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für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Astsrrnemeirt oiertelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. seS „Jllustr. UnterhaltungSbl' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bri unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Ltlkgr.-A-reste: Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Frrnsprrchrr Ar. Lt«. 54. Jahrgang. — Sounabeud, de« 30. März Ostersonne, Himmelsleuchte, Schütt' auf uns Dein gold'nes Licht, Daß es uns in fernsten Tagen Nimmermehr daran gebricht, Daß selbst durch die Finsternisse Noch ein Strahl des Lichtes dringt. Wenn voll Kummer und voll Sorgen Auf das Herz zu Dir sich schwingt. Ostersonne, schau' hernieder Du des Frieden s hehres Bild, Schütte Deine milden Strahlen Segnend über das Gefild! Endlich ist die Nacht vergangen. Ach! die lange, lange Nacht, Die den armen Erdensöhnen So viel Dunkel har gebracht. Gstermorgen. Düster hat sie uns umfangen, Als ein Gott am Kreuze starb, Der selbst unter Todesbangen Noch um unsere Seelen warb. Laßt ihn nicht vergeblich werben, Nicht umsonst gestorben sein, Ihn, der unter solchen Schmerzen Noch den Mördern könnt verzeih'»! Ihn, der sterbend uns das Leben, Uns Vergebung hat gebracht. Und getilgt für ew'ge Zeiten Todesbanae schwere Nacht, Ihn, der Alle, welche gläubig. Suchend sich dem Kreuze nah'n, Alle Guten, alle Frommen Liebend, tröstend will umfah'n. Mög' sein Sterben nicht vergeblich Nicht umsonst gewesen sein! Ewig glüh' in unfern Seelen Ew'gen Lichtes Wiederschein, Der uns golden möge leuchten Und es sei die Nacht verbannt, Welche einst die Erdensöhne Ihrem Gotte abgewandt. Braudversichernugsbeiträge bett. Die BrandverficherrrnHs-eiträge auf den 1. Termin 1907 — l. April — sind nach je einem Pfennig für die Einheit bei der Gebäudeverfichernngsadteilung und nach je ein und einem halben Pfennig für die Einheit bei der freiwilligen Ver- stchernngsabteilnng nebst den fälligen Stückbeiträgen bis spätestens zum 8. April 1907 bei Vermeidung der zwangsweisen Einziehung an die hiesige Stadtsteucreinnahme zu ent richten. Stadtrat Eibenstock, am 18. März 1907. Hesse. Schönfelder. Nr 71 der Schankstättenverbotsliste sowie Nr. 13 des I. Nachtrags zum Tchankstättenverbotsverzeichnisse sind zu streichen. Stadtrat Eibenstock, cen 30. März 1907. Hefte. Mrt. Land- md LmdeMturrentc», Wasser- md Grundzins nnd Wassermsscrulicte bür. Am 31. März dieses Jahres ist der erste Land- und Landeskulturrenten-, sowie der 1. Wafferzinstermin, der Grundzins und die Waftermeftermiete auf das Jahr 1907 fällig Die Beträge sind bei Vermeidung der zwangsweisen Einziehung bis spätestens zum 5. vez. 14. April 1907 in hiesiger Stadtsteuereinnahme zu entrichten. Eibenstock, am 30. März 1907. Der Stadtrat. Hefte. Bg. des Besuches, da dringliche Arbeiten den Direktor plötzlich zurückrufen können. Von amtlichen Personen werden, wie es heißt, nur zwei Personen den Direktor begleiten, ein Tech niker und der Oberleutnant Graf Henkel von Donnersmarck, für den ein eigenes Referat in der Kolonial-Abteilung errichtet worden ist. Dieser ist dem Direktor persönlich beigegeben für besondere Aufgaben. Dieses Amt wird auch für die Reise in die Schutzgebiete beibehalten. Die Mitnahme eines technischen Mitgliedes der Kolonial-Abteilung deutet darauf hin, daß viele technische Fragen, namentlich Bauten in den Kolonien in Frage kommen. Darüber sucht der Direktor namentlich ein sachverständiges Urteil zu gewinnen. — JnSüdwestafrika treten nun die alten geord neten Verhältnisse ein. Der Gouverneur v. Lindequist wartet nur noch die Beratung der Vorlage über die Entschädigung der Ansiedler im Reichstage ab und reist danach sofort nach dem Schutzgebiete ab, wo so viele Aufgaben seiner warten. Unterdessen nimmt der Plan des Ausbaues des Hafens von Swakopmund, der angekündigt wurde, die Briten in Anspruch, da zugleich auf die Walfischbai nnd deren Erwerbung hinge wiesen wurde. Die „Cape Times" ergreift das Wort und sagt: Die Engländer halten an der für sie völlig wertlosen und ihnen nur Kosten verursachenden Walfischbai aus zwei Gründen fest. Erstens hoffen sie, es werde sich doch noch eine Gelegenheit finden, die Walfischbai dem deutschen Vetter gegenüber als vorteilhaftes Tauschobjekt zu verwerten, nach dem ihnen dies mit Helgoland einmal schon so über alle Er wartungen gut gelungen ist. Zweitens aber hoffen sie noch viel stärker, daß über Deutsch-Südwest-Afrika eines Tages doch noch der Union Jack wehen werde. Einen solchen Aus spruch und Wunsch erlaubt man sich hinzustellen in einem Zeitpunkte, an welchem eben Deutschland das Gebiet mit ungeheuren Opfern an Blut und Geld unterworfen hat. Den Briten fehlt anderen gegenüber, namentlich aber den Deutschen gegenüber, jeder Funke von Rücksicht und gerade jetzt wird es auch dem blödesten Auge sichtbar, daß wir in keinem Falle auf eine Aenderung der britischen Gesinnung dort rechnen dürfen. Nur zu wohlbekannt und mit vielfachen Beweisen belegt ist es, wie England seine länderlüsternen Augen auf Sudwestafrika gerichtet hat, trotzdem es das Land nach Kräften in Mißkredit zu bringen sucht. Seine ganze Politik gegen uns ist ein einziges Gewebe von Intrigen und Rücksichtslosigkeiten und an der Spitze der Regierung in Kapstadt stehl I)r. Jameson, das Prototyp eines brutalen, gewissenlosen Annexionspolitikers. -Rußland. Im Januar 1906 sind nach der neuen statistischen Ausnahme Attentate auf 4262 Personen verübt worden. Von diesen wurden auf der Stelle 1447 getötet; schwer verletzt wurden 2040 Personen, leicht verletzt 272. Ueber den Rest fehlen genaue Mitteilungen. Von den Gelöteten und Verwundeten waren Minister, Generalgouver neure und einfache Gouverneure 52, höhere Polizeioffiziere 24, mittlere Polizeioffiziere 268, Stadtsergeanten 404, Gen darmerieoffiziere 120, militärische Offiziere 172, Soldaten und Kosaken 5l3, Lehrpersonen 58, andere Beamte 271, land wirtschaftliche Beamte 61, Geistliche 55, ländliche Besitzer 210, Fabrikanten 109, Bankiers 318, zufällig Getötete oder Ver wundete 818. Auf die einzelnen Gegenden verteilen sich die Attentate folgendermaßen: Polen 928, Kaukasien 384, Baltische Provinzen 165, Finnland 39, Sibirien 137, Petersburg und Moskau 311, das übrige Rußland 1100. — Petersburg, 28. März. Als der Kommandant des Petersburger Hafens Kontreadmiral Greve heute Hstergedanken. Ostern, das Fest der Auferstehung Jesu Christi, durch die dem Christen die Gewißheit gegeben ist, daß auch er durch den Tod nur zu neuem, glückseligem Leben im Jenseits be rufen wird, fällt in die schönste Jahreszeit, in den Frühling, der mit seiner Kraft die Mutter Erde neu belebt. Wenn der Winter die Erde mit dem schneeigen Leichentuch bedeckt und alles Leben in der Natur erstarren läßt, wenn selbst die Flüsse mit einer festen, dicken Eiskruste bedeckt sind, die dem Wasser lauf scheinbar ein dauerndes Halt gebieten, und wenn uns Menschen der eisigkalte Hauch des Wintersturmes um die Ohren weht, dann will es uns wohl manchmal scheinen, als gäbe es aus dieser Winterherrschaft, aus dieser Todesstarre der Natur kein Erwachen mehr. Aber dann werden die Tage länger, die Schneeglöckchen läuten den nahenden Frühling ein, der warme Tauwind braust über Eis und Schnee dahin, und die liebe Sonne, die bisher nur allzuoft ihr Gesicht ver schleierte, steigt höher und höher; ihre warmen, belebenden Strahlen fallen auf die Erde nieder und erringen über den Winter den Sieg; die Erde schmückt sich mit Kräutern und Blumen und prangt in üppigem, saftigen Grün zur Ehre und zum Preise des Frühlings. Ja, der Tod in der Natur ist überwunden, die Erde ist zum neuem Leben erwacht. Auch bei uns Menschen muß das alte vergehen, und in neuem Leben müssen wir uns verjüngen. Noch vor wenigen Monaten mußten wir uns sagen, daß ein großer Teil unseres geliebten Volkes für das Vaterland gestorben sei, daß das Jagen nach Gewinn, nach Ansehen, Ehre und Reichtum vielen mehr gelte, als das Streben nach den wahren, hohen Gütern dieses Lebens; ja, daß manches Leben untergehe in Selbstsucht, Eigenliebe und Genußsucht, und daß ein Nach druck auf die eingeräumten Rechte gelegt werde, ohne aber die gebotenen Pflichten anzuerkennen. Bange fragten wir uns darum wohl: „Wann wird es endlich für das deutsche Volk Frühling werden?" Nun, wenn wir heute auf das hinter uns liegende Jahr zurückblicken, so klopft unser Herz höher in dem frohen Bewußtsein, daß dieser Frühling gekommen ist. Das deutsche Volk feierte am 2o. Januar und 5. Februar seine Auferstehung, indem es bei den Reichstagswahlen den Beweis erbrachte, daß es in seiner großen Mehrheit Herz und Sinn auf dem rechten Fleck hat und jederzeit bereit ist, für den Ruhm und die Ehre unseres geliebten Vaterlandes mit ganzer Kraft einzutreten. Der gesunde Sinn unseres Volkes hat die Sozialdemokratie, diesen inneren Feind, der an dem Marke unseres Volkes nagt, niedergeworfen. So hat das deutsche Volk seine Auferstehung gefeiert und dem Auslande, das zu einem nicht geringen Teil das Deutsche Reich schon, wenn auch noch nicht zu den Toten, so doch zu den Sterbenden gelegt hatte, yezeigt, daß der Geist der Jahre 1870/71 noch ungeschwächt >m deutschen Volke lebt. Wie aber das Erwachen der Erde im Frühling sich nur allmählich vollzieht, indem jeder Tag neue Blüten treibt, so ist auch in unserem Volke der Frühling nicht mit einem Schlage da, und das Auferstehen zu neuem Leben kommt nicht plötz lich, sondern auch in allmähligem Wachstum. Die Patrioten sind erwacht. Nun aber muß es ihre Sorge sein, die noch Schlafenden zu wecken und zu neuem Leben zu führen, denn das Osterfest des deutschen Volkes können wir erst in vollem Glanze und nationaler Pracht feiern, wenn wir alle aus dem Banne der Sozialdemokratie, unter dem noch viele Glieder unseres Volkes seufzen, neu erstehen, wie der Phönix aus der Asche. Möchte dies Osterfest nicht mehr fern sein! Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Stadtpsarrer Röhre in Bad Orb ist nach dem „Orber Bezirks-Boten" seines Amtes als Ortsschulinspektor enthoben worden; desgleichen wurde dem Stadtkaplan Ruez die Genehmigung zum Unterrichten an der bischöflichen Lateinschule entzogen. Die Ursache der Maßregelung ist in dem Verhalten der beiden Geistlichen während der Reichstagswahl (Eintreten für den sozialdemo kratischen Kandidaten bei der Stichwahl gemäß der vom Abg. Müller-Fulda proklamierten Stichwahltaktik) zu suchen. — Ueber die neue Reichstagsmehrheit wird in der Wochenrundschau der „Nordd. A. Zeit." folgendes Urteil gefällt: „Die Präsidentenwahl, die Bewilligung der Kolonialkredite, die gemeinsamen konservativ-liberalen Anträge in der Budgetkommission, die teilweise auch im Plenum durch gesetzt wurden, die gegenseitige Rücksichtnahme der Blockparteien während der Etatsberatung, die taktvolle Zurückhaltung der Freisinnigen in der Debatte über die Wahlbeeinflussungen und über die polnische Schulstreikfrage, worüberdiesozialdemokratische Presse in eine Wutekstase geraten ist — all das und noch anderes beweist, daß wir es bei der neuen nationalen Reichs tagsmehrheit mit einem weit dauerhafteren und innerlich ge schlosseneren Gebilde zu tun haben, als es sich die guten Freunde von der Mute und vom äußersten linken Flügel haben träumen lassen. Nach alledem erscheint die Hoffnung wohl berechtigt, daß es der neuen Reichstagsmehrheit durch rechtzeitige Verständigung, wie sie im abgeschlossenen Sessions abschnitt in allen wichtigeren Fragen erzielt worden ist, ge lingen wird, die großen Aufgaben, die des Reichstags in dem nächsten Sessionsabschnitt zwischen Ostern und Pfingsten harren, insbesondere die Fertigstellung des Etats, in befriedigen der Weise zu erledigen. — In der am Dienstag stattgefundenen geheimen Sitzung des braunschweigischen Landtages, die mehrere Stunden dauerte, fand eine lebhafte Besprechung über die Person des neuen Regenten statt. Da, wie die Braunschweigische Landeszeitung berichtet, eine Einmütig keit nicht zu erzielen war, wurde durch Stimmzettel die An sicht der Landesversammlung festgestellt. Das Ergebnis wird geheim gehalten. Darauf wurde der Landtag bis auf weiteres vertagt. — Die Kolonialpolitik ist wieder in ruhigere Bahnen gekommen, die Kolonialskandale sind gründlich zu Ende und man ist auf die Nachrichten aus den Schutzgebieten angewiesen. Dort setzt die andauernde wirtschaftliche Arbeit ein, die eine große Geduld erfordert. Darum ist es auch so still auf ko lonialem Gebiete geworden. In dieser Hinsicht beginnt die Reise desKolonial-Direktors Dernburg nach den Schutzgebieten, voraussichtlich nach Ostafrika und wohl auch über das englische Südafrika nach Deutsch-Südwest- Afrika eine besondere Aufmerksamkeit zu gewinnen. Die Einzelheiten der Reise sind noch nicht festgestellt, ebensowenig die Personen, welche mit dem Direktor reisen. Es sind hauptsächlich Industrielle, welche die in dem Schutzgebiete gewonnenen Rohstoffe in ihren Fabriken verarbeiten lassen. Die endgültigen Bestimmungen über Beginn der Reise usw. werden wohl erst im April getroffen werden. Ebenso wenig läßt sich jetzt etwas festsetzen über Abschluß oder Ausdehnung