Volltext Seite (XML)
Hit kürzlich in dieser Stadt eingezogen, bereits M Tage nach dem Einzüge ein schweres Unglück Mderfahren. Sein 2jähnge» Kind stürzte quS dtin 2. Stock herab aus die Straße unv erlitt einen schweren SchädelbrNch, daß es schwerlich mit dem Leben davon kommen wird. Infolge des großen Schneefalles in den Monaten December v. I. und-Januar d. I. verursachte die Befreiung der Linien der sächs. StaatSeisenbahnen vom Schnee in der Zeit vom 12. December 1886 bis 12. Februar 1887 einen Aufwand von 441,788 Mark. Den höchsten Aufwand verursachte die Linie „Werdau-Hof" mit ca. 36,800 Mark, dann folgte „Leipzig-Riesa" mit ca. 34,900 Mark, „Dresden-Flöha" mit ca. 30,800 Mark, „Leipzig-Werdau" mit ca. 24,700 Mark. In den letzten 3 Jahren be zifferten sich die Kosten für die Schneebeseitigung auf alljährlich ca. 100,000 Mark. In der Bronzegießerei zu Lauchhammer ist jetzt das Reiterstandbild des Königs Albert von Sachsen fertig gestellt worden. Dasselbe ist für das Kriegerdenkmal in Leipzig bestimmt. Sechs Locomotiven sind neuerdings von der „Sächsischen Maschinenfabrik" für die sächsischen Staatsbahnen gebaut worden. Dieselben, dreiaxig, sind alle nach gleichem Modelle gebaut und unterscheiden sich in ihrem Aeußcrn wenig, da gegen in der specielleren Einrichtung theilweise ziemlich beträchtlich von den älteren Maschinen. Der Beschluß des Stadtraths zu Chemnitz, einen Theil des dortigen Hauptbahnhofs zu untertunneln, um eine Verbindung zwischen dem östlichen und nordwestlichen Theil der Stadt her zustellen, hat nun auch die Zustimmung des Stadtverordnetencollegiums gefunden und es dürfte demnach bald mit den diesbezüglichen Arbeiten begonnen werden. Zwickau. Das hiesige Landgericht verur- theilte einen Tuchscheerer aus Kirchberg, welcher sich Krankengelder erschwindelt und zu diesem Zwecke auch ein ärztliches Attest gefälscht hatte, zu 6 Wochen Gefängniß. Die Königl. Amtshauptmannschaft Zwickau hat die sogenannten „Rekrutenbälle" und üblichen Aufzüge der Gestellungspflichtigen mit Musik aus dem Wohnorte nach den Musterungsstationen und zurück verboten. Am Charfreitage fand in Crimmitschau eine seit mehr als 40 Jahren dort nicht mehr vollzogene kirchliche Handlung, die Taufe eines Israeliten statt. Nachdem derselbe in dem voraus gegangenen Vorbereitungsunterrichte mit dem In halte des christlichen Glaubens bekannt gemacht worden war, legte er am genannten Tage das Glaubensbekenntniß ab und empfing hierauf die heilige Taufe. Am Mittwoch Mittag 12 Uhr herrschte in Plauen i.V. ein etwa 20Minuten andauerndes Gewitter. Der Regen war mit Hagelkörnern vermischt. Die Reihe der Veteranen aus den Freiheits kriegen lichtet sich immer mehr und immer rascher. Am vorletzten Dienstag wurde in Eichigt bei Oelsnitz der am 6. April 1793 geborene Guts auszügler Johann Peter Todt beerdigt. Sein Begräbniß fiel sonach einen Tag vor der Voll endung seines 94. Lebensjahres. Sein Militär entlassungsschein, der, nebenbei bemerkt, Zeugniß von dem braven Verhalten des Kämpfers bei Bellc-Alliance (Waterloo) rc. ablegt, ist von dem Commandeur des Regiments August, dem Freiherrn v. Liebenau, unterzeichnet. Zu der am 21., 22. und 23. Mai in der vormaligen Gardereiter-Kaserne in Dresden stattfindenden 12. Jahres-AuSstellung von Reit- und Wagen-, sowie Zucht- und Arbeitspferden u. s. w. sind die Anmeldungen bereits sehr zahl reich eingegangen und ist die Zahl der auszu stellenden Pferde vorläufig auf 650 fixirt. Von sächsischer Zucht werden durch den Fohlenauf zuchtverein wiederum viele Pferde zur Ausstellung bez. Versteigerung gelangen. Die Loose zu der vom ComitS arrangirten Lotterie, deren Zahl, wie verlautet, diesmal um 10,000 Stück ver mehrt werden soll, finden jetzt schon einen wahr haft reißenden Abgang. Die Bevölkerung des Königreichs Sachsen bat sich nach einem Vergleich der Bevölkerungs statistik in den Jahren 1834 und 1885 innerhalb dieses Zeitraumes von 50 Jahren nahezu ver doppelt, Nämlich von 1,595,668 auf 3,182,003 Einwohner. 1834 kamen auf die Quadratmeile 5873 Einwohner, 1885 aber 11,686. Das Verhältniß des männlichen Geschlechts zum weib lichen hat sich während dieses Zeitabschnitts noch mehr zu Ungunsten des männlichen verschoben, denn 1834 kamen auf 1000 Männer 1058, 1885 aber 1063 Frauen. * Die fortschreitende Weiterentwickelung der Königlichen Altersrentenbank in Dresden (Altstadt, Landhausstraße 16, im Landhaus) findet ihren Ausdruck auch in dem Ergebniß des MonatS März d. I. In diesem Monate sind der Bank an Einzahlungen 391,321 M. zugeführt worden, während der gleiche Monat des Vor jahres nur mit 364,155 M. Einlagebetrag zu verzeichnen war. Die gegenwärtige Osterzeit, welche für viele jungendliche Personen den Ueber- gang zu selbstständigem Erwerbe bildet, giebt uns Veranlassung, darauf hinzuweisen, daß es überaus Vortheilhaft ist, wenn junge Leute gleich mit ihren ersten verdienten Markstücken zu sparen anfangen. Die bei der Altersrentenbank bestehende Einrichtung, jederzeit Einlagen schon von 1 M. an machen zu können, bietet namentlich den minderbemittelten Bcvölkerungskreisen günstigste Gelegenheit zur Altersfürsorge. Welche Resul tate bei regelmäßigen Einlagen von 1 M. vom Jugendalter an erreicht werden, zeigen an Bei spielen die von der Altersrentenbank und deren Agenturen unentgeltlich zu beziehenden Aufrufe und Prospekte, von welch letzteren gegenwärtig eine neue Auflage zur Verbreitung gelangt. Für die Dauer des Aufenthaltes des Deutschen Kronprinzen in Bad Ems sind zunächst vier Wochen in Aussicht genommen worden, lieber das Halsleiden, welches zu der Cur in Ems Anlaß giebt, wird mitgetheilt, daß der Kronprinz eine Art Warze im Halse habe, welche kleine operative Eingriffe des Professors Gerhardt erforderlich machte. Berlin, 14. April. Die „Conserv. Corresp." schreibt: „Einige Zeitungen hatten mitgetheilt, daß der Oberbürgermeister von Berlin, Herr von Forckenbcck, zu der gelegentlich des 90. Geburts tages Sr. Majestät des Kaisers veranstalteten Soiree im kgl. Schlosse keine Einladung erhalten hätte, und man hatte die Vermuthung geäußert, daß die Uebergehuug aus der politischen Oppo sitionsstellung des Herrn v. Forckenbeck, nament lich seiner Haltung in der Scptenuatsfragc zu erklären sei. Diese Auslassung hat das „Berliner Tageblatt" zu einer Gegenäußerung veranlaßt, die an sansculottischer Dreistigkeit im Style Johann Jakobis und anderer Ritter der groß mündigen Demokratie so ziemlich Alles hinter sich läßt, was selbst von diesem Blatte auf dem bezeichnete» Gebiete je geleistet worden ist. Das „Berl. Tagebl." spricht von einer von dem kgl. Hosmarschallamte aufgestellten „Proscriptivnsliste der Verfehmtcn" von einer „seltsamen Uebertragung des verrufenen amerikanisch - republikanischen Bvycott-SystemS in die monarchischen Sitten unserer deutschen Hofgesellschaft", von Versuchen, „den Bürgermuth übcrzeugungsvoller Volks vertreter durch derartige gesellschaftliche Acht erklärungen zu biegen oder zu brechen" und von ähnliche» Dingen. Bei dem „Berl. Tageblatt" scheinen sich hiernach unter der Einwirkung seiner parlamentarischen Zukunftsträume die Begriffe derart verwirrt zu haben, daß es sich die Hof- und Haushaltung unseres Kaisers als eine öffent liche Vergnüguugs- und Beköstigungsanstalt vor stellt, zu der Jedermann, den das „Volk". oder ein beliebiger anderer Factor unseres öffentlichen Lebens zn einer bestimmten Stellnng erhoben hat, ein Anrecht auf Zutritt hat. Will das „Berliner Tageblatt" sich nicht zu dieser barocken Auffassung bekenne», so wird es sich wohl selbst sage» müssen, daß die Wahl seiner Gäste wie die Gründe seines Entschlusses, ebenso wie im ent sprechenden Falle bei jeden, Privatmann, lediglich Sache des Kaisers sind." Straßburg, 14. April. Der Landesaus- schuß ist nach Erledigung aller Vorlagen, aus genommen das Gesetz über die Pensionsverhältnisse der Landesbeamtcn, durch kaiserliche Verordnung geschlossen worden. Der aus dem Reichs land ausgewiesene Reichstagsabgeordnete Antoine, der sich mit kurzem Aufenthalt in Nancy von Metz aus direct nach Paris begeben, hat in Begleitung seines Sohnes, der daselbst das College Ixiuis Io Oranä besucht, die Scincstadt bereits Donnerstag wieder ver lassen. Sein Sohn weilt gegenwärtig zum Be such seiner hier zurückgebliebenen Mutter in Metz; nach Aussage desselben gedenkt Herr Antoine seinen dauernden Aufenthalt demnächst in Frank furt a. M. aufzuschlagen. — Fortgesetzt ergehen in Metz Ausweisungsbefehle, die, meist gegen Deutschenfresser gerichtet, sich nun anch auf die Provinz auszudehnen scheinen. So soll dem Herrn Bürgermeister Jauncz von Saargemünd, nm ihm noch einen ehrenvollen Rückzug zu gewähren, ganz gelind zu verstehen gegeben worden sein, gefälligst um seine Entlassung aus dem reichsländischen StaatSrath nachzukommcu. Ebenso dürfte wohl die Enthebung diese» tyürdiap« Genoffen de» Herrn Antoine al» Bürgermeister nicht lange mehr auf sich warten lassen. In diesen Tagen ist in der vielbesprochenem Zahlmeister-Affaire abermals ein Urtheil gefällt worden. Es handelte sich um den Zahlmeister Redlich vom 5. Niederschlesischen Feld-Artillerie- Regiment zu Sprottau, welcher seiner Zeit eben falls im Verdachte stand, Pflichtwidrigkeiten im feinem Amte durch Annahme von Geschenken begangen zu haben und infolgedessen bereits vor sehr langer Zeit vom Amte suSpendirt wurde. DaS Urtheil lautete auf 1 Jahr Festung, Ab erkennung sämmtlicher Orden und Militär-Dienst zeichen und Ausschluß ans dem Militärstande. O e st e r r e i ch. Prag, 12. April. Das Jnngczechenblatt „Narodni Lisch" droht den Angehörigen de» deutschen Reiches, welche die Prager deutsche Universität besuchen wollten, daß die Czechen „dieser frechen Eindringlinge sich erwehren würden." Rußland. Petersburg, 12. April. Wie die Blätter melden, sind die Zollämter der Häfen des Schwarzen Meeres, darunter auch Odessa, ermächtigt worden, von jedem einlaufenden Handelsschiffe 7 Rubel 15 Kopeken zur Unterhaltung der Leuchtfeuer zu erheben. Die Kronabgabe für Schiffe, welche in Kronstadt einlaufen, soll für Segelschiffe ein Kopek pro Last und für Dampfer zwei Kopeken: pro Last betragen. Die pauslavistische Presse in Rußland ist, da: Kattkvws Auflehnung gegen die Regierung straflos geblieben, wieder in ihr altes Wüthen gegen: Deutschland zurückgesallen. Die „MoskauerZtg.", also das Organ Kattkvws selbst, fordert alle Nationen dazu auf, das Gewebe der Riesenspinne: Deutschland dadurch zu zerreißen, daß die Deutschen aus allen nichtdeutschen Staaten ausgewiesen werden. — Es wird verschiedentlich gemeldet,, das Finanzministerium werde die Einführung der neuen Steuer für die Auslandspässe bereits für den 15. (27) April d. I. beantrage». Niederlande. Amsterdam, 13. April. Der König empfing heute anläßlich der Feier seines 70. Geburtstages im Palais die Spitzen der Militär- und Civil- behörden, sowie die Bürgermeister Amsterdams, welche ihre Glückwünsche darbrachten. Der König sprach seine volle Befriedigung und Dankbarkeit für die zahlreichen, ihm und der königl. Familie zu Theil gewordenen Beweise treuer Ergebenheit und Anhänglichkeit aus. Die Königin durchs fuhr mit der Prinzessin Wilhelmine die Stadt, um deren Ausschmückung zu besichtigen und be suchte später die Gärten, wo zur Feier des Tages Spiele für die Jugend der Hauptstadt, veranstaltet waren, und begab sich sodann mit der Prinzessin Wilhelmine an Bord einer festlich geschmückten Galiote, um den Maskenzug zu Schiff an sich vorbei passircn zu lassen, welcher sich durch die Canäle der Stadt bewegte und den Besuch des Prinzen Wilhelm des Ersten von Oranien und feines Gefolges bei derGeufen- flotte auf Zeland darstellte. Frankreich. Die famose Spionengeschichte, inwelcher ein Militär - Attache der deutschen Botschaft in Paris und der französische Kriegsministerialbeamte d'Eyrolles die Hauptrolle gespielt haben, sollten, fällt in nichts zufammen. Wie eine offi ziöse Korrespondenz erfährt, soll der fragliche Beamte Alles geleugnet haben, so daß ihm nicht» bewiesen werden konnte. Man hat nur „ange nommen", daß einige Schriftstücke, die gefehlt haben, durch ihn verkauft oder veruntreut sein müßten. Vielleicht erfahren wir demnächst noch von. offiziöser Seite, daß es überhaupt niemals einen französischen Kriegs - Ministerialbeamten Namens d'Eyrolles gegeben hat.. Vermischtes. - Gegen denGeheimmittelschwindel e» läßt das Berliner Polizeipräsidium folgende neue Bekanntmachung: Die Deutsche Gesundheits- Compagnie, welche in Flugblätter» und den Tage blättern Kranken aller Art ihre Dienste anbietet, . wird vv» den» bekannten Bandwurmheilkünstlcr Richard Mvhrmann und dem Schriftsteller Bernhardt, dem Verfasser des anrüchigen Buches „Der Jugendspiegel", geleitet. Letzteres verfolgt den Zweck, durch Ausschweifungen herunterge kommene Menschen in dingst zu versetzen und dann finanziell anszubeuten. DaS von Bernhard! angepriesene Mittel besteht aus Honigwasser, welches einen Werth von 50 Pfg. hat und für die höchsten Preise bis zu 100 Mk. an Ver trauensselige abgegeben wird. Mvhrmann» Bandwurmmittel hat einen reellen Werth von 1.