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für den ÄkM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Verantwortlicher Redakreur, Drucker und Verleger: Emil Hanne bohn in Eibenstock. Abonnement vierteil. 1 M. 25 Pf. einschließl. de» „Jllustr. UnterhaltungSbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen^ in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlegr.-Lbrrste: ÄmtsdlaN. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Frrnsprrchrr Nr. 210. 1». —-iiii---- 55. Jahrgang. ------—— Donuerstag, den 30. Jamm L»»8 Hesterreich-Ungarns Außenpolitik. In dem Ausschuß der ungarischen Delegation hat der Leiter der auswärtigen Angelegenheiten der Donaumonarchie, Baron Aehrenthal, Gelegenheit genommen, sich in einer länge ren Auslassung nicht nur über die Auslandspolitik Oesterreich- Ungarns zu äußern, sondern er hat in seiner Rede auch mancherlei Bemerkungen über die allgemeine politische Lage eingeflochten, die man sicherlich allerorts nicht ohne Interesse vernimmt; namentlich bei uns in Deutschland kann die Rede des Ministers ungeteilten Beifall finden, weil aus derselben eine aufrichtige Neigung des Leiters der auswärtigen Ange legenheiten Oesterreichs gegenüber Deutschland herausschaut, während man bei Antritt seines Amtes verschiedentlich ge glaubt hatte, daß Baron Aehrenthal in dieser Hinsicht nicht so ganz den Fußtapfen seines Vorgängers, des Grafen Go- luchowski folgen werde. Seine Darlegungen schlugen, soweit sie Deutschland betrafen, einen überaus herzlichen Ton an, und es ist bezeichnend, daß er in ganz besonders warmen Worten die Besserung in den deutsch-englischen Beziehungen feiert und auf den Empfang hinweist, welcher dem Kaiser in England bereitet worden ist. Es mag da ja ein bischen Egoismus mit unterlaufen, weil ein Konflikt Deutschlands mit England auch für Oesterreich-Ungarn bedenkliche Folgen hätte nach sich ziehen können, aber es verdient heroorgehoben zu werden, wie Baron Aehrenthal ganz besonders seiner Freude über den Erfolg der Bemühungen, eine deutsch-englische An näherung herbeizuführen, Ausdruck gibt. Auch sonst stellt der österreichische Minister des Aeußeren die allgemeine inter nationale Lage als eine befriedigende hin, indem er bemerkt, daß die Consolidierung einer friedlichen Entwicklung das allerorts erkennbare Bestreben sei und daß die gegensätzlichen Strömungen, welche sich im europäischen Staatensystem in den letzten Jahren stärker bemerkbar gemacht, glücklicherweise im Verschwinden begriffen seien. Diese Bestrebungen sind offensichtlich auch dem Verhältnis Oesterreichs zu Italien zugute gekommen, die in den letzten Jahren oft zu Tage ge tretene scharfe Verstimmung ist gewichen, was im Hinblick auf die Festigung des Dreibundes nur wünschenswert sein kann. Es ist ja richtig, daß Oesterreich als Großmacht nicht mehr die frühere Bedeutung besitzt, gleichwohl aber wird niemand den Wert einer Unterstützung von dieser Seite leugnen können, und namentlich in den Dingen der den Balkan und näheren Orient betreffenden Politik hat Oesterreich-Ungarn auch heute noch ein gar sehr gewichtiges Wort dreinzureden. Was den Balkan anlangt, so ist zum Glück durch das Abkommen zwischen Rußland und Oesterreich eine gefährliche Reibfläche beseitigt, aber immerhin erheischt die Weiterentwicklung der Dinge im Hinblick auf die dortigen unruhigen Völker beträchtliche Auf merksamkeit. Namentlich ist es die Bandenbewegung, welche Baron Aehrenthal mit Recht als ein gefährliches Moment hervor hebt und hierbei unterläßt er es nicht, der türkischen Regier ung einen ganz gehörigen Rüffel zu erteilen, wenngleich er dabei den höflichen Ton des Diplomaten wahrt. Daß man sich in absehbarer Zeit der Hoffnung auf eine Besserung der Verhältnisse auf diesem Gebiete nicht hingibt, beweist die ziemlich geringschätzige Bemerkung Aehrenthals über die Zu sicherungen der Balkanstaaten hinsichtlich der Eindämmung der Bewegung, indem ein jeder erklärt, daß die anderen vor angehen müßten. Absichten auf Gebietserwerbungen hat Oesterreich-Ungarn auf dem Balkan nicht, und man hat keinerlei Grund, den Versicherungen des Staatsmannes zu mißtrauen, wenngleich Wiener Börsenleute alle Augenblicke das Gerücht aussprengen, Oesterreich-Ungarn werden in den nächsten Tagen mobilmachen, um auf dem Balkan einzugreifen und sich dort ein weiteres Stück Land zu holen. Was Oesterreich lediglich will, das ist eine Ausdehnung seiner wirtschaftlichen Interessen, und in dieser Hinstckt gleicht Oesterreich auch Deutschland, mit welchem auch Baron Aehren thal insofern eine Parallele zieht, indem er ausdrücklich be tont .die wirtschaftliche Erschließung Kleinasiens und Meso potamiens werde immer als eine Großtat deutschen Unter nehmungsgeistes angesehen werden". Dieser Ausspruch deutet darauf hin, daß Oesterreich-Ungarn unsere Bestrebungen in dieser Hinsicht unterstützt, und uns erforderlichenfalls gegen diplomatische Ränke Beistand leisten würde, wie auch für uns kein Grund vorläge, den demnächst beginnenden österreichischen Bemühungen auf diesem Gebiet unsere Mitwirkung zu versagen. Tagesgefchichte. — Deutschland. Berlin, 28. Januar. Die Vorlage über die Neuregelung der Gehälter der Reichsbeamten ist zwar fertiggestellt, doch finden fort gesetzt weitere eingehende Prüfungen der einzelnen Positionen statt, die zu Aenderungen und Neuaufstellungen führen. Es ist daher zur Zeit noch unbestimmt, wann die Vorlage dem Reichstage zugehen wird. — Üeber die Eroberung des Lu ft m ee r e s sprach am Sonnabend Graf Zeppelin in Berlin. Im zweiten Teile seines Vortrages interessierten besonders die Ausblicke auf eine absehbare Zukunft, in der Zeppelin mit seinem neuen Luftschiff selbst bei widrigsten Winden in 4 Tagen 1700 km. zurücklegen, bei guter Luftströmung aber in 22 Stunden von Berlin nach Konstantinopel fliegen kann. Das Luftschiff wird Wohn- und Schlafraum enthalten, also auf Tourcnfahrten eingerichtet sein, jedoch will Zeppelin es in Wirklichkeit nicht auf stets erneutes Rekordbrechen absehen. Immerhin meinte er, daß die Einrichtung einer festen Linie, etwa Berlin-Kopen hagen, nicht zu den Unmöglichkeiten gehöre, und wir würden es noch erleben, daß namentlich für Gebirgspässe eine Aus weichvorschrift für lenkbare Luftschiffe von den Regierungen erlassen werden müßte. Zum Schluß wurde Graf Zeppelin tief ernst, indem er erklärte, das, was er hier sage, sei sein Testament, sei sein letzter Aufruf an das deutsche Volk, denn wenn Gott ihn früh abrufe, so würden seine Mitarbeiter, auch die eingeweih- testen, nur dann sein Werk zu Ende führen können, wenn das ganze Volt sie dabei trüge. Natürlich löste stürmischer, immer wiederholter Beifall die Stimmung der Versammlung in diesem Augenblicke aus. — Rußland. In der Reichsduma ist ein Gesetzent wurf betreffend den zweigleisigen Ausbau der sibi rischen Bahn eingebracht worden. — England. Der neue englische Flottenver ein ist, wie ein Privattelegramm aus London meldet, soeben mit seiner ersten Kundgebung hervorgetreten: Der Verein, der sich von dem ursprünglichen wegen der dortigen Vorherrschaft radikaler Agitatoren abgezweigt hat, veröffent licht nämlich folgendes Programm: I. Die englische Vorherr schaft zur See, 2. die Gründung einer Abteilung für Strategie in der Admiralität nach deutschem Muster, 3. Vermehrung der Flotte, 4. Verringerung der ausländischen Mannschaften in der Handelsmarine, 5. das englische Weltreich durch Handel und Schiffahrt immer enger zusammenzuschließen. Der Ver ein hofft auf einen großen Zuspruch aus Arbeitcrkreisen; deshalb wird der Beitrag für Arbeiter auf einen Schilling ermäßigt. Eine Reihe von früheren Seeoffizieren gehören dem Vereine bereits an. — Italien. Ein russisches Geschwader, das aus den Linienschiffen Zessarewitsch und Sslawa sowie dem ge schützten Kreuzer Bogatyr besteht, wird am 2O.gFcbruar in Neapel erwartet. Das Geschwader steht unter dem Kommando des Kontreadmirals Eberhardt; an Bord befinden sich etwa 125 Schüler der Marineakademie. Gegenwärtig liegt das Geschwader im Pyräus. — Portugal. L i s s a b o n, 27. Jan. Die repu blikanische Partei erläßt einen Aufruf, in dem es heißt, nachdem die Diktatur die verfassungsmäßigen Freiheiten unterdrückt habe, betrete sie jetzt den Weg der Verfolgung. Die Republikaner wollten die von der Monarchie ausgeübte Bedrückung; jbeseitigen, nicht aber die Männer der Monarchie. — Amerika. Nach einer Meldung aus Port au Prince ist der F ü h r er der R e v o lu t i o n auf Haiti, Jean Jumeau, in Dessalines in der Nähe von Gonaives gefangen genommen und sofort von den Regierungstruppen erschossen worden. Diese haben Gonaives stark besetzt. Lokale und sächsische Nachrichten, — Eibenstock, 29. Januar. In herkömmlicher Weise feierten Handelsschule und die Z w e i g a b te i lu n g der Königl. Kunstschule am Montag im Saale des Fachschulgebäudes den Geburtstag des Kaisers durch einen Festaktus. Die Festrede hatte der wissenschaftliche Handelslehrer Herr Phillipps übernommen. Derselbe wandte sich gegen den Ausspruch TencerS: udi den«, idi patna. Redner zeichnete in kurzen Zügen die Segnungen der Hohenzollcrn, insbesondere unseres allgeliebten Kaisers und gab eine ausführliche Uebersicht über Deutschlands Gel tung in der Weltwirtschaft. Deklamationen, Gebet und ge meinschaftliche Gesänge umrahmten die patriotische Feier. Die stattliche Zahl der Gäste sprach wiederum deutlich von dem Interesse, welches den beiden Anstalten entgegen ge bracht wird. — Eibenstock, 29. Januar. Die hiesige ^Bürger- schule feierte den Geburtstag unsers Kaisers durch einen Aktus in der Turnhalle unter Teilnahme der Oberklasscn und im Beisein der Vertreter der städtischen Behörden und Eltern und Freunde unserer Jugend. Die schöne und er hebende Feier gipfelte in der trefflichen Festrede des Herrn Lehrer Strob elt, „Deutschland zur See", die umrahmt war von Gesängen und Deklamationen. Mit vielem Eifer unter zogen sich die kleinen Sprecher ihrer Aufgabe. Die frohen, begeisternden Liederklänge erhöhten die festliche Stimmung. — Dresden, 26. Januar. Die endgültige Konsti tuierung eines Sächsischen Vereins für Luft schiffahrt ist hier erfolgt. Derselbe soll in erster Linie der wissenschaftlichen und dann der sportlichen Ballonfahrt dienen. Ferner soll auch das dynamische Fliegen gepflegt werden. Der Verein hat bereits bei der Ballonbauanstalt Riediger-Augsburg einen Ballon mit einem Kubikinhalt von 1500 Liter in Auftrag gegeben, der auf den Namen Dresden getauft, und Anfang Februar hier eintreffen wird. Mitte Februar soll dann der erste Aufstieg erfolgen. Der König bringt dem neuen Luflschisfahrts - Verein großes Interesse entgegen. — Leipzig, 27. Januar. Das „Leipziger Tageblatt" meldet: Der Verband Deutscher Handlungsgehilfen, Sitz Leipzig, und der Deutsch-nationale Handlungs gehilfenverband, Sitz Hamburg, bereiten eine Ver schmelzung miteinander vor. — Grimma, 25. Januar Daß der durch einen hie sigen Schutzmann Ende November hier aufgegriffene ehema lige Naunhofer Mineralwasserfabrikant Schindler, der bis heute im hiesigen Amtsgerichtsgefängnis saß, ein gerisse ner Bursche ist, hatte er schon vor Jahr und Tag bewiesen, als er seinem Transporteur aus dem Eisenbahnzugc ent sprang. Heute hat er das Kunststück in ähnlicher Weise wie derholt und leider ist es ihm abermals gelungen. Heute früh 7 Uhr hatte sich ein Gefängnisbeamter mit ihm nach dem Unteren Bahnhof begeben, um ihn zur Verbüßung einer längeren Strafe nach Hoheneck zu schaffen. Schindler war gefesselt, beide Hände dicht an den Leib gezogen. Als sein Transporteur mit ihm schon am Perronzaun stand, sprang er plötzlich hinter ihm auf die Seite und davon. Er rannte trotz seiner Fesselung pfeilschnell über die Straße und in das anstoßende Gehölz. Die noch herrschende Dunkelheit und der Nebel entzogen ihn zu schnell den Blicken seines nach folgenden Transporteurs und der sich anschließenden Bahn angestellten. Er war und blieb verschwunden, und auch eine bald darauf nach ihm ausgeschickte Husarenschwadron fand seine Spur nicht mehr. — M e i ß e n, 28. Januar. Im Köhlerschen Granilwerk wurde gestern nachmittag der 35 Jahre alte Steinbrecher Maleki durch einen umstürzenden, etwa 60 Zentner schwe ren Steinblock erschlagen. Der Verunglückte hinterläßt Frau und 4 Kinder. — Bautzen, 28. Januar. Wie die „Bautzener Nach richten" melden, ist in dem Befinden des Staatsminister a. D. von Schli eben in den letzten Tagen eine besorgniserre gende Verschlimmerung eingetreten. Der Patient hat seine gewohnten Spaziergänge in die Umgebung von Tau benheim aufgeben müssen. — Beim hiesigen Infanterie- Regiment Nr. 103 ist die Genickstarre ausgebrochen. Ein Soldat der 7. Kompagnie ist der Krankheit erlegen. Die übrigen an Genickstarre erkrankten Mannschaften hofft man am Leben erhalten zu können. Es wurden umfangreiche Vorsichtsmaßregeln getroffen. — Plauen i. V., 25. Januar. Aussehen erregt hier die plötzliche Verhaftung des hiesigen Bezirksoffiziers desBe- zirkskommandos Plauen, Ma j o r v. T e t t a u. Der Offi zier befindet sich in Chemnitz in Untersuchungshaft. Die Gründe der Verhaftung werden von der militärischen Be hörde streng geheim gehalten. — Plauen i. V.,27.Jayuar. Zwei raffinierte Schwindler, die Geschäftsreisenden Hock aus Nürnberg und Giegold aus Fürth, sind am Sonnabend hier verhaftet worden, nachdem es ihnen zuvor gelungen war, einen hiesi gen Uhrmacher zu bewegen, ihnen Uhren und Ketten im Werte von 430 M. zur Auswahl zu übergeben. Auf gleiche Weise wie hier hatten sie einem Uhrmacher in Gmünd 6 gol dene Ketten im Werte von 634 M. und Anfang Januar einem Uhrmacher in Nürnberg 5 Uhrketten, 700 M. wert, abgeschwindelt. In elf anderen Fällen ist es beim Versuch geblieben. Die Gauner wurden auf dem hiesigen Bahnhofe verhaftet, als sie im Begriff standen, Plauen zu verlassen. — OelSnitz. Einen großen Menschenauflauf gab es am Freitag nachmittag vor dem Amtsgerichte. Im Mittel punkte des Interesses stand ein vollbeladener Möbelwagen, Der Sachverhalt ist kurz folgender. Einer in der Augustus- straße wohnhaften Geschäftsinhaberin war nach dem unerbe tenen Besuche des Gerichtsvollziehers der Aufenthalt in Oels- nitz verleidet worden; sie beschloß deshalb unter Mitnahme der Möbel und dergl. zu „rücken", ließ aber, da in dem Möbelwagen noch genügend Raum war, auch die Sachen mit verladen, die ihr nach modernem Rechtsbrauche solange nicht mehr gehörten, als sie den Charakter eines Pfandes besaßen. Hiervon erhielt die Behörde Kenntnis und der be ladene Möbelwagen wurde nun nicht zum Bahnhofe, son dern vors Amt gefahren, woselbst der Wageninhalt geprüft und „Soll und Haben" gewissenhaft voneinander geschieden wurde. — Auerbach i. V., 28. Januar. Gestern abend ist in Schnarrtanne das Wohnhaus des Stickmaschinen- besttzerS Hase durch eine Feuersbrunst völlig einge- älchert worden. Das abgebrannte Gebäude war das frühere Schulhaus. — Schneeberg, 27. Januar. Hier wurde am Sonn abend nachmittag ein gefährlicher Betrüger verhaftet der als vr. Schmidt aus Chemnitz oder Annaberg, stellenweise auch als Spitzeneinkäufer aus Amerika auftrat, und u. a. im Chemnitzer und Annaberger Bezirk Darlehnsschwindeleien ver übte. Auch hier nud im benachbarten Niederschlema ist je