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Excellenztitel für seine excellente Kunst, wie der 'Kaiser scherzte, die ihm bis zur Achtzig verhalfen; außerdem aber ging ihm aus der Schatulle seine hohen Eur- und Pflegebefohlenen eine Dotation von 150,000 M. zu, welche diesmal, wenn man dem Gerücht Glauben schenken darf, auf das Doppelte erhöht werden soll. Ferner wurde am 22. März 1877 daS Hohenzollernmuseum eröffnet und der Wrangelbrunnen am Kemperplatz im Thiergarten feierlich enthüllt. Berlin, 21. März. Die „Darmstädter Zig." meldet officiell, daß am Geburtstage Sr. Maj. des Kaisers die Verlobung der Prinzessin Irene von Hessen mit dem Prinzen Heinrich von Preußen proclamirt werde. Berlin, 21. März. Wie der „N.-Z." aus Posen berichtet wird, ist der Generalvitar Prälat vr. LikowSki zum Weihbischof von Posen er nannt worden. Die Nummerfolge der Jnfanterieregimenter der deutschen Armee ist durch die verschiedenen Neuformationen und die nach und nach erfolgende Uebernahme der außerpreußischen Regimenter in den Verband der preußischen Armee eine derartig complicirte geworden, daß eS schwer hält, sich darin zurecht zu finden. Abgesehen von den Gardcregimentern, welche für sich besondere Nummern haben, zählen die preußische Infanterie von 1820 an 40 Regimenter, welche von Nr. 1 bis 40 fortlaufend nummerirt waren. Am 5. Mai 1860 wurden die Jnfanterieregimenter Nr. 41 bis 72 errichtet, die man die Töchterregimenter nennt, weil sie aus den Regimentern Nr. 1—32 gebildet wurden und mit diesen derartig correspondiren, daß man nur die Zahl 40 zuzuzählen braucht, um daS jüngere, fast überall demselben Armee corps angehörende Regiment benennen zu können. Nach Beendigung des Krieges von 1866 und nach Annectirung der neuen Landestheile wurden 16 neue Regimenter errichtet, welche die Nummern 73—88 führen. Als am 1. October 1867 die mecklenburgischen Truppen in den Verband der preußischen Armee übernommen wurden, erhielten die beiden mecklenburgischen Jnfanterieregimenter die Nummern 89 und 90; an demselben Tage wurde das oldenburgische Infanterieregiment mit der Nummer 91 eingereiht, während das braun schweigische die Nummer 92 erhielt, ebenso wurde dem anhaltischen Regiment die Nr. 93 und den drei thüringischen Regimentern die Nummern 94, 95, 96 gegeben. Die Nummern 97, 98, 99 blieben, als die sächsischen Regimenter durch laufende Nummern (100—108) erhielten, frei; 109—114 sind die badischen, 115—118 die hessischen und 119—126 die württembcrgischen Truppen. Als am 1. April 1881 8 preußische und 2 sächsische Regimenter neu errichtet wurden, erhielten 3 preußische Regimenter die offen gelassenen Nummern 97 -99, die übrigen die Nummern 128—132, die sächsischen die Nummern 133 und 134. Die Nummer 127 blieb in der Linie offen, während in der Landwehr das Bezirkscommando Stuttgart dieselbe führt. Die nunmehr am 1. April zu formirenden 4 preußischen Regimenter erhalten die Nummern 135—138, während sdas neue sächsische Regiment die Nummer 139 erhalten hat. Die bairischen Regimenter haben ihre besonderen Nummern. O e st e r r e i ch. Pest, 19. März. Der Landesvertheidigungs- mimster, Freiherr von Fejervary, empfing eine Deputation von Universitätshörern, welche baten, HeReservc-Offizier-Prüfung in ungarischer Sprache ablegen zu dürfen. Der Minister wies in seiner Antwort darauf hin, daß die deutsche Sprache als gemeinsames Band die Wehrkraft des Reiches Zusammenhalte; er könne daher die Erfüllung der Bitte nicht in vollem Maße in Aussicht stellen, er werde aber zu erwirken trachten, was mit Rücksicht auf eine erfolgreiche Wirksamkeit der gemeinsamen Armee und deren Kriegstüchtig keit erreichbar sei. Frankreich. Marseille, 19. März. Der hiesige Municipal- rath wird wahrscheinlich aufgelöst werden, da derselbe gestern anläßlich des Jahrestages des Communeaufstandes von 1871, unter Hinweisung auf jenes Ereigniß, die Sitzung aufhob. Rußland. Petersburg, 19.März. Wie der „Regierungs anzeiger" meldet, hielt der Rector der hiesigen Universität gestern in der Aula vor den sehr zahl reich anwesenden Studenten und in Gegenwart der vorgesetzten Behörden und des Professoren kollegium- eine Ansprache, in welcher er der «chmerzlichen Ueberraschung Ausdruck gab, daß nach amtlicher Meldunadrei Studenten der Peters burger Universität im Besitz von Sprenggeschossen arretirt worden seien. Der Rector sprach seinen tiefsten Abscheu und sein Bedauern gegenüber dieser Thatsache aus und forderte die Studenten auf, energisch gegen die Unthat zu protestiren und diesen Protest in einer einstimmigen Ergebenheits adresse an den Kaiser auszudrücken. Die Rede des Rector- wurde mit anhaltenden und lauten Beifalls bezeigungen begleitet. Die Studenten stimmten nach dem Schluß der Rede die Nationalhymne an und brachten begeisterte Hochrufe auf den Kaiser aus. — Ein heute veröffentlichtes Gesetz bestimmt, daß die Zahl der jüngeren Offiziere sämmtlicher Infanterie-Regimenter bis zu der im Etat vorgesehenen Norm ergänzt werde. SL Petersburg, 21. März. Ein Aufsatz des „Regierungsanzeigers" wendet sich energisch gegen die unbegründeten Behauptungen einiger russischer Blätter über die angeblich ungünstigen Beziehungen der deutschen Regierung zu Rußland und bezeichnet dieselben speciell hinsichtlich der Vertretung her russischen Interessen in Bulgarien durch die deutschen Agenten als unbegründet. Vermischtes. — Das „Leipziger Tageblatt" schreibt über den am Freitag den 11. März abgehaltenen Altenburger Roßmarkt Folgendes: „Nachdem schon an Donnerstag der Eisenbahnverkehr ein sehr lebhafter gewesen war, mußten am Freitag, um den Personenverkehr von Leipzig und Gößnitz bewältigen zu können, außer den fahrplanmäßigen Zügen einige Extrazüge eingelegt werden, denn mehr als 4'/z Tausend Personen, hauptsächlich aus dem benachbarten Sachsen kamen dort an." Der Schluß des längeren Artikels lautet: „Die Thatsache, daß ungeachtet aller Ermahnungen der obersten Kirchenbehörde der Altenburger Roßmarkt trotz des Bußtages wieder so massen haft aus dem Königreich Sachsen besucht worden ist, beweist, daß eine Aenderung dieses Zustandes nur erreicht werden wird, wenn sich die verschiedenen deutschen Landeskirchen endlich zu einer einheit lichen Bußtagsfcier aufraffen." — * Die landwirthschaftliche Schule zu Liegnitz besuchen gegenwärtig 144 Schüler, die von 8 Lehrern und 4 Hilfslehrern unterrichtet werden. Von 8 Prüflingen dort haben nur 2 den Berechtigungsschein zum einjährig Frei- willigendicnst erhalten. — * Der Einwohner Kossak aus Wilkau bei Glogau wurde bei Klausch-Wilkau ohne Besinnung und ohne Baarschaft mit verletztem Gesicht aufgefunden. Bald starb er. — Zu Jenkwitz bei Nimpsch wurde der Schriftsetzer Balke aus Saarlouis todt aufgcfunden. — Beim Brande der Mokrökyschcn Gerberei zu Laura- Hütte ist ein Geselle mit ums Leben gekommen. — Die Section des Ricsengebirgsvereins zu Gottcsberg, 116 Mitglieder zählend, hatte 574 M. 55 Pf. Einnahmen und 563 M. 3 Pf. Ausgaben. — Rudolf Falb hat letzter Tage in Berlin einen Cyklus von Vorlesungen über seine „Erd beben-Theorie" eröffnet. Bekanntlich beschränkt sich diese Theorie nicht auf die Erklärung des Ursprungs und der Ursachen der Erdbeben, sondern erstreckt sich auf alle großen terrestrischen Revolutionen und auf alle Störungen in der Atmosphäre, in den Occanen und im Erdinnern. In seinem ersten Vortrage sprach Falb über den „Einfluß des Mondes auf das Wetter" und bezeichnete den 24. März als den nächsten „kritischen Tag", da schon am 20. d., Abends bei Beginn des Frühlings die Sonne in den Acquator tritt, wozu sich am 24. d. Neumond gesellt. Falb glaubt, daß infolgedessen vielleicht schon am 22. d. Wintergewitter und Cyklonen (verheerende Wirbelwinde) ein treten werden. — Hannover, 13. März. Ein überaus erschütterndes Ereigniß bildet seit einigen Tagen das Gespräch der ganzen Stadt. Ein an der Thiergartenstraße wohnender Maurermeister unter hielt auf seinem Grundstück einige Hunde, welche einen friedlich des Wegs daherkommenden Offizier burschen angefallen und zerfleischt haben. Der Unglückliche war ohne Waffe und konnte sich der wüthenden Bestien nicht erwehren. Als auf sein Geschrei Kameraden zur Hilfe herbeieilten, war es leider zu spät. Die verhungerten Thierc haben ihm große Stücke Fleisches vom Leibe gerissen. Der Bedauernswerthe wurde in die Kaserne getragen, wo er verbunden wurde. Wie es heißt, ist er bereits seinen Wunden, erlegen. Der Vorfall ist um so beklagenSwerther, als der davon Betroffene der einzige Sohn und Ernährer seiner Mutt« ist. Mau darf mit Sicherheit erwarten, daß den Besitzer der Hunde, die bereit« mehrfach Menschen anaefallen haben jetzt die wohlverdiente Strafe trifft. — Der Hungerer Eetti in Berlin hat am Freitag Mittag die zweite Woche seine- Fasten begonnen. Sein Befind?» ist vortrefflich, nur nimmt die Beweglichst ab und da- Frostgefühl zu. Bisher verlor Eetti 7 Pfund Körpergewicht. DaS Cigarettenrauchen setzt er mit großem Ver gnügen fort. — Ueber einen Doppelmord wird au- Alt« lomnitz in Schlesien Folgendes berichtet: Der Arbeiter Englisch «drosselte seine beiden noch schulpflichtigen Söhne, legte die Leichen in daS Bett und schrieb dann ein Bekenntniß der unseligen That auf. In diesem Schriftstück bemerkte er, „daß er mit demselben Strick, den n zur Er drosselung d« beiden Knaben benutzt habe, sich selbst das Leben nehmen werde." Diesen Vorsatz führte er auch aus. Früh fand man den Mann in der Stube an einer Wäschetrockenstange erhängt vor. — Hamburg, 18. März. Am Mittwoch Abend sind sieben Personen in der Elbe ertrunken. Als nämlich an diesem Abend zehn Weidenarbeitn, dabei eine Frau, mit einem Boot über die Elbe fahren wollten, schlug dasselbe infolge heftigen Sturmes mitten im Strome um und alle Insassen stürzten ins Wasser. Während drei derselben gerettet wurden, sind die anderen sieben ertrunken. Die Leichen sind noch nicht aufgefunden. — Am 17. d. kenterte auf der Elbe bei Altona ein Segelboot mit fünf Personen, vier derselben fanden dabei ihren Tod. — Der niedere Wasserstand des Bodensees gestattet gegenwärtig, bei den Stationen Bod- mann, Sipplingen und Hagenau Ausgrabungen in den Pfahlbauten vorzunehmen, wobei freilich die Arbeiter den ganzen Tag über bis zur Hüfte in Schlamm und Wasser stehen. Bis jetzt wurden zu Tage gefördert: Thongefäße, Steinbeile und Gewcihhandhaben, Feuersteinpfeile, Pfriemen, Nadeln, Broschen, Werkzeuge aus Holz, Angeln aus Bronze rc. Die Funde kommen in die badischen Alterthumssammlungen. — Im fiskalischen Steinbruch bei Lobositz ist eine Dynamithütte mit dem gesammten Vor rath in die Luft geflogen. Ein Partieführer, Namens Heyni und sämmtliche Arbeiter wurden in Stücke gerissen. Die furchtbare Lufterschütterung ries inderUmgebung erdbebenähnliche Erscheinungen hervor; insbesondere sind Beschädigungen zahl reicher Häuser der umliegenden Dörfer zu consta- tiren. Die Ursache der Explosion war die Adjustirung von Dynamitpatronen bei geheizten Oefen, also einfach hochgradiger Leichtsinn. — Unter großem Andrange des Publikums fand am 17. d. M. vor dem Schwurgerichte in Tesch en (österr. Schlesien) die Schlußverhand lung gegen die Frau eines reichen Müllers aus Oldrzychowitz, Maria Blendowska, statt, welche ihren anderthalbjährigen Knaben Victor oft ohne Grnnd mit der Hundspeitsche geschlagen und denselben im Hemd der kalten Herbstlüft aus gesetzt, beim Baden in heißes Wasser gesteckt und zuletzt, als er vor Hunger weinte, zweimal den Flammen des Backofens so nahe gebracht, daß das herabgekommene Kind nach neun Tagen den Brandwunden erlag. Die Frage des Todtschlags wnrde mit acht gegen vier Stimmen verneint, jede der schwere» körperlichen Verletzung ein stimmig bejaht. Maria Blendowska wurde zu nur 10 Monaten schwelen Kerkers verurtheilt. Im Publikum herrschte während der Verhandlung und noch mehr nach der Verkündigung des Urtheilsspruches große Entrüstung gegen die grausame Mutter, indem von dreizehn Kindern bis jetzt sieben gestorbec^sind, und die meisten am Leben gebliebenen Volt ihr schlecht behandelt werden. — Ein großer Postdiebstahl wurde in Wien entdeckt: ein an die Güterverwaltung des Erz herzogs Franz Ferdinand Este aus Pisa mit siebenundsiebzigtausend Lire Werthangabe gesendeter Brief traf in Wien ein, nur mit Makulatur ge füllt, das Geld war verschwunden, nach den bisherigen Erhebungen «folgte der Diebstahl noch auf italienischem Gebiete. — Kraszewski, d« bekannte polnische Dicht«, dessen Verhaftung, Berurtheilung wegen Hoch- verraths, Beurlaubung und EhrrnwortSbruch vor einiger Zeit ungeheures Aufsehen «regte, ist am 19. März Nachmittag in Genf gestorben. — Die Hochzeit von Madame Ehristine Nilsson mit dem Grafen von Casa Mirand» hat, wie der „GauloiS" meldet, am 12. Miktz