VORWORT Nach unserer Kenntnis ist die hier vorgelegte Schrift des bei seinen Zeit genossen hochangesehenen Humanisten Paulus NIAVIS die älteste literarische Darstellung des deutschen Bergbaus. Das kleine, mit viel Humor geschriebene Werk, das sich selbst auf das Jahr 1475 datiert, dürfte zwischen 1485—1490 geschrieben sein und erschien also etwa 40 Jahre vor der ersten wissenschaft lichen Darstellung der Bergbaukunde durch Georg Agricola. Seine Entste hungszeit fällt mit der sprunghaften Entwicklung zusammen, die sich beson ders im Bergbau der um 1470 gegründeten Stadt Schneeberg vollzieht. Dabei traten mannigfache Schäden und Schädigungen zutage, denn der starke Auf schwung des Bergbaus brachte wilde Spekulationen mit sich, führte zu Inter essenkonflikten zwischen verschiedenen Berufs- und Sozialgruppen und wurde so zum Tagesgespräch, in dem sehr oft diametral entgegengesetzte Meinungen aufeinanderprallten. Dabei mag der Bergbau in seiner Existenzberechtigung überhaupt angefochten worden sein, wobei die anklagenden Stimmen sich bald gegen die Technik, bald gegen die wirtschaftliche Entwicklung wendeten. Als Erstling der deutschen Bergbauliteratur verdient diese Schrift des Niavis eine weit größere Bekanntheit, als sie zur Zeit besitzt. Das Besondere an ihr ist, daß hier nicht der Fachmann spricht, sondern ein Laie mit pädago gischen Zielsetzungen, der zwar auch für die technische und mehr noch für die ökonomische Seite des Bergbaus Interesse zeigt, ihrer Darstellung jedoch nicht ganz gewachsen ist. Dafür entschädigt der Verfasser durch die lebhafte Anteilnahme, mit der er den Bergmann in Schutz nimmt, und nicht zuletzt durch den geschickten Aufbau erheiternder Situationen, wenn in dieser Gerichtsverhandlung des Götteruaters gegen den wegen seines Bergbaus zu Schneeberg angeklagten Menschen die alten Götter Griechenlands sich über die inzwischen erreichten Fortschritte belehren lassen müssen. Kann sich demnach die Schrift an Sachhaltigkeit weder mit Agricolas „Bermannus“, noch mit dem „Nützlich bergbuchleyn“ des Ulrich Rülein von Kalbe messen, so wird gleichwohl dieses kulturhistorische Denkmal gerade heute, wo der sächsische Bergbau erneut einen ungeahnten Aufschwung genommen hat, erhöhte Beachtung finden.