Volltext Seite (XML)
die Möglichkeit, daß di« deutsch« Nali»n rin «kusche« alter hindurch einig bleibe, sich in rückläusige^Gt» wegung befindet. Mit diesem Glaub,« aber schwindel der Nimbu«, mit dem eine zehnjährig« Geschichte da» neue Reich umgeben hatte, und mit »r« Nimbu» schwindet der Respekt, welcher die Gegner Deutsch land« im Zaume hielt, und die Sicherheit, mll welcher unsere Freunde auf die Anlehnung an eine» dauerhaft festen und starken Körper rechneten. Dir theilen die Besorgnisse de» Au»lande« nicht, weil unser Blick an den Dunst und Dampf gewöhnt ist^ welchen die Atmosphäre der parlamentarischen Tribüne und der politischen Presse in Deutschland erfüllt. Im Auslände aber nimmt man die deutschen ParlamentSrebner ernsthafter und hält e« nicht für unmöglich, daß ei» so berühmter physiologischem Professor, wie Herr Birchow, seine „Schufte" und seine „guten Revolutionäre" mobilisirt und mit seinew gelehrten und ungelehrten Grhülfrn Deutschland einem der Bürgerkriege entgegensührt, wie jede« Jahrhundert unserer Geschichte sie mehrfach kennte und wie sie mit der Auflösung de« Reich« in sein» Bestandtheile unter Mitwirkung auswärtiger Mächtr gleichbedeutend sein würden, «l« di« deutschen Fürsten den BundeSvertraz unterschrieben, waren sim bereit, sich der Führung de« König« von Preußen al« Deutschen Kaiser» anjuvertrauen; schwerlich aber hat e« in ihrer Absicht gelegen, sich und die Bunde«» regicrungen den wechselnden und zufälligen Mehr heiten eine« Reichstage« zu unterstellen, wie der heurige sich in den bisherigen 3 Wochen seine« Bei sammensein« gekennzeichnet hat. Unter der Ober herrschaft einer solchen Versammlung würde jede Aussicht auf Stabilität und Sicherheit schwinde». Die deutschen Professoren und Kleinstädter haben iw ihrer Nichtachtung der Realitäten und namentlich der monarchischen und dynastischen Realitäten in Deutschland die 'Nation schon einmal in der PaulS- kirche um die Möglichkeit gebracht, ihre Einheits bestrebungen zu verwirklichen. Die Nation wird nicht zügelten wollen, daß heut, nachdem die Einheit de« Vaterlandes nicht durch die Redner und die Zeitungsschreiber, sondern durch die deutschen Heere^ auf den Schlachtfeldern gewonnen ist, dieselbe wiederum durch die Unfähigkeit parlamentarischem Versammlungen und durch die Excesse ehrgeizigem Parteiführer geschädigt wird." Au« Essen wird unterm 18. December gemeldetr Die .Essener Zeitung" veröffentlicht folgende a» Carl Lueg in Oberhausen, Vorsitzenden de« Verein» deutscher Eisenhültenleutk, gerichtete Antwort de» ReichScanzler» auf da« Danktelegramm des am 11. December in Düsseldorf versammelt gewesenen Verein«: .Berlin, 16. December 1881. Die^ Zustimmung de» Verein« deutscher Eisenhüttenlrute zur Wirtschaftspolitik der Regierung Hal mich um so mehr erfreut, als dieselbe von einer für dim Beurtheilung dieser Politik besonder« zuständigen Seite ausgeht Ich hoffe mit Ihnen auf nachhaltig, bessere Zeiten für die Werte und die Arbeiter." Der Landtag des Großherzogthunr Sachsen-Weimar nahm am 19. Dec. den Ver trag betreff« des Verkaufe« der thüringischen Eisen bahn an Preußen mit 29 gegen 2 Stimmen an. Wie wir schon mitgetheilt haben, ist bei der Nachwahl im Mainzer Wahlbezirke der fortschrittliche Candidat Philipps gegen den Social demokraten Bebel gewählt worden. Durchs diese Entscheidung wird nunmehr Bebel ohne ReichStagSmandal bleiben. Bemerken-werth isv ferner die in OelS in Schlesien erfolgte Wahl de« Abg. von Kardorff; die Schutzzollpartei hab damit einen ihrer besten Vertreter im Reichstage wieder gewonnen. Der Kaiser Ist am 18. December Morgens von Gödöllö in Wien eingetroffen. S a ck s e n. Bischofswerda, 19. Dec. Die Antwort de»> von Herrn vr. Förster verfaßten und in der Ver sammlung am 10. d. an den Reich«canzler abgesaodten Telegramm« lautet: „Euer Wohlgeboren und den treue» Bewohnern von Bischofswerda und Umgegend danke ich für das freundliche Telegramm vom 10. d. M. Sie wollen sich überzeugt halten, daß ich auf de« für richtig erkannten und bisher thatsächlich bewährten Wege fortarbeiten werde, soweit meine Kräfte reichen- Ich zweifle nicht, daß da- erstrebte Ziel erreicht werden wird, wenn die nationalen und monarchischen Elemente r« einmükhig verfolgen, v. Bismarck." Bischofswerda, 20, Dee. Bei der letzte» Sitzung de» land» und forstwirthschaftlicheu Verein» hier wurde der langjährige Vorsitzende Herr Land-- tagSabgeordneter rc. Päßlrr zu BelmSdorf wieder-^ gewählt uud zu seinem Stellvertreter Here Ritter gutsbesitzer Schmatz auf Schmölln Dich der lang» i LDme fihe dennktitz« Diuge nicht ver- - feie«! Eia anderer Abgeordneter nah« keinen Anstand, dir» da» Eivll-Königgrätz der Ver waltung zu neunen. Da, doch erst am SS. Nov. ein Protokoll über di« fehlenden Oellampen im Riuglheater ausgenommen; aber nicht dem Director Jauner al» Pächter, sondern dem Stadtrrweiteruvg«- fovd» al» Hausherrn zugestellt worden. Ehef diese» Fond», der da» Theater übernehmen mußte, weil die gekrachte Aktiengesellschaft den Grund und Boden nicht zahlen konnte, ist der Minister de» Innern. Graf Taaffe aber behauptet, d« Hauseigenthümer habe für gar nicht» einzvstehea, wenn in seinem Hause eia Theater conzessionirt werde. Da» End« vom Lied« ist, daß jene» Protokoll erst am 9. Dec., also einen Tag nach dem Unglücke, nicht etwa in Jauners Hände, nein, nur zum Polizeipräsidium hinablangte. Zunächst also muß dieser Wirrwarr der Competenzen und Verantwortlichkeiten beseitigt werden. Allerdings wäre dazu eine scharfe ad ministrative Action und Organisation nothwendig, die ihre Schwierigkeiten haben dürfte in einem Staate und in einer Zeit, wo man ewig alle Hände mit staatrechttichen und konfessionellen Differenzen voll zu thun hat. Sodann muß die Polizei auf hören, in erster Linie für Parade», Aufzüge, politische QuiSquilien und allerlei Allotria gedrillt zu werden : sie muß wissen, daß sie vor Allem im Dienste de» Publikums und seiner Sicherheit steht. Bisher aber» ar e« für einen Wachtmann weit gefährlicher, wenn er auf der Bühne ein «x tswpvrs überhört oder ein Blatt nicht schnell genug confiszirt, al« wenn er bei der Verfolgung von Dieben und Räubern kein Glück hätte. Die offiziellen Theater- freisitze erhielten Beamte nicht der Sicherheit« - sondern meistentheil« Aer Preßpolizet, die dann die Ohren spitzten, ob auch kein Couplet über Kuchelbad gesungen würde! In der italienischen Deputirtenkammer nahmen dieser Tage sowohl der Minister de« Aus wärtigen, Mancini, als auch verschiedene Deputirte gelegentlich des Wiener Brandunglücks Anlaß, Oesterreich da« Mitgefühl der italienischen Nation au-zudrücken. König Humbert und Königin Marga retha übersandten dem Wiener Hilf«comitee 8000 Franc« in Gold für die Hinterbliebenen der Ver unglückten. — Im Anfang der Woche empfing der Papst die anläßlich der Canonisation nach Rom gekommenen Erzbischöfe und Bischöfe. Auf die ihm überreicht« Adreffe antwortete er u. A.: Mit eben soviel Unverstand wie Kühnheit würden die Wohl« thaten verkannt, die der heilige Stuhl Allen erweise. Italien möchte doch endlich einsrhen, daß Dasjenige, wa« e« für die Freiheit und für die Rechte des Papste« thun würde, nicht zur Gefährdung, sondern zum Wohle Italien« ausfallen würde. Wie Christus müssen wir un« aber nicht« destoweniger dem Wohle Aller, gleichviel ob Freund oder Feind, weihen und sie desto mehr lieben, je mehr sie Feinde sind. Hoffen wir, daß die neuen Heiligen der Kirche und ihrem Oberhaupte inmitten de« gegenwärtigen Um stürze« zu Hilf« kommen." Schließlich ertheilte der Papst allen Anwesenden den Segen. E« waren die« 144 Bischöfe und Erzbischöfe, darunter 120 italienische. Die Mäßigung de« Papste» kommt um so unerwarteter, al« von Radikalen und Offi ziösen in Italien mit großer Bestimmtheit eine Verfluchung feiten« de« Papste» in Aussicht gestellt wurde. Der französische Senat hat die für die tunesische Expedition geforderten Gelder einstimmig bewilligt — r« ist die« ein Sieg Gambrtta'S, der selbst für die Regierung unerwartet kam. Denn nach dem bisherigen gespannten Verhältnisse, da- ia vielen Fragen zwischen Gamb-tta und dem größten Thelle de« Senat« bestand, war ein solcher Erfolg kaum zu erwarten. Indessen die ungewöhn liche Liebenswürdigkeit, welche der Ministerpräsident in seinen letzten Senatsreden »egen diese hohe Körper schaft entwickelte, scheint die widerstrebenden Elemente der Rechten» wrnIgSsten« in der tunesischen Frage umgestiwmt zu haben. Der Freude über diese Er rungenschaft ist jedoch durch dir sensationelle Proceß- Verhandlung gegen Rochefort sehr bald ein Dämpfer aufgesetzt worden. Noch vor wenig Tagen berichtete man über den Gang der Verhandlung au« Pari«: dir leichtfertigen Beschuldigungen Roche fort» gegen die französische Regierung und deren Vertreter sind durch die ernsten und in jedem Br- trachte glaubwürdigen Aussagen der früheren und gegenwärtigen Beamten de» auswärtigen Ministerium« al» völlig grundlos erwiesen worden, und ein« überaus klägliche Rolle spielten die Zeugen, auf Verra unbestimmte Denunziationen hin Rochefort scknr Auflagen erhoben hatte. Bekanntlich halte Gambetta alle Beamten seine» Departement», welch« in diese« Prozesse al» Zeugen vorgeladen waren, von der Bewahrung de« LmtSgrheimuiffe» entbunden und seinen College« von den Finanzen veranlaßt, dasselbe sür die Beamten seine« Ressort» zu thun. So sollte sich dies« Prozrßverhandlung zu einem interessanten Epilog« zu der tune sischen Debatte gestalten, au» welcher bereit« da» Ansehen der gegenwärtigen Regierung Frankreich« neu gestärkt hervorgegangrn war. Aber da« Gegen« theil trat ein! Rochefort wurde vom Gerichts hof freigesprochrn und Roustaa — der Ver treter der Regierung — verurtheilt, wenn auch nur in die Kosten de» Verfahren«. Ein solcher Richter spruch muß für die Regierung, welche den Prozeß mit so vieler Ostrutation in Scene gesetzt, ver nichtender sein, al» zehn Niederlagen im Parlament. — Au» Tunis kommen übrigens jetzt wieder inte- ressantrre Nachrichten. General Forgemol hat sich nach seinem großen Zuge durch ganz Süd-Tunesien in diesen Tagen mit dem General Saussier in Tebessa vereinigt. Ueberall hatten auf diesem Zuge dir Bevölkerung mit Ausnahme de« Stamme« der Hammama ihre freundlichen Gesinnungen bekundet; doch glaubt man, daß auch die Hammama sich bald unterwerfen werden. Die englische Press« ließ sich durch da« vage Gerücht sehr in Aufregung setzen, Deutschland be absichtige di« Insel Helgoland zu erwerben. Eine Masse Proteste erschienen deshalb in den dortigen Zeitungen. Alle diese Kundgebungen waren unnöthig, denn e« bedarf wohl kaum der Versicherung, daß die deutsche Regierung sich nicht im Entferntesten mit deni Gedanken an eine Erwerbung Helgoland» trägt. — In Irland wollen sich die Verhältnisse noch Immer nicht bessern. Man meidet dort die gewaltsame Revolution, setzt aber allerhand Dinge in Szene, welche den Grundbesitzern Furcht und Schrecken einjagen sollen. So haben die 500 Pächter de« Herzog« Devonshire 20 Procent Pachtermäßigung verlangt und al» der Herzog diese ihnen verweigerte, wollen die Pächter auch keine Pacht zahlen, so daß der Herzog genöthigt ist, seine 500 Pächter pfänden oder von Haus und Hof treiben zu lassen, wobei e« ohne Zweifel zu den entsetzlichsten Ruhestörungen und Sachbeschädigungen kommen wird. Indessen scheinen die Irländer sich mit dieser Art Revolution auf die Dauer nicht be gnügen zu wollen, denn in Dublin und anderen größeren irischen Städten haben die Behörden die Entdeckung gemacht, daß zahlreiche Männer sich de« Nacht- in allerlei Waffenhandwerk üben. Herrn Gladstone'« irische Landbill ist daher offenbar ein ganz ungenügende« Pflaster für die in Irland klaffenden Wunden, wo e« neben mehreren hundert Großgrundbesitzern von fabelhaftem Reichthum zehn Tausend bedrängte Pächter und einige Millionen armer Teufel giebt, gegen welche der ärmste deutsche Gebirgsbewohner noch besser daran ist. Rußland steht wieder einmal vor einem großen Nihilisten-Prozesse. Im Januar finden die Ver handlungen gegen den Nihilisten Trigonia statt, welcher beschuldigt ist, der eigentliche Urheber de» Attentat« gegen den ermordeten Kaiser Alexander II. zu sein. Beseitigt wird die nihilistische Verschwörung durch diese ewigen Prozesse freilich nicht. Berlin, 19. December. Die officiöse .Nordd. Allgemeine Zeitung" schreibt in ihrer Abendausgabe an erster Stelle: „Die Rückwirkung der Thatsache, daß der Reichstag sich nicht auf der Höhe seine» Beruf« bewegt, daß seine Verhandlungen nach In halt und Form im Vergleich mit denen seiner Vor gänger einen politischen und sozialen Rückschritt der Vertretung de« Deutschen Reich« anzeigen, macht sich im Au«lande früher und stärker al« in Deutsch, land fühlbar. Im Auslande legt man dem politischen Gebühren der Volksvertretung ein stärkere« Gewicht bei, al« im Inland«; ob mit Recht oder mit Unrecht, da« wird sich erst in der Zukunft entscheiden. Un- »erkennbar aber macht schon da« Ergebniß der Wahlen dem Auslande den Eindruck eine« Shmptom« von Schwäche und Krankheit de« Deutschen Reich«. E« wurde deshalb bei unser« Gegnern mit schaden- froher Genugthuung begrüßt und minderte bei den Freunden de« Frieden« in Europa da« vertrauen, mit welchem sie in der deutschen Macht die sicherste vürgschaft desselben sehen. Dieser Eindruck, den schon die Wahlen »achten, ist im Westen wie im Osten de« Reich« vertieft und verstärkt worden durch den Eindruck der Zerfahrenheit der Parteien auf allen positiven Gebieten und in Einigkeit nur in der Opposition gegen die ReichSregierung. Man braucht kaum den diplomatischen Kreisen aazugehvrrn, um in Pari» wie in Petersburg, in London wie in Wien den Eindruck zu bekommen, daß da« vertrauen auf die Festigkeit de« neuen Reiche», der Glaube an