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Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. seS „Jlluftr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen dlasen"' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lelegr.-Adreste: Amtsblatt. für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. (Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die klcinspaltige Zeile 12 Pf. Jin amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Ur. 2IN. 53. Jahrgang. Sonnabend, den 22. Dezember LS«« Der Bundesrat hat in seiner Sitzung vom 6. Oktober 1904 beschlossen, die Fünfzig pfennigstücke der älteren Geprügsformen einziehen zu lassen. Die Reichsbankanstalten unv sämtliche Staatskassen sind angewiesen worden, diese Stücke gegen anderes Geld auf Erfordern umzutauschen. Außerdem werden Münzen der fraglichen Art von den Landeskassen nach Artikel 9 Absatz 2 des Münzgesetzes vom 9. Juli 1873 und von den Reichsbankanstalten auf Grund besonderer Anweisung des Reichsbank-Direktoriums in jedem Betrage in Zahlung genommen. Im Interesse der beschleunigten und vollständigen Einziehung dieser Münzen ergeht hier mit die Aufforderung, von der hiernach gebotenen Möglichkeit, die vorhandenen Bestände an Fünfzigpfennigstücken älteren Gepräges abzustoßen, tunlichst Gebrauch zu machen und diese Münzen bei einer Reichsbankanstalt oder bei einer Staatskasse gegen anderes Geld umzu tauschen oder in Zahlung zu geben. Dresden, den 18. Dezember 1906. Fina nzministerium. Die zur bevorstehenden Reichstagswahl für Schönheide mit Gutsbezirk Carolagrün aufgestellten Wählerlisten liegen vom 27. Dezember 1SVK bis mit 5. Januar 1SV7 an den Wochentagen «-12 Uhr Bormittags und 2 « Uhr Nachmittags im Geschäftszimmer Nr. 1« der hiesigen Gemeindeverwaltung zu Jedermanns Ein sicht aus. Wer die Listen für unrichtig oder unvollständig hält, kann dies innerhalb 8 Tagen nach Beginn der Auslegung bei dem unterzeichneten Gemeindevorstand schriftlich anzeigen oder zu Protokoll geben und muß die Beweismittel für seine Behauptungen, falls sie nicht auf Notorietät beruhen, beibringen. (8 3 des Reglements zur Ausführung des Wahlgesetzes für den Reichstag.) Schönheide, den 20. Dezember 1906. Der Gemeindevorstand. Haupt. Am 2V. Dezember war der 4. Termin der diesjährigen Land- und Landes- knlturrcnten fällig. Es wird dies mit dem Bemerken erinnert, daß nach Ablauf der zur Zahlung nachgelassenen achttägigen Frist gegen etwaige Restanten im Wege der Zwangs vollstreckung vorzugehen ist. OrlsstkilkmimalM Schiliiheidc. VoMWer Wochenbericht. Mitten in die stille, friedliche Weihnachtszeit, da bereits Feiertagsstimmung zu herrschen begann und alle Welt mit den Vorbereitungen zu diesem schönsten der Feste beschäftigt war, ist fast wie eine Bombe, möchte man sagen, die Auf lösung des Reichstages hineingeplatzt. An die Stelle des Friedens ist Kampf, an die Stelle der Ruhe Unrast und Arbeit getreten. Aber es ist ein Kampf für hohe Ziele, es ist eine Arbeit, die uns von der pflichlmäßigen Fürsorge für des Vaterlands Wohlfahrt und Würde aufgenötigt worden ist, und deshalb können und wollen wir fröhlichen Mutes in Kampf und Arbeit eintreten. Das deutsche Volk hat durch die Entscheidung in diesem Wahlkampfe zu zeigen, ob es der hohen, überragenden Stellung würdig ist, zu der es im Laufe der letzten Jahrzehnte von der göttlichen Vorsehung empor geführt worden ist. Es gilt in patriotischer Selbstverleugnung alles Kleinliche abzutun, allen Fraktionsgeist und Parteihader zu bannen und den nationalen Gedanken wieder einmal hell und klar vor der ganzen Welt leuchten zu lassen. „Das Vater land über die Partei!" das sei unsere Wahlparole. Und wenn wir uns im Lichterglanze des Christbaumes mit neuen Ewigkeitsgedanken erfüllen und erneute Gelübde ablegen, so sei auch dieses darunter, daß wir alle Kraft aufwenden wollen, die heiligsten Güter unseres Volkes zu schützen. Auch des Vaterlandes Dienst ist ein Stück Gottesdienst. Aus weisem Munde stammt das Wort, daß derjenige, der sich am tiefsten und innigsten in das Jenseits versenke, auch für die Aufgaben des Diesseits am tüchtigsten und geschicktesten werde. Möge Gott geben, daß auch das bevorstehende Weihnachtsfest uns für die Kämpfe, die unser warten, mit neuer Himmelskraft wappne. Das Zustandekommen der österreichischen Wahl reform scheint nun doch noch gesichert zu sein. Die Re gierung hat am >4. Dezember dem Herrenhause eine Vorlage übermittelt, die einen aussichtsvollen Kompromißvorschlag ent hält. Baron Beck nimmt die Forderung des num«rn8 olnusus an und schlägt seinerseits als Höchstzifser für die lebenslänglichen Herrenhausmitglieder die Zahl 180 vor. Grundbedingung für diese Gewährung des numerus clg,u8U8 an das Herren haus ist freilich die unveränderte Annahme der Wahlrcform und der gänzliche Bruch mit allen Pluralitätsplänen im Oberhause. Es spricht vieles dafür, daß das Herrenhaus diesen Vermittelungsvorschlag annimmt, zumal der Krone ja immer noch als letzte, schärfste Waffe der Pairsschub bleibt. Alles in allem ist es also immer noch möglich, daß die Wahlreform nach dem Wunsche des Kaisers ein Weihnachts geschenk für die Völker Oesterreichs wird. In der italienischen Deputierte nkammer gab der Minister Tittoni eine Darlegung der auswärtigen Politik Italiens und hielt eine lange, von wiederholtem Bei fall des dichtbesetzten Hauses unterbrochene Rede, die sich vor wiegend mit der Stellung Italiens im Dreibund beschäftigte. „Es ist für mich ein glücklicher Umstand," sagte der Minister, „daß meine Ausführungen denen des Fürsten Bülow und des Freiherrn von Aehrenthal auf dem Fuße folgen können. So kann ich mich voll und herzlich der ebenso warmen wie wirksamen Verteidigung, die sie dem Dreibunde haben zuteil werden lassen, anschließen. Der Dreibund wird nach wie vor die Basis unserer Politik sein, ihm wollen wir treu bleiben. Dicsc ausdrückliche Versicherung möge als Be weis dafür genügen, daß diejenigen sich täuschen, die von Zeit zu Zeit auf bloßen Anschein hin die Schwächung des Dreibundes feststellen zu können behaupten und sein nahes Ende Voraussagen." Die Ausführungen Tittonis werden auch in Deutschland mit ungeteilter Freude begrüßt werden, brechen sie doch auch der neuerdings wieder, namentlich in sozialdemokratischen Wahlversammlungen hervorgetretenen Behauptung von einer Isolierung Deutschlands die Spitze ab. Die französische Regierung hat der Deputierten kammer einen Gesetzentwurf vorgeleat, der die Trennung von Staat und Kirche im Hinblick auf den Wider stand der katholischen Kirche gegen das Trennungsgesetz neu regeln soll. Der Kern dieses Gesetzentwurfs ist die Auf hebung fast aller materiellen Vorteile, die das Trennungsge setz der Kirche bot. Das ganze Kirchengut fällt weltlichen gemeinnützigen Anstalten anheim, die der Kirche dauernd oder noch auf Jahre hinaus angebotene lleberlassung der geistlichen Wohngebäude und Seminarien macht deren so fortigem Heimfall an ihre Eigentümer Platz. Endlich trifft der Entwurf gegen 30000 Geistliche mit der Bestimmung, daß ihnen die nach dem Trennungsgesetze zustehenden Unter stützungen für den Fall entzogen werden, daß der kirchliche Bezirk, in dem sie ihres Amtes walten, sich für die Aus übung des Kultus nicht in der einen oder andern Weise den gesetzlich dafür vorgeschriebenen Formen anpaßl. Ob freilich dieser neue Gesetzentwurf dem Kampfe der Kirche gegen die neue Ordnung der Dinge ein Ende setzen wird, erscheint mehr als fraglich. TageSgeschichte. — Deutschland. Das Wort von den „vater landslosen Gesellen" ist wieder in einer sozialdemo kratischen Versammlung zu Berlin ausgebeutet worden. Ein Redner äußerte: „Gefühl für nationale Würde, nationale Ehre verlangt man nun vom deutschen Arbeiter, den man so lange als vaterlandslosen Gesellen bezeichnet!" Die „Nordd. Allgem. Ztg." stellt demgegenüber fest, daß den Versammelten hiermit eine „zynische Unwahrheit ins Gesicht geworfen" worden sei. „Niemand hat den deutschen Arbei-. ter als vaterlandslosen Gesellen bezeichnet, am allerwenigsten der Kaiser, auf den der Satz natürlich gemünzt war. Gerade der Kaiser hat immer daran festgehalten, daß die Gesinnung einer bestimmten Klasse sozialdemokratischer Agitatoren nicht die Gesinnung der deutschen Arbeiter ist. Wie könnte es auch anders sein, da doch zahlreiche Söhne deutscher Arbeiter gegenwärtig für die Ehre des Reiches in Südwestafrika kämpfen, wie ihre Väter vor Metz, Sedan und Paris ge fochten haben!" — Der 20000 Mitglieder zählende Verband der evan gelischen Arbeiter-Vereine von Rheinland- Westfalen beschloß in Dortmund, um jede Zersplitterung der nationalen Stimmen bei den Reichstagswahlen zu ver meiden, von eigenen Kandidaturen abzusehen. — Berlin, 18. Dezember. Die Bahn Kubub — Keetmanshoop, schreibt der „Reichsbote", wird nicht ohne Genehmigung des Reichstages gebaut. Es liegt zwar der Beschluß der Budgetkommission vor, aber das Zentrum hat auch hier der Regierung wieder den Knüppel zwischen die Beine geworfen durch seinen besonderen Antrag. Die Regierung wird dem Zentrum nicht den Gefallen tun und die Bahn bauen, weil sonst diese Partei das Land mit dem Hinweis auf die Verletzung des Budgetrechtes durch die Re gierung aufhetzen würde. — Berlin, 19. Dezember. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Die Annahme, die Regierung plane eine zweite Auflösung des Reichstages, ist gründlich ver kehrt. Die erste Auflösung ist ja gerade im Vertrauen auf die Nation erfolgt. An der Nation ist es, dies Ver trauen zu rechtfertigen. — Berlin, 20. Dezember. Die „N. A. Z." schreibt unter der Ueberschrift: Partei der Nichtwähler! Nur ein paar Zahlen! Bei den Wahlen im Jahre 1903 blieben über 25 Prozent der Wahlberechtigten von der Urne fort. Die Partei der Nichtwähler machte also den vierten Teil aller Wähler aus. Sie verfügte über inehr als drei Millionen Stimmen, war also stärker als die Drei- millionenparte«, die Sozialdemokratie. Die Partei der Nicht wähler rekrutiert sich nicht aus der Sozialdemokratie, auch nicht aus dem Zentrum. Soll der Reichstag besser werden, so muß diese Partei verschwinden. Ihre Stimmen gehören der Minorität vom 13. Dezember. — Rußland. Die Petersburger Polizei ermittelte eine Militärorganisation der Sozialdemokratischen Partei und nahm über hundert Verhaftungen vor. — England. Der Gesetzentwurf für den Bau eines Untersee-Tunnels zwischen Frankreich und Eng land unter dem Aermelkanal ist im Parlament eingebracht worden. Der Koftenvoranschlag beläuft sich auf achtzehn Millionen Pfund Sterling. Der Tunnel soll zur Hälfte englischerseits und zur andern Hälfte französischerseils gebaut werden, nachdem die Parlamente der beiden Staaten den Gesetzentwurf gebilligt haben. — London, 20. Dezember. Chamberlain hat seit seinem 70. Geburtstage, bei dessen Feier zu große An forderungen an seine körperliche Leistungsfähigkeit gestellt wurden, sein Gedächtnis völlig verloren und er innert sich an nichts mehr. In anderer Beziehung ist er völlig frisch. — Der englische Kriegsminister Haldane hat nach dem „Standard" jetzt Vorschläge ausgearbeitet zur Schaffung einer britischen „Nationalarmee", welche die Stelle der gesamten bisherigen Hülfsstreitkräfte cinnehmen soll. Die in diese neue Truppe eintretenden Leute dienen sechs Jahre als Freiwillige und können sich während dieser Frist für einen zwei Jahre nicht übersteigenden Zeitraum zum aktiven Dienst in die reguläre Armee cinstellen lassen. An allen militärischen Hauptplätzen sollen besondere Unter richtsanstalten errichtet werden, in denen die Offiziere der neuen Truppen ihre technische Ausbildung erlangen können. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 21. Dezember. Der in dem Unter suchungsgefängnis in Zwickau inhaftierte Darlehns- schwindler Erich Riedel umerhielt bis zum Herbst 1905 in Kiel, seitdem in Leipzig, Weststraße 27, ein einträg liches Geschäft dadurch, daß er kleinen Leuten, die mangels anderer Sicherheit auf ihre Haushaltgegenstände Darlehn aufzunehmen wünschten, solche in Aussicht stellte, ihnen zunächst mehrere Male sog. Vorspesen abnahm unv hinterher die Darlehnsgewährung bez. -Verschaffung durch Aufstellung un erfüllbarer Bedingungen geflissentlich hinauszog, sodaß die Darlehnssucher schließlich davon absehen mußten, ohne ihre verausgabten Spesen zurückzuerhalten. Außerdem suchte er Leute zu gewinnen, die als Agenten sein Treiben unter stützten und ihm ständig neue Kunden zuführten. Da Riedel überall sein Unwesen zu treiben suchte, so dürften sich auch in unserer Gegend einige Opfer befinden. Etwa hier wohn hafte Personen, die von Riedel in der beschriebenen Weise geschädigt worden sind, mögen sich an Ralsstelle hier melden und dort nähere Angaben über die Art und den Umfang des Betruges zu Protokoll erklären, damit der Staatsan waltschaft die Feststellungen erleichtert und die Erhebungen möglichst umfassend werden. — Schönheide, 18. Dezember. Der in der Nacht zu heute eingelretene Rauh fr oft hat auch hier so viel Eis angesetzt, daß an vielen Bäumen Aeste abgebrochen, zahl reiche Telegraphen- und Fernsprcch - Drähte abgerissen und abgebrochen sind. Der Fernsprechverkehr ist fast gänzlich zer stört. In Schönheide sind außerdem noch viele Leitungs drähte zum elektrischen Licht abgerissen worden. — Chemnitz, 20. Dezember. Infolge des andauern den nebligen Wetters haben die Störungen in den Fernsprechleitungen trotz der angestrengtesten Tätig keit aller im Bezirk der Ober-Postdirektion Chem nitz vorhandenen Telegravhenbaukolonnen noch erheblich zugenommen. A ' vu.cn Orten ist der Rauhfrost in einer noch nie erlebten Stärke ausgetreten. Zahlreiche Telegraphen baubeamte aus den Nachbarbezirken Leipzig. Dresden, Erfurt und Halle sind zur Hilfeleistung heranAezogen worden, so daß zurzeit 52 Baukolonnen mit etwa <00 Arbeitern mit der Wiederherstellung der zerstörten Linien beschäftigt sind. Immer hin wird — namentlich, wenn nicht bald bessere und gelindere Witterung eintritt — einige Zeit vergehen, ehe der Fern sprechverkehr an den von der Verheerung betroffenen Ver-