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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 21.03.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190703216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19070321
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19070321
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-03
- Tag 1907-03-21
-
Monat
1907-03
-
Jahr
1907
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für den Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und besten Hlrngebung Abonnement viertel;. 1 M. 25 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionsprcis: die klcinspalrige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Lrlrgr.-Adrrltt: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Fernsprecher Ur. 21». H/ »S —54. Jahrgang. - Donnerstag, den 21. März LAOS Brandversichernngsbciträgc bett. Die Brandverstchcrnnflsbeiträge auf den l. Termin 1907 — 1. April — sind nach je einem Pfennig für die Einheit bei der Gebäudeverstcherungsabteilung und nach je ein und einem halben Pfennig für die Einheit bei der freiwilligen Ver- stcherungsabteilung nebst den fälligen Stückbeiträgen bis spätestens zum 8. April 1907 bei Vermeidung der zwangsweisen Einziehung an die hiesige Stadtsteucreinnahme zu ent richten. Stadtrat Eibenstock, am 18. März 1907. Hesse. Schönfelder. Handelsschule zu Eibenstock. Die diesjährigen mündlichen Osterprüfungen finden Freitag, den 22. März, nach mittag 4 Uhr im Saale des Kunst- und Handelsschutgebäudes statt. Prüfungsordnung: 4 Uhr — bis 4 Uhr 20: Kl. 111. Korrespondenz,« 4 „ 20 ,, 4 „ 40: Kl. II. Rechnen, jpyu'pp-- 4 Uhr 40 bis 5 Uhr 10: Kl. 1. Zusammenhängende kaufm. Uebungen tMusterkontor). Zllgen. An die Prüfungen schließen sich an: Deklamationen der Schüler. Erstattung des Jahres berichtes. Belobigung und Prämiierung von Schülern. Entlassung der abgehenden Schüler. Die Behörden, die Herren Chefs, die Eltern der Schüler, sowie alle Freunde der Schule werden zu diesen Veranstaltungen ergebens! eingeladen. Der erste Vorsitzende des Schulvorstandes: Der Direktor: Max Ludwig. Rudolf Jllgen. Am 20. März 1907 war der 1. Termin der diesjährigen Land- und Landes- fulturrenten fällig. Es wird dies mit dem Bemerken erinnert, daß nach Ablauf der zur Zahlung nachgelassenen achttägigen Frist gegen etwaige Restanten iin Wege der Zwangs vollstreckung vorzugehen ist. Ortssteuereinnahme Schönheide. Die Rede unseres Abgeordneten Herrn vr. Stresemann, welche er am 14. ds. Mts. im Reichstage hielt, hat nach dem amtlichen stenographischen Bericht folgenden Wortlaut: Meine Herren, der Herr Abgeordnete Sittart, der im Namen der Zentrumspartei zu der heutigen Interpellation sprach, hat, wenn ich ihn recht verstanden habe, ausgesührt, daß die Sache, hinter der ja alle Par- reien des Reichstags stehen, dann die beste Förderung erfahren würde, wenn möglichst der fraktionelle Wettbewerb ausgeschaltet werden könnte. Diese Mahnung ist gewiß berechtigt, aber Herr Kollege Sittart hat ihr selbst nicht entsprochen. Er hat darauf hingewiesen, daß er in diesem hohen Hause zuerst die Anregung gegeben habe, sich mit der Frage der Pensions versicherung der Privatbeamten zu beschäftigen, und hat dann hinzugefügt, daß diese seine Anregung keinen Widerhall im Hause gesunden habe. Erst als die Wahlen vor der Tür gestanden hätten, wäre auch ein national liberaler Antrag Patzig über diese Materie eingereicht worden. Es könnt« daraus geschlossen werden, daß der damalige Antrag meiner Parteifreunde lediglich aus die Wirkung nach außen hin berechnet gewesen und nicht auS rein sachlichen Erwägungen eingegeben wäre. DaS möchte ich im Namen meiner Freunde ganz entschieden zurückweisen. Ich glaube, daß die Haltung der nationalliberalen Fraktion gerade in den Fragen der Sozialpolitik und die Tätigkeit des Führers unserer Fraktion, des Herrn Abgeordneten Basser- mann, gerade in bezug auf sein Eintreten für jene großen Schichten der Handlungsgehilfen und sein Eintreten dafür, daß die Sozialpolitik nicht nur ein« Sozialpolitik für die Arbeiter, sondern auch eine Sozialpolitik für die Privatangestellten sein müsse, — ich sage, daß alles dies die nationalliberale Fraktion davor schützen sollte, daß man ihr einen derartigen Vorwurf mackt. (Sehr richtig! bei den Nationalliberalen.) Meine Herren, ich muß mich aber weiter gegen eine Vorhaltung wenden, die der Herr Kollege Sittart gegen eine industrielle Organisation gerichtet hat, der ich nahe stehe. Er hat mit Genugtuung hervorgehoben, daß die Begründung der Interpellation in den Händen des Herrn Abgeordneten Freiherrn Hehl zu Herrnsheim gelegen habe, also in den Händen eines Arbeitgebers und Großindustriellen, der von diesem Gesetz nur in der Form betroffen wird, raß er Beiträge dazu zu leisten hat, und er hat hinzugefügt, er könne wohl aussprechen, daß die Kreise der Handelskammern bisher Wohlwollen für diese Materie nicht immer gezeigt hätten, und daß der Bund der Industriellen sich den Herrn Freiherrn v. Hehl zum Muster nehmen möge. Nun, meine Herren, habe ich mich seit Jahren bemüht, ge rade in industriellen Kreisen Interesse für diese Frage zu erwecken. Ich habe gerade in dem Bund ter Industriellen über die staatliche Pensions versicherung der Privatangestellten gesprochen, und ich kann mit Genug tuung konstatieren, daß der Bund der Industriellen und der ihm ange schlossenen Verband der sächsischen Industriellen, dem über 3000 Unter nehmer angehören, sich durchaus für die staatliche Pensionsversicherung aus gesprochen hat. (Hört! hört!) Meine Herren, die sächsischen Industriellen hatten die Absicht, zunächst aus eigener Initiative für das große Gebiet deS Königreichs Sachsen eine private Pensionskasse zu schaffen. Sie gaben diesen Gedanken auf. weil sie sich gesagt haben, daß die private Initiative niemals das wird erreichen können, was uns die staatliche Gesetzgebung geben kann, und sie haben, wie der Herr Kollege Potthoff erwähnte, wohl als erster Unternehmerverband einstimmig eine Resolution angenommen, in der sie die Bestrebungen auf Herbeiführung einer staatlichen Pensions versicherung mit Genugtuung begrüßen, sich durchaus damit einverstanden erklären, auch die Lasten, die ihnen daraus entstehen, auf ihre Schultern zu nehmen und jedenfalls an dem Zustandekommen dieses Gesetzes ihrer seits mitzuarbeiten. Run möchte ich bei der heutigen Debatte und in dem jetzigen Stadium der Verhandlungen nur zwei Gesichtspunkte berühren, die meiner Meinung nach im Laufe der heutigen Verhandlungen noch nicht die gebührende Wür digung gefunden haben. Darin stimmen wohl alle Parteien überein, daß vom Standpunkte der Privatbeamten aus ein Lebensinteresse an der Regelung dieser Frage vorliegt. Aber ich glaube, wir können «ine so wichtige Frage, ein durch dieses Gesetz bedingtes Fortschreiten der Sozialpolitik nicht ledig lich von dem Gesichtspunkte der zunächst davon Betroffenen betrachten , denn wir sind hier nicht Berufsvertrcter, sondern Verlierer des ganzen Volkes, und wir müssen uns auch die Frage vorlegen, ob das Staatsintereff« unS dieselben Wege weist, und ich glaube, wir können auch die ein« Frage zum mindesten erörtern, ob die Unternehmerschaft, die hier zu den Kosten beizutragen hat, in der Lage ist, diese Lasten auf sich zu nehmen, ob dies« materiellen Lasten ausgewogen werden durch ideelle Vorteile, die jedenfalls au» diesem Gesetz sür die weitesten Kreis« auch der Unternehmerschaft her- vorgehen. (Sehr richtig! bei den Nationallideralen.) Meine Herren, ich möchte dies« beiden Gesichtspunkte unbedingt bejahen. ES ist im Lause der beutigen Verhandlung oft ein Wort ausgesprochen worden, das, wenn ich mich recht entsinne, Herr Professor Schmoller ge- prägt hat in einer Rede, in der er jene wirtschaftliche Entwickelung uns darzeigte, d sich in den letzten Jahren vollzogen hat, das Wort vom „neuen Mittelstand", und es war ja Professor Schmoller, der damals auch äußerte, daß in diesem neuen Privatdeamtenstand der Kern dieses neuen Mittel standes enthalten sei. Nun, meine ich, haben wir in den letzten Jahren — und diese Beruf-zählung des Jahres 1907 wird da» von neuem erweisen — «in« Entwicklung sich vollziehen sehen, die wir zwar nicht wie der »er- storbene Kollege Schoenlank eine ökonomisch« Revolution, aber doch ein« ökonomische Evolution nennen müssen von weitestgehender Tragweite. ES ist bei den Verhandlungen über den Zolltarif von Regierunasseite hier einmal gesagt worden. Deutschland sei «grarstaat und Industriestaat Ich glaube, bi« Verhältnisse haben sich dahin entwickelt, daß wir zum überwiegenden Industriestaat geworden sind. DaS mag seine guten Seiten haben; es beruht gewiß darauf ein Teil der wirtschaftlichen Entwicklung, ein Teil des wachsenden Wohlstandes unseres Vaterlandes. Aber diese Entwicklung hat auch ihre Schattenseiten. Diese Schattenseiten sehe ich darin, daß die Zahl der selbständigen Existenzen immer mehr zurückgeht. Wir haben zuerst die große Schicht der Lohnarbeiter gesehen, die Jahr für Jahr größer wird, denen cs unmöglich ist, so wie früher in die Selbständigkeit hinaufzusteigen. Wir sehen jetzt einen neuen Stand sich emporentwickeln, für den die Existenz bedingungen ganz ähnlich liegen, wie sie seinerzeit sür die Arbeiterschaft lagen. Wenn wir die soziale Gesetzgebung, deren Jubiläum wir im vorigen Jahre begingen, recht erfassen, so möchte ich sagen: sie hat nicht nur einen neuen Gedanken hineingcworsen in unser staatsrechtliches Denken, daß der Staat nicht nur dazu da sei, für Leben und Eigentum der Bürger zu sorgen, sondern auch dem Schwachen eine Planke hinzuwerfen habe, aus die er sich retten könne, wenn die Fluten des Lebens über ihn Hinwegschlagen, sondern es lag in dieser sozialen Gesetzgebung vor allen, auch der eine große Ge danke, für die entgangene Möglichkeit, einen selbständigen Erwerb zu schaffen, ein Korrelat zu bieten durch die Einbeziehung in diese soziale Gesetzgebung. (Sehr gut! bei den Nationalliberalen.) Dadurch, daß Mr Zwecke der All gemeinheit und Mittel des Staates flüssig machen für große Teile unseres Volkes, die ihnen zugute kommen im Alter, dadurch sorgen wir dafür, daß der Einzelne gewissermaßen jene Bodenständigkeit sich wieder erwerbe, die ihm durch die wirtschaftliche Entwickelung verloren gegangen ist. Meine Herren, mit den Privatbeamten steht es ganz ähnlich wie damals mit den Arbeitern. In der Zeit der Bankenkonzentration, in der Zeit, wo industrielle Unternehmungen sich verbinden zu großen industriellen Trusts, da ist die Möglichkeit für den Privatbeamten, zur Selbständigkeit aufzusteigen, beinahe noch schwieriger als die Möglichkeit für den Arbeiter, zum Mittelstand, zur Selbständigkeit im Gewerbebetriebe und im Kleinhandel auszusteigen (sehr richtig! bei den Nationalliberalen), und wenn die Voraussetzungen dieselben sind, dann dürfen wir vielleicht auch erwarten, daß dann Mittel von staat licher Seite flüssig gemacht werden. Dann können wir auch im allgemeinen Staatsinteresse dem zustimmen; denn auS dieser wirtschaftlichen Entwicklung erwachsen uns meiner Meinung nach zwei Ausgaben: wir haben den selbst ständigen Mittelstand, soweit er noch besteht, soweit er sich noch hallen kann, mit allen Kräften zu schützen und zu fördern, und wenn ich über die Art dieser Förderung vielleicht mit manchen der Herren Kollegen von der rechten Seite nicht ganz übereinstimme, weil ich glaube, man soll die Selbst hilfe neben der Staatshilse nicht völlig vergessen, so, meine ich, daß eine Prinzip muß doch jedenfalls feststehen: dafür zu sorgen, daß nicht weiter jene übrig gebliebenen Schichten zwischen Großkapital und Proletariat zer rieben werden (sehr richtig! bei den Nationalliberalen), daß sie uns erhalten bleiben, weil sie mit den besten Teil unserer Volkskrast ausmachen. (Sehr wahr! bei den Nationalliberalen.) Man muß auch die soziale Psychologie beobachten, man muß auch daran denken, was für eine Bedeutung es sür unser ganzes Volksleben hat, ob der einzelne in selbständiger Stellung für sich wirkt, ob all das, was er, wenn er Landwirt ist, auf seinem Grund und Boden erwirbt, ihm und seinen Kindeskindern zugute kommt, und ebenso im Gewerbebetrieb, oder ob er nur angcstellt ist, ob er das nur für fremde Hände tut. Denn ich glaube, die Energie und Initiative, die Anspannung der letzten Nervenkräste ist doch im ersteren Falle mit größerer Wahrschein lichkeit gegeben, und ich glaube, auch die Liebe zum Vaterlande, die Boden- ständigkeit ist in ersterem Falle mehr gewährleistet. Wenn wir nun durch die soziale Gesetzgebung versucht haben, dem Ar beiter einen Ersatz sür diese verloren gegangene Selbständigkeit zu geben, so sollten wir es dem Privatbeamten gegenüber auch tun, und ich glaube mit voll kommener Ueberzeugung aussprechen zu können, daß auch die deutsche Industrie, die ja diese wirtschaftliche Entwicklung zum Teil mit hervorgebracht hat, die ja zum Teil die Schöpferin dieses neuen Mittelstandes ist, der nicht mehr nur aus den RayonchesS der Warenhäuser besteht, wie das vielfach unS entgegengehalten worden ist, — ich glaube, daß auch die deutsche Industrie und der deutsche Handel ein Lebensinteresse daran haben, in dieser Frage zuzustimmen. (Sehr richtig! bei den Nationalliberalen.) Meine Herren, wenn es irgendwelche Bedenken gegen unsere rasche Entwicklung zuni Industriestaat gibt, so ist es wohl die eine Frage: waS wird mit unserem Export in Deutschland? Wir sind heute daraus ange wiesen, für viele Milliarden Waren an fremde Völker zu verkaufen, um selbst zu bestehen. Diesen Export garantiert unS kein Mensch, den müssen wir jede» Jahr aufs neue erwerben, den müssen wir versuchen, regelmäßig wieder zu erringen, und, meine Herren, wir sind dabei nicht in der glän zenden Lage wie England. Wir haben heute noch keine Kolonien, die uns mit wichtigen Rohstoffen versehen, die als Abnehmer unserer Produkte so in Betracht kämen wie die englischen Kolonien. Wir sind auch geographisch nicht so glänzend gelegen, daß wir sagen könnten, wir haben durch diese geographische Lage die Ueberzeugung, daß es immer so bleiben muß. Wir verfertigen keine Massengüter wie die Amerikamer, wir stellen keine Typen und Standardmuster dar, die in Millionen von Exemplaren nachher in di« Welt gehen. Wodurch wir unS bisher unsere Stellung auf dem Weltmarkt« erhalten haben, das war, glaube ich, im wesentlichen unsere höhere kauf männische Bildung, daS war die tief« technische Durchbildung der deutschen Industrie. (Sehr richtig! bei den Nationallideralen.) Mein« Herren, dies« technisch« Durchbildung, die uns in di« Lag« gesetzt, Fertigwaren in höchster Qualität zu fabrizieren und aus dem Weltmarkt dafür Abnehmer zu finden, war un» nur dadurch möglich, daß wir einen qualitativ so hochstehenden Stand von Privatbeamten hatten , denn, wenn man «in« hohe Qualität von Waren liefern will, gehört auch eine hohe Qualität von Kräften dazu, um dies« Waren herzustellen. Wir können heute al« Arbeiter keine Kuli» und können al» Privatdeamte in unserer Industrie keine Leute brauchen, die durch jene Unsicherheit der Existenz in >hr«r ganzen Initiative natur gemäß zurückgedrängt werden. (Sehr richtig! bei den Nationalliberalen ) Meine Herren, aus diesen Gründen Hal meiner Meinung nach auch die deutsche Industrie ein Ledensinteresse daran, in dieser Frage mit ihren Angestellten Hand in Hand zu gehen. Ich glaube, sie hat Gelegenheit, zu beweisen, und sie hat das durch ihre Kundgebung bewiesen, daß sie versteht, über die engen Wände des Kontors hinauszusehen, daß sie versteht ideelle Werte auch einmal nach ihrer ganzen Bedeutung einzuschätzen. (Bravo! bei den Nationalliberalen.) Das wollt« ich gegenüber den Anzweiflungen des Kollegen Sittart hier ausdrücklich seststellen, daß der größte Teil der deutschen Industrie sich dieser Ehrenpflicht durchaus bewußt ist. (Sehr wabr! bei den Nationalliberalen.) Ich weiß sehr wohl, daß es einzelne Herren gibt, die, nicht aus antisozialer Tendenz, sondern aus einem gewissen Festhalten an der alten Manchester auffassung jene Auffassung vertreten, die. wenn ich nicht irre, auch in dieser Debatte zum Ausdruck gekommen ist, daß sie sagen: wenn ihr dem einzelnen die Verantwortung nehmt, sür sich und seine Rachkommen zu sorgen, dann nehmt ihr aus seinem Leben heraus die letzte Krästeanspannung; die kann er nur zu bewähren suchen, wenn er auch innerhalb des Lebens den Fähr nissen sich ausgesetzt sieht und diese Verantwortung trägt. Aber, meine Herren, diese Verantwortung nehmen wir nicht heraus. Die Stellung des einzelnen ist ihm nicht garantiert. Ob er morgen seine Stellung noch hat, wird von seinen Fähigkeiten, wird von seiner Energie mit abhängen. Nur das «ine wollen wir ihm sichern, daß er in die Zukunft sehen kann mit einer gewissen Beruhigung, daß er nicht jenes niederdrückende Gefühl har, daß die Bewertung seiner Persönlichkeit und seiner Arbeitskraft mit zunehinendem Alter geringer wird, daß er eines Tags, wenn vielleicht der alte Chef zur Ruh« g«gangen ist und di« Söhne das Geschäft allein übernehmen, sich auf der Straße sieht und dann sich sagen muß, daß man jüngere Kräfte mehr schätzt als die seinige. Wir wollen das, was an dem berechtigten Wettbewerb innerhalb der Privatdeamtenschast liegt, durchaus erhalten. Wir wollen aber jenes Korre lat der Sicherheit ihnen geben, und wir sind überzeugt davon, daß wir da durch nicht ein Nachlassen der Initiative und Spannkraft, sondern eine Erhöhung und zum mindesten jenes Gleichbleiben erzielen werden, jene qualitative Hochstellung unseres Privatbcamtenstandes, die uns die heutige Stellung in der Weltwirtschaft überhaupt erst ermöglicht hat, und die wir erhalten müssen, wenn wir nicht den wachsenden Gefahren der industriellen Entwicklung mehr ausgesetzt sein sollen. (Lebhaftes Bravo bei den National- liberaleu.) Tagesgesrhichte. - Deutschland. Die Versuche, dem rein privaten Besuche des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Erzherzogs Franz Ferdinand bei dem Deutschen Kaiser einen politischen Anstrich zu geben, bezeichnet ein Wiener Telegramm der „Kölnischen Zeitung" aus sicherster Quelle als haltlose Kombinationen. Die Reise des Thronfolgers war so privater Natur, daß weder die Hofkreise noch das Ministerium des Aeußern noch die deutsche Botschaft elwas davon wußten. — Die in der Thronrede angekündigte Vorlage, durch welche eine Einschränkung der Majestätsbeleidig ungs-Prozesse herbeigeftlhrt werden soll, ist in den Bundesratsausschüssen, wie die Liberale Korrespondenz hört, so weit vorbereitet, daß sie der Reichstag bei seinem Wieder zusammentritt nach den Osterferien voraussichtlich vorfinden dürfte. — Frankreich. Paris, 18. März. Dem Journal des Dobats, welches kürzlich gerüchtweise als Ursache der Jena-Katastrophe einen verbrecherischen Anschlag be zeichnete, wird aus Toulon berichtet, daß auf der Jena in der Munitionskammer der 42 Millimeter-Geschütze ein Leich nam gefunden worden sei. Da der Zugang zu diesem Teile des Schiffes stets streng untersagt war, schließt man aus diesem Umstande, daß die Munitionskammer schlecht über wacht war. — Spanien. Der spanische Ministerpräsident har bestätigt, daß König Alfons in Cartagena eine Zu sammenkunft mit dem König von England haben werde und zwar in der Zeit zwischen dem 5. und 10. April. — Madrid, 19. März. Der König von Sachsen ist heute mittag hier eingelroffen und am Bahnhof von König Alfons, dem Prinzen Karl, den Jnfanten Ferdinand und Rainer, sowie den Spitzen der Behörden empfangen worden. Nach dem Abschreiten der Ehrenwache, die aus einer Kompagnie Jäger bestand, begaben sich die beiden Monarchen zu Wagen unter militärischer Eskorte nach dem königl. Schlöffe. Truppen aller Waffengattungen bildeten Spalier. Ein zahlreiches Publikum begrüßte den König ehr-
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