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Deutsches Reich. In der katholischen Hofkirche t» Dresden fand am 5. d. M. Vormittag« io erhebender Weise da« JahreSgedächtniß für die hochselige Frau Prinzessin Georg statt. Da« Gotteshaus war schwär» decorirt und vor dem Hochaltar« der große Trauerkatafalk, von zahlreichen brennenden Aerzen umgeben und mit Wappen und herzoglichen Insignien au«gestattet, aufgefsillt. Da« Traueramt wurde von dem hoch». Herrn Superior und Pfarrer Will unter Assistenz von 2 Diaconen abgehalten und der musi kalische Thril desselben nur durch Gesang, einem Vocal-Rrquiem von Ett, unter Leitung de« Herrn Kapellmeister Hagen au-gesührt, ohne besondere Mit wirkung der Kgl. Capelle. Ihre König!. Majestäten und Se. Kgl. Hoh. Prinz Georg nebst hoher Familie wohnten der Feier in den -gl. Oratorien bei, die Tribünen und Emporen waren von vielen distinguirten Personen, Offizieren rc. besetzt und in den unteren Räumen «ine große Anzahl Andächtiger anwesend. Se. Maj. der König hat de« im Dienste der StaatSeisrobahnverwaltung angestellten Oberschaffner 1. Elaste Earl Theodor von Gottschalck in Dresden- Neustadt da« AlbrechtSkreuz verliehen. Wie der «Pirnaer Anzeiger' erfährt, wird an die Stelle de« am 1. April d. I. in den Ruhestand gehenden Oberlandforstmeisters Geh. Finanzrathe« Roch der zeitherige Director der ForsteinrichtungS- anstalt, Oberforstmeister v. Witzleben, treten. Bischofswerda. In den Wintermonaten kommt e« nicht selten vor, daß die Eisenbahnzüge an BerkehrSpunkten mit schwacher Frequenz, bei denen der Fahrplan statt bestimmter Zetten nur ein Sternchen (da« Zeichen für Halten nach Bedarf) aufweist, ohne anzuhalten vorüberfahren. E« ist deshalb dringend jedem Reisenden, der an einer solchen Haltestelle einen Zug besteigen will, anzu- rathen, sich möglichst zeitig einzufinden und sich bei dem dienstthueoden Beamten der Haltestelle zu melden, damit dieser dem Zuge da« Signal zum Anhalten geben kann. Werden aus einer Haltestelle Billet« gelöst, nun so weiß der Vorstand von selbst, daß er den Zug halten lasten muß, e« haben sich aber auch schon die Fälle ereignet, daß Passagiere mit Tagesbillet« in der Tasche sehr spät auf der Haltestelle sich einfanden und dann den Zug, der keine Passagiere abzusetzrn hatte, vorüberfahren sehen mußten, weil der Haltestellenvorstand keine Kennt- niß hatte, daß Jemand den Zug besteigen wollte und deshalb da- Haltesignal zu geben unterließ. — Beständen die alten Bauernregeln bezüglich der „Lichtmeßwitterung" zu vollem Rechte, so hätte« wir einen sehr strengen Nachwinter zu erwarten, da am Montag die prächtigste Frühlingstemperatur herrschte und die Sonne so klar vom unbewölkten Himmel strahlte, wie selten während diese« ganzen Winter«. Da aber die Sprichwörter zum Theil sich selbst widersprechen — wir erinnern nur an die Gegensätze der beiden Regeln: „Lichtmesten Helle, bringt Mangel zur Stelle, dunkle Lichtmesten, bringt reichlich Esten" und „Ist'« um Lichtmeß klar, wird ein gute« Getreidejahr" — so mag sich wegen Eintritt eine« die Vegetation schädigenden Nachwinter- Niemand bange machen lasten. — Jo Bautzen stad laut Mittheiluog von zuverlässiger Seite vorigen Donnerstag die ersten Vtaare gesehen worden und der „Freib. Anz." be richtet, daß in Reichenbach l. v. am selben Lage die Bachstelzen ringezogen find, von hier können wir den Einzug der Lerchen bestätigen. — 6. Febr. Heute früh gefährdet« »ine ihren _ . 7 „'177' ' die Passage de« Markte« und mehrerer Straßen ; schließlich nahm dieselbe ihren Weg die Bautzaer Chaussee hinaus, erst gegen Mittag gelang r« dem Besitzer, die Kuh eiazufaagea. — Manche nächtliche Aufregung würde ver mieden werden, wenn man auf den Eilbriefen, deren Ab gabe beim Adressaten nicht gerade noch in der Nacht erforderlich ist, den Worten „durch Eilbote« zu be stellen" hinzufügrv wollte: „Nicht bei Nachtzeit." Der Eilbrief wird danu am frühen Morgen durch Extraboten bestellt. Da« gedachte Berfabren wird schon vielfach grübt, ist aber im Allgemeinen doch weutg im Publikum bekannt. Aeußerlich unterscheidet sich da« bekannte, .gelbe . , fest geheftet . !r der »tue« brauch- ldeutschlaod', welchem außerdem Rundreise-Berzeichniß, Preitverzetchniß direkter Personenbillet« ab Dre«deU, Reisewagen ab Dresden und Leipzig und verschiedene für Reisende^ praktische und nothwendig« Notizen beigegeben sind. Die am 1. Februar rintretenden Fahrplan-Sendr- ruogeu haben in der neuen Ausgabe bereit« Berück sichtigung gefunden. Mit dem Üebergange de« viel verbreiteten Reisebuche« in den Verlag de- Buch- druckereibesitzer« Schröer Dreüden ist der Preis pro Exemplar (17 Bogen) auf 50 Pfg. ermäßigt worden. Da« Wrrkchen ist auch im Abonnement durch alle deutschen Postanstalten für 1,60 Mk. pro Jahr zu. beziehen. U Umschau in der sächs.-preuß. Lausig und im Meißner Hochland, 6. Februar. Durch Feuer worden vernichtet: eine Bauergmsscheuoe zu Modritz. — In GußmannSdorf bei Zittau ist der 37jähr. Bergarbeiter Häußler durch Einathmen böser Wetter erstickt. — Wegen epidem. Auftreten der Masern sind die Schulen zu Plagwitz, Kunzen» darf und Blumendorf auf Zeit geschlossen worden. — Der Oberlausitzer landw. Hilfsverein hatte im vor. Jahre einen Umsatz von 366,827 Mk. 15 Pf.« indem besorgt und verkauft wurden 39,314 Centner Düngemittel, 7030 Ltr. Futtermittel, 868 Ctr. Saaten und 267 Ctr. verschiedene Waaren. Der Reingewinn betrug 17,035 Mk. 53 Pf., wovon 5 Procent Zinsen und 5 Procent Dividende gezahlt wurden. Der Dispositionsfond der 176 Mitglieder betrug 72,602 Mk. 5 Pf. — In Bautzen ist ein Verein von 54 Mitglieder zusammengekommen, der die Interessen der Grundstücksbesitzer vertreten resp. wahren soll. — In Bernstadt ist ein Verein ge gründet worden für Erhaltung der landwirthschaftl. Schönheit der Gegend und wird sich als Section an die „Lusatia" anschließen. Er zählt 25 Mit glieder. — Weißenbergs Einnahmen und «»«gaben bei der Sparcasse waren 1884 je mit 191,948 Mk.. 65 Pf. beziffert. Daö Guthaben der Einleger betrug 522,738 Mk. 95 Pf., der Reservefond 29,469 Mk. 24 Pf. - Die Sammlungen in den evang. Kirch gemeinden der Lausitz für 2 deutsche evang. Ge meinden in Pari« haben 2901 Mk. 96 Pf. ergeben. — Die in Löbau abgehaltene Versammlung der Zuckerrübenproducenten hat sich in Anbetracht dek gegenwärtigen Calamität der Zuckerproduktion mit der Herabsetzung de« Rübenpreises von 1 Mk. auf 80 Pf. pro Centner einverstanden erklärt. Bautzen, 2. Februar. In erschreckender Weis«? mehren sich die Brände in dem Dorfe Leichnam bei Klix. Nachdem seit Anfang Deeember v. I. dortselbst drei Schadenfeuer stattgefuoden, sind in> vergangener Nacht wieder fünf Grundstücke eia Raub der Flammen geworden. ^.Zittau, 2. Februar. Auf Einladung des Reichsversicherungsamte» fand am 30. Januar d. I. im Eldorado zu Leipzig die Generalversammlung de« deutschen Wollengewerbe« statt, behuf« Beschluß fassung über Bildung einer BrrufSgenoffenschaft für da« Wollengewerbe über da« Gebiet de« deutschen Reiche«. Für Bildung einer deutschen Berufs- geaoffenschaft verlief die Versammlung resultatlo«. Für die Lausitzer Bestrebungen aufi Bildung einer sächs. «eruf-grnossenschaft war da-Ergebniß günstig. Schon in der Borversammluag am 29. Jan. war zu constatiren, daß sich die gesäumte sächsische Kammgarnspinnerei- und Wollkämmerei, sowie weiter die Streichgarn spinnerei der Städte Crimmitschau, Werdau, Reichen bach, Zwickau, Kirchberg und Lengefeld den ve- strrbungea auf Bildung einer sächsischen Textil- Beruf«genofsenschaft anschlirßen. In der General versammlung vom 30. Januar erfolgte die Ab stimmung über Bildung einer sächsischen veruf«- grnofleaschaft auf Veranlassung de« Präsidenten de« ReichrvtrficherungSamte« zunächst unter den. Sachsen. Dabei wurden 1427 Stimmen f-r die sächsische Text tl-vrruf«grnoss«n- schäft abgegeben; nur 257 dagegen. Bei Ab- stimmung unter allen versammelten deutschen Woll industriellen sprachen sich zwar 3314 von den der» treten«« 6423 Stimmen gegen freiwillige Entlaffuvg de« Königreich« Sachsen aus der rtwaigen deutsch«« verufSaeuösseoschast de« Wdllengtwerbe« au«; r« ist- aber eine deutsch« Genofstnschaft Nicht zu Staude gekommen und außrrdem kann nach de« Gösch auch eine Minderheit mit Erfolg dl« Bildung einer verufsgeaoffeoschaft für einen Noch Bezirk beantragen, dafern solche Genoss dauernd leistungsfähig zu erachten W RwMtMt ist prinzipiell auSgeschloflm, ohne WUzMzsHr das weibliche Geschlecht und mäun- WU Arbeiwr »ater 16 Jahren; «beoso kann da« ' UrdettSamt die Verwendung von Frauen in gewissen Näher zu bezeichne«»«, Betriebe« gänzlich untersagen, welch« Gefahre» für di« Gesundheit oder die Bist- Uchkeit-Uit sich führen. Außer diese« Bestimmung««, «wter denen «och da« generelle Verbot der Be schäftigung von Kinder« unter 14 Jahre« zu er wähne« ist»' wende« Arbeitsordnungen vorgeschlagen, welch« da« Verhältniß der Arbeiter und Ser Arbeit geber z« eiuauver regeln. Ihr Wortlaut ist eben« fall« in de« Gesetz« angeführt. Bo« besonderer Wichtigkeit ist die Beaufsichtigung der Ausführung dieser Bestimmungen vermittel« der Arbeitsämter, die mttrr die Gesauuotleituug eine« ReichSarbrit«- amtr« gestellt werden und gemeinsam mit besonderen Arbeiterkauuueru wirkea. Neben der Wahrung der Interessen der Arbeitrr und der Arbeitgeber haben diese Arbetterkammer« Mißstände zur Kenntoiß der Behörden zu bringen, Gefrtzvorschläge zu machen und die Mioimalhöhe der Löhn» aller Hilfsarbeiter festzusetzeo. Die Ueberwachung und Ausführung der vorgeschlageven Bestimmungen, sowie die An ordnung und Oberleitung von Maßregeln und Untersuchungen, welchr da« Wohl der in Betrieben irgend welcher Art beschäftigte» HilsSprrsonen ein schließlich der Lehrlinge erfordern, steht dem Reich«- Arbeitsamt zu, welche« seine» Sitz in Berlin hat. Dir Organisation diese« Reich« - Arbeitsamte« be stimmt der deutsche BundeSrath. Dem ersteren Ulsterstehen die Arbeitsämter, die durch Reichsgesetze für da- Gebiet de« deutschen Reiche« in Bezirken von nicht unter 200,000 und nicht über 400,000 Einwohnern spätesten« bi« zum 1. Juli 1886 eiuzurichteo find. Da« Arbeitsamt wird au« einem ArbeitSrath und den nöthigen HilfSbeamten gebildet und faßt seine Beschlüsse und Entscheidungen collegialisch. Da« ReichS-ArbeitSamt wählt den ArbeitSrath au« zwei feiten« der Arbeitskammer vorgeschlagenen Bewerbern. Die dem ArbeitSrathe in Ausübung seine« Aufsicht-rechte« zur Seite stehenden Hilssbe- amten werden von der Arbeit-kammer und zwar zur Hälfte von den Unternehmern, zur Hälfte au« den Hilfspersonen gewählt. In Bezirken, wo Betriebe vorherrschen, in denen hauptsächlich weibliche Hilfs personen beschäftigt werden, sind auch Frauen zu Hilfsbeamten zu wählen. In Bezug auf Jnvalididät und Pensionirung unterstehen die Beamten der Arbeitsämter den für die übrigen Reichsbeamten gütigen gesetzlichen Bestimmungen. Die Beamten de« ReichS-ArbeitSamt« und die Arbeit-räthe oder deren Hilfsbeamten haben da« Recht, jederzeit Besichtigungen der BetriebSstätten, gleichviel ob die Unternehmungen vom Staat, von Gemeinden oder Privatunternehmern betrieben werden, vorzunehmen und die ihnen für Leben und Gesundheit der Be schäftigten nothwendig scheinenden Anordnungen zu treffen. Denselben stehen 'bei Ausübung dieser Aufsicht alle amtlichen Befugnisse der OrtSpolizeibe- hörden zu. Da« Arbeitsamt organisirt innerhalb seine« Bezirks den unentgeltlichen ArbeitSnachwei« und bildet für diesen eine Centralstelle. E« isi be fugt, in den ihm paffend erscheinenden Orten für diesen Zweck Filialen zu errichten, welche, wenn kein gewerblicher Verband sich findet, der eine solche zu übernehmen bereit ist, die Ort-Polizeibehörde zu übernehmen verpflichtet ist. Mit dem Obigen sind nur die wesentlichsten Bestandthetle de« socialdemokratischen Gefrtzvorschläge« wiedrrgegrben, der außerdem noch mannigfache Be stimmungen über da« Halten und Au-bilden von Lehrlingen, über die Wirkung-gebiete der Schieds gericht« u. dgl. mehr enthält. Einige« scheint in diesem Gesetzentwurf praetisch ausführbar und brauch bar, Manche« dagegen über den Rahmen de« Mög lichen hinau«zugehrn. Biele vorgeschlagenen Be stimmungen fordern den entschiedenen Widerspruch der verbündeten Regierungen und der Ordnung-Parteien heraus, wie denn auch der deutsche Relch-canzlrr im Reichstage bereit« die Forderung de« Normalarbeit«- tage« mit triftigen Gründe» bekämpfte. Im Ganzen gehen die Ansprüche der Socialdemokratie nicht allzu weit über die social-politischen Anträge de« Ceotrum« , , hinaus; beide haben jedoch schon deshalb wenig Führern entsprungene äußerst starke und wilde Kuh Aussicht auf Erfolg, weil die Industrie mit den an sie durch dl« Socialreformen de« ReichScanzler« ge stellten Anforderungen reichlich zu schaffen hat. Der Theorie steht gerade auf diesem Gebiete die Praxi« vielfach entgegen und die letztere «eist deutlich darauf hin, dckß der gesetzgeberisch« Schutz der Arbeitrr nicht so wett getrieben werden darf, daß er die Gelegen heit zur Arbeit wesentlich vermindert. Hier da« Recht« zu ireffeu, den Punkt zu finden, wo sich die In teressen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer au-gleichen, ist jeder Beistand willkommen, der au« bester Urber- zeugung und in friedlicher Abficht angeboren wird. Bo« diese« Standpunkt au« wird der von der soctaldemokrattfchea Ftaccka eingekochte Gesttzevt- — voa.Domarm4tVd Dlseh Wurf derselben voraa«fichtlich von den auf den um- Bericht' ip Nr. 1 de« 30. Jahrgang«« erschienen», ftchcz der brstehradea gesetzlichen Ordnung hiastreb- Aeußerlich unterscheidet sich da« bekannte,, enden Anarchisten sehr Übel gedeutet >tverd«u;^aber Büchelchep' von seinen Vorgängern durch geschi von Seiten der Ordnung-Parteien die volle Aner- vollere Avsfiattüag und dadurch, daß e« fest ge keoumtg redlichen Strebes erwerben, wenn es sich ist. Der Inhalt ist wie fpüher erst unwiderleglich hrrau«stellr, daß e« sich hierbei baren .CourSbuche« für Miiteldeu um keine leere Demoustratioa, sonder» um den An fang einer ernstlich gemeinten faktischen parlaw« tartsch« Mitarbeit handelt.