Volltext Seite (XML)
Anlage zu M. 16 des sächsischen Lrzäklers. Bischofswerda, den L3. Aebruar 1887. abend. — Im Kaufmännischen Verein zu Bautzen hielt Herr Emil Ritter-Haus aus Barmen einen Vortrag über „Victor von Scheffel", worauf er von den vielen Zuhörern große» Beifall erntete. — Herr Postsccretär H. zu Sommerfeld wurde zum Oberpostsecretär ernannt. (Derselbe hatte bei der letzten Ziehung der preuß. Lotterie einen bedeutenden Treffer.) — Der verstorbene Loh gerber Erbe in Löbau hat der Stadt 1500 M. zum Besten von Weihnachtsgaben für bedürftige Schulkinder hinterlassen. — Der Consumverem zu Forst, der 1700 Mitglieder zählt, hat im vorigen Jahre circa für 600,000 M. Umsatz ge habt und damit an 100,000 M. gewonnen, so daß eine Dividende von 13 Procent nach Abzug der Abschreibungen gewährt werden konnte. — Die verstorbene Wittwe Fabian in Zittau hat der dortigen Just'schen Augenheilanstalt 150 M. letztwillig ausgesetzt. Bautzen, 17. Februar. Heute Vormittag erfolgte Hierselbst im großen Saale der Domschule die feierliche Einweisung deS neuen Domschul- virectorS Herrn Domvicar Franz Anton Löbmann, bisher Caplan an der Pfarrkirche zu Schirgis walde, durch den hiesigen Herrn Schulrath vr. Wild. Mit dieser Feier wurde zugleich die Ver abschiedung des bisherigen Directors und nun mehrigen Hofpredigers der katholischen Hofkirche zu Dresden, Herrn Josef Dienst, verbunden. Die letztere Frier gestaltete sich zu einer wahrhafter hebenden und legte Zeugniß davon ab, daß man den hochwürdigen Herrn nur ungern scheiden sieht. Aber nicht nur heute, sondern auch schon im Laufe der vergangenen Woche sind demselben zahllose Beweise von Anhänglichkeit und Liebe zu Theil geworden, die alle mit dem Wunsche, seine Liebe und Anhänglichkeit auch in der Ferne unserer Stadt zu bewahren, verbunden waren. Bautzen, 16. Kebr. (Strafkammersitzungen des Königl. Landgerichts.) Am 25. September v. I. beauftragte der Kaufmann Hahn in Pulsnitz seinen Sohn, die Summe von 332 Mark bei der Post einzuzahlen. Der Sohn trug indeß aus Versehen nur 232 Mark in das Post- einlieferungSbuch ein, zahlte aber zu Händen des Postassistenten Franz Karl Schmidt die vollen 332 M. ein. Als 3 Tage darauf der Empfänger den Eingang von 232 M. an den Absender be kannt gab, kam das Versehen des Hahn juu. zu Tage; allein der genannte Beamte bestritt zunächst auf Vorbehalt, daß von ihn 100 Mark mehr eingezahlt worden seien und gab diese Thatsache erst zu, als Hahn 8ou. die Inter vention eines Rechtsanwalts in Aussicht stellte; er meinte dabei, „er könne die 100 Mark für den Augenblick nicht schaffen, werde das Geld aber am 1. October bringen." Diese Zusage erfüllte Schmidt auch, vermochte aber einer An klage wegen Unterschlagung im Amte nicht zu entgehen. Der im Jahre 1855 in Dittersbach i. Schl, geborene Angeklagte will erst am 26. September das plus in der Schaltercasse bemerkt, die 100 M. jedoch nicht ausgegeben, sondern zunächst im Kasten de» Schaltertisches, später im Portemonnaie aufbewahrt, und die Ersatz leistung „nur in der Aufregung" für einen späteren Tag versprochen haben. Sein ferneres Anführen, daß er zeitweise und auch damals in geistig un freiem Zustande sich befunden, ward durch die Beobachtungen des bezirkärztlichenSachverständigen widerlegt, und er im Sinne der Anklage zu vier Monaten Gefängniß verurtheilt. (B. N.) In Bautzen tritt der Typhus in bedenk licher Art auf und hat bereits ein Ofer, Herrn Buchhändler Erich Temper, gefordert. Trotzdem — schreibt man — daß täglich im Polizeiamte, Meldungen von neuen Erkrankungen einlaufen, wird es behördlicherseits möglichst geheim ge halten, um die Einwohnerschaft nicht zu beun ruhigen. Sebnitz, 18. Februar. Die Fabrikanten künstlicher Blumen haben für die Svmmersaison wiederum erfreulicherweise größere Aufträge zu verzeichnen gehabt. Bis vor Kurzem und noch im vorigen Jahre war die Mode der Damenhüte daran schuld, daß weniger künstliche Blumen ge kauft wurden. Das ist indessen anders geworden und man verwendet die künstlichen Blumen als Hutschmuck jetzt wieder mehr denn früher. UebrigenS kommt die größere Verwendung künstlicher Blumen einer anderen Industrie, nämlich der Glasbläserei zu Gute; in ganz unglaublich großen Mengen werden die künstlichen Blumen mit au-Gla» kunst voll gebildeten Früchten (Wein, Erdbeeren re.) versehen und diese Massenartikel haben wegen ihrer geschmackvollen Arrangements lebhaften Absatz erfahren. Ein in Dresden passirter Unfall beweist, wie gefährlich die Anbringung einer Petroleum laterne am Kummet des Pferdc« ist. Am Dienstag Abend stand auf der Schillerstraße daS Sattel pferd eines Botenwagens mit dem Kopfe buch stäblich in Flammen. Die Lampe in der ziemlich großen Laterne war explodirt, der Kutscher, um zu löschen, beging die Unvorsichtigteit, mit aller Macht in die Flamme zu blasen, wodurch dieselbe aber nur noch größer und gefährlicher wurde, indem die Pferde zu scheuen anfingen. Nur durch schnelles Eingreifen eines Augenzeugen, durch Herunterreiben der Laterne, ward ein größeres Unglück verhütet. Bei der Königlichen Altersrentenbank in Dresden (Altstadt, Landhausstraße 16, im Land haus) sind im verflossenen Jahre 2,729,157 M. cingezahlt worden, d. i. 1,018,774 M. oder 60 Proc. mehr als im Jahre 1885. Die Gesammt- zahl der Einlagen beziffert sich auf 6952 Stück und weist gegen diejenige des Vorjahres eine Zunahme von 26 Proc. auf. Die stärkere Zu nahme des Betrags zeigt, daß die großen Ein lagen mehr als die kleinen zugenommen haben. Der zu Dresden im Jahre 1885 gegründete „Verband deutscher Kegelclubs" hat einen solchen Aufschwung genommen, daß bereits circa 2000 Mitglieder demselben beigetreten sind und sich große Localverbände zu Berlin, Hamburg, Leipzig, Dresden, Stettin Chemnitz rc. gebildet haben, welche mit den einzelnen Clubs aus anderen Städten Deutschlands sich zu dem vom 25. bis 28. Juni a. zu Leipzig stattfindenden 2. deutschen Keglerverbandsfest vereinigen werden. Der Verband, welcher die Verbrüderung der Kegler aus allen Gauen Deutschlands, sowie Hebung und Förderung des körperstärkenden Kegelspiels bezweckt, hat seinen Sitz zu Dresden und haben sich Interessenten an den Centralvorstand daselbst zu wenden. Klagen über schlechten Geschäftsgang, dessen Ursache in der durch die Abstimmung des Sep- tennatS hervorgerufenen Unsicherheit der Zeitlage zu suchen ist, kommen aus den verschiedensten Theilen des deutschen Reiches. Gerade aber in unserem Sachsenlande hat Handel und Wandel neuerdings recht furchtbar zu leiden. Von allen Seiten gehen, so schreibt man aus Dresden, Klagen über die plötzliche Zurückhaltung der Auftraggeber ein. Eine der größeren Fabriken Sachsens stellt folgendes Exempel auf: „Fast alle Bestellungen, welche sonst mit Bestimmtheit von Ende December bis Mitte Januar bei uns einlaufen, sind ausgeblieben, da unsere Abnehmer der Weltlage nicht mehr trauen. Um nun unsere Arbeiter nicht theilweise entlassen zu müssen, so haben wir die Arbeitszeit von 10 auf 8 Stunden herabgesetzt. Wir beschäftigen etwa 700 Arbeiter, welche einen Durchschnittslohn von 30—35 Pf. in der Stunde verdienen. Also verliert der Ar beiter infolge der durch Ablehnung des Septen- nats verursachten politischen Unsicherheit wöchentlich 3,60 M., insgesammt gehen den umliegenden Ortschaften wöchentlich 2500 Mk. verloren. Die Arbeiter mögen sich bei ihren Vertretern im Reichstage dafür bedanken, daß diese ihnen 50 Pf. bis 1 Mk. an jährlichen Steuern erspart, sie dafür aber um mehrere Hundert Mark jähr licher Einnahmen geschädigt haben." Lausigk, 18. Februar. Die erste größere ZugSlocomotive langte gestern kurz vor Mittag auf unserm Bahnhofe an. Der mit Kränzen ge schmückte Zug war aus 18 Baulowrys und einem Personenwagen zusammengesetzt. Um die Herren Ingenieure der Lausigkcr und Geithainer Section, welche den Zug begleiteten, zu begrüßen, hatten die Mitglieder des Stadtgemeinderaths vor dem Bahnhöfe Aufstellung genommen. Selbstverständlich hatte sich außerdem dazu noch ein zahlreiches Publikum eingefunden. Sämmtliche Arbeiter, Unterbeamte, Ingenieure und die sich eingefundenen Gemeinderathsmitglieder nahmen zur Auszeichnung des TageS eine Erquickung zu sich. Aus Chemnitz wird dem „B. T." gemeldet: Der Consul der Vereinigten Staaten hierselbst, Tanner, dessen gehässige Berichte vor einiger Zeit unliebsames Aufsehen erregten, ist von seiner Regierung abberufen worden, Sachsen. § Ober-Neukirch. Am Abend des Sonntags Septuagesimä, als den 6. Februar a. <r. fand m den Räumen der Richter'fchen Restaura.tion das erste Stiftungsfest deS hiesigen JünglinaSvereins statt. Genannter Verein wurde zu Anfang des vergangenen JahreS vom Herrn Diac. Wolff ge gründet und zählt gegenwärtig ca. 30 Mitglieder, Jünglinge der Parochie Neukirch-Ringenhain, meist im Alter von 14—17 Jahren. Auf die freundliche Einladung der Herren Geistlichen zur Theilnahme am Stiftungsfest hatte sich außer dem Verein eine stattliche Zahl Fcstgäste aus allen Gemeinden der Parochie versammelt. Nach dem das Fest durch allgemeinen Gesang der Strophe: „Herr Jesu Christ, dich zu uns wend!" begonnen, referirte Herr Diac. Wolff als Vor sitzender über daS Leben des Vereins im ersten Jahre seine- Bestehens. Aus diesem Referat, daS in lebensvollen Bildern und markigen Zügen gezeichnet war, mußte wohl ein jeder erkennen, wie die Mitglieder des Vereins all' Sonntag abendlich durch Vorträge aus Geschichte, Geo graphie, Naturkunde und andere» Gebieten, sowie durch Declamationen, Gesänge, Lectüre und aller hand harmlose Spiele auf'S Nützlichste und An genehmste beschäftigt und unterhalten werden. Weiter mußte daraus Jeder erkennen, daß der Zweck des Vereins nicht der ist, ein schleichendes Muckerthum heranzubilden, sondern vielmehr dieser, den Jünglingen allsviintäglich einige fröhliche Stunden zu bereiten, Stunden aber, da sie etwas spüren können von der Freude im Herrn. — In packenden Worten redete dann Herr Pastor Seidel aus Dresden den Jünglingen über die Stärke im Herrn, sie mahnend auch zur Stärke gegen über den Schmähungen, welchen die Glieder eines Jünglingsvereins oft ausgesetzt sind. — Im weiteren Verlauf des Festes wechselten Ansprachen, Declamationen, musikalische Vortrüge und ge meinschaftliche Gesänge in geschmackvoller Weise mit einander ab. Während die musikalischen Vorträge von Freunden des Vereins ausgeführt wurden, fanden die Declamationen, bald ernsten, bald heiteren Inhalts, in Gliedern des Vereins selbst recht geschickte Darsteller. So gestaltete sich Alles zu einem fröhlichen, an Abwechselung reichen Gesammtbild, das gewiß alle Festtheil- nehmer mit herzlicher Freude erfüllt hat. Nach dem noch Herr Pastor Thomsen die Festversammlung gebeten, die oft falschen Borurtheile gegen den Verein aufzugeben, und ihr das Philippuswort: „Komm, und siehe es!" zugerufen, wurde das Fest durch allgemeinen Gesang des apostolischen Segens beschlossen. — Möge der Herr dem Verein auch im neuen Jahr ein fröhliches Blühen und Gedeihen schenken und die Mühe Derer, die an dem Verein arbeiten, mit reichem Segen lohnen! Umschau in der fächs.-prcuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 21. Februar. Durch Feuer wurden vernichtet: die Scheune deS Gemeindevorstandes Jänsch in Klein-Biesnitz; zu Teicha bei Rietschen wurde eine Brandstiftung vereitelt, indem man das entstandene Feuer bald bewältigte; das Wohnhaus der Marie Busche zu Brehmen; die Gebäude der Nahrungsbesitzer Michalk und Scholtka zu Loitz bei Spremberg; die Gebäude des Gutsbesitzers Tränkler in Rohr bach. (Der 15jährige Ochsenjunge Singert bei Tränkler wurde als der Brandstiftung verdächtig verhaftet.) — Dem Fabrikarbeiter Richter aus Viereichen bei Rietschen wurden in der Cellulosen- äbrik 3 Finger durch die Hackmaschine abge- chnitten. — Im Schmöllner Rittergvtswalde ist >eim Holzfällen der Arbeiter Mörbe von einem allenden Baume erschlagen worden. — Ein knecht des Rittergutes Oberottendorf aus Drebnitz, verheirathet und Vater zweier Kinder, ist durch das Durchgehen der Pferde um's Leben ge kommen. — Unweit Muskau wurde ein Mann aus Weihwasser vom Schlage getroffen todt auf gefunden. — Der Arbeiter Ulbrich zu Görlitz fiel auf der Treppe und erhielt so schwere Ver letzungen, daß er bald darauf starb. — In Sommerfeld sind in einer Woche 9 Kinder, meist an Diphtherie, gestorben. — Der evang.-luth. JünglingSvcrein zu Bautzen hielt im Schützen hause einen Familienabend ab, wobei Herr ArchidiaconuS Großmann die Bewillkommn» ngS- rede hielt. — Der Jünglingsverein zu Bernstadt, der 8 Jahre besteht und über 30 Mitglieder zählt, feierte seinen'ersten, ansprechenden Familien