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Amts- M AiUUblatl Abonnement viertelj. 1 M. 2k» Pf. einschließl. veS „Jlluftr. Unterhaltungsbl" u. der Humor. Beilage .Seifen blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für den ßesirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. (Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnserti'onspreis: die kleinspalüge Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile M Pf. Lelrgr.-Adrrstr: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Fcrnsprrchcr Nr. 210. S4. — 54. Jahrgang. Sonnabend, den 23. Februar LAOS. Im Handelsregister des Königlichen Amtsgerichts Eibenstock ist heute auf Blatt 85 für den Stadtbezirk das Erlöschen der Firma LtrSm»»» A«l«I»88i»vr ««ulor in Eibenstock eingetragen worden. Eibenstock, den lb. Februar 1907. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister des Königlichen Amtsgerichts Eibenstock ist heute auf Blatt 276 für den Landbezirk die Firma: WUU«in in Schönheide und als deren In ¬ haber der Bürstenfabrikant 'William I-sisbasr in Schönheide eingetragen worden. Angegebener Geschäftszweig: Bürstenfabrikation. Eibenstock, den 15. Februar 1907. Königliches Amtsgericht. Pie Arästdentenwahr. Bei einer Anwesenheit von 383 Mitgliedern vollzog sich Mittwoch die Präsidentenwahl. Eine solche Anwesenheits ziffer ist seit Jahrzehnten nicht mehr erreicht worden. Da ein Mandat noch nicht besetzt ist, so fehlten nur 13 Mitglieder. Ueber den Ausgang der Wahl des ersten Präsidenten konnte von vornherein kein Zweifel bestehen, da zwischen der Rechten und der bürgerlichen Linken Gnvernehmen darüber herrschte, die jetzige Mehrheit des Reichstags auch dadurch zum Ausdruck zu bringen, daß das Zentrum nicht wieder die Führung des Präsidiums erhielt. Dennoch vollzog sich die Wahl (durch Abgabe von Zetteln) unter begreiflicher Erregung. Nach beinahe einstündigem Zettelkampf ging der konservative Abgeordnete Graf zu Stolberg als erster Präsident mit 214 Stimmen aus der Wahlurne hervor, 164 Stimmen fielen auf den Abg. Spahn, 4 auf Abg. I)r. Paasche und 1 auf Abg. Hertling. Das Zentrum, die Sozialdemokraten und Polen traten also ge schlossen für Spahn ein. Der neugewählte Präsident nahm die Wahl dankend an. In das Bravo, das diesen ersten Dankesworten folgte, stimm ten auch die Freisinnigen ein, was das Zentrum mit einem allgemeinen Gelächter beantwortete, in dem die weiteren Angaben wenigstens für die Tribüne verloren gingen. Inzwischen hatte Graf Stolberg mit einigen Worten dem Hause für die hohe Ehre gedankt. Nachdem sich das Haus noch zu Ehren des Alterspräsidenten, der bisher die Ver handlungen geleitet hatte, erhoben halte, schritt man zur Wahl des ersten Vizepräsidenten, deren Ergebnis man mit allge meiner Spannung entgegensah. Bei der Wahl des ersten Präsidenten hatte das Zentrum gezeigt, daß es ihn aus seinen Reihen genommen wissen wollte und war dabei ein stimmig von der Sozialdemokratie unter stützt worden. Nach der allgemeinen Stimmung zu urteilen, durste man annehmen, daß man ihm auf Wunsch den Posten des ersten Vizepräsidenten nicht vorenthalten würde. Aber bei der nun folgenden Wahl des ersten Vizepräsidenten (ge wählt wurde, wie bereits gemeldet, der den Nationalliberalen zugehörige Abg. Paasche) gab das Zentrum und seine sozialdemokratisch-polnische Gefolgschaft 167 weiße Zettel ab; mit dieser „Weißheit* gab es seine Ansprüche auf das erste Vizepräsidium in der Er kenntnis auf, daß die bürgerliche Mehrheit auch diesen Posten sich vorbehielt. Auch bei der Wahl des zweiten Vizepräsidenten (gewählt wurde Kaempf (freis. Volksp.) mit 205 Stimmen) gaben Zentrum, Sozialdemokraten und Polen weiße Zettel ab. Die Anwesenheitsziffer betrug diesmal nur noch 379. Zum ersten Male seit langer Zeit besitzt der Reichstag ein Präsidium, in welchem das Zentrum nicht vertreten ist. Die bei der Präsidentenwahl abgegebenen Stimmen stellen zugleich das Stärkeverhältnis der aus der Rechten, den Nationalliberalen und den Freisinnigen zusammen gesetzten nationalen Mehrheit gegenüber der Opposition des Zentrums, der Sozialdemokratie und Polen dar. Möge diese Mehrheit in allen nationalen Fragen fest und unver brüchlich zusammenhalten! Tagessseschichte. -j- Deutschland. Die im alten Reichstage abge lehnten Nachtrags-Etats für Südwestafrika sind dem neuen Reichstag zugegangen. Der erste Nachtrags- Etat fordert 29220000 Mark für Ausgaben aus Anlaß des Eingeborenen - Aufstandes. Für die bereits ausgegebenen Mittel fordert die Regierung vom Reichstage nachträglich Indemnität. Nach dem Nachtragsetat sollen Ende März noch etwa 8000 Mann in der Kolonie stehen, während 4000 Mann seit Oktober 1906 heimgesandt worden sind. Der zweite Nachtragsetat fordert 8900000 M. zur Fortführung der Eisenbahn Lüderitzbucht—Aus (Kubub) bis Keetmans- hop als erste Rate. — Hartnäckig erhält sich das Gerücht, der jetzige stell vertretende Kolonialdirektor Dernburg solle als Reichsschatzsekretär an die Stelle des Freiherrn v. Stengel treten. Dernburg solle dann in der Leitung des Kolonialamtes durch den Geh. Reg -Rat vr. Paasche ersetzt werden. Unterrichtete Stellen leugnen die Grundlagen für ein solches Gerücht nicht ganz ab, bezeichnen eS aber für verfrüht. — Holland. Rotterdam, 21. Februar. Der Dampfer .Berlin* der Linie Harwich-Hoek van Holland, der aus London kam und heule morgen in Nieuwe Water weg einfahren sollte, ist infolge des Sturmes an der Nord mole gescheitert. Der Dampfer ist in zwei Teile ge brochen und ein Teil sofort gesunken. — Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus* sind alle an Bord befind lichen 141 Personen, darunter 91 Passagiere, er trunken. — Rotterdam, 21. Febr. Bis zum Mittag waren von den bei der Strandung des Dampfers .Berlin* Verun glückten 25 Leichen geborgen. Ferner wurde ein Geretteter an Land gebracht. Dem „Handelsblad" zufolge machten die an die Unglücksstelle geeilten Rettungsboote die größten An strengungen, um die an Bord der „Berlin" befindlichen Per sonen zu retten, konnten sich aber wegen heftigen Sturmes und wilder See dem Schiffe nicht nähern. — Nach einer Meldung der „Great Eastern Railway" hat sich das Un glück heute morgen um 5 Uhr an dem Nordpier von Hoek van Holland zugetragen. — Wie die Londoner Great Eastern Railway ferner mitteilt, ist der Dampfer „Berlin* mit der gesamten Post total verloren. Das Schiff ist außerhalb des Hafens, aber in Sichtweite von Land auf eine Sandbank aufgelaufen. Der Seegang zur Zeit des Auflaufens war derart, daß jede Hilfeleistung ausgeschlossen war. — Nach amtlicher Feststel lung befindet sich unter den verunglückten Personen der königliche Kurier Arthur Herbert und 19 Chormitglieder einer deutschen Operngesellschaft, die kürzlich im Covent Garden Theater Vorstellungen gegeben Hal. — England geht in seiner inneren Politik voraus sichtlich bewegten Zeiten entgegen. Das liberale Ministerium hegt aus Anlaß über die Schulvorlage zwischen Oberhaus und Unterhaus entbrannten Konfliktes die Absicht, die gesetz geberischen Rechte der oberen Kammer zu beschränken. Zur Erreichung dieses Zieles wird, wie verlautet, beabsichtigt, daS bisherige absolute Vetorecht des Oberhauses gegenüber Be schlüssen der anderen Kammer in ein lediglich aufschiebendes Vetorecht umzuwandeln, so daß dem Oberhause künftig nur noch die Befugnis verbleiben soll, für die laufende Tagung oder für einen begrenzten Zeitraum, etwa ein Jahr, die Gültigkeit eines Unterhausbeschlusses außer Kraft zu setzen. Im Falle einer erneuten Genehmigung derselben Vorlage durch das Unterhaus würde diese sonach Gesetzeskraft erlanaen, ohne nochmals das Oberhaus zu passieren. Neben der Ober hausfrage gibt sodann die geplante Einführung einer besonderen beratenden Versammlung für Irland zu lebhaften Erörterungen Anlaß. Man darf danach also der Tagung des kürzlich er öffneten britischen Parlamentes mit berechtigter Spannung entgegenblicken. — Amerika. Zwischen Honduras und Nica ragua ist es nun trotz der Bemühungen des Präsidenten Roosevelt, die Differenzen der beiden Staaten auf schieds richterlichem Wege beizulegen, dennoch zum Kriege gekommen. Es hat bereits eine Schlacht stattgefunden, in der die Truppen der Republik Honduras geschlagen wurden. — Die Truppender Republik Nicaragua marschieren in das Innere von Honduras hinein. General Carcemo, der die angreifenden Truppen von Honduras führte, ist in dem Kampfe am 18. dss. Mts. gefallen. Weiter wird tele graphiert: New-Uork, 20. Februar. Aus San Salvador läuft hier die telegraphische Nachricht ein, daß die Truppen von Nicaragua, die in Honduras eingedrungen waren, bei Partello del Espino eine Niederlage erlitten hätten. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 21. Februar. Im Hotel „Stadt Leipzig* fand am Montag abend die Hauptversamm lung des hiesigen Zweigvereins des Evan gelischen Bundes statt. Zuerst wurde vom Vorstände die Rechnung des Jahres >906 vorgelegt und im einzelnen erläutert. Zu dem Kassenbcstande von 34,,» M., der am Jahresanfang vorhanden war, ist im Laufe des Jahres eine Einnahme von 629^ M. gekommen, die sich wie folgt zu sammensetzt: 2>4,5» M. Jahresbeiträge, 94,„, M. Extra-Gaben für die evangelische Bewegung in Oesterreich, 227 M. weitere dergleichen infolge besonderen Anlasses und 95,,» M. Erlös aus Schriftenverkauf. Zur Verfügung standen hiernach 663,»« M. Die Ausgaben stellten sich ^nf 602,»> M., und zwar wurden an die Zahlstelle in Leipzig abgeführt 458, ? M. und für Schriften bezahlt 74,M., während 69,», M. für Botenlöhne, Porti, Inserate, Saalmiete und dergl. gebraucht wurden. Der Kaffenbestand zu Beginn des Jahres li>07 be trug demnach 61,,? M. Sodann wurde über die Tätigkeit des Zentralvorstandes (in Halle a. S.) und des LandesoereinS Königreich Sachsen (mit dem Sitze in Zwickau) berichtet. Vielfache Wünsche beider Stellen beziehen sich darauf, daß der Ausschuß zur Förderung der evangelischen Kirche in Oesterreich noch reich licher als bisher unterstützt werden möchte, da die in Oester reich neugegründeten evangelischen Gemeinden der Unter stützung dringend bedürfen. Für den Zweigverein Eibenstock liegt in dieser Bitte kein Vorwurf; denn er hat im Ver hältnis zu seiner Mitgliederzahl bisher sehr viel beige steuert. Indessen könnte er an Mitgliedern zunehmcn, und das ist zu erbitten und zu erhoffen. Besonders dringend hat der genannte Ausschuß zum Beitritt zum Deutsch-evan gelischen Wehrschatzbund ansgefordert, durch den man sich verpflichtet, während einer Reihe von Jahren un gefähr 's- Prozent seines Einkommens jährlich für die evan gelische Kirche in Oesterreich zu opfern. Anmeldungen nehmen die beiden Schatzmeister: Verleger I. F. Lehmann in München und Rechnungsrat Stade in Halle a. S. gern entgegen. Die Namen der Mitglieder werden geheim gehalten. Dabei wurde erwähnt, daß vom 1. April l906 an Lic. Everling, der selbe, der jetzt im 10. sächsischen Wahlkreise (Roßwein-Döbeln) zum Reichstagsabgeordneten gewählt worden ist, als Bundes direktor in den Dienst des Evangelischen Bundes getreten sei, desgleichen I). Witte als Schriftführer. Mit besonderem Interesse hörte man von der Tätigkeit, die die beiden Ge neralsekretäre des Bundes in Bezug auf Vorträge entfaltet haben. In der Zeit vom 16. August >905 bis 17. Septbr. 1906 hat Lic. Bräunlich 200 Vorträge in >95 Orten ge halten, wobei in 81 Orten neue Zweigvereine oder Ortsgruppen gegründet wurden, und Pfarrer Hüttenrauch 132 Vorträge in ebensoviel Orten mit 28 neuen Gründungen. Aus einem Rundschreiben des Schriftführers vom 6. März >906 war zu ersehen, daß im Jahre 1904 von den vorhandenen 38 Haupt vereinen der des Königreichs Sachsen mit 20541 M. die höchsten Beiträge geleistet hatte und ihm infolge davon bei Abstimmungen im Gesamtoorstande mit 21 Stimmen unter 177 die höchste Stimmenzahl zukam. Am 18. und 19. April vor. Js. hat eine Sitzung dieses Gesamtvorstandes in Gotha stattgefunden, an welcher unser Herr?. Rudolph als Ver treter des hiesigen Zweigvereins teilnahm. Vom 7. bis 11. Oktober vor. Js. wurde die 19. Generalversammlung des Evangelischen Bundes in Graudenz abgehalten, welche von hier aus nicht beschickt ivar. Sie hat den Beschreibungen zufolge einen glänzenden Verlauf genommen. Was den Sächsischen Lanvesverein betrifft, so haben im Jahre >906 drei Vorstandssitzunge» desselben stattgefunden, davon 2, am 2. April und 25. Juni, in Dresden und I, wegen der Reichstags-Auflösung, am 20. Dezember in Chemnitz. Die Ver handlungen waren zum Teil sehr umfangreich. Die Haupt versammlung des Sächsischen Landesvereins wurde, verbunden mit dem Jahresfeste, am 23. und 24. September in unserer Nachbarstadt Aue abgehalten und bot in Predigt, Ansprachen und Vorträgen außerordentlich viel Anregendes und Herzer- hebendes. Leider war der Besuch von Eibenstock aus sehr schwach. Des Ferneren wurde in dem Berichte kurz wieder holt, was im Laufe des Jahres 1906 in unserem Zweig vereine getan worden ist. Am 21. Februar hielt er vereint mit dem Gustav Adolf-Vereine einen Familienabend im „Deutschen Hause" ab, bei dem ?. Zinßer von Joachimstal der Hauptredner war, am 9. Mai allein einen Familienabend im „Feldschlößchen", bei dem Herr ?. Rudolph über die Reise sprach, die er als Abgeordneter nach Gotha unternommen hatte. Im Laufe des Jahres ist eine große Zahl von Schriften innerhalb des Zweigvereins zum Verkauf beziehentlich zur Verteilung gekommen. Auch richtete man einen Lesezirkel ein, in welchem zunächst Schriften in Umlauf gebracht wurden, die über die Los von Rom-Bewegung Aufschluß geben. Für den Besuch des Herri g'schen Lutherfestspieles in Aue wurde nach Kräften gewirkt. Mit sieben anderen Zweigvcreinen vereinigte sich der hiesige Zweigoerein zu einem Kreisver- bande, dessen Vorsitzender zur Zeit Gymnasial-Oberlehrer Lic. Höhne in Schneeberg ist. Der Verband führt den Namen „Obererzgebirgischer Kreisverband des Evangelischen Bundes* und soll zur Förderung der Bundesinteresscn dienen. Bis jetzt haben 2 Sitzungen, und zwar in Aue, stattgefunden. S^ließlich wurde mitgeteilt, daß der Zweigverein Eibenstock z. Zt. 140 Mitglieder hat, und zwar >00 in Eibenstock und 40 in 12 Orten der Umgebung. Der Bericht ließ trotz seiner Beschränkung auf die wichtigsten Punkte erkennen, welch' reiches Leben der „Evangelische Bund zur Wahr ung der Deutsch-protestantischen Interes sen* im Jahre 1906 entfaltet hat, und auch dieses Referat wird trotz kurzer Fassung den gleichen Eindruck erwecken. Gott wolle Helten, daß das Streben des Bundes, dem deutschen