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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 11.12.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190612114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19061211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19061211
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1906
-
Monat
1906-12
- Tag 1906-12-11
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Monat
1906-12
-
Jahr
1906
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troffen ist, hielt an die Studenten der Staats-Universität in Berkeley eine Ansprache, in der er erklärte, Krieg sei das letzte, woran die Japaner heute dächten. Worum es sich für die Zukunft zwischen Japan und Amerika handele, sei der Kampf um das kommerzielle Uebergewicht. Japan sei be strebt, seine Beteiligung am Welthandel immer mehr zu ver größern, und wenn Amerika nicht rasche Fortschritte mache auf den Gebieten, auf denen es gegenwärtig nur langsam fortschreite, werde Japan bald den Handelsverkehr auf dem Stillen Ozean beherrschen. — Japan. Die Einführung der zweijährigen Dienstzeit in Japan hat, nach einer Meldung des Lon doner „Daily Telegraph", das japanische Kabinett ange kündigt. Durch diese Maßnahme würde eine sehr erhebliche Vergrößerung der ganzen Armee erzielt und den Wünschen des Kriegsministers entsprochen werden. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 10. Dezbr. Der hies. Naturheil- Verein hielt gestern abend einen großen öffentlichen Vortragsabend im Saale des „Deutschen Hauses" ab. Als Redner sprach Herr Redakteur Vierath- Berlin, da Herr Neinhold Gerling-Oranienburg durch Krankheit ver hindert war, den Vortrag zu halten. Erfreulicherweise war Herr Vierath in der Lage, das angesagte Thema: „Die erbliche Belastung und Vererbung von Krankheitsanlagen," beizube halten. Vor einer verhältnismäßig kleinen Schar Zuhörer sprach der Redner ununterbrochen nahezu zwei Stunden und können wir bestätigen, daß der Vortrag nicht nur als hochin teressant sondern auch als sehr wichtig zu bezeichnen ist. Nach Schluß seiner Rede, welcher allgemeiner Beifall gezollt wurde, war Herr Vierath erbölig, an ihn gerichtete Fragen über Krankheitserscheinungen u. s. w. zu beantworten, wovon ver schiedentlich Gebrauch gemacht wurde. Dem hies. Naturheil- Verein ist es als Verdienst anzurechnen, daß er solche Vor tragsabende abhalten läßt, die sehr zum Volkswohle beizu tragen geeignet und auch von Seiten des Publikums mehr beachtet zu werden würdig sind. — Schönheide, 6. Dezember. Im Kgl. Kranken stift in Zwickau starb heute nachmittag der ca. !>0 Jahre alte Handlanger Leistner von hier, welcher, wie wir berichteten, am Dienstag nachmittag von einem 8 m hohen (nicht 14 in, wie zuerst gemeldet) Baugerüst abgestürzt war, und sich außer einem Bein- und Armbruch schwere innere Verletzungen zu gezogen hatte. Leistncr ist verheiratet, er hinterläßt außer der Witwe zwei Kinder, welchen nun ein trauriges Weihnachts fest beschieden wird. Ferner wird uns berichtet, daß nicht das ganze Gerüst eingestürzt sei. — Schön Heide, 7. Dezember. Beider am 1. d. M. erfolgten beschränkten Viehzählung sind in unserer Gemeinde einschließlich des Gutsbezirkes sestgestellt worden: 73 Pferde, 393 Rinder einschließlich Kälber und Bullen, 115 Schweine, 4 Schafe und 227 Ziegen. — Zwickau, 5. Dezbr. Neuerdings sind hier an den Ausschuß der Gewerbe- und Industrie-Ausstellung noch so erhebliche Ausgaben herangetreten, daß die Erwart ungen eines erheblichen Ueberschusses sich kaum verwirklichen werden. — Zwickau, 6. Dezember. Eine gewaltige Explo sion ereignete sich gestern abend gegen 6 Uhr in der hiesigen Drogenhandlung von Krempe. Dort war ein Lehrling mit brennendem Licht in den Niederlagsraum gegangen, wo er so unvorsichtig handierte, daß die dort lagernden explosiven Stoffe ätherischer Natur, wie Oele, Karbolineum re., unter gewaltiger Detonation explodierten. Der Lehrling und ein mit hineingegangener Arbeiter erlitten sehr schwere Brand wunden im Gesicht. Der Flammenschcin war weithin sichtbar. — Dresden. Am 3. d. M. und folgende Tage hat eine abermalige Auslosung Königlich Sächsischer Staatspapiere stattgefunden, von welcher die auf 3'/,°/o herabgesetzten, vormals 4^ Staats schulden - Kassenscheine von den Jahren 1892,55/58/59/62 66 und /68 und 3',//, dergleichen vom Jahre 1867 betroffen worden sind. Gleichzeitig wird nochmals darauf hingewiesen, daß der gesamte Rest der auf 3'/,°/, herabgesetzten, vormals 4°/„ Staats- schulden-Kassenscheine vom Jahre 1869 infolge Aufkündigung seit I. Juli d. I. zahlbar geworden ist. Die Inhaber der genannten Staatspapiere werden hierauf noch besonders mit dem Hinzufügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der „Leipziger Zeitung", dem „Dresdner Journal" und dem „Dresdner Anzeiger" veröffentlicht, auch bei sämtlichen Bezirkssteuer einnahmen, sowie bei allen Stadträten, Bürgermeistern und Gemeindevorständen des Landes zu jedermanns Einsicht ausgelegt werden. — Bautzen. Ihr 125 jähriges Jubiläum feiern am 5. Januar 1907 die „Bautzener Nachrichten", das konservative Organ in der Lausitz, welches seit 1788 ohne Unterbrechung im Besitze der Buchdruckerfamilie Monse ist. — An na berg. Die sozialdemokratische Parteileitung in Berlin hat für die Reichstagswahlkreise Schneeberg-Stollbcrg, Marienberg-Zschopau und Annaberg- Eibenstock die Anstellung eines gemeinsamen Bezirks- sekretärs mit dem Sitz in Annaberg verfügt. Im Anfang des nächsten Jahres wird der neue Parteibeamte, der frühere Former Jungnickel in Chemnitz, seine Tätigkeit aufnehmen. Auch eine »och intensivere Bearbeitung der erzgebirgischen Wahlkreise durch die Parteipresse scheint in Aussicht zu stehen, da die „Volksstimme" in Chemnitz, das Organ u. a. für die drei genannten Reichstagswahlkreise, ihren Redaktionsstab um eine vierte Kraft verstärkt. Hoffentlich werden dadurch nun auch die bürgerlichen Parteien zu einer regeren Betätigung angeregt. — Eisenbahnexpreßgut. Zur Weihnachtszeit tritt das Bedürfnis zur eiligen Versendung von Paketen be sonders stark auf. Es wird daher auf die Einrichtung des Eisenbahnexpreßgutes aufmerksam gemacht. Solches Gut wird mit größter Beschleunigung befördert und innerhalb der Dienst stunden der Gepäckverwaltungen also vielfach auch nachts und an Sonntagen, angenommen. Als Eisenbahnpakete oder Expreßgut können alle Gegenstände versendet werden, die sich zur Beförderung im Packwagen eignen, und zwar von und nach solchen Stationen deutscher Bahnen, die für den Gepäckverkehr eingerichtet sind und nicht jenseits einer Grenzzollabfertigungsstelle liegen. Jeder Sendung ist eine Eisenbahnpaketadresse beizugeben, die der Absender auszufül len hat; auf eine Adresse können bis zu 5 Stück aufgeliefert werden. Solche Adressen sind bei den Gepäckverwaltungen zu kaufen, wo auch alles Nähere zu erfahren ist. — Ein eigenartiges Jubiläum können wir in diesem Monat begehen, an welchem sich ein Zeitraum von 20. Jahren erfüllt seit dem .großen Schnee", welcker am 19. Dezember 1886 begann und in der Zeit vom 20. bis zum 23. Dezember jeden Bahnverkehr im größten Teile Sachsens verhinderte. Der Schneefall hob erst ganz allmählich an, artete dann aber in einen mehrere Tage an dauernden Schneesturm aus. Es war damals ein ganz ab normes Wetter: Wege und Stege wurden unpassierbar. Die Landleute kamen nicht in die Städte. Das Weihnachtsge schäft hörte ganz auf, es gab keine Briefe, keine Weihnachts pakete, keine auswärtigen Zeitungen — kurz es war ein Leben wie in einer belagerten Festung. Auf den Bahnhöfen und in den Gasthöfen kampierten überall in ganz Sachsen Reisende und harrten sehnsüchtig der Wiedereröffnung des Verkehrs. Auch auf freier Strecke blieben Züge liegen, mußten verlassen werden und wurden eingeschneit. So lag auch bei Reichenbach in dem Bahneinschnitt bei Obermylau ein Zug vollständig zugeschneit, so daß nichts mehr von ihm zu sehen war. Der Humor half manchem über die fatale Lage hinweg. Aber auch herzergreifende Not gab es, angesichts deren jeder Trost verstummen mußte. So befand sich z. B. bei Grimma unter den Insassen des Zuges, der bei Grethen stecken blieb, eine Frau aus Döbeln, die mit ihrem zweijäh rigen schwerkranken Kinde in der Leipziger Augenklinik ge wesen war und 20 Stunden in dem kalten Wagen zubringen mußte, das jammernde Kind auf dem Schoße. Und der Haft im Bahnwagcn reihte sich eine dreitägige Gefangenschaft auf dem oberen Bahnhofe Grimma an, während zu Hause eine zahlreiche Kinderschar, darunter auch ein Säugling, nach der Mutter verlangte. Es kamen Fälle vor, wo Verwandte, Bekannte usw. in einem und deniselben Zuye sich befanden, stecken blieben und bei der Unmöglichkeit, die Bahn zu ver lassen, von einander gar keine Kenntnis hatten, bis Erlösung kam. Am Mittwoch wurde endlich der erste Verkehr mit der Außenwelt überall wieder hergestellt, freilich nur durch Schlitten, die wenigstens Briefe und Zeitungen brachten, aber am Donnerstag brach auch für die Eisenbahn, Dank der militärischen Schneeschaufler-Kolonncn, der Bann. — In der Zeit kurz vor Weihnachten merkt der Arme erst, wie arm er ist. Er möchte gern bei den Seinen auftauchende Wünsche befriedigen, er kann es aber nicht, weil ihm die Mittel dazu fehlen. Er hat nur das Notdürftigste, was er braucht, um sein und der Seinen Leben §u fristen. Zur Bereitung von Weihnachtsfreuden reichen die Einnahmen nicht. Daher ist es Sache der Bessergestellten, den Armen durch Darreichung von Gaben Weihnachtsfreuden zu bereiten. In dem Bestreben Freude zu bringen und Not zu lindern, wenden sich nun auch in diesem Jahre allerorten Vorstände und Mitglieder von Wohltätigkeit übenden Vereinen und andere Personen an die Mildtätigkeit der Einwohner. Möchte doch vielen Armen ein freudiges Fest bereitet werden. — Im Monat Dezember beschreibt die Sonne in ihrem scheinbaren Lauf eine flache Kurve. Nur noch lö'/- Grad steht sie über dem Horizont. Der Punkt des tiefsten mittägigen Sonnenstandes und der gleichzeitig größten süd lichen Abweichung von 23 Grad 27,2 Minuten vom Aeguator wird am 23. Dezember abends 7 Uhr erreicht. Mit dieser Stunde nimmt der astronomische Winter seinen Anfang. Der kürzeste Tag von 7 Stunden 47 Minuten 22 Sekunden Dauer und ebenso die längste Nacht ist dann eingetreten. Mit dem folgenden Tage ist schon wieder ein geringes Wachsen in der Tagesdauer von 3^/, Sekunden zu verzeichnen und die weitere tägliche Zunahme beträgt Ende Dezember schon beinahe eine Minute. Die Erde vermindert noch während des gegen wärtigen Monats ihre Entfernung von der Sonne. Am 31. Dezember nachts I I Uhr ist aber die größte Annäherung erreicht. Die beträgt 146 Millionen 74000 Kilometer. Es tritt darauf bis Juli ein langsames Entfernen ein. Der Fixstern-Himmel zeigt jetzt in den langen Nächten einen er habenen Anblick. 2. Ziehung 1. Klasse 151. Königk. Sachs. Landes - Lotterie, gezogen am 6. Dezember 1906. 30M0 Mark auf Nr. 1165. 20 066 Mark auf Nr. 34209. 16 000 Mark auf Nr. 68071 3060 Mark auf Nr. 46908. 2066 Mark auf Nr. 9318 46666 89848 97352. 1000 Mark auf Nr. 2895 26628 40817 62415 88416. 506 Mark auf Nr. 409 3227 5066 9790 12155 15713 18644 20527 26646 38175 43423 52777 55619 66493 66590 68864 76564 77420 79164 80353 81468 90714 92560 93492 93567. 260 Mark auf Nr. 234 1698 4322 4432 5118 7650 7840 9022 9118 9644 9684 9816 11322 11602 16185 16271 16851 17044 17084 17397 17679 17684 18810 19401 19695 21217 21898 22185 22383 24489 25064 26612 27183 30323 30865 31107 32362 34706 34724 36653 37608 38697 38736 40799 41716 41939 44042 44050 44225 45130 46003 47086 47303 47955 49785 50023 50272 52595 53004 53166 53721 56384 58209 59018 60044 60882 60987 61166 62884 6-1817 67131 69164 69303 70301 70550 70753 72035 72293 72789 76869 78695 81825 82325 82992 83388 87167 88679 91878 95553 97453 98510 99161. Amtliche Mitteilungen aus der 46. Sihuug des Stadtrates zu Hiöeuftock am 4. Dezember l906. Anwesend sind 4 Stadträte. Den Vorsitz führt Herr Bürgermeister Hesse. — Ohne Gewähr für daraus abgeleitete Rechte. — 1) Auf Vorschlag deS Bauausschusses will man Anschläge über eine massive Ueberdeckung deS Dorsbaches zwischen Neumarkt und Brühl beiziehen. 2) Der Fußweg an der äußeren Auerbacberstraße läng- des Gasanstalts- grundstürkeS soll im nächsten Jahre mit Granitplatten belegt werden. Die Kosten sind auf die Gasanstaltskaffe zu übernehmen. g) Ein vom städtischen Bausachverständigen vorgelegter Asbestkunstschieser wird als Ersatz für harte Dachung für den Stadtbezirk Eibenstock zu. gelassen. Er ist als feuer, und wasserbeständig erprobt worden, springt nicht und kostet nicht mehr wie Naturschiefer. 4s Ein Quantum angeborener Packlagerstein« soll bedingungsweise ange. kaust meiden. 5) In Sachen des RathauSneubaueS wird beschlossen, a. geringfügige Acnderungen an den Heizkörpern einiger Zimmer im Interesse besserer Ausnutzbarkeit der betr. Räume zu genehmigen; st. die eisernen Treppen nach den vorliegenden Konstruktionszeichnungen auSführen zu lassen; o in jeder Etage deS Neubaues Feuerlöscheinrichtungen vorzusehen, außerdem aber für die Hauptexpeditionen AktenrettungSsäcke an- ä. ^en Einbau einer Tresoranlage veranschlagen zu lassen; e. daS neue Gebäude mit Dreffelschem Resvrmputz abzuputzen und k. verschiedene Entwürfe für di« Ausführungen der Tischlerarbeiten zu genehmigen. 6) Man legt hiernach die Bedingungen für die Neubesetzung der HauS< mannSstell« der neuen Schul« fest. 7) Auf Antrag deS SchulauSschufleS a. sollen künftig besonders befähigt« Schüler der I. und H. Bürgerschule der Selekta dann ohne Erhöhung deS gewöhnlichen Schulgeldes überwiesen werben, wenn dies vom gesamten Lehrer« kollegium beantragt und vom SchulauSschuß und -Rat genehmigt wird; b. will man für säumige FortbildungSschüler, dir jetzt nach den ge. regelten Fortbildungsschulstunden nachsitzen mußten, eine besondere Dableibstunde einrichten und diese der Aussicht eine- Lehrer unterstellen. 8) Kenntnis nimmt man ». von der Ablehnung eines NaturalisationSgrsuche» und Chris sind r Meiste Sie s« ist!" Lvl Lor empfiehl Schn Ritsche und -Ki eiserne tisch, ! stellen, neuer R Olkvr Spic! Grau (beste ( Gran Pad Bolli U.B, Wrii Nu zum Zu Hof-Var 3 mal pr Vr. ein feine> Haaröi,n ü 70 Pf. abfiirben L 1.20 (5 Nehme ausx unwahr z Die Dakc india zum Loize Amei entsa studi, fchlus verla ließ, dem zurH geaffi richt, gema einen ihr g, währ ohne den ( malig dem ! st. vom Ergebnisse der diesjährigen Stadtverordneten-Ergänzung-wahl. 9) Eine Vertretung der Stadtgemeinde bei der am II. Dezbr. 190« statt, findenden Hauptversammlung der Tiefbauberufsgenossenschaft erachtet man mit Rücksicht auf da» bevorstehende Ausscheiden der Stadt aus dieser Genossenschaft nicht für nötig. Beschlossen wurde noch über 7 Bau«, 4 Straf-, 6 Schul-, und 16 ver schiedene andere Angelegenheiten, die allgemeine- Interesse nicht haben. Sa suchen komm Verho Haupi denen sogleir vorhe, der si< im Sl aebenl Leute! Dame «mpfieh schenke Der Airkenyof. Novell« von Clara Dresse l. (3. Fortsetzung) Gret hatte dasselbe auf des Professors Wunsch wieder in der Laube serviert, in der er die Mahlzeiten um so lieber ein nahm, als cs im Hause überhaupt keinen besonderen Speiseraum zu geben schien. Doch als er nun mit Zeitungen und Rauchmaterial ver sehen eintrat, in Erwartung einer behaglichen Morgenstunde, fuhr er unangenehm berührt zurück. Auf dem groben, unbedeckten Tisch, an dem, untrüglichen Zeichen nach, eben noch die Hühner getafelt, stand das Geschirr nicht zierlich geordnet, sondern massig aufgestapclt und zwar in einem ebenso unsauberen als schadhaften Zustande. Das war nun wieder eine recht gemischte Sommerfreude. In nicht gerade melodischen Tonen rief er nach der Gret. Allein, auch Sphärenklänge hätten sie vermutlich nicht herbei gelockt, es war absolut nichts von ihr zu sehen oder zu hören. Und da im ganzen Gehöft wieder jene unheimliche Todesstille herrschte, die das Vorhandensein dienstwilliger Bewohner aus schloß, so ließ er sich resigniert an der unappetitlichen Tafel nieder. Die Kinder, in dieser Hinsicht weniger anspruchsvoll, waren schon über ihr Frühstück hergefallen. Der sichtliche Genuß, mit dem sie Brod und Milch vertilgten, wirkte dann schließlich an feuernd auf ihren noch zögernden Vater. Er griff nach der braunen henkellosen Kaffeekanne, bei deren schwieriger Handhabung ihm der Angstschweiß ansbrach und die Finger verbrannten, und entlockte ihr endlich eine trübe, gelbbraune Brühe, die niit dem aromatischen Trank der Levante nicht das geringste gemein hatte. Schaudernd schob er die geborstene Tasse mit dem zweifel haften Gebräu fort und langte nach dem Milchtopf. Einen Fingerhut voll Milch sonder Arg und Tücke hatten die ausge hungerten Buben noch drin gelassen. Er begnügte sich damit und labte sich im übrigen an einer Zigarre. Die Sorgenbrccherin verfehlte auch hierin nicht ihre friedliche Mission. Und daneben ivirkte sie gewissermaßen gedankenlösend, denn des Professors Augen blitzten plötzlich auf. Durch sein Hirn zuckte eine angenehme Vision. — Großmamas Liebesgaben, unter denen sicher auch die gewohnte Kaffecsorte vorhanden war. Wie schämte er sich jetzt des Spottes, mit dem er der umsichtigen wackeren Dame gelohnt. Schließlich aber, was half ihm der gute Kaffee, solange er noch in der Büchse steckte. Nur mit Grets Hilfe konnte er in einen mundgerechten Trank umgcsetzt werden. Es hieß vor allem, die Flüchlige zu ergattern. Mil vereinter Lungenkraft fahndeten er und die Kinder nach dem entschwundenen Hausgeist. Vergebens. War diese letzte Magd etwa dem letzten Knecht gefolgt? Ein unheimlicher Gedanke, den nur die Hoffnung abschwächte, daß sie vielleicht geruhen werde, wenigstens zur Mittagszeit wieder auzutreten, und man dann Gelegenheit fände, die Her stellung eines trinkbaren Nachmittagskaffees mit ihr zu be sprechen. Mit dieser Aussicht und einem Stück Schwarzbrot) mußte sich der hungrige Professor einstweilen znsrieden geben. Während er an dem harten, saueren Brod würgte, das ihm den Magen unbckömmlich beschwerte, rückte ihm der gesättigte Kurt mit der dringlichen Frage zu Leibe, wo denn nur der andere Hund märe, der ihm gehören sollte. Er habe bis jetzt nur den greulichen Kettenhund gesehen, der bloß knurrte und sich gar nicht anfassen ließe. Diese an sich berechtigte und harmlose Erkundigung schmetterte den armen Professor vollends nieder. Guter Gott, in diesem Menschen- und viehverlassenen Gehöft einen zweiten Hund aufzutrciben, war schlechterdings unmöglich. Er wich ver legen den fragenden Kinderaugen aus. „Du hast wohl ein bißchen geflunkert, Papa?" Selbst dieser Ausfall gegen seine väterliche Autorität glitt ungerügt an seiner hungrigen Hinfälligkeit ab. „Er wird wohl noch zum Vorschein kommen, Jungchen," tröstete er matt. „Vielleicht findest Tu inzwischen ein Kätzchen, mit dem Du spielen kannst." „Tie gibt's hier auch nicht. Bloß zwei Ferkel und eine Kuh. Nich mal en Pferd." „Es haben uns doch gestern zwei von der Station her gefahren." „Sind aber gleich wieder fortgebracht. Es sind dem Nachbar seine, jagt Gret." „So—o." „Papa, es is hier sehr langweilig ohne Hund." „Sehr langweilig," echote Hans, „und Grete kratzt mir dazu." Der Professor griff verzweifelt in seinen dichten Haarschopf. Das konnte nett werden, wenn die Buben ihm schon am ersten Morgen die Ohre,» voll klagten. Was würde er in diesen Ferienwochen noch zu hören bekommen. „Kinder, Ihr wäret doch gestern so vergnügt," rief er mit einer nichts weniger als heiteren Stimme, „es wird Euch schon wieder gefallen. Gehen wir jetzt gleich mal in den schönen Wald. Wenn Ihr geschickt seid, könnt Ihr Euch vielleicht gar ein Eich hörnchen fangen." „Is hier denn auch so'n Häuschen mit en Rad drinn, wo es mit spielen kann?" erkundigte sich Hänschen eifrig. „Wahrscheinlich. Aber natürlich erst das Tier und dann sein Häuschen," lautete die diplomatische Antwort. Jedenfalls bannte die heitere Jagdaussicht schnell die Geister der Langeweile. Unternehmungsvoll zogen alle drei lustig auf den Pirschgang aus. Gegen Mittag kehrten sie zurück, zwar ohne Eichhörnchen, aber trotzdem in gehobener Stimmung. Denn Kurt hatte wenig stens einen grasgrünen Frosch erbeutet, den er liebevoll im eng gebündelten Taschentuch behauste, Hans rin großes Wegerichblatt voll Erdbeeren gesammelt, die Papa zum Nachtisch haben sollte, während dieser selbst eine Anzahl seltener Pflanzen für sein Her barium heimbrachte. Im Begriff, mit diesen Schätzen in das Haus zu treten, wurde ihnen ein überraschender Anblick. Auf der großen Hausdiele standen Koffer und Kisten auf gestapelt, hinter denen plötzlich ein Pintscherhündchen hervorschoß mit wütendem Gebell, als ob es Hausrechte gegen fremde Än- dringlinge wahren wolle. Der Professor stand völlig verblüfft. Das sah ja ganz nach neuen Sommergästen aus. Kurt hingegen warf das Tuch mit dem Laubfrosch achtlos von sich und stürzte mit einem Freudenruf auf daS Hündchen zu. „Da is ja der andere. Du hast doch nicht geflunkert, Papa. I- der aber nüdlich." Sprach's, erwischte das kläffende Tier an der roten Schleife, die seinen graugefellten Hals zierte, drückte cs zärtlich «ns Herz und lief, mir nichts dir nichts, mit der sich heftig sträubenden Annektion zum Hause hinaus. (Fortsetzung folgt.)
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