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in der Lag« bezüglich de» sogenannten cventueäen MajöritätSministerium factisch nichts geändert. Der schwankende Zustand der heutigen Reichsorganisation ist bedauerlich und alle Vorgänge der letzten Reichs- tagSverhandlungen haben aus'S Neue bewiesen, daß die Zukunft bald eine ernstere Lösung bringen muß, soll nicht das Reich ernsten Schaden leiden. Sachsen. Se. Maj. der König hat dem General der Ca- vallerie z. D. Grafen zur Lippe und dem Adjutan ten der 1. Cavalleric-Brigade Nr. 23, Seconde- lieutenant von Oppen-Huldenberg des Garde-Reiter- RegimentS, die Erlaubniß zur Anlegung der den selben verliehenen Königlich Italienischen Ordens- Decorationen, und zwar Ersterem zu der des Groß- kreuzeS des St. Mauritius- und Lazarus-OrdenS, Letzterem zu der des Offizierskreuzes des Kronen- Ordens, allergnädigst zu erthcilen geruht. 8 Bautzen. (Schwurgerichtsverhand lungen). In der am. 25. Februar abgehaltenen Hauptverhandlung wurde der Wirthschaftsgehilfe Michael Kubank auö Cölln, welcher einen ihm in einer beim König!. Gerichtsamte Bautzen gegen ihn anhängig gewesenen Klagsache auferlegten Eid und zwar, wie die Beweisaufnahme in der heutigen Verhandlung ergab, wissentlich wider die Wahrheit abgeleistet hatte, auf Grund des Wahrspruchs der Geschwornen zu Zuchthausstrafe in der Dauer von 3 Jahren und 5 jährigen Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurtheilt, auch für dauernd unfähig zum eidlichen Zeugnisse erklärt. Die auf den 26. Februar anberaumte Hauptverhandlung gegen den Dienstknecht Johann Traugott Pech aus Meschwitz und Gen. wurde, da der Verletzte nicht erschienen war, bis zur nächstfolgenden Schwurgerichtsperiode vertagt und die am 27. Februar abgehaltene Haupt verhandlung gegen den Maurergesellen Carl Julius Gärtner aus Lichtenberg wegen Meineides in die Voruntersuchung zurückverwiesen. In der Haupt verhandlung am 28. Februar wurde der Handarbeiter Johann Traugott Hennig aus Seidau wegen des .Verbrechens der Nothzucht zu 4 Jahren Zuchthaus strafe und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 8 Jahren verurtheilt. -s Zittau, 26. Februar. Bei dem Königlichen Finanzministerium hat in diesen Tagen die hiesige Handels- und Gewerbekammer darum nach gesucht, daß der in 8 17„ des Gesetzes vom 23. Juni 1868 gedachte Gewerbesteuer-Zuschlag zur Deckung des Kammeraufwandes nach Höhe von 10 Pfennigen für je volle 3 Mark der ordentlichen Gewerbesteuer des Jahres 1878 zum ersten St euer ter mine von den Gewerbetreibenden des Kammerbezirkes erhoben werde. Dresden. (Wohlverdienter Ruhe stand). Mit dem 1. März trat einer der ältesten und bewährtesten Eisenbahnbeamtcn Sachsens, Herr Locomotivführer Seiler von der sächsisch schlesischen Staatsbahn, in Pension, nachdem er volle 31 Jahre und 8 Monate in seinem ebenso schweren, als verantwortungsreichen Berufe ausgeharrt hat. Herr Seiler ist nämlich im Juli 1846 als Loco- motivsühreraspiraut an die bezeichnete Bahn, welche bekanDich am 17. November^ 1845 von h^er b!- Radeberg und am 21. December desselben Jahre bis Bischofswerda eröffnet worden war^ von Leipzig aus, wo er in der Reparaturanstalt der am 19. September 1842 dem Betrieb übergebenen Eisenbahn strecke Leipzig-Altenburg seine erste Anstellung gehabt hatte, versetzt worden. Die Zahl seiner damaligen Berufsgenossen, zu denen die Herren Bär, Gaube, Halmel, Henze, Krausch, Romberg, Trachbrodt und Zimmermann gehörten, hat sich im Laufe der Zeit freilich ganz gewaltig gelichtet, indem Romberg und Trachbrodt in gräßlicher Weise während ihres Dienstes verunglückten, Bär und Halmel eines natürlichen Todes verstürben, Krausch — der Sohn des Erbauers der schlesischen Bahn — nach Amerika auSgewandert ist und Gaube versetzt wurde. Unser Seiler war in seinem gefahrvollen Berufe stets vom Glück begünstigt und nur einmal ist ihm auf dem hiesigen Bahnhof ein kleiner Unfall zugestoßen, indem ihm ein Rad den rechten Fuß zerquetschte. Von den nahe an drei Millionon Passagieren aber, welche er während seiner 32jährigen Dienstzeit auf der ungeheuren Strecke von ca. 268,000 Meilen oder 2 Milliarden und 16,000 Kilometern (eine Länge, die annähernd 50 Mal größer ist, als der Umfang unserer Erde) befördert hat, ist Niemand zu Schaden gekommen. Ebenso hat er mit seiner Maschine selbstverständlich auch colossale Gütermassen bewegt. Angenommen nämlich, daß er jeden Monat 20 mit je nur 7000 Centnern belastete Gütcrzüge von hier nach Görlitz oder umgekehrt gefahren hätte, so würde das Gewicht der beförderten Güter die fabelhafte Summe von 53,760,000 Centnern oder 2,688,000,000 Kilogramm repräsentiren. — Möge dem wackern Herrn Seiler nach seinem schweren Tagewerke ein recht freundlicher Lebensabend bc- schieden sein! (Dr. A.) Ein dem Arbeiterstande angehöriger junger Mann ist d. 27. d. Mittag vom dritten Pfeiler der Augustus« brücke in Dresden in die Elbe gesprungen und nicht wieder zum Vorschein gekommen. Indem der Unglückliche die unselige That ausführte, rief er dem Publikum noch „Achtung" zu. — In den Abendstunden hat sich abermals ein gntgeklcideter Mann, welcher zuvor seine Mütze und Uhr auf einen Pfeiler gelegt hat, von der Augustusbrücke in die Elbe gestürzt und ist, nachdem er wiederholt um Hilfe gerufen, schnell unterzesunken und nicht wieder auf die Oberfläche des Hassers gekommen. In L^'arandt stürzte am 27. Febr. früh ge legentlich des EinsteigenS in das Dienstcoupse ein Schaffner vom Trittbret herab und wurde vom Zuge überfahren. Der Unglückliche, dem die Räder einen Arm und ein Bein schwer verletzt hatten, ist sofort nach Dresden zurück und in das Stadt krankenhaus geschafft worden, woselbst er bald darauf seinen Leiden erlag. Am 17. Febr. verstarb inPenig plötzlich verwegen seiner Corpulenz weit und breit bekannte Bahnhofsrestau rateur Härtel in einem Alter von 31 Jahren und einem Gewichte von 336 Pfund. Nach Ueberführung der Leiche nach Meerane und dort vorgenommener Section ergab dieselbe vollständige Umhüllung des viermal größeren Herzens als in normalem Zustande, mit Fett, und