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für den Syirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung SN«« Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. beS „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlrgr.-A-restk: Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Insertionspreis: die kleinspalnge Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 219. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 53. Jahrgang. ——-— Sonnabend, den 29. Dezember 1. öffentliche Sitzung des Stadtverordneten-Kollegiums Mittwoch, den 2. Januar 1907, vormittags 11 Mr im Sitzungssaale des Rathauses. Eibenstock, den 27. Dezember 1906. Der Stadtrat. Hesse. Müller. 1) Einweisung der wieder- bez. neugewählten Stadtverordneten. 2) Wahl des Stadtverordneten-Vorstehers und dessen Stellvertreters. 3) Wahl der Stadtverordneten in die gemischten ständigen Ausschüsse. Der Waschinenliicker Kerr Lsrndarä /InFer hier ist als städtischer Lateruenwärter für den oberen Bezirk in Pflicht genommen worden. Stadkrat Eibenstock, den 22. Dezember 1906. Hesse. Müller. Jahresrundschau für das Königreich Sachsen. Wenn wir, am Ausgange des Jahres 1906 stehend, im Geiste nochmals den Blick auf die Geschicke unseres engeren Vaterlandes im ablaufenden Jahre werfen, so bleibt er vor allem an der verehrten Person König Friedrich Augusts und seines Hauses haften. Die Volkstümlichkeit und allgemeine Beliebtheit des Monarchen trat so recht wieder bei den vielen Besuchen hervor, welche er in den verschiedensten Landes teilen abstattete, denn er wurde hierbei überall mit herzlicher Freude und Begeisterung ausgenommen. Auch eine Reihe von Reisen über die grünweißen Grenzpfähle hinaus führte der König wiederum aus, so weilte er in Gotha, in Schloß Rastede, in Weimar, in Schloß Nltenstein, auf Norderney und Rügen, in Hamburg, in Kiel, in Wien — in der öster reichischen Hauptstadt anläßlich der Beisetzung seines Schwa gers, des Erzherzogs Otto von Oesterreich — in Cannes u. s. w. Auch nahm er mit seinen Kindern wieder Sommer aufenthalt in Tarvis. Von fürstlichen Gästen begrüßte König Friedrich August bei sich in Dresden u. a. den König von Württemberg, die Großherzöge von Weimar, Baden, Hessen und von Oldenburg, den Prinzen Ludwig von Bayern, den Erbprinzen von Meiningen, den Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich, den Fürsten von Lippe-Detmold. Allgemeine Freude im ganzen Lande erregte die Wiedervermählung des Prinzen Johann Georg, er führte die Prinzessin Immaculata von Bourbon-Sizilien als seine zweite Gemahlin heim. In Cannes fand am 30. Oktober die glanzvolle Vermählung des prinzlichen Paares statt, am 26. November erfolgte sein feier licher Einzug in die Residenzstadt Dresden. Bemerkenswert war die im Oktober zu München vor sich gegangene Zu sammenkunft der Gräfin Montignoso, der ehemaligen Kron prinzessin von Sachsen, mit ihren beiden ältesten Söhnen; das Wiedersehen verlies in herzlichster Weise; indessen sind die weitgehenden Kombinationen, welche hie und da an das Ereignis geknüpft wurden, selbstverständlich eben nur leere Mutmaßungen geblieben. Den politisch bemerkenswertesten Vorgang, welchen das Jahr 1906 für Sachsen zeitigte, stellte der Personenwechsel in der Regierung dar. Der Ministerpräsident und Minister des Innern v. Metzsch und der Kultusminister v. Seydewitz traten von ihren Posten zurück. Ersterer erhielt als Amts nachfolger im Ressort des Innern den bisherigen Gesandten Sachsens am Berliner Hwe, Grafen zu Hohenthal und Bergen, zum neuen Kultusminister wurde der seitherige Kreishaupt mann in Bautzen, v. Schlieben, ernannt; den Vorsitz im Ge samtministerium aber übernahm Finanzminister I)r. Rüger. Neben diesem teilweisen Wechsel in der Regierung liefen auch wichtige Veränderungen in den obersten Verwaltungs posten des Landes einher. Den zum Kultusminister ernannten Kreishauptmann o. Schlieben in Bautzen ersetzte der bisherige Ministerialrat v. Craushaar; der in den Ruhestand getretene Kreishauptmann von Dresden, Schmiedel, bekam den seit herigen Geh. Regierungsral Rumpelt zum Nachfolger und der ebenfalls aus dein Staatsdienste geschiedene Kreishaupt mann in Leipzig, v. Ehrenstein, wurde durch den bisherigen Kreishauptmann in Chemnig, Freiherrn v. Welck, ersetzt, während letzterem auf seinem Posten v. Burgdorfs, zuletzt Vortragender Rat im Ministerium des Innern, nachfolgte. Zum neuen Gesandten Sachsens in Berlin wurde Amts hauptmann Graf Vitzthum v. Eckstädt in Annaberg ernannt. Auch im obersten Amte der Katholischen Kirche Sachsens war eine Personalveränderung zu verzeichnen, zum Nachfolger des Ausgang 1905 verstorbenen apostolischen Vikars für das Königreich Sachsen, des Bischofs Wuschansky in Dresden, wurde der katholische Theologieprofessor an der Universität Straßburg, vr. Schäfer, berufen. Ebenso traten im diplo matischen Korps in Dresden mehrfache Veränderungen ein. Zum neuen russischen Ministerresidcnten anstelle des abbe rufenen Barons Wrangel wurde Baron Wolf, Kammerherr des Zaren und zum Nachfolger des in den Ruhestand ge tretenen langjährigen Gesandten Preußens am sächsischen Hofe, Grafen Dönhoff, der bisherige preußische Gesandte in Darmstadt, Prinz Hohenlohe-Oehringen, ernannt. Schließlich sind noch die Neubesetzungen einer Anzahl der oberen Kom mandostellen in der Armee zu erwähnen. Es wurden neu ernannt Generalmajor v. Bosse zum Kommandeur der Jn- fanteriebrigade Nr. 88, der Oberst Müller unter Beförderung zum Generalmajor zum Kommandeur der 89. Infanterie brigade, Generalmajor von Larisch zum Kommandeur der 2. Feldartilleriebrigade Nr. 24 und Oberst Freiherr v. Linde mann zum Chef des Generalstabes der Armee anstelle des verstorbenen Generalstabschef Wermuth. Eine besondere Aus zeichnung widerfuhr dem 32. Feldartillerie-Regiment dadurch, daß sich König Friedrich August zu seinem Chef erklärte. Sehr produktiv waren die Arbeiten des Landtags, der am 14. Oktober 1905 zusammcntrat und am 7. April 1906 geschlossen wurde, denn zahlreiche Gesetze kamen zu Stande. Als die wichtigsten von ihnen seien erwähnt diejenigen über den Staatshaushaltsetat, die Abänderung der revidierten Gesindeordnung, die Errichtung von Amtsgerichten in Rötha und Zwönitz, die Umgestaltung des Landcskultucrates, die Feuerbestattung, die Abänderung der staatlichen Schlachtvieh versicherung, die Abänderung der Ergänzuiigssteucr, das Um zugskostengesetz und das Wassergesetz. Aber freilich, gerade die so dringlichen Reformen des Landtagswahlrechtes und der Gemeindesteuergesetzgebung sind auch in der jüngsten Landtagssession noch nicht zustande gekommen und sie weist daher in ihren Ergebnissen eine bedauerliche Lücke auf. — Ueberaus zahlreiche Versammlungen, festliche Veranstaltungen usw. fanden auch während des Jahres 1906 in unserem engeren Vaterlande statt. So tagte in Leipzig die Haupt versammlung des nationalliberalen Vereins für Sachsen, in Zwickau hielt die sächsische Sozialdemokratie ihren Parteitag ab, in Dresden fanden die Jahresversammlung des Bundes der sächsischen Landwirte, ferner eine Sitzung des Ausschusses des deutschen Landwirtschaftsrates, die Generalversammlung des konservativen Landesvcreins für Sachsen, der alldeutsche Verbandstag, der deutsche Pfarrertag, die europäische Fahr plankonferenz zur Feststellung des Sommerfahrplanes für 1907, statt, auch tagte daselbst mehrere Wochen die 8. evan gelische Landessynode. Zu erwähnen wären außerdem noch die Jahresversammlung des sächsischen Gastwirtsverbandes und die Landeskonferenz der sächsischen Bergleute in Lugau. Von größeren Ausstellungen wären zu nennen, die Jndustrie- und Gewcrbeausstellung in Zwickau und die internationale Automobilausstellung in Leipzig. In Auerbach wurde das 10. sächsische Bundeskeglerfest, und in Plauen das 4. Wettin- bundesschicßen gefeiert. Die altberühmte Uhrmacherstadt Glashütte beging ihr 400 jähriges Jubiläum, die öffentliche Handelslehranstalt in Leipzig feierte ihr 75 jähriges Jubiläum, die allgemeine Kreditanstalt und die Leipziger Kreditbank feierten ihr 50 jähriges Bestehen, ebenso das Königliche Kon servatorium für Musik in Dresden. Ihr 25 jähriges Jubiläum begingen die Infanterie-Regimenter Nr. l33 und Nr. 134, die reitende Artillerie in Königsbrück aber durfte ihr 100- jähriges Jubiläum feiern, welche Feier durch die Gegenwart des erlauchten Kriegsherrn ausgezeichnet mar. — An neuen höheren Bildungsanstalteu wurden eingewciht das Lehrer seminar in Leipzig und das Realprogymnasium in Riesa. Das Netz der Staatsbahnen erfuhr eine weitere Vermehrung durch die Eröffnung der Sekundärbahnen Thum-Geyer, Baruth-Radibor, Frohburg-Kohren und der Kohleuschleppbahn Königswaldc-Annaberg obere Stadt. — Reichstagsnachwahlen machten sich notwendig in Chemnitz, wo der sozialdemokratische Abgeordnete Schippet das Mandat nicdergelegt hatte, und in Döbeln-Roßwein, hier infolge Ablebens des sozialdemo kratischen Abgeordneten Grünberg. Für Schippel wurde der Sozialdemokrat Noske und für Grünberg dec Sozialdemokrat Pinkau gewählt. Mit Tode gingen auch ab die national liberalen Landtagsabgeordnetcn Rollfuß, Bertreter für Zittau- Bernstadt, und Paul Schulze, Vertreter für Dresden - Alt stadt; sowie der konservative Landtagsabgeordnete Bunde- Erlbach. Die sächsischen Forstleute verloren einen ihrer her vorragendsten Vertreter durch den Tod, Oberforstmeister Zschimmer in Dresden und der sächsische Juristenstand hatte das Ableben des Landgerichlsdirektors Frommhold in Zwickau zu beklagen. Größere Ausstandsbewegungen zeitigte das ab laufende Jahr durch die Ausstände der Bürstenmacher im Schönheider Bezirk, der Stuhlarbeiter in Hartha, Gerings walde rc., der Metallarbeiter in Leipzig und Dresden, des Personals der Elbschiffer. Unter den sächsischen Bergleuten fand die von den westfälischen Bergleuten ausyegangene Lohnbewegung ebenfalls ihr Echo, doch ist einstweilen auch für unsere Bergarbeiter die Parole „Abwarten!" ausgegeben worden. — Zu einer erhebenden Feier gestaltete sich die am 23. April in Gegenwart König Friedrich Augusts und des gesamten Hofes erfolgte Einweihung des König Albert-Denk- males in Dresden. — Eingewciht wurde im Dezember in Chemnitz das erste Krematorium in Sachsen. Am 20. Dezbr. 19<16 waren 100 Jahre verflossen, daß in Dresden die glanz umstrahlte Proklamation des Kurfürstentums Sachsen zum Königreich erfolgte. Das wirtschaftliche Leben in Sachsen wies im Jahre 1906 fast in allen Zweigen eine erfreuliche Prosperität auf, die auch noch weiterhin anzuhalten verspricht, und in diesem günstigen Zeichen darf denn unser Sachsen land in das neue Jahr eintreten. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der 4. Sohn unseres Kaiserpaares, Prinz August Wilhelm, hat sich, wie uns ein Telegramm aus dem Neuen Palais bei Potsdam meldet, am Donnerstag mit der Prinzessin Alexandra Viktoria zu Schles wig - H o l st e i n - G l ü ck s b u r g verlobt. Die Ver lobung, die im Schlosse Glücksburg stattgefunden hat, hat die Genehmigung des Kaisers erhalten. -- Prinzessin Ale xandra Viktoria ist die Zweitälteste Tochter des Prinzen Fried rich Ferdinand, Herzogs zu Schleswig-Holstein-Sonderburg- Glücksburg, und seiner Gemahlin Karoline Mathilde, geb. Prinzessin zu Schleswig-Holstein. Prinzessin Alexandra hat am 21. April d. I. ihr 19. Lebensjahr vollendet. Prinz August Wilhelm tritt am 29. Januar nächsten Jahres in das 21. Lebensjahr. — Berlin, 26. Dezember. Bei den Verhandlungen über den Nachtragsetat für S ü d w c st a fr i k a im Reichs tage wurde von Vertretern der verbündeten Regierungen und des Großen Generalstabes die Versicherung abgegeben, unsere dort noch kämpfenden Soldaten möglichst schnell im gleichen Tempo mit den Fortschritten der kriegerischen Operationen weiter zu vermindern und Heimzusenden. Vom Kriegsschau platz ist gestern folgende Meldung eingetroffen: Der Stamm derBondelzwart« hat sich unterworfe»; Johannes VHOslian mit seinem nächsten Anhänge hat sich dem Oberstleut nant v. Estoiff in HeiiachadiS gestellt Die Zahl der Männer beträgt 12», -er abgegebenen kleinkalibrigen Gewehre 10». Zerstreute Banden und Stammesangehörige, die aus britischem Gebiet zurückkehren. sind in die Un terwerfung einbezogen Kein Bond.ljwart darf Schußwaffen tragen Die Unterwoisencn sollen bei Keetmanshoop und Kallfontein Lokationen erhalte» und dort unter militärischer Aufsicht in Lagern gehalten werden. Die Durchführung der Unierwerfungsbestimmungen wird noch einige Zeit erfor dern Auch stehen »och einzelne Banden von anderen Stämmen, wie Sim»« lsovver und Fielding, im Felde. An den hiesigen leitenden Stellen hegt man in Ueber- einstimmung mit dem Oberkommando in Südwestasrika die Zuversicht, daß nunmehr der Krieg rasch zu Ende gehen wird und die kolonisatorische Arbeit in den weiten von ihm be rührten Gebieten wieder beginnen kann. Diese günstige Wen dung bestärkt zugleich in der Ansicht, wie falsch die Haltung der Mchrheitspartcien im verflossenen Reichstage war. Der mit der Wahrung des Budgelrechts der Volksvertretung mo tivierte Zentrumsantrag, trotz jener Versicherung der verbün deten Regierungen und des Kriegskommandos eine bestimmte Zahl für die im Felde stehenden Truppen im voraus gesetz lich vorzuschreiben, erscheint nun erst recht als ungerechtfertigt und nur aus dem unsachlichen Bedürfnis einer parlamenta rischen Machtprobe erklärlich, dem sich die Regierung nicht fügen durfte. Der Festigkeit der verbündeten Regierungen ist es nächst der geschickten Kriegsführung und dem tapferen Ausharren unserer Truppen zu danken, daß der Süden des Schutzgebietes gegen kleinmütige Bedenken uns erhalten wor den ist. — Nach einem heute aus Keetmanshoop eingegange nen Telegramm sind am 25. Dezember in Heirachabis wei tere 35 Männer mit 19 kleinkalibrigen Gewehren ein getroffen. — Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" meldet: Seit längerer Zeit wird in der Presse unter Berufung auf eine Stelle im Manuskript des unveröffentlichten Teils der Denkwürdigkeiten des verstorbenen Fürsten Chlodwig zu Hohen lohe-Schillingsfürst die Behauptung erörtert, daß im Jahre 1893 im Zusammenhänge mit der damals den Deutsche« Reichstag beschäftigenden Militärvorlage Papst Leo XIII. von Deutschland ein Geschenk in Höhe von einer halbe« Million Francs erhalten oder erbeten habe. Es sind hierüber eingehende Ermittelungen angestcllt worden, die sich nicht nur auf die Durchsicht des amtlichen Materials, sondern auch auf die Befragung von Persönlichkeiten erstreckt haben, die von der Angelegenheit, wenn wahr, Kenntnis haben müßten Nach Abschluß dieser Ermittelungen stellen wir fest: es hat sich nicht der geringste Anhaltspunkt dafür auffinden lassen, daß dem Papst Leo Xlll. unter den angegebenen Umständen von Deutschland eine Geldsumme angedoten oder zugewendet worden ist. Auch über die an gebliche Aeußerung eines dahingehenden päpstlichen Wunsches hat nichts festgestellt iverden können. Richtig ist, daß beim