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Mi» Jaserate, welch« in diesem Blatte die wettest, ««breit«« Men, werdenbi» Dien-tag wck U"Nag Wh » Wr angenommm u^ostei die dttigrsP-»-«. Politische Weltschan. Der Wahlspruch der deutschen auswärtigen Politik lautet unverkennbar : „8i vi8 paoom, para dollnm!" Willst Du den Frieden, so bereite Dich zum Krieg! Das deutsche Reich erfreut sich seit fünfzehn Jahren eines ungestörten Friedens; cs steht, wenigstens scheinbar, in guten Beziehungen zu allen Mächten, seine Leitung wird im Aus lande sogar wegen ihrer wiederholten erfolgreichen vermittelnden Thätigkeit hochgepriesen. Dennoch kann das deutsche Volk den drückenden Panzer der Kriegsrüstung nicht ablegen, vielmehr soll dieser mit dem Frieden so wenig harmonirende Harnisch sogar noch verstärkt und erschwert werden. Wenn heutzutage der Krieg einer ge fährlichen acuten Krankheit gleicht, wo nach glücklich überstandener Krisis der Genesende hoffen darf, wieder völlig hergestellt zu werden, sieht der dem deutschen Reiche beschiedene lange be waffnete Frieden einem anscheinend nicht sehr bedenk lichen und schmerzhaften chronischen Leiden ähnlich, das aber die Kräfte erschöpft und dem sehr schwer abzuhclfen ist. Nichts kennzeichnet diesen Zustand schärfer, als der Gegensatz, in welchem die Thron rede bei der an» Donnerstag erfolgten Eröffnung des deutschen Reichstages zu der neuen Militär- Vorlage und besonders zu den Motiven der letzteren steht. In der diesmal sehr ausführlichen Thronrede heißt es ausdrücklich: „Die deutsche Politik bezwecke die Bewahrung des Friedens und die Erhaltung der'Einigkeit aller Mächte; sie wende dafür den Einfluß auf, der Deutschland durch seine Friedensliebe, das allgemeine Vertrauen und seme Nichtbethei ligung an den schwebenden Fragen, sowie durch die enge Freundschaft des Kaisers mit den beiden Nachbarhöfen erwachsen ist." Das heißt doch nichts Anderes, als daß das deutsche Reich sich um die ent schieden gefahrdrohende Lösung der deutschen Interessen nicht berührenden bulgarischen und egyptischen Fragen nicht zu bekümmern braucht, ferner, daß die deutsche Reichsregierung sich Oesterreich-Ungarn gegenüber nicht tiefer ver pflichtet fühlt als gegen Rußland. Ganz anders lautet die Begründung der dem Reichstag be reits am Donnerstag zugegangenen neuen Militär-Vorlage, in welcher lebhaft betont wird, daß eS jetzt mehr als je einer gewissenhaften Vergleichung der deutschen HeereSmacht mit der jenigen der Nachbarstaaten bedürfe und kein vaterlandsliebender Deutscher die daraus sich ergebenden Nothwendigkeiten verkennen könne. In den Motiven wird ziffernmäßig nachaewiesen, Frankreich habe jetzt 473,882 Mann, Rußland aber sogar 817,000 Mann FtiedenSpräscnzstärke; es seien auch die HeereSkosten der beiden Staaten, sowie die auf den Kops der Bevölkerung ent fallenden Lasten bedeutend höher als bei un». Budgets des Ministeriums des Auswärtigen' Das darin enthaltene Endurtheil über die von dem Grafen Kalnoky geleitete auswärtige Politik des Kaiserstaates lautete unendlich günstiger, als sich bei der Eröffnung der Delegationen vorauS- sehen ließ, was sich dadurch erklärt, daß der ge nannte Staatsmann inzwischen ErÜärungen ab gab, die für die Zukunft eine thatkräftige Orient politik ankündigten. Von den ungarischen Re gierungsblättern wird zwar das Vorhandensein einer festen Vereinbarung mit England gegen Rußland in Abrede gestellt, aber sehr lebhaft rin energisches Vorgehen Oesterreich-UngarnS behufs Regelung der bulgarisch-ostrumelischen Vereinigung befürwortet. Entschließt sich Graf Kalnoky zu einer solchen Herausforderung des diese Frage scheinbar als seine eigene Domaine betrachtenden russischen Staats, so geht er so weit, als seine ungarischen Landsleute irgend verlangen können. Von Italien läßt sich erwarten, daß es bei einer Abwickelung der Orientfragen nicht lange die Rolle eines müssigen Zuschauers spielen werde. Als der Deputirte Ruspoli kürzlich in einer Versammlung der Mitglieder der Kammermehrheit sich über den Zustand der Armee und Marine erkundigte, erklärten die anwesenden Minister des Krieges und der Marine, Italien sei für alle Er eignisse bereit, welche die Zukunft auch immer bringen möge. In der Kammer legte der Minister des Auswärtigen, Graf Robilant, das Grünbuch über die bulgarische Frage vor, welches 84 recht bedeutsame Schriftstücke enthält. Die belgischen Clerikalen schicken sich an, gegen die persönliche Wehrpflicht und für die Beibehaltung derMilitär-Stellvertreter einzutreten. In Gent herrscht zwar wieder äußerliche Ruhe, so daß die Bürgerwehr entlassen werden konnte, doch scheint die Währung unter den dortigen Arbeitern noch fort zu dauern. Zwischen der Budgetcommission der fran zösischen Deputirtenkammer und dem Finanz minister Sadi Carnot kam es in den letzten Tagen wieder zu argen Mißhelligkeiten. Nur mit sehr geringer Mehrheit wurde von der Kammer der Antrag verworfen, der auf Streichung der Posten für die Unterstaatssecretäre im Finanzministerium gerichtet war und das von der Kammer am Donnerstag endlich genehmigte Budget zeigte immer noch verschiedene bedeutende Abstriche, in welche die Regierung schließlich willigte, um eine CabinetskrisiS zu vermeiden. Der Präsident der Budgetcommission, Ronvier, tadelte den Minister Freycinet bitter wegen dieser Nachgiebigkeit, die doch von den Verhältnissen geboten war. Mit Mühe und Noth fand der Conseitpräsident in dem ehemaligen Präfecten Bichourd einen Mann für den durch den Tod Paul Berts ettsdioten gefährlichen Posten eine» Residenten ip Hs Da« Tommando des, dortigen ist dem ehemaligen Kriegsminister Thibandin zu^Lz Nach dieser Begründung erscheint es als geboten, in Rücksicht der zur Zeit herrschenden Verhält nisse mit der Vermehrung unserer Streitkräfte bereits jetzt vorzugehen, da eine Verspätung der Entschließung verhängnißvoll werden könne. Ent schieden wird in dem Entwürfe für die Bei behaltung der dreijährigen Dienstzeit eingetreten. Daß die in der Septennatsvorlage erhobenen militärischen Forderungen riesige Kosten ver ursachen, die bei der jetzigen Finanzlage des Reiches schwer in's Gewicht fallen, wird selbst von den eifrigsten Freunden der Reichsregierung nicht geleugnet. Indem die neueste Volkszählung von 1888 für den Maßstab von ein Procent der Bevölkerung zu Grunde gelegt wird, handelt es sich um eine Vermehrung des Heeres um 41,000 Mann, also fast um ein Zehntel, ferner um eine einmalige Ausgabe von 24 Millionen und um eine dauernde von 23 Millionen. Das ist für die Finanzen des Reiches um so bedenk licher, als auch nach dem Wortlaut der Thron rede die Verstärkung der Wehrkraft zur See, die Verpflichtungen auf dem Gebiete der Reichs schuld, des Pensionswesens u. s. w. Mehr aufwendungen erfordern und ein bedeutender Ausfall an Zuckersteuer der Deckung bedarf. Unter solchen Umständen entzieht sich das Schick sal der neuen Militärvorlage jeder Muthmaßung. Im Reichstage wird angeblich von konservativer Seite beabsichtigt, die Militärvorlage nicht der Budgetcommission, sondern einem besonderen Ausschuß zu überweisen, nm eine Beschleunigung der Berathung möglich zu machen, da im Falle der Annahme der Vorlage ein NaHtragsetat zur Deckung der Ausgaben eingebracyt werden muß. Von der Mehrheit der deutschen Volks vertretung läßt sich erwarten, daß sie ebenso wie die möglichste Schonung der Steuerkraft auch die militärische Sicherheit des Reiches im Auge behalten werde, wenn sich auch einzelne Mitglieder der einflußreichen Centrumspartei bereits öffentlich absprechend über die Septennats- Vorlage geäußert haben, so werden doch auch diese nicht die Verantwortung auf sich laden wollen, das zu versagen, was zur Sicherheit Deutschlands nöthig ist. Zunächst müssen freilich die Vertreter der Reichsregierung die Forderungen sowohl vom militärischen Standpunkt wie mit dem Hinblick auf die Weltlage noch genauer, als bis her geschehen ist, begründen. Ist dies in offener Reichstagssitzung unthunlich, so mag es in ver traulichen Commissions-Sitzungen geschehen. Die diesmal so hochinteressante Session der österreichisch-ungarischen Delegationen nähert sich dem Schluffe. In beiden Delegationen sind die wichtigsten Etat« für die Kriegsmarine, für das Heer, der Credit für die Repetirgewehre rc. einstimmig angenommen worden. Da» größte Interesse erregten nach den langen Verhandlungen über da» Lxposö de» Grafen Kalnoky die Berichte der BudgetauSschüsse über den Voranschlag de» Decemher. Per sächlW FrOker, Wochenblatt fkr Bischofswerda, Stolpen and Umgegend. Amtsblatt da Kgl. Amtshmchtmauuschast, da Kgl. Schuliaspation u. des SG Haaptsteuaawtes zuBautzcu, sowie des Kgl. Amtsgerichtes und des Stadtnahes zu Bischofswerda. > « 2 . r- Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, s Bestellungen werden bei allen Postanftalten Mtttwwch» und Gwrmabeaö», und kostet einschließlich I de» deutschen Reiches, für Bischofswerda und Umg Her Sonnabends erscheinenden »HMetrtftischeo» Beilage" I in der Expedition dieses Blattes angenommen. — - 11dem Preise von so Pf. in der Expeditton dieses Blattes, sowie von unseren i» A6Ü V68 061IUHA6H Z-i-Mg-b-t-N Donnerstag, den 2. December1886, Versteigerung einer Nähmaschine 1« Oberueuktrch. Versammlung Vormittags 11 Uhr im Gasthofe „zur Krone". Königliches Amtsgericht Bischofswerda, am 26. November 1886. Appolt, Ger.-Vollz. Donnerstag, den 2. December 1886, Nachmittags 3 Uhr, Versteigerung einer Kuh und eines jungen Ochsen bei der Schänke z« BelmSdorf. Königliches Amtsgericht Bischofswerda, am 28. November 1886. Appolt, Ger.-Vollz.