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Auf Antrag der Erben des Baumeisters Johann Gotthelf Mütze hier sollen die zu dessen Nachlaß gehörigen Grundstücke, und zwar 1) das an der Ohorner Straße hier gelegene, im Jahre 1880 neuerbaute Hau» mit Garten und Zimmerplatz, Nr. 167L de» Brd.-Cat., Nr. 1216 des Flurbuchs, Fvl. 396 des Grund- und Hypothekenbuchs für Pulsnitz, 18,, Ar Flächenraum enthaltend- und nut 170,z» Steuer-Einheiten belegt, und , 2) da» am Süßberg gelegene Aeldgrundstück, Nr. 990 des Flurbuchs, Fol. 884 des Grund- und HypothekenbnchS für Pulsnitz,. 23z Ar Flächenraum enthaltend und mit 3,„ Steuer-Einheiten belegt, den 4. April 1887, Vormittags 1« Uhr, freiwillig meistbietend an hiesiger Amtsgerichtsstelle versteigert werden. Erstehungslustige werden daher hiermit geladen, zur festgesetzten Zeit pünktlich hier zu erscheinen und nach Ausweis der Zahlungsfähigkeit des Weiteren sich zu gewärtigen. Die Versteigerungsbedingungen sind aus dem an der Gerichtstafel aushängenden Anschlag zu ersehen. Pulsnitz, am 15. März 1887. Königliches Amtsgericht. 0r. Urenkel. — Dank. Für die am 7. September vorigen Jahres durch Brand verunglückte hiesige Häuslcrin Johanne Christiane Caroline verehel. Mucke sind an milden Beiträgen eingegangen: 27 Mark 5 Pfg. von den Gemeinden Schönbrunn beider Antheile, 25 Mark von der Gemeinde Gcißmannsdorf mit Pickau, 66 Mark 30 Pfg. von der Gemeinde Hauswaldc, 29 Mark 65 Pfg. von der Gemeinde Weickersdorf, 46 Mark 50 Pfg. von der Gemeinde Bretnig, 54 Mark von der Gemeinde Frankenthal, 45 Mark 5 Pfg. von der Gemeinde Goldbach und 30 Mark 35 Pfg. von der Gemeinde Burkau.. Im Namen der Empfängerin allen den edlen Gebern den herzlichsten Dank. Rammenau, am 16. März 1887. Der Gemeinderath. Montag, den I8. MSr; 1887, Viehmarltt in Pulsnih. Schutz des Handwerks. Die Thronrede bei Eröffnung des deutschen Reichstages kündigte eine Erweiterung der Befugnisse der Innungen an, doch verlautete bis jetzt noch nicht, worin diese Erweiterung bestehen soll. Bald darauf wurde berichtet, die deutsch- couscrvative Fraction wolle die Anträge des Abg. Ackermann (Befähigungsnachweis der Handwerksmeister u. s. w.) wieder einbringen, jedoch das Centrum wegen seines Verhaltens bei der letzten Krisis dazu nicht wieder heran ziehen. Das Centrum war aber seinen ehemaligen Genossen wie der Inspektor Bräsig seinem lang jährigen Freunde „in der Fixigkeit über", denn dem Reichstage gingen sofort auch ähnliche Anträge vom Ccntrum zu. Bei der jetzigen Stimmung in den Kreisen der Reichsregierung ist es immerhin möglich, daß etwas nach dieser Richtung hin geschieht. Man kann sich darüber nicht täuschen, daß das letzte Ziel der Hand werkerpartei die Einführung der Zwangsinnungen und die gänzliche Aufhebung der Gewerbefreiheir ist, daß alles das, was jetzt von deutschconser- vativcr und ultramontaner Seite für das Hand werk verlangt und erlangt werden kann, von betheiligter Seite Mir als eine Abschlagszahlung betrachtet werden wird. Hierbei gilt, wie bei der langsamen systematischen Abbröckelung der preußischen Kirchengesetzgebung das Wort des „Faust": Du kannst im Großen nichts ver richten und fängst es drum im Kleinen an!" Vielleicht macht man aber auch mit beiden Angelegenheiten die Erfahrung des Mephisto: „Und freilich ist damit nicht viel gethan!" In Bezug auf die Handwerkerfrage liegen bereits die m.it Zertrümmerung der Gewerbefreiheit in Oesterttich in unbeschreiblich kurzer Zeit gemachten unliebsamen Erfahrungen vor, die sehr geeignet sind, vor zünftlerischen Versuchen ernstlich zu warnen. Andererseits braucht man nur in den Acten der ehemaligen Zünfte zu blättern, um sich davon zu überzeugen, tvie wenig dieselben, trotz des gesetzlichen SchuHes, mit ihren endlosen Kämpfen gegen das Pfüscherthum ansgerichtet hohen, wie bei den zahllosen, von den Zünften geführten Prbzessen nur die Gerichte und die Juristen Nutzen zogen. Unzweifelhaft ist heut zutage das Handwerk in einer bedrängten Lage und verdient die lebhafte Sympathie; es steht aber noch zu bezweifeln, ob Abhilfe auf dem Pfade zu schaffen ist, der auf dem Umwege über den Befähigungsnachweis zu den ZwangS- innungen führt. Wenn dieser Weg trotzdem von vielen aufrichtigen Freunden des Handwerks befürwortet wird, liegt das an der falschen Annahme, daß es die Gewerbefreiheit mit ihren wirthschaftlich nivellirenden Eigenschaften war, welche viele Handwerker zu Lohnarbeitern des Capitals machte. Wäre dem so, dann wäre jede halbe Maßregel vom Uebel, dann müßte man einfach den Muth haben, die Rückkehr zur Zunft, zur ZwangSinnnng und die Zertrümmerung der Gewerbefreiheit zu verlangen. Man thut das nicht, weil man gar nicht voll davon überzeugt ist, daß hier der wahre Grund liegt, warum der Handwerksmeister der früher bei Fleiß und Sparsamkeit zu einem gewissen Wohlstand gelangen konnte, jetzt zuweilen recht schwer ringen muß, nm seine Existenz zu behaupten. Man thut es nicht, weil heute der Handwerker gar nicht mehr im Stande ist, nur eigene Arbeiten zu verwerthen, sonder» den leichteren Nutzen mitnehmen muß, der ihm bei der Benutzung von Halbfabrikaten oder dem Handel mit den seinen Erzeugnissen verwandten Massen fabrikaten zufließt. Die Gewerbefreiheit kommt dabei dem Handwerker vielfach zu Gitte und macht die Nachtheile erträglicher, die ihm die rastlose Verbesserung der Maschinentechnik, deren sich nur der capilalkräftige Großindustrielle voll ständig bedienen kann, täglich zufügt und selbst nach einem Gelingen der zünftlerischen Bestreb ungen nach wie vor zufügen wird. Die Technik ist als eine entwickclungsfähige Wissenschaft im fortwährenden Fortschritt begriffen; sie wird mehr und mehr das Maschinenwesen und die Ausnutzung der Naturkräfte an die Stelle der Handarbeit setzen. DaS läßt sich nicht verbieten und wollte man alle Maschinen zertrümmern, um den Werth der Menschenarbeit zu erhalten, so würde man nur einen Rückschritt in der Cultur bewirken und uns gegen die meist mit großen Capitalien arbeitende und alle wissen schaftliche Errungenschaft ausnutzende ausländische Industrie wehrlos machen. Kein vernünftiger Mensch wird es erfreulich finden, wenn in gewerblichen Kreisen die Zügel losigkeit einreißt, wenn schon der Lehrling von des iocialistischen Gedankens Blässe angekränkelt, dem „Selbstbestimmüngsrecht des Individuums" zu folgen strebt, wenn ein Geschlecht heranwächst, welches in Allem zu Hause ist, nur nicht im Hause, in der Werkstatt und im erlernten Hand werk. Diese Uebelstände werden aber kaum durch eine Rückkehr zu den ZWängSinnnngen beseitigt und sie werden auch nicht durch die jetzt vorge- schlagencn Linderungsmittel abgeschwächt werden. Die von den neuzeitlichen Ideen ergriffenen Lehr linge und Gesellen sind nicht dazu zu bringen, sich den mittelalterlichen Ordnungen willig zu fügen und werden eher als Arbeiter in großen Fabriken Beschäftigung suchen und finden, wo sie unbeengt von den neuaufzubauenden Schranken ihre gewerblichen Fähigkeiten häufig sogar günstiger verwerthen. Die mit etwas Capital versehenen Handwerksmeister werden, sobald sich erst die unausweichlichen Nachtheile der Gewerbe beschränkungen fühlbar machen, sich in Fabrikanten umwandeln und sich so sehr leicht das Recht des freien Flügelschlags zu ihrem geschäftlichen Aufschwung wahren. Bei dem ungesunden Bcr- hältniß, indem in Deutschland Production und Consum stehen, schneiden wir in unser eigenes Fleisch, wenn wir die für die Ausfuhr arbeitende Großindustrie im Geringsten zu Gunsten des kleinen Handwerks hemmen, das davon nicht einmal Nutzen hat. In den zünftlerischen Organen wird es fortwährend beklagt, daß zahl reiche kleine Handwerksmeister für große Fabriken und Magazine arbeiten und dadurch sich zu Dienern des Capitals machen. In Wirklichkeit finden auf diese Weise viele biedere Handwerker ein verhältnißmäßig sorgenloses Fortkommen, bei dem sie zwar keine Reichthümer erwerben, aber auch sehr geringe Auslagen und Sorgen haben, nicht um Beschäftigung verlegen sind und sich nicht mit dem vielköpfigen Publikum herumzuärgern brauchen. Die an sich sehr wünschenswerthe Besserung der Lage des Handwerks kann nur zum kleinsten Theil von Außen kommen. Sparsamkeit, Fleiß, rastlose Thätigkeit, strenge Zucht im eigenen Hause, möglichste Enthaltung von zerstreuenden Nebenbeschäftigungen, verminderte Theilnahme an kostspieligen und zeitraubenden Vergnügen, rasche Aneignung neuer gewerblicher Fertigkeiten und Hilfsmittel, strenge Gewissenhaftigkeit und Pünkt lichkeit im Verkehr mit den Lieferanten und mit den Kunden, das sind die Dinge, durch welche auch das mit kleinen Mitteln arbeitende Handwerk noch heute seinen goldenen Boden hat. Man kann es dem Handwerker nicht verargen, wenn er das Pfuscherthum verachtet; nur muß er dann, selbst rastlos darnach streben, Etwas zu leisten,, was jeder Kunde den Pfuscher-Artikeln auf den ersten Blick vorzieht. Um die Concurrenz der Massenfabrikation wirksam zu bekämpfen, muff er so länge sparen, bis er sich ebenfalls der Hilfe Maschinen bedienen kann. Statt über die Groß industrie zu klagen, strebe der Handwerker möglichst sich zu ihr emporzuschwingen Und suche darin seinen ganze« Ehrgeiz. Unsere Selbstverwaltung, auch unser hochentwickeltes Bereinsleben können der tüchtigen und nützlichen gewerblichen Elemente nicht entbehren; sehr bedauerlich ist es aber,, wenn Gewerbtreihende durch allzuviele Neben- beschäftigungenOchädeii erleiden. Der Handwerker,, der in seinem Fache Tüchtiges leistet, kosjmt trotz der Concurrenz Und mich ohne Zwängs innunyen vorwärts und erringt sich dann MS die Achtung, die in unserer Zeit Keinem versagt wird, der den Platz, yuf- den ihn die VörfshUÜg, stellte, ehrenhaft ausfüllt. Deutsches Reich. Ihre Majestäten der König und die Königiw werden sich mit ihren Königl. Hoheiten dem Prinzen Georg, dem Prinzen Friedrich August und der Prinzessin Mathilde zur Beglückwünschung Sr. Majestät des Deutschen Kaisers, König» von Preußen, aus Anlaß Allerhöchstdessen bevor stehenden Geburtsfestes am Montag den 21, d. M. nach Berlin begeben. Bischofswerda. In dankenSwerthester Weise hat das ev.-luth. Landcsconsistorium dafür Sorge getragen, daß des so einzig dastehenden Ereignisses des 90. Geburtstages unserS Kaisers auch im kirchlichen Gottesdienst im gemeinsamen Gebete der Gemeinde gedacht werde und verordnet, daß. ambevorstehendenSonntagLätarenach der Fürbitte