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5Ahre König!. Hoheiten die Prinzen Johann Georg, Max und Alvert und Prinzessin Mathilde sind am 12. d. Bormittag 11 Uhr 13 Minuten nach -Klagenfurt zum Besuche Ihrer Kaiser!, und Königl. Hoheiten des Erzherzog Otto und der Erzherzogin Maria Josepha gereist. In der Begleitung der hohen Herrschaften befinden sich die Hofdame Freiin v. Gärtner und der Hof marschall Frhr. v. Gutschmid. Zur Verabschiedung der Prinzlichen Herrschaften waren aittvesend die Herren Generalstabschef Oberst v. d. Planitz, Major Frhr. v. Oör, Rittmeister v. Carlowitz, Hauptmann Frhr. v. Wagner. Die Rückkehr nach Dresden ist für den 22. d. M. in Aussicht genommen. Bischofswerda, 15. April. Der rasche Wechsel des Aprilwetters ist zwar sprüchwörtlich geworden, allein ein so erheblicher als der diese Woche ein getretene dürfte doch zu den Seltenheiten gehören. Während in den Mittagstunden des vorgestrigen Tages an windgeschützten Stellen in der Sonne rbis zu 36 Grad^U. Wärme beobachtet wurden, Hielten sich die Thermometer heute durchschnittlich -nur auk dem Gefrierpunkt, und in ähnlicher Weise schwankten die Hygrometer, welche heute Vormittag bereits wieder über 90 Procent Feuchtig- keitsgehalt derLuft meldeten, indeß l tztere vorgestern -ungewöhnlich trocken war. Auch die Windfahne hat eine volle halbe Schwenkung aufzuweisen und die Barometer sind erheblich unter „Veränderlich" gesunken. Dem Sonnenbrand des vorgestrigen Tages aber folgte heute früh von 7 Uhr ab "Schneegestöber, das gegen den Mittag hin peri odisch von Regenschauern abgelöst wurde. Der Schnee bedeckt Dächer und Fluren. — 15. April. Eine bleibende Erinnerung an die von der hiesigen Bürgerschaft veranstaltete Laiserfeier am 22. März gewährt die von unserm hochverehrten Herrn Pfarrer vr. Wetzel -Leim Festgottcsdienste gehaltene hocherhebende Predigt. Auf Ersuchen hat sich Herr Pfarrer vr. Wetzel bereit finden lassen, dieselbe dem Druck zu übergeben. Von heute Sonnabend Mittag an ist dieselbe in der Expedition dieses Blattes, » Stück 10 Pfennige, käuflich zu haben. — Anläßlich des bevorstehenden Eintritts der aus der Schule entlassenen jungen Leute in Ar- beits- und Lehrverhältnisse erinnern wir daran, daß Arbeiter unter 21 Jahren und insbe sondere auch Lehrlinge zur Führung eines Arbeits buches verpflichtet sind, und daß der Lehrherr sofort beim Antritt der Lehre und nicht, wie vielfach irrthümlich angenommen wird, erst nach beendeter Probezeit das Arbeitsbuch von dem Lehrling einzufordern hat. Die Ausstellung des Arbeitsbuches erfolgt dnrch die Polizeibehörde desjenigen Ortes, au welchem der Lehrling zuletzt seinen dauernden Aufenthalt gehabt hat. Es ist deshalb Lehrlingen, welche auswärts in die Lehre treten, zu rathen, zur Vermeidung von Weiter ungen noch vor ihrem Lehrantritt die Ausstellung -des Arbeitsbuches bei ihrer derzeitigen Wohn ortsbehörde zu beantragen. Vor der Ausstellung des Arbeitsbuches ist die Einwilligung des Vaters oder Vormundes nachzuweisen, auch Schulentlaß oder Confirmations-Schein beizubringcn. — Der immer mehr mit Macht ins Land kommende Frühling veranlaßt uns, die Besitzer Don Gärten und Bäumen von neuem darauf hinzuweisen, daß das Abraupen der Obst- und Alleebäume bis zur Mitte dieses Monats erfolgt fein muß. Säumige, die das Abraupen bis dahin unterlassen haben, verfallen nach 8 368 Nr. 2 des Reichsstrafgesetzes in eine Strafe bis 60 Mark. — Wie man von vielen Orten hört, sind Staare und andere Vögel in den schlimmen Märztagen innerhalb ihrer Nistkästen erfroren oder verhungert. Die Ueberlebenden nehmen solche Nistkästen jetzt nicht an, es sei denn, daß man sie zuvor ausleert. Besitzer von Staar- häuschen seien darauf aufmerksam gemacht. Bautzen, 14. April. In öffentlicher Sitzung des Kgl. Landgerichts wurden zu Haupt - geschworenen der bevorstehenden II.Quartals session des Schwurgerichts durch Loosziehung «ernannt: Kaufmann und Fabrikant Georg Heinrich Gustav Wäntig in Zittau, Rittergutspachter Woldemar Blümich in Räckelwitz, Fabrikbesitzer August Rentsch in Seifhennersdorf, Gutsbesitzer Nicolaus Buck in Siebitz, Glashüttenbesitzer Heinrich Hildebrand in Scheckthal, Fabrikbesitzer Commerzienrath Oskar Preibisch in Reichenau, Rittergutsbesitzer Joachim Ernst Gustav von Kyaw auf Hainewalde, Kaufmann Rudolf Julius Langbein in Zittau, Gutsbesitzer Ernst Immanuel Scholze in EckardtSberg, Maurermeister Ewald Schneider in Sebnitz, Rittergutsbesitzer Adolf Äaron von Rochow auf Schwepnitz, Kaufmann Wcichrich Wilhelm Freigeb in Zittau, Kaufmann Ludwig August Htfo Pape in Löbau , Ritter? gutSpachtcr Bernhard Schwauß in Gleina, Blumen fabrikant Gustav Moritz Winkler in Neustadt b, St., Gärtner und Fabrikant Hermann Julius Goldberg iu Alt- und NeujohnSdors, Gutsnutznießer und Gemeinderathsmitglied August Wilhelm Zimmer mann in Eiserode , Fabrikbesitzer und Gemeinde ältester Karl Gottlieb Kalauch in WeigSdorf bei Cunewalde, Kaufmann Gustav Jakob Harder in Zittau, Fabrikbesitzer Ernst Grvtzmann-Herrmann in Bischofswerda, Gutsbesitzer Johann Penther in Georaewitz, Fabrikant Johann Gotthold Schurig in Großröhrsdorf, Fabrikant Wienhold Gebler in Brettnig, Gutsbesitzer Ernst August Krische in EckardtSberg', Oeconom Gustav Erich Klette in Großschweidnitz, Gutsbesitzer Tobias Elßner in Rusdorf, Fabrikant Ernst Louis Häbler in Groß schönau. Major Johann Friedrich v. Wiedebach auf Wohla, Rittergutspachter Wilhelm Schuster in Brauna und Privatier Hermann Lange in Löbau. (B. N.) D Bautzen. (Statistik.) In der Zeit vom 1. Januar bis 31. März 1887 sind bei der hiesigen Königl. Staatsanwaltschaft 497 Anzeigen über verübte, die landgerichtl. Competenz begründende Verbrechen und Vergehen, darunter 437 Anzeigen gegen 531 bestimmte Beschuldigte eingegangen, 26 Anträge auf Einleitung der Voruntersuchung und 218 Anträge auf Eröffnung des Haupt verfahrens gestellt worden, 43 Anzeigen wurden an die zuständigen Amtsanwälte und 36 Anzeigen an andere Behörden zur weiteren strafrechtlichen Verfolgung abgegeben, während in 208 Fällen nach Ermittelung des Sachverhaltes das Ver fahren eingestellt worden ist. Das hiesige Kgl. Landgericht hat in 102 Fällen die Eröffnung des Hauptverfahrens vor dem Schwurgerichte beziehendlich der Strafkammer und in 143 Fällen die Ueberweisung an die zuständigen Schöffen gerichte nach 8 75 des Gerichtsverfassungsgesetzes beschlossen. In 10 Fällen wurden vom Königl. Landgerichte die Angeklagten außer Verfolgung gesetzt und in 6 Fällen ist die beantragte Er öffnung des Hauptverfahrens abgelehnt worden. Hauptverhandlungen wurden 114 und zwar 11 vor dem Schwurgerichte und 103 vor der Straf kammer gegen 131 Angeklagte abgehalten, von denen 28 zu Zuchthaus (Gesammtstrafe 94 Jahre 4 Monate), 85 zu Gefängniß (Gesammtstrafe 54 Jahre 5 Monate 26 Wochen 4 Tage), 3 zu Geldstrafe verurtheilt, dahingegen 15 freigesprochen worden sind. Die Staatsanwaltschaft war in 5 Verhandlungen durch Herrn Oberstaatsanwalt Petri, in 13 Verhandlungen durch Herrn Staats anwalt vr. Fiedler, in 35 Verhandlungen durch Herrn Assessor vr. Leuner, in 40 Verhandlungen durch Herrn Assessor Nagler und in 21 Ver handlungen durch Herrn Assessor vr. Giesberg vertreten. Außerdem kamen noch 48 Berufungen gegen schöffengerichtliche Urtheile, darunter 42 unter Mitwirkung der Staatsanwaltschaft, welche in sämmtlichen Fällen durch Herrn Staatsanwalt vr. Fiedler vertreten war, zur Verhandlung und ist in 31 Fällen das schöffengerichtliche Urtheil bestätigt, in 17 Fällen abgeändert worden. Ein in der letzten Sitzung der Stadtverord neten von Bautzen gefaßter Beschluß: „Im Interesse der Verbesserung des Clima's, des Vogelschutzes und der Verschönerung der Stadt eine größere Anzahl Parzellen aufzuforsten und namentlich das eine halbe Stunde entfernte, ro mantisch gelegene, unter dem Namen „weite Bleiche" bekannte Wäldchen durch Bepflanzung eines großen Theils des dazwischen liegenden Areals mit der Stadt zu verbinden" — findet daselbst allgemeinen Anklang. Freiberg. Ueber den Silberbergbau schreibt man: „Die bevorstehende Einstellung des Betriebes aus den fiscalischxn Gruben „Beihülfe Kurprinz" bei Freiberg hat die Aufmerksamkeit auf die Lage des hiesigen Silberberabaucs gelenkt. Der Betrieb auf der Grube Beihülse wurde als Versuch unter nommen, der als Fehlschlag anzusehen ist, denn er hat mehr als 2^/, Millionen Mark gekostet. Die Grube Kurprinz erforderte schon lange, z. B. in den 11 Jahren 1875—1885 fast 1 Million Mark Zuschuß, so daß auch dieser BersuchSbau sich als unhaltbar herausstellte, namentlich als das Jahr 1886 anstatt der veranschlagten 60,000 M. Zuschuß 200,000 M. erforderte. Bei den ungenügenden Erzbrüchen ist keine Hoffnung auf Besserung, so daß bei nothwendigster Ein schränkung der Meliorationen ein jährlicherZuschuß von mehr als */« Million Mark erforderlich ist. Da auch die in neuester Zeit verstaatlichten Gruben des Freiberger Reviers im verflossenen Jahre ungünstige Erfolge aufwiesen, so ist der fiskalische Erzbergbau in seinem jetzigen Umfange nicht mehr zu halten, wenn nicht eine erhebliche Besserung eintritt. Es müssen aber, um wenigsten» von her Gesachcktheit Reser Staatsgrube« dif Gefahr des Exliegen» qbzmvendm, einzckne Theile aufaegeben werden. Der Staat gedenkt in Ad* Wickelung der Bctriebseinstellnng schonend Vor zugehe» und dieselbe unter thuulichster Wahrung der Arbeitcrinteressen und der Interessen der besonder» betheiligten Ortschaften so rasch al» möglich zu Ende zu führen." Zwei furchtbare Donnerschläge durchzitterten am Sonnabend Vormittag kurz vor V,12 Uhr die Umgebung FrMergs und pflanzten sich weithin Mt, sodaß man sowohl bi» Frankenberg, sowie gebirg»aufwärts bis Zöblitz hinauf die Schläge wie fernen Kanonendonner vernahm. Das zu der in der Näbe von den Muldnerhütten gelegenen Dynamitfabrik in Hilbersdorf gehörende OelfabrikationSgebäude und das Patronenhau» waren in die Luft geflogen. Leider gingen hierbei drei Menschenleben zu Grunde, während ein Mann im Gesicht verwundet wurde. Der durch die Explosion verursachte Schaden wird sich aus 20- bis 25,000 Mark belaufen. Die drei tödtlich Verunglückten, Scheunert aus Hilbersdorf und Gebrüder Brand aus Oberbobritzsch, waren ver- heirathet und hinterlassen zusammen 4 Kinder. Für diese und dieWittwen wird von der Reichs unfallversicherung, bei welcher die Arbeiter ver sichert sind, gesorgt. Am Dienstag Nachmittag wurden die bedauAÄwerthen Opfer dieser Explo ¬ sion unter der ehrendsten Theilnahme ihrer Vorgesetzten und Arbeitskollegen beerdigt. In der an der Promenade in Freiberg ge legenen Artilleriecaserne, in welcher die 6. Batterie untergebracht ist, sind in letzter Zeit fünf Mann an der Genickstarre erkrankt. Von der Militär- Verwaltung wurde daher beim Stadtrath bean tragt, eine Räumung der Caserne herbeizuführen, damit das Haus gründlich desinficirt werden könne. Anfänglich wurde die Frage erörtert, ob ' es nicht thunlich fei, die Mannschaften einstweilen in das zur Zeit leerstehende frühere kleine Hospital an der Wasserthurmstraße unterzubringen. Nach dem aber der Ausspruch der Aerzte dahin ging, daß die Uebertragbarkeit dieser Krankheit, wenn auch wohl nur in geringem Maaße vorhanden, doch nicht absolut ausgeschlossen sei, so hat der Stadtrath beschlossen, dem Artillerie-Commando anheimzugeben, die Batterie auf einige Wochen während der Dauer der DeSinfectionsarbeiten, anderweit, eventuell 'außerhalb der Stadt zu verlegen. Leipzig. Der Verein Leipziger Gastwirthe hat in einer feiner letzten Versammlungen be schlossen, in einer Petition an das hohe Ministerium gegen die Einführung der Damenbedienung in Restaurants, Kafss und Bierstuben vorstellig zu werden und um diesbezügliche Abhilfe zu bitten. Zur Berathung und Mitunterzeichnung dieser Petition sollen nicht nur alle sächsischen Gast- wirths-Vercinc, sondern auch Collegen aus den Städten, in welchen Gastwirths-Vereine nicht be stehen, eingcladen werden. Das zu diesem Zwecke gebildete Comits hat als geeignete Versammlungs orte die Städte Dresden, Leipzig und Döbeln in Vorschlag gebracht. Die Versammlung in Leipzig fand am 13. April statt. In feiner letzten Sitzung wurde» dem Inter nationalen Kochkunstverein in Leipzig vom Cassirer der Ausstellung für Volksernährung und Kochkunst, Herrn Rentier Fister, zwanzig Tausend Mark zur Begründung und Unterhaltung einer Kochschule in Leipzig überwiesen. Damit hat der größere Theil des Reinertrages oben genannter Ausstellung seine Verwendung gefunden und es ist der finanzielle Untergrund für eine Fachschule geschaffen worden, die aus aller Herren Länder besucht werde» dürfte. 500 Mann Ziegelstreicher kamen am 12. d. Abends auf der Magdeburger Bahn in Leipzig aus Lippe-Detmold an, welche sämmtlich nach Chemnitz weiter fuhren. Alljährlich im Monat April treffen 3 4000 Ziegelstreicher aus Lippe- Detmold und Umgegend in Sachsen ein, um in Chemnitzer, wie auch in Dresdner Ziegeleien in Arbeit zu treten. Bei Beginn des Winters kehren sie wieder in ihre Heimath zurück. Leisnig. Am 12. April, Vormittag 11 Uhr entstand ein Waldbrand im Timmlitz bei Tanndorf. Man ist des Feuers Herr geworden,. immerhin sind gegen I V, Acker Wald niederge brannt. — Auch in Plauen i. B. hat man schon zwei Waldbränve zu verzeichnen, welche innerhalb der letzten Tage in den städtischen Waldungen vorgekommen und wobei größere Complexe junger Kulturen vernichtet worden sind, deren Anpflanzung besondere große Mühe ver ursacht hatte. In beiden Fällen liegt Fahrlässig keit seitens der Spaziergänger durch Wegwerfen brennender Streichhölzchen vor. In Leisnig ist einem Feldwebel der 139er»