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lkitz, welcher an vergangener Mstttvoch trotz Unwetter» fick von hier nach seine« Wohn, begchen wollte^ dort aber nicht anlangte seit dieser Zeit vermißt wurde, gestern «n- WW de» Dorfe» Preuschwitz, im Schnee erfroren ««Gefunden worden ist. Henke ist verheirathet und Vater von 8 lebenden -indem. — Am Morgen de» zweiten WcihnachtSfeiertage» wurde dir Seiler Kranke au» Ostrau erstarrt nn Schnee auf einem Felde unweit de» Schmorrrner Com- munieationSwege» aufgefunden. Er hatte am 21. Nachmittag» feine Familie verlafien, um in Delmschütz bestellte Maaren abzuliefern und mit dem Erlös von etwa 5 Mark den Seinen eine Weihnachtsfreude zu bereiten. Er kam jedoch nicht wieder. Zwar machten sich eine Anzahl rüstiger Männer auf den Weg, den Vermißten zu suchen, aber in dem furchtbaren Schneesturme waren alle Bemühungen vergeblich. Erst am zweiten Feiertag war e» möglich den Verunglückten zu finden. — In einer Schneewehe am Wald rande bei der Landaer Mühle bei Großenhain fand man dieser Tage einen Erfrorenen, dessen Persönlichkeit noch nicht festzustellen war. — Auch der seit dem 20. December vermißte Hand arbeiter Uhlich au» Ersenschlag, der lange ver geblich gesucht wurde, ist endlich von seinen An gehörigen auf Altchemnitzer Flur todt ausgefunden worden. — Auf der Zschepaer Flur fand man am 23. Dec. den 40 jährigen Ziegeldecker Made aus Zeithain. Der Verunglückte, welcher Vater von 6 Kindern ist, war infolge Trunkenheit bei den großen Schneestürmen vom Wege abgekommen und ist erfroren. Ferner kommen von allen Seiten Nachrichten, daß Menschen vermißt werden, welche wohl meistens ebenfalls den I Schneemassen zum Opfer gefallen sind. So wird aus Zwickau geschrieben, daß der dortige Feuermann Rudorf, welcher Abends nach der Arbeit fortging und noch in einem Geschäfte eingekehrt war, um für seine Kinder zur Christ- bescheerung einzukaufen, in seiner Wohnung nicht angekommen ist. Die hinterlassene Frau und vier Kinder, die vergebens auf den Vater warteten, haben ein trauriges Weihnachtsfest erlebt. Auch ein junger Mann aus Zwickau, welcher als Copist angestellt war, scheint verunglückt zu sein. Derselbe wollte auswärts wohnende Verwandte besuchen, um bei diesen die Feiertage zuzubringen; er ging von Zwickau über Lengenfeld hinaus, ist aber bis jetzt noch nicht wieder zurückgekehrt. Aber auch noch andere unangenehme Zwischen fälle haben die Schneestürme mit sich gebracht. Dazu gehört auch das folgende Vorkommniß: Von Drochaus aus sollte ein Begräbniß nach Leubnitz ausgeführt werden. Der Leichenzug konnte jedoch wegen der Schneewehen nicht vor wärts kommen; er mußte Halt machen, und die Leiche wurde auf freiem Felde stehen gelassen. Erst anderen Tages wurde die Bahn so weit frei, daß die Leiche nach Leubnitz zu ihrer Ruhe stätte gebracht werden konnte. — In der Nähe von Greiz hätte am zweiten Feiertag den von dort kommenden 4-Uhr-Zug leicht ein Unglück ereilen können. Dicht am Wünschendorfer Tunnel hatte sich durch die Schncemassen von einem an der Bahn gelegenen Felsen ein größere« Stück abgelöst und rollte bis dicht an den Zug herab, so daß sämmtliche Trittbreter an dem diese Stelle passirenden Wagen beschädigt wurden. Wäre dieses Felsstück nur ein kleines Stück weiter vorgerollt, so konnte ein größeres Unglück entstehen. '-,1^ -.'.REL 2-2.'- Bischof vr. Kopp von Fulda möge «vadjutor de» krank« vr. Herzog mit dem Recht der später«» Nachfolge werden. Dieser Plan zer schlug sich. Jetzt, wo der Bischofssitz völlig vacant geworden, wird gewiß der frühere Plan wieder ausgenommen werben, Herrn Kopp zum Fürstbischof von Breslau zu machen, So eilig wird die Ausführung dieser Idee allerdings nicht von Statten gehen, denn e» müssen dabei noch manche Steine au» dem Wege geräumt werd«. Verstärkung der Garnisonen in Elsaß-Loth- ringen. Nach Sargemünd sollen zwei Bataillone mehr gelegt werden. Auch die Städte St. Johann-Saarbrücken und Forbach werden mit Infanterie belegt, außerdem soll eine Reihe anderer Städte Elsaß-Lothringen», wie Chateau- Salins , Molsheim rc., mit Truppen bedacht werden. Den Postpacketverkehr mit Malta betr., macht da» Reichspostamt bekannt: Von jetzt ab können Postpackete im Gewichte bis zu 3 Kilogramm nach Malta versandt werden. Das vom Absender im Voraus zu entrichtende Porto beträgt kür jedes Packet 2 Mark. Ueber die Versendungsbedingungen ertheilen die Postanstalten auf Verlangen Auskunft. Stettin, 29. December. Der dritte große Reichspostdampfer ist heute Mittag 12 Uhr auf der Werft des »Vulkan" glücklich von Stapel gelassen worden. Die Taufe vollzog die Gemahlin des sächsischen Gesandten in Berlin, Gräfin v. Hohenthal und Bergen. Der Dampfer erhielt den Namen »Sachsen". O e st e r r e i ch. Ihre Kaiserl. Königl. Hoheit die Erzherzogin Maria Josefa, die Gemahlin des Erzherzogs Otto, wird an drei aufeinander folgenden Tagen der nächsten Woche in Wien im Palais Sr. K. Hoheit des Erzherzogs Karl Ludwig Cercle halten. Ein solcher Cercle findet nach bisheriger Gepflogenheit überhaupt bei neuvermählten Frauen Erzherzoginnen statt, welche von fremden Höfen herstammen und werden hierbei das diplomatische Corps, die Palast- und hoffähigen Damen, sowie die geheimen Räthe, Kämmerer und Truchsessen empfangen werden. England. i London, 29. December. Lord Jddesleigh empfing heute Nachmittag die bulgarische Depu tation in sehr herzlicher Weise und betonte der selben gegenüber die Sympathien Englands für Bulgarien. Lord Jddesleigh lud die Deputation ein, sein Schloß bei Exeter zu besichtigen; die Deputation nahm die Einladung an. Der frühere Generalkonsul in Sofia, Lascelles, welcher der Unterredung beiwohnte, leistete der Einladung ebenfalls Folge. Die bulgarischen Delcgirtcn werden sich von hier aus nach Paris begeben, wo sie bisher noch nicht verweilt haben. Rußland. Petersburg, 30. December. Generalmajor v. Kaulbars ist zur Verfügung der Obercom- mandirenden der Gardctruppen und des Peters burger Militärbezirks gestellt. Vermischtes. — 3400 Centner Salz hat in den Tagen der in der vorigen Woche stattgefundenen starken und anhaltenden Schneefälle die große Berliner Pferdebahngesellschaft zu dem Zwecke verwendet, um die Geleise vom Schnee zu befreien. — Aus Karlsruhe, 25. December, wird berichtet: Der Großherzog von Baden, welcher alljährlich zu Weihnachten sämmtliche hiesige Vereine und Anstalten für Wohlthätigkeit und Krankenpflege mit reichen Gaben bedenkt, hat diesmal dem Badischen Frauenvereine ein groß artiges Christgeschenk zukommen lassen, indem er dem Verein „in Anerkennung und zur Förderung seiner weithin nützlichen Thätigkeit" aus seiner Handcasse die Summe von 12,000 Mk. zuwies. Davon sind 10,000 Mk. für den Fonds zur Erbauung einer Vereinsklinik und 2000 Mk. für da» Friedrichsstift, bezw. fpeciell für das Heim für alleinstehende Damen bestimmt Word«. — (WotfSplage im Reichslande.) Aus Elsaß-Lothringen wird der „Magdeb. Ztg." be richtet: der ungewöhnlich starke Schneefall in den letzten Tagen hat zur Folge gehabt, daß be sonder- in Lothringen die Wölfe au» den Wäldern sich in die Nähe der Dörfer ziehen. Eine Ab nahme dieser Thiere mache sich nicht bemerkbar, obwohl deren jährlich 40 bis SO erlegt werden» da die Wölfe sich immer wieder au» den franzö sischen Ardennen ergänzen. Berlin, 28. December. Der Vorsitzende der Militärcommission des Reichstages, Graf Ballestrem, hat, wie die „N.-Z." meldet, die erste Sitzung der Commission nach den Ferien auf Mittwoch, 5. Januar, Morgen» 11 Uhr, anberaumt. Das Plenum des Reichstages tritt bekanntlich am 4. Januar wieder zusammen. BreSlau, 30. Dec. Die feierliche Beisetzung des Fürstbischof» vr. Herzog fand Vormittag 10 Uhr im Dome unter Theilnahwe de» Oberpräsi- denten, drei Regierungspräsidenten, der Stadt vertretung, der Malteserritter u. s. w. statt. Erzbischof Dinder au» Pos« celebrirte das Pontificalrequiem, Prälat Spieske hielt die Trauerrede. Um die Neubesetzung de» durch den Tod de» Fürstbischofs vr. Herzog erledigten BreS- läver Bischofsstuhle» wird e» zweifellos lang wierige Verhandlungen geben. ES ist bekannt, wie von Berlin au» gewünscht wurde, der vor «tzigenTagin aus de» Bahnhofe in Erfurt- Die Frau eine» Postfecretär» war wegen Ee» müthSkrankheit «ach Halle geschafft worden- Kurz vor Weihnachten reisten die nächsten. Ao« . gehörig« nach Halle, um die Frau und Mutt« nach Erfurt zu nehmen, damit sie die Feiertags zusammen im Kreise der Familie verleb« könnten- Bom behandelnd« Professor in Halle wurde den Angehörigen ernstlich an» Herz gelegt, die Kranke unter die strengste Aufsicht zu^nehmen-und kein« Augenblick allein zu lassen, da sie e» schone mehrmals versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Am 24. Decbr., am heiligen Abends verlangte die Frau nach dem Bahnhofe zu aehen, nm einige Züge anzusehen. Der Mann begleitete sie und ließ sie nicht aus dem Auge. Plötzlich riß sich die Frau los und stürzte sich unter den soeben heranbrausenden Zug. Zuerst wurde ihr ein Arm abgefahren, dann aber ging der Hu^ über den Körper hinweg. Sie wurde als Leiche hervorgezogen. — AuS Langen am Arlberg, 22. Decbr.,. wird geschrieben: Vorgestern früh um 11 Uhr wurde der 23jährige Franz Alois Mathias vom Warth, welcher mir einem Pferde nach Stuben fahren wollte, am Flexen von einer Schneelawine in die Tiefe des Baches geschleudert und unter dem Schnee verschüttet. Sobald man Kunde von dem Unglück erhielt, traf man die umfassendsten Anstalten zum Auffindeu des Verschütteten; es rückten zuerst 13, dann 18 und zuletzt 40 Mann mit den nöthigen Gerüchen aus. Nach dreißig Stunden traf man den Verunglückten unter einer 17 Fuß hohen Schneedecke am Bache liegend, und zwar wunderbarerweise noch lebend; er hatte jedoch einen Fuß gebrochen. — Auf Grund der nunmehr von allen Seiten vorliegenden Berichte läßt sich jetzt genau übersehen, welche Ausdehnung der Schauplatz der gewaltigen jüngsten Sch neecatastrophe aufzuweisen hatte. Derselbe erstreckte sich vom Mittelrhein bis nach Schlesien, im Norden bis Braunschweig, Berlin und Posen, im Süden bis Württemberg, Baiern und von da nach Oesterreich in der Richtung nach Wien. Alle bezüglichen Schilderungen besagen dabei auch, daß seit Jahr zehnten in Mitteleuropa wie auch in Frankreich- und Belgien solche Schneestürme nicht erlebt worden sind. Daß die moderne Wetterweisheit den hereingebrochenen Ueberraschungen völlig ahnungslos gcgenüberstand, wird vielfach und theilweise in höchst drastischen Ausdrücken be sprochen. Mit voller Deutlichkeit zeigte sich aber auch, daß die Meteorologie faktisch noch in den Kinderschuhen steckt und auf ihre Prophezeiungen wirklich nicht stark gebaut werden kann. — (Schwerer Unfall auf einem See dampfer.) Der am 3. Dec. in New-Dock ein getroffene Postdampfer „Westernland" der Red- Star-Line hat auf seiner Fahrt einen Unfall seltener Art erlitten, der aber um so beklagen S- werther ist, als ihm eine Anzahl Menschenleben zum Opfer fielen und ein Theil der Passagiere - schwere und leichtere Verwundungen davontrugen. Der „Westernland", ein Viermaster mit zwei Schornsteinen, ist ganz aus Stahl gebaut mit vier Decks und wurde 1883 für Rechnung der Red-Star-Line in Antwerpen als der bis dahin größte Dampfer gebaut. Der Dampfer fuhr unter Capitän Rändle am 20. November mit annähernd 800 Personen an Bord von Ant werpen ab und hatte eine verhältnißmäßig gute Fahrt, bis sich am 27. November heftiger Nord-- weststurm erhob, welcher um die Mittagszeit an Heftigkeit zunahm. Das furchtbare Schwanken des Schiffes hatte die meisten Fahrgäste, nament lich die Kinder und Frauen, veranlaßt, in ihr« Kajüten zu bleiben, ein Glück für Manchen, da sonst des Nachmittag« 3 Uhr 30 Minuten er folgte Unglück manches Opfer mehr gefordert haben würde. Um die genannte Zeit befanden sich unter dem Oberdeck am Bug eine ziemliche- Anzahl von Fahrgästen, die den daselbst beschäf tigten Mattosen bei ihren Arbeiten zusahen. Plötzlich stürmte eine W^e gegen den Dampfer an, welche sich beim Näherkommen al» einr mächtige Wasserhose entpuppte. Die Wassermassr näherte sich so rasch dem Schiffe, daß an eins Flucht in die nächste Kajüte kaum zu denk« war, und als sie da» Schiff traf, zitterte unl> schwankte dasselbe wie ein in die See aeworfenes Spielzeug. Dann ergoß sich die Wassermassr über da» Deck und zertrümmerte mit einem furchtbar« Knall da» ganze Vorderdeck; inan sah nur noch ein wirre» Durcheinander von Wasser, zersplitterten Balken, zerbrochenen eisern«