bestimmt worden. — Zu Kaisers Geburtstage soll in Forst das neue Gymnasium „Georgium" eingeweiht werden. Herr Rentier Jacobi hat dazu 54,000 Mk. gespendet. Leider hat er die Einweihung nicht erlebt, denn er ist in diesen Tagen mit Tode abgegangcn. Bis zum 31. December vorigen Jahres sind im Königreich Sachsen 1052 Innungen neu begründet bez. reorganisirt worden, wovon 101 auf den Regierungsbezirk Bautzen, 250 auf den RegierungsbezirkDresden, 268 auf den Regierungs bezirk Leipzig und 433 auf den Regierungsbezirk Zwickau entfallen. In der Umgestaltung ihrer Verfassung sind zu diesem Zeitpunkte noch 154 Innungen begriffen gewesen. Die Umgestaltung hatten noch nicht in Angriff genommen im Ganzen 164 Innungen, und zwar 15 im Regierungs bezirke Bautzen, 19 im Regierungsbezirke Dresden, 37 im RegierungsbezirkeLeipzig, 93 imRegierungs- bezirke Zwickau. Die überwiegende Mehrzahl dieser 164 Innungen hat ihre Auflösung entweder bereits beschlossen oder eine Jnnungs- thätigkeit seit Jahren nicht mehr ausgeübt. — Als Zeitpunkt der Schließung derselben ist von dem Kgl. Ministerium des Innern auf Grund von Artikel 3 des Reichsgesetze?, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung vom 18. Juli 1881, nunmebr der 31. December dieses Jahres festgesetzt worden. cS Am 7. dieses Monats und folgende Tage hat eine abermalige AuSloosung Königlich Säch sischer StaatSpapiere stattgefunden, von welcher die 4*/, StaatSschulden-Cassenfcheme vom Jahre 1847 , 3«/, SlaatSschulden-Cassenscheine vom Jahre 1855, ingleichen die am 1. Juli 1887 mit 9°/, Prämienzuschlag rückzahlbar werdenden 4»/, sächsisch-schlesischen Eisenbahnactien betroffen worden sind. Die Inhaber der genannten StaatS papiere werden hierauf noch besonders mit dem Hin zufügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der Leipziger Ztg., dem Dr. Journ. und dem „Dresdner Anzeiger" veröffentlicht, auch bei sämmtlichcn Bezirkssteuer-Einnahmen und Gemeindevorständen des Landes zu Jeder manns Einsicht ausgelegt werden. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Terminen ausgeloosten, aber noch nicht abgehobenen Nummern wieder aufgerufen, deren große Zahl leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die Ausloosungen übersehen. Es können dieselben nicht genug davor gewarnt werden, sich dem Jrrthume hinzugeben, daß, so lange sie Zinsschcine haben und diese unbeanstandet eingclöst werden, ihr Capital ungekündigt sei. Die Staatscasscn können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung präsentirten Zinsscheine nicht vor nehmen und lösen jeden ächten Zinsschein ein. Da nun aber eine Verzinsung ausgeloostcr Capitale über deren Fälligkeitstermin hinaus in keinem Falle stattfindct, so werden die von den Betheiligten infolge Unkenntniß der Aus lösung zu viel erhobenen Zinsen seinerzeit am Capitale gekürzt, vor welchem oft empfindlichen Nachtheile sich die Inhaber von Staatspapieren nur durch regelmäßige Einsicht der Ziehungslisten (der gezogenen wie der restirenden Nummern) schützen können. Leipzig, 14. März. Alle vier Corps an hiesiger Universität, die Saxonen, Lusaten, West phalen und Thüringer sind vom akademischen Senat auf drei Semester suspendirt worden, weil sie wegen Mensurstreitigkeiten die Verbindung Grimmensia in Verruf erklärt hatten. Pirna. In erfreulicher Weise entwickelt sich das im vorigen Herbste gegründete Museum des Gebirgs-Vereins fürdie sächsisch-böhmische Schweiz, welches im hiesiegen Rathhause in einem lichten Zimmer ein vorläufiges Unterkommen gefunden hat. Es ist schon eine stattliche Anzahl geeigneter Gegenstände eingegangen, z. Th. unter Vorbehalt des Eigenthumsrechts, und in Aussicht gestellt. Unter dem bereits Vorhandenen befindet sich manches besonders Werthvolle, z. B. eine aus dem Jahre 1834 stammende Originalkupfer platte von Adrian Ludwig Richter, 19 Bilder aus der sächsischen Schweiz enthaltend, die Krone'sche Photographien- und die Busold'sche Aquarcllen-Sammlung, Beide mehrere hundert Blatt umfassend, und der Bronzefund von Seeligstadt. Sammlungen von Pflanzen, Steinen und Urnen sind ebenfalls angelegt. Trotz alledem befindet sich das Museum noch in seinen Anfängen, deshalb werden Gegenstände, welche sich aus die sächsische Schweiz und deren Umgebung, sowie auf die Geschichte derselben und das Reisen beziehen, jederzeit geschenkwcise, gegen Revers oder käuflich angenommen. Der Museumsvorstand, Realschuldirector vr. Muth, vermittelt gern die Entgegennahme auf eine kurze Anzeige hin. — Um den gelegentlich der Delegirten-Versammlung zahlreich hier anwesenden Mitgliedern das bis jetzt Erreichte vorzuführen, war das Museum am vorvergangenen Sonntag zum ersten Male geöffnet; man war allgemein zufrieden mit dem Erfolge. Von einer öffentlichen Ausstellung kann, so lange nicht eine gewisse Vollständigkeit erzielt worden ist, jedoch keine Rede sein. Zum Archidiaconus der Stadtkirche in Pirna wählte der dortige Kirchenvorstand mit 10 gegen 3 Stimmen Herrn Diaconus Hoffmann aus Groitzsch bei Leipzig. Der Ausmarsch der beiden in Riesa garni- sonirenden Feldbatterien erfolgt am 28. März, sodaß dieselben am 30. März in ihrer neuen Garnison Pirna cinrücken dürften. Gleichzeitig erfolgt aber in Riesa die Bildung einer neuen — der 3. reitenden Batterie. Kamenz, 13. März. Die diesjährige Musterung der gestellungspflichtigen Mann schaften aus dem Aushebungsbezirk Kamenz findet statt: den 12. und 13. April in Pulsnitz, den 14. April in Königsbrück, den 15., 16. und 18. April in Kamenz. Ebendaselbst erfolgt am 19. April die Loosung. Der Erbauer der Dresdner Albertbrücke, Oberingenieur Mant, ist gegenwärtig im Auftrage des StadtratheS mit den Vorarbeiten zurErbauung eines großen Dresdner Fluthcanals beschäftigt, welcher bereits in wenig Wochen in Angriff genommen werden soll. Dieser 2 Meter breite- und 1,86 Meter hohe Canal wird von der Reitbeu« Hochstraße durch die Winkelmannstraßr unter den»- Böhmischen Bahnhof hinweg durch DreSden-Alt» stadt über die Carola« und Reitbahustraße, d«r Dippoldiswaldaerplatz, die Marienstraße, dem Zwinger geradlinig nach der Elbe führen. Die Gesammtkosten dieses umfänglichen Baues, der im Ganzen 2747 Meter Länge haben wird, betrage» nicht weniger als rund 415,000 Mark. Auf dem Freiherr!, von Burgk'schen „Neu- Hoffnungs-Schachte" fand am 1. März eine seltene Feier statt. An diesem Tage Vormittag» 10 Uhr wurde» in Gegenwart des Herrn D«r.. Zobel, sowie der dortigen Beamten die letzte» Kohlen auf genanntem Schachte zu Tage gefördert.. Der letzte Hunt war nach alter bergmännischer Sitte mit grüner Ranke und schwarzer Trauer schleife geschmückt, welchen außerdem die Bibel sprüche Ps. 37, V. 25 und 40: „Ich bin jung, gewesen und alt geworden und habe nie gesehen den Gerechten verlassen. Und der Herr wird ihnen beistehen und ihnen helfen, denn sie trauen auf ihn" als Scheidegruß beigegeben waren.. Der Neuhoffnungsfchacht wurde im Jahre 1837 eingefchlagen, ist also mit Einschluß der Abteufungs arbeiten 50 Jahre im Betriebe gewesen. Derselbe wird noch eine längere Reihe von Jahren zur Wetterführung offen erhalten und nur die jetzt außer Gebrauch kommenden Tagegebände werden abgebrochen. Das Reichsgericht zu Leipzig verwarf die Revision des am 4. Januar von dem Leipziger Landgericht wegen Betruges mit Kunstbutter zu 300 Mark verurtheilten Kaufmannes Augustin. Augustin hatte u. A. Verkennung des Begriffs Vermögensschädigung gerügt, da der Käufer der Butter letztere gar nicht bezahlt gehabt habe, aber das Reichsgericht erblickte schon in dem Erhalten unbrauchbarer Waare statt brauchbarer eine Vermögensschädigung. Borsdorf bei Leipzig ist dadurch, daß. mehrere der aus Leipzig ausgewiesenen Social demokraten dort ihren Wohnsitz aufgeschlagen haben, in den Ruf gekommen, daß in ihm geeig neter Boden für die Bestrebungen dieser Partei vorhanden sei. Wie wenig das aber der Fall ist, das hat die jüngste Reichstagswahl bewiesen, bei welcher für vr. Götz 93, für Viereck nur 13 Stimmen abgegeben wurden. Dieses Ergebniß ist um so bcmerkenswerther, als in Borsdorf eine nicht unbeträchtliche Anzahl Arbeiter wohnt.. Beim Wcgräumen des Schuttes seiner im vorigen Herbste niederg.brannten Scheune fand der Gemeindevorstand in Pinnewitz bei Ziegenhain vor ca. acht Tagen eine große Anzahl Münzen^ aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammend- bestehend in ganzen, und ^-Thalerstücken,. Der Gesammtwerth des Fundes soll sich auf ca. 6000 Mk. belaufen. Auf dem Dresdner schlesischen Bahnhofe wurde in der Nacht zum Sonntag ein Mann überfahren aufgesunden. Dem Verunglückten,welcher nach der Diaconissenanstalt gebracht wurde, mußte der linke Arm und das rechte Bein abgenommen werden. Der Fall Epperlein in Wurzen hat sich- nun dahin aufgeklärt, daß nicht Ueberfall, sondern ein Sturz die Ursache der schweren Verletzungen gewesen ist. Epperlein ist ziemlich wieder genesen.. Großschönau, 10. März. Bei dem Be gräbnisse des verunglückten Bahnarbeiters Neu mann ereignete sich ein bedauerlicher Unfall. Als zu Ehren des Verstorbenen, der 1870 und 71 in Frankreich mit gekämpft, die an Stelle der Ehrensalven im hiesigen Orte üblichen Böller gelöst wurden, entlud sich nachträglich rin Schuß, welcher zuvor versagt hatte, und riß dem 70 Jahre alten Scheibenanweiser Hofmann, der da» Abfeuern der Mörser zu besorgen hatte, Vier- Finger der linken Hand weg, verletzte ihn auch^ außerdem durch Brandwunden im Gesicht. Ein höchst seltener Unglücksfall ereignete sich dieser Tage in Volkmarsdorf bei Leipzig- Mehrere Knaben kletterten auf einem Wage» herum. Der 13jährige Knabe Schütz hielt sich u. A. einmal mit dem rechten Daumen in einen der etwa zwei Centimeter im Durchmesser hal tenden Ringe, in welchem Riegel befestigt werden. In demselben Augenblicke wird er von einem oder einigen Knaben hinunter gestoßen. Er bleibt mit dem Daumen hängen, dieser aber wird völlig, also an dem Hinteren Gelenk, aus gerissen und zwar mit der Sehne bis zum Ellenbogen. Der Verunglückte ist der angenommene Pflegesohn einer Wittwe, welche von diesem einfL Unterstützung hoffte.