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Amts- M AlUMblatt Abonnement oienelj. 1 M. 2b Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Syirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Letegr.-Adrrstr: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Fkrilsprcchrr Nr. 2M. ---- 54. Aahrgang. — Donnerstag, den 17. Januar Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des Bürstenhölzerfabrikanten und Gastwirts tkru«t 44«tt1«1» Sekleslxsr IN Neuheibe wird heute am 14. Januar 1907, mittags 12 Uhr das Konkursverfahren eröffnet Der Rechtsanwalt I)r. Windisch in Eibenstock wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 28. Februar 1907 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und ein tretenden Falles über die in § 132 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände — auf den 2. Kevruar 1907, vormittags 10 Mr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 9. Wär; 1907, vormittags 10 Mr — vor dem unterzeichneten Gerichte, Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu ver abfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 28. Februar 1907 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Eibenstock. Wählen ist nicht blotz das Recht, sondern auch die patriotische Pflicht eines jeden Staatsbürgers. Wer diese Pflicht versäumt und ohne ausreichenden Grund von der Wahlurne fernbleibt, der versündigt sich am Vaterland und verwirkt seinen Anspruch auf volle bürgerliche Achtung. Tagesgeschichte. — Deutschland. Bei dem Fest des 75 jährigen Bestehens des Gewerbevereins in Karlsruhe hielt derGroß - Herzog von Baden eine bedeutsame politische Ansprache. Der Großherzog sagte zum Schluß seiner Rede: „Wir müssen national sein, national im höchsten Sinne des Wortes. Nichts anderes, als dieses Ziel müssen wir im Auge behalten: zu erhalten, was geschaffen worden ist. Ja, aber erhalten können wir nur, wenn wir treu blei ben unserer Aufgabe, das Reich hoch zu halten, immer mehr zu festigen und dadurch zu vergrößern. Dieses Reich, meine Herren, wollen wir leben lassen mit dem Gelöbnis, immer treu zu bleiben bei allem, was das Wohl, die Ehre und die Größe des Reiches heißt. Also ein dreimaliges Hoch auf das Deutsche Reich!" — Die Frage, ob dem Reichstagspräsidenten Reprä sentati onsgelder zu bewilligen seien, ist wieder in den Vordergrund gerückt worden, da der bisherige Präsident Graf Ballestrem eine Kandidatur nicht wieder übernommen hat. Daß der Präsident des Reichstages zu einer gewissen Repräsentation verpflichtet ist, kann nicht bestritten werden. Die Repräsentation ist auch einigermaßen kostspielig, da das Wohngebäude des Präsidenten außerordentlich reich ausge stattet und prunkhaft eingerichtet ist. Es war ja be zeichnend, daß der konservative Abgeordnete Graf Kanitz seiner zeit gegen die prunkhafte Ausstattung sprach, während anderer seits der Sozialdemokrat Singer sie befürwortete. Und es ist nicht minder bezeichnend, daß von sozialdemokratischer Seite die Bewilligung eines Reichszuschusses von 100000 Mk. zu Repräsentationszwecken für den Reichstagspräsidenten als angemessen bezeichnet wurde. Wir glauben denn doch, daß eine solche Summe das Maß des nötigen und vernünftigen weit übersteigt. Es ist nicht nötig, daß der Präsident der Volksvertretung der Neigung zum Prunke, die unserer Zeit das Gepräge aufdrückt, auch seinerseits nachgebe. Eine an gemessene innerlich vornehme Repräsentation läßt sich mit weit geringeren Mitteln durchführen. Es wäre schlimm und nicht würdig, wenn die parlamentarische Repräsentation unter dem Zeichen des protzigen Prunkes stünde, oder wenn gar der Präsident nach plutokratischen Rücksichten gewählt werden müßte. — Die Zahl der nationalen Katholiken scheint immer mehr zu wachsen. Aus den verschiedensten Zenlrumskreiseu hört man von Aeußcruugen der Unzufrieden heit zahlreicher Katholiken über den bisherigen Zentrumskurs. Das ist dem Zentrum, das behauptet, allein die katholischen Interessen vertreten und die katholische Kirche vor einem Kul turkampf schützen zu können, sehr unbequem. Man sucht die Sache abzuleugnen. Das hilft aber nicht viel. Weitere katho lische Kreise wollen anscheinend mit der Partei eines Erzberger und Roeren brechen. So ist es auch jetzt im Wahlkreise RoerenS, in Saarburg-Saarlouis zu einer Spaltung in der Zentrumspartei gekommen. Dort ist ein Gegenkandidat auf gestellt worden, der mit der Regierung gehen will. Auch die deutschen Katholiken der Ostmark wollen von der Zentrums politik nichts wissen. In ihrem Organe, der „Katholischen Rundschau", heißt esu. a.: „Wir sehen in dem ablehnenden Beschlüsse der Zentrumsfraktion ein sehr bedauerliches Zeichen dafür, daß in dieser Fraktion der Sinn für die Bedeutung nationaler Fragen nicht in der Weise entwickelt ist, wie dies für eine Partei, welche im deutschen Reichstage eine führende Rolle spielen will, als unbedingte Notwendigkeit gelten muß, und sind der Regierung dankbar, daß sie dem Lande gegen über klar und deutlich ausgesprochen hat: mit einer solchen Partei kann ich nicht regieren und will ich nicht paktieren!" Der Wahlkampf sei nicht ein Zeichen, daß die Regierung die Katholiken unterdrücken wolle. Auch die katholischen Regier ungen hätten ja für die Reichstagsauflösung gestimmt. „Ob Antizentrumstendenzen .nitgesprochen haben, das ist freilich eine andere Frage. Aber Zentrum ist nicht Katholizismus, so sehr man auch zentrumsseitig bestrebt sein mag, zugunsten der Wahlerfolge diese beiden Begriffe zu identifizieren und im niederen Volke damit auch Glück hat. Wenn der Reichs kanzler mit der Auflösung dem Zentrum den Fehdehandschuh hingeworfen hat, dann hat er es nicht getan aus Feindschaft gegen den Katholizismus, nicht deshalb, weil das Zentrum die katholischen Interessen vertritt, sondern weil es sich nicht hat versagen können, die ausschlaggebende Stellung, die es, dank dem Anwachsen der sozialdemokratischen Stimmen, im deutschen Reichstag gewonnen hat, in kleinlicher, parteipoli tischer und unpatriotischer Weise zu mißbrauchen. Die „Katho lische Rundschau" weist endlich noch darauf hin, daß seit der Beendigung des Kulturkampfes „das Zentrum Pfade gewan delt ist, mit denen die nationaldenkcnden Katholiken immer weniger einverstanden sein konnten", ja sie geht so weit, fest zustellen : „Durch diese Politik hat das Zentrum die katholischen Interessen schwer geschädigt." Deshalb die Parole: Los vom Zentrum. — Wahlaufruf einer Frau. In der „Magdeb. Zeitung" veröffentlicht eine warmherzige Frau einen Aufruf „Zum Wahlkampfe!", der größte Beachtung in allen Frauen kreisen verdient. Er lautet: In dieser Zeit des Wahlkampfes lassen sich wieder die Frauenrechtlerinnen hören mit ihrer Forderung, auch der Frau müsse das Wahlrecht bewilligt werden. So wenig dieser Wunsch im deutschen Lande Aus sicht auf Erfüllung hat, so sehr muß doch auf eine Teilnahme der Frau an der Wahlarbeit gehofft werden. Deutsche Frauen, Mütter, und erwachsene Töchter! In der Kinder stube, an dem Arbeitstisch der halbwüchsigen Schüler ist der Ort, do Ihr als Verkünderinnen der Vaterlandsliebe reden sollt! In die Herzen Eurer Knaben pflanzt heilige und nachhaltige Begeisterung für die große Sache unserer Kolo nien und beeinflußt ko unbewußt, aber um so wirksamer das Gemüt des Heranwachsenden Geschlechts. Dieses wichtige Amt will und kann auch kein Mann streitig machen, hier in den geweihten Räumen Eures Hauses herrscht Ihr, und Euer Einfluß wird je mehr wachsen, je ernster Ihr Eure Mission erfaßt. Die Zukunft unseres Volkes liegt in Eurer Hand, deutsche Mütter, deutsche Lehrerinnen, deutsche Schwestern! Wuchert mit dem Pfände, das Euch in den Seelen Eurer Kinder, Schüler und Geschwister gegeben ist! Die nächste Generation wird zeigen, ob der Deutsche noch immer recht hat, auf die Frauen als Hüterinnen der höchsten Güter der Menschheit stolz zu sein. In diesem Ziele, Euren Kindern den Stolz auf unseren Kaiser, die Freude am Erblühen des Reiches, die Zuversicht zu dem Gedeihen der notwendigen Kolonien einzuimpfen, tretet in den Wahlkampf und nehmet an ihm Anteil! Freudig und stolz auf Euch, werden die Männer Euch diese Anfgabe überlassen, sie ist die höchste und wichtigste: denn sie umschließt die Zukunft des Vaterlandes. — Hamburger Blätter melden, daß dort eine Samm lung für einen nationalen Wahlfonds eingeleitet worden ist, deren Erträgnis dem Kampfe gegen die Sozial demokratie zugute kommen soll. Geplant ist die Unterstützung des Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie; auch andere Wahlverbände, z. B. gegen das Zentrum gerichtete, sollen unterstützt werden. Die mit einem Aufruf veröffentlichte erste Sammlung ergab 10000 Mark. — Rußland. Petersburg, 1b. Januar. Heute abend '/,11 Uhr erfolgte in der Städtischen Kredit- gesellschaft eine Explosion, durch die das Gebäude in Flammen gesetzt wurde. Es sind auch Verluste an Men schenleben zu beklagen. Näheres liegt noch nicht vor. — Vom Balkan. Entsetzliche Nachrichten über eine abermalige Niedermetzelei mazedonischer Griechen kommen aus Saloniki. In dem Orte Cleponsnu setzte eine Bande Bulgaren sämtliche Häuser des Dorfes in Brand und sahen kaltblütig zu, wie die Insassen verbrannten. Die jenigen, die aus den Flammen entkamen, wurden niederge- schoffen. Die ganze Bevölkerung des Dorfes, etwa 280 an der Zahl, wurden auf diese grausame Weise umgebracht. — Amerika. New-Uork, lb. Januar. (Mel dung der „Associated Preß".) Die Stadt Kingston auf Jamaika ist durch ein Erdbeben zerstört worden. Viele Menschenleben sind vernichtet. Das Kabel nach King ston, sowie dasjenige nach Panama über Jamaika ist unter brochen ; der Landtelegraph ist bis auf eine Entfernung von fünf Meilen von Kingston wiederhergestellt. Die „Western Union Telegraph Company", die die Nachricht von dem Erdbeben zuerst verbreitete, Hal sie von ihrem Vertreter in St. Thomas erhalten. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 16. Januar. Nächsten Sonntag, den 20. dieses Monats, gibt der M ä n n er g e s a n g v e r e i n Liederkranz im Deutschen Hause ein Konzert. Der Verein, welcher unter der tüchtigen musikalischen Leitung des Herrn Lehrer Kunze steht, bat sich bemüht, nur Gutes zu Ge hör zu bringen. Auf die Zusammenstellung des Programms ist die größte Sorgfalt verwendet worden. Es kommt unter andern zur Aufführung gleichzeitig zur Nachfeier des Tages der deutschen Reichsgründung: „Siegesgesang der Deutschen im Teutoburger Walde" (Chor mit Orchester). Da die Besucher einen genußreichen Abend erwarten können, so ist dem Verein ein volles Haus zu wünschen. — Eibenstock. (Fleischbeschau Monat Dezem ber 1906.) Geschlachtet und untersucht wurden: 35 Rinder, 88 Kälber, 177 Schweine, 110 Schafe, 2 Ziegen; im gleichen Monat des Vorjahres: 36 Rinder, 92 Kälber, 155 Schweine, 38 Schafe, 8 Ziegen. Beanstandungen ganzer Tiere sind nicht erfolgt. Tierteile wurden beanstandet bei Rindern in 6, bei Schweinen in 7 und bei Schafen in 51 Fällen, und zwar wegen Tuberkulose bei Rindern in 4 Fällen. Vorgenannte Ticrteile gelangten an die Kavillerei zur Ablieferung. — Eibenstock. In den letzten Jahren ist als ein wirksames Mittel zur Bekämpfung ansteckender Krankheiten die Desinfektion der Wohn- und Schlafzimmer, der Bekleid- ungs- und Gebrauchsgegenstände erkannt worden. Bei dem Auftreten besonderer Krankheiten ist die Desinfektion sogar behördlich vorgeschrieben. Es haben daher auch kleinere Ge meinde-Verwaltungen besondere Apparate beschafft, mit denen die Desinfektionen ausgeführt werden. Unsere Stadtver waltung besitzt auch einen solchen Apparat. Derselbe wird zu jeder Desinfektion, die nicht schon durch Gesetz angeordnet ist, gern zur Verfügung gestellt. Die Kosten sind verhältnis mäßig sehr gering, sodaß auch deshalb der Gebrauch recht empfohlen werden kann. — Hundshübel, 13. Januar. Heute fand im Saale des unteren Gasthofes eine von der sozialdemokratischen Parteileitung einberufene, öffentliche Wählerver sammlung statt. An Stelle des am Erscheinen ver hinderten Kandidaten, Herrn Grenz, sprach ein Herr Alter mann aus Chemnitz. Er ist im Wahlkreis bereits durch sein Eingreifen in den Redekampf bekannt, der sich anläßlich des Auftretens des Herrn Roch in Eibenstock entspann. Herr Altermann versuchte mit den bekannten sozialdemokratischen Scheingründeu nachzuweisen, daß die Arbeiterfrage ihre wirt schaftliche Lösung nur durch die Sozialdemokratie finden könne. Nur die weitestgehende Fürsorge für das Arbeitcrwohl habe die Sozialdemokratie veranlaßt, und sei auch jetzt noch für sie Beweggrund, gegen Armee, Flotte, Kolonialpolitik und vor allem gegen die Sozialgesetzgebung zu stimmen, die un genügend und für den Arbeiter deshalb völlig unannehmbar gewesen sei. — Ihm entgegnete in dreiviertelstündiaer Rede Hr. Rechtsanwalt Haßfurthcr aus Eibenstock. Seine Aus führungen gipfelten im Wesentlichen in dem Nachweise, daß die Sozialdemokratie trotz ihrer hochtrabenden Versprechungen da, wo es sich um das wirkliche Arbeiterwohl handelte, nicht die geringste praktische Mitarbeit geleistet hat. Er stellte fest, daß die doch recht bedeutsame, von der Sozialdemokratie nachträglich doch immerhin als „Abschlagszahlung" bezeichnete soziale Gesetzgebung allein von den bürgerlichen Parteien gegen die Stimmen der Sozialdemokratie geschaffen worden ist. Dabei erwähnte er u. a. die bezeichnende Tatsache, daß schon jetzt die durch die Versicherungsgesetze den Arbeitern zufließenden Beträge die Höhe von täglich 1540000 Mark — also jährlich 461 Millionen — erreichen; vor allem auch betonte der Redner den revolutionären und internationalen Charakter der deutschen Sozialdemokratie im Gegensätze zu der nur wirtschaftliche Zwecke verfolgenden Arbeiterorgani sation anderer Kulturländer. Seine Behauptungen belegte er zum ersten Punkte durch umfangre'ches Zahlenmatenal und weiter durch den Hinweis auf die von der Sozialdemokratie gebilligten politischen Meuchelmorde in Rußland, sowie die wörtliche Wiedergabe von offiziellen Aussprüchen als maß gebend anerkannter sozialdemokratischer Parteigrößen. Er wieS in seinem Schlußworte nach, daß die Arbeiterschaft aus wirt-