Volltext Seite (XML)
Frau Fuchs mit Kinder Kaüfmannsehefrau Werdau 3 Herr Noßt Ratsbeamter Zwickau 1 „ Neumann und Frau Bankbearnter „ 2 Sa.: 53 Ueberhaupt: 1720 Xö. Fehlende Personen wolle man uns gütigst melden. Wie ich mein erstes Wuldenvad naym. Drückend heiße Luft unter dem Hellen Himmelsblau l Kein Hauch bewegt die träge hängenden Blätter der Birke, in deren Schatten ich schon lange, lange träumend liege. Nur selten unterbricht der Schrei eines Nusserts «Eichelhäher, Nußhäher) die sommer tägige Stille. Drüben fallen weiße Blättchen aus dem Zweiggewirr einer schlanken Fichte. Ein Eichhörnchen knabbert an einem holzigen Fichtenzapfen. Deutlich'sehe ich den kleinen Kopf mit den listigen Aeuglein und den beiden hohen Ohrhaarbüschcln. Bunte Schmetterlinge flattern vorüber. Wie das Gelb des Zitronenvogels im Sonnen schein strahlt! Ein kleines Eidechslein klettert flink am Baumstumpf hinan. Sonst herrscht überall Ruhe. Wie lange ick in stiller Beschaulichkeit lag? Die Uhr kann mir es nicht sagen, sie ist stehen geblieben, als ob's auch ihr zu viel wäre, zu laufen in solcher Hundstagshitze. Drüben hinter dem Waldsaum steigt eine dünne Rauchsäule aus dem Tale auf. Sind's Holzfäller, die dort über offenem Feuer ihren Mittagskaffee kochen? Der Richtung nach kann es Muldenhammer sein . Wie doch der Rauch auf einmal den ganzen Gedankengang beeinflußt! Ist in Muldenhammer nicht Badegelegenheit ? Das müßte doch eine Lust sein, sich heute im kühlen Wasser zu tum meln. Auf! Schon habe ich mich erhoben und steige langsam die Berglehne hinab. Eine Blindschleiche fährt raschelnd in's dichte Gestrüpp. Vorsichtig wandere ich durch das Kraut der blauen Heidel- und der roten Preißelbeere. Jetzt heraus aus dem Hoch wald und über die ausgedehnte Schonung durch die rotblühende Heide. Plötzlich stockt unwillkürlich der Fuß. Zwei Rehe äsen im duftigen Waldgras. Leuchtend hebt sich das weiße Schwänze! vom rotbraunen Sommerkleide ab. Ab und zu äugen die beiden mit hochgehobenem Kopfe. Jetzt wendet das eine der Tiere den Kopf nach mir zu. Ein kurzes Stutzen, eine schnelle Wendung — und mit leichtem Satz schnellt das scheue Tier über die niedrigen Fichten hinweg, ihm folgt eilfertig sein Kamerad. Schon sind beide den Blicken entschwunden. - Weiter wandre ich. Längst schon hängt der Rock am Hakenstock über der Schulter. Von der Stirne perlt in mächtigen Tropfen der Schweiß. Das Hemd klebt buchstäblich auf dem Leibe, und die Zunge hängt trocken wie ein Flintenriemen im Munde. Endlich bin, ich im Tale. Ein schattiger Weg führt bis zur Landstraße, und nun liegt auch schon Muldenhammer, der alte Gutsbezirk Klein- Hempel, vor mir. Große Massen grauen, mitunter schon schwarzen Holzstoffes und glänzend weiße, von ihrer Rinde befreite Holzstämme belehren den Fremden über die Natur des Fabrikbetriebes, der hier die Beschäftigung der Bewohner bildet. Oben am Waldwege liegt das Gut mit seinem kleinen Türmchen. Links davon weiden auf einge hegter Flur einige wohlgenährte Rinder. Ich wende mich nach rechts zum Gasthause. Es liegt so »idyllisch hinter jungen Linden am träge dahinströmenden Muldenwasser, außen und innen so sauber und Wirt und Wirtin so freundlich, daß mich's immer und immer wieder hinzieht. Im Garten ist dicht am Muldenstrand aus Packleinewand ein Auskleideraum hergestellt, durchsichtig genug, um Entbehrlich zu sein. Hier sind die Leute nicht so prüde, wie anderwärts. Herunter mit den Kleidungsstücken! Jst's kalt? Nein, köstlich! Eine kleine Bespritzung, und — da schlagen auch schon die Wasser über mir zusammen. Freilich, um ausgedehnte Schwimmübungen zu machen, wäre der Bc- triebsgraben, der unterhalb des Wehres abzweigt, besser und passender als wie die Mulde, die heute nur 1 w Wasserstand hat. Aber das künstlich zusammengefügte Floß und der schaukelnde Sautrog, das sind wieder Fahrgelegenheiten, wie sie eben nur die Mulde selbst bieten kann. Ich nütze Zeit und Gelegenheit. Schweiß-, Wasser-, Sonnen- und Luftbad —, mehr kann doch der eingefleischteste Naturheilkünstler nicht verlangen. Wohl eine halbe Stunde habe ich mich so in und auf dem Wasser herumgetummelt. Nun l R rs I S V. 8 1. ^.-2 S kann's genug sein. Schnell sind die wenigen Kleidungsstücke wieder übergeworfen. In der kühlen Gaststube erwartet mich schon die freundliche Wirtin mit fröhlichem „Guten Tag!" Ein herzhafter Imbiß und ein kühler Schluck geben dem Körper nach der äuße ren Erfrischung auch sein inneres nötiges Gleichgewicht wieder. Wie neugeboren fühle ich mich und bedaure nnr, daß so wenig Gebrauch von dieser Naturbadgelegenheit ge macht wird. Da fällt mir die Geschichte vom alten — Gott hab' ihn selig, er ist schon lange tot — ein, wie er in seiner Stammkneipe erzählte: „Mein Sohn ist doch ein rech tes Sauluder, der muß jeden Sonnabend die Strümpfe wechseln. Ich hab' meine acht Wochen lang an, und da sehen meine noch aus wie geleckt!" — Zur Vesperzeit treffe ich einen Bekannten. Zusammen wandern wir über den Bahnhof nach Eibenstock zurück. Lustig klingt's in die blaue Luft aus jugendfrohem Herzen: Geh'n Sie baden, baden! Baden, das ist schön! Einmal muß der Mensch doch baden, baden gehn! Wer noch nicht gebadet hat, der tut mir leid, Denn für den wird's nun die allerhöchste Zeit! Geh n Sie baden! Eine Wiriterpartie nach dem Auersverge. Die Verehrer des Auers berg es in Plauen hatten im vergangenen Jahre dem selben in gehobener feierlicher Stunde versprochen, auch in diesem Winter bei ihm Ein kehr zu halten. Leider haben die wackeren Bergsteiger bis heutigen Tages noch nicht ihr Gelöbnis erfüllt. Da die lieben Freunde in der Ferne Heuer ausblieben, so glaubten wir, als des Auersbergs Nachbarn die Verpflichtung zu haben, einen Aufstieg im Winter zu unternehmen. Wir „zwee Eimstäcker im Aller oun siemedreißig und elf Gahren machten uns deshalb am Sunntg, den dreizahntn Fewruar 1901 uff de Suckn." Mütterchen wollte freilich nicht, aber wir ließen uns nicht irre machen. Wir mußten auch einmal die Besteigung des Auersberges im Winter kennen lernen. Der Plan ivurde also ausgeführt. Doch wie soll der Auersberg erstiegen werden, vom Bärenwege in Zimmersacher oder von Wildenthal aus? Fatale Sache! Wenn wir nach Zimmersacher kämen und dort unsere Unternehmungslust gehemmt würde, oder wenn wir auf dem Bärenwege stecken blieben und dort aushalten müßten, bis der ganze Schnee weggetaut wäre? Halt, wozu gibt es denn das Telephon? In wenigen Augenblicken kommt die Nachricht von Zimmer sacher zurück, daß der Bärenweg nicht zu benutzen sei. Es bleibt also noch Wildenthal übrig, schnell ans Telephon: „Ja, von hier ist der Aufstieg möglich, aber ich steige nicht mit!" antwortet Herr Drechsler. Nun wird flott zur Bergfahrt gerüstet. Vor allem darf ein Pack Schnur nicht fehlen, es möchte Gletscherspalten oder wenigstens zerrissene Hosenträger geben. Hu, wenn man oben auf luftiger Höhe stände und plötzlich bei der Kletterei ein Träger riß, welch heillose Folgen könnte das haben! Schon der Gedanke daran macht schaudern, und deshalb wird noch ein Endchen mehr abgerollt und schließlich ein kräftiger Stock hervorgesucht. '/,11 Uhr gehl's fort. Ein herzhafter Kuß und: „Wenn wir um 5 Uhr nicht wieder zurück sind, kommen wir — später." Die Anzeichen, auf die bei einem so halsbrecherischen Unternehmen besonders geachtet werden muß, sind verheißungsvolle. Die erste Person, die wir treffen, ist ein schönes, rotwangiges Jüngferchen mit gefülltem Körbchen, und das erste Geschirr ist ein Hunde schlitten mit einer eben erlegten, feisten Hirschkuh. „Da kommen wir heil und ganz wieder zurück zu Muttern," sage ich, und rüstig und wohlgemut geht's vorwärts. Der Schneepflug hat seine Dienste gar trefflich geleistet; es läu t sich auf der Wildcn- thaler Straße wie im Sommer. Der Kragen muß abgenommen werden, so mild ist das Wetter. Auf der Höhe freilich bläst eine recht nette Prise. Der Kragen wird wieder umgelegt und das Ohr mit Watte verstopft. Bald sind wir bei der Waldschänke. Der Wald zur Rechten schützt uns vor dem Winde; es ist wieder ruhig wie in der Stube. Der Hut kann heruntergenommen, trocken gewischt und wegen des naß gewordenen Schweißleders mit seinem Hinterteile nach vorn aufgesetzt werden. Die Sonne müht sich, den grauen Wolkenschleier zu durchbrechen. Der Blick in die Ferne ist nicht ganz schlecht, so daß wir auf einigermaßen guten Aus- Staatsary denerlc der Taufe geeichten i