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Amts- M AiUMbllltt für den Äeffrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 53. Jahrgang. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen"' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlkgr.-Ädrrstc: Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Insertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Frrnsprcchcr Nr. 210. Sonnabend, den 10. November IS«« Die Anmeldung für den nächsten Aufnahmetermin in die Soldatenknaben-Erziehungs- anftalt in Kleinstruppen zu Ostern 1907 hat bis Ende Dezember 1906 bei den Bezirks kommandos zu erfolgen. Zur Aufnahme berechtigt sind die Söhne gut gedienter Unteroffiziere und Soldaten der Königl. Sächsischen Armee, welche zu Ostern 1907 konfirmiert werden. Knaben, welche vor aussichtlich späterhin zum Militärdienst ungeeignet sind, werden nicht ausgenommen. Auch werden bei der Auswahl solche Knaben bevorzugt, welche am 1. April 1907 das 14. Lebens jahr vollendet haben. Die Zöglinge der Anstalt in Kleinstruppen werden in der Regel nach einem Jahre in die Unteroffiziervorschule in Marienberg überführt, aus letzterer nach zwei Jahren in die dortige Unteroffizier-schule versetzt und aus dieser nach weiteren zwei Jahren in die Armee eingestellt. Die Erziehung und Ausbildung in allen drei Anstalten ist völlig kostenfrei. Die vollständigen Aufnahmebedingungen können bei jeden: Bezirkskommando ent nommen werden. Dresden, den 6. November 1906. Kriegsmimsterium, Allgemeine Armee-Abteilung. Montag, den 12. und Dienstag, den 13. November 1906 bleiben die Ratscrpebitioneu vorzunehmender Reinigung halber geschloffen. Im Starrdesamte werden Anmeldungen von Gebrrrts- und Sterbefällcn vor mittags von 8 bis 10 Uhr entgegengenommen. Das Schauamt ist von 5—6 Uhr nachmittags geöffnet. Stadtrat Eibenstock, den 3. November 1906. Hesse. M— 11. öffentliche Sitzung des Stadtverordneten - Kollegiums Wontag, den 12. Wovemöer 1906, abends 8 Mr im Sitzungssaale des Rathauses. Eibenstock, den 9. November 1906. Der Stadtverordneten-Vorsteher. G. Dicrsch. 1) Beschlußfassung wegen Ankaufs von Grundstücken an der Bahnhofsstraße. 2) Beitritt der Stadt zum Bauunfallversicherungsverbande sächsischer Städte. 3) Beschlußfassung wegen Bewilligung von Mitteln zur Ungeziefervertilgung in den städtischen Schleusen. 4) Ernennung der Wahlgehilfen für die Stadtverordnetenwahl. 5) Bestimmung des Platzes für das geplante Clara Angermann-Denkmal. 6) Kenntnisnahme a. von der Abrechnung über die Aufstellung eines Badeofens im Krankenhause, b. von Bewilligung einer Staatsbeihilfe für den Handfertigkeitsunterricht. 7) Nachbewilligung von Kosten für die Vervielfältigung der Flurkarte. 8) Vortrag der Rechnungen zu Abschnitt VII und X ves Haushaltplanes, sowie der Stadt anlagen auf das Jahr 1905. Bekanntmachung. Infolge Ablaufs der Wahlperiode macht sich die Neuwahl der Generalversammlungs- Vertreter der Arbeitgeber und Kassenmitglieder nötig. Die Wahl erfolgt in getrennten Wahlhandlungen und ist Honntag, der 18. Movemöer 1906 a. für die Arbeitgeber der Kassenmitglieder nachmittags 3—4 Uhr, l>. für die Kaffcnmitglieder nachmittags '->5—6 Uhr als Wahltermin anberaumt worden. Es werden daher alle Kassenmitglieder, welche großjährig und im Besitze der bürger lichen Ehrenrechte sind, sowie alle diejenigen Arbeitgeber, welche für Kassenmitglieder Beiträge aus eigenen Mitteln zu leisten haben, hiermit eingeladen, in den anberaumten Terminen in Unger s Restauration am Albertplatz zur Wahlversammlung sich einzufinden. Die Zahl der von den Kassenmitgliedern zu wählenden Vertreter beträgt 18, während die Arbeitgeber 8 Vertreter zu wählen haben. Eibenstock, am 9. November 1906. Der Vorstand der Ortskrankenkasse sür das Handwerk und sonstige Betriebe. Wilhelm Unger, Vorsitzender. Die Ausstellung der „echten Spitzen" in unserer Vorbildersammlung dauert nur bis 15. d. M. Geöffnet ist die Sammlung: 10—12 Uhr vorm. täglich an den Wochentagen. 7—9 Uhr abends Dienstags und Freitags. 3—5 Uhr nachm. Donnerstags. 11—1 Uhr vormittags Sonntags. « N « 1 8 v 1. Komischer Wochenbericht. Der in kurzem bevorstehende Wiederzusammentritt des Reichstages wirft bereits insofern seine Schatten voraus, als sich die öffentliche Meinung eingehend mit den Arbeiten und Aufgaben der deutschen Volksvertretung wäh rend der nächsten Zeit beschäftigt. Zweifellos bietet sich dem Reichstage ein reiches Arbeitsfeld dar, und es wird hoher patriotischer Opferwilligkeit und regen Fleißes für unsere Volksboten bedürfen, wenn sie das ihnen gestellte Aufgaben pensum in rechtzeitiger und befriedigender Weile lösen wollen. Vor allem dürfte auch eine Eindämmung des Redestroms nötig sein, wenn wirklich erfolgreiche Arbeit geleistet werden soll. Leider aber ist die Aussicht auf Erfüllung dieses Wun sches bei der bekannten Art unserer sozialdemokratischen und gesinnungsverwandten Abgeordneten nur gering. Man wird auf dieser Seite wahrscheinlich wieder einer durch und durch unfruchtbaren Kritik die Zügel schießen lassen und sich in unbegründeten Angriffen mannigfachster Art ergehen. Dem gegenüber ist es mit größter Freude zu begrüßen, daß unser Reichskanzler Fürst Bülow nach dem stärkenden holungsurlaub die volle Frische und Elastizität seiner Natur wiedergewonnen hat. Ihm, dem Meister der parlamenta rischen Beredsamkeit, wird es ein Leichtes sein, die Gegner unserer Reichspolitik in den Sand zu strecken, und unter der Wucht seiner Lanzenstöße dürfte auch der dickste Lügenpanzer zerschellen. So vermag der patriotisch gesinnte Teil unseres Volkes den wiederbeginnenden parlamentarischen Kämpfen mit gutem Vertrauen entgeaenzublicken. Als günstiges Zeichen für die Gestaltung unserer inner politischen Dinge während der nächsten Zukunft darf auch die schneidige und dabei doch ruhige und besonnene Art gel ten, in welcher der polnische Schulstreik von der preußi schen Regierung bisher behandelt worden ist. Zweifellos ist die ganze Sache durch eine ebenso unwürdige wie skrupel lose Agitation von polnischer Seite künstlich in Szene gesetzt worden. Die preußische Schulpolitik trifft absolut kein Vor wurf; alle die Phrasen von der »Verletzung berechtigten Volksempfindens"', von einem „Eingriffe m die geheiligten Rechte der Familie und Nationalität"' und wie sie sonst noch lauten mögen, sind nichts anderes als eine gröbliche Irre führung der öffentlichen Meinung. Hoffentlich wird der von der Regierung bisher gesteuerte Kurs auch weiter innegehalten, und hoffentlich sehen auch unsere deutsch-katholischen Mit bürger ein, daß sie sich aufs schwerste an ihrer Nation und ihrem Vaterlande versündigen, wenn sie dem Polentum bei seinem Widerstande gegen berechtigte Anordnungen der Staatsgewalt irgendwelche Unterstützung leisten. Sie helfen dabei im Grunde nur staatsverrätensche und rebellische Ziele fördern. In Frankreich hat sich das Ministerium Clämenceau mit einer längeren programmatischen Er klärung bei dem Parlamente eingeführt. Das innerpolitische Programm Clemenceaus ist sehr reichhaltig. Der neue Ministerpräsident besteht auf der strikten Durchführung des Trennungsgesetzes, plant eine Vergrößerung des Staatsbahn netzes und eine progressive Einkommensteuer, stellt sich dem Koaliffonsrechte der Beamten wohlwollend gegenüber und was dergleichen Versprechungen mehr sind. Vermutlich aber wird auch Cl6menceau Wasser in seinen Wein tun müssen und manchen Programmpunkt au? dem Papier stehen lassen. Für das Ausland und insbesondere für uns Deutsche ist im übrigen von Interesse, daß Clvmenceau bei aller theoretischen Friedensliebe nicht im entferntesten daran denkt, die Wehr kraft Frankreichs abzuschwächen, im Gegenteil scheint er sie vielmehr auf das höchste Maß steigern zu wollen. Selbst verständlich liegt hierin keine unmittelbare Bedrohung Deutsch lands, immerhin aber sollte es ein Ansporn mehr für uns sein, unser Pulver allezeit trocken zu halten. In dreiunddreißig Staaten der großen nordamerika nischen Republik haben Gouvernements wahlen stattgefunden. Das Interesse dabei konzentrierte sich hauptsächlich auf die Wahl in Ncw - 4) ork; denn das Resultat der New-Yorker Gouverneurswahl pflegt von ausschlaggebender Bedeutung für die nächste Präsidenten wahl in der Union zu sein. Diesmal aber war das Inte resse ein um so höher gespanntes, als dem republikanischen Kandidaten in Hearst, dem berüchtigten Besitzer der „gelben Presse", ein Mitbewerber entgegengetreten war, von dessen Wahl die bessergesinnten Kreise der nordamerikanischen Union mit Recht das Schlimmste für ihr Vaterland befürchteten. Präsident Roosevelt fühlte sich verpflichtet, persönlich in den Wahlkampf einzugreifen und durch den Staatssekretär Root die Persönlichkeit Hearsts im wahren Lichte schildern zu lassen. Diesen Bemühunsten sowie der patriotischen Einsicht des überwiegenden Tests der New-Yorker Bürgerschaft ist es denn auch zu danken, daß die Gefahr einer Wahl Hearsts glücklich abgewendet wurde: nicht Hearst, sondern sein repu blikanischer Gegenkandidat Hughes ist zum Gouverneur von New-York erwählt worden. Auch in Deutschland wird man sicherlich von diesem Wahlergebnis mit lebhafter Be friedigung Kenntnis nehmen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Interessante Aufschlüsse über die Gründe zum Rücktritt des Fürsten Bismarck vom Amte werden zurzeit der Oeffentlichkeit übergeben. In dem vom Fürsten Bismarck verfaßten „Entwurf zu vertrau lichen Aeutzerungen über die Motive zu meinem Rücktritt aus dem Dienste" erwähnt der Altreichskanzler ein kaiserliches Handschreiben, das auf Grund der Berichte des Konsuls von Kiew an ihn gerichtet wurde und mit zur entscheidenden Ur sache seines Rücktrittes wurde. Fürst Bismarck hatte den alarmierenden Kiewer Berichten, die von einem russischen Aufmarsch an den West-Grenzen sprachen, keinen großen Wert beigelegt. Er erhielt darauf Vas kaiserliche Handschreiben, welches folgenden Wortlaut gehabt haben soll: „Die Berichte lassen auf das klarste erkennen, daß die Russen in voll stem strategischen Aufmärsche sind, uni zum Kriege zu schreiten. Nur muß Ich sehr bedauern, daß Ich so wenig von den Kiewer Berichten erhalten habe. Sie hätten Mich schon längst auf die furchtbar drohende Gefahr auf merksam machen können! Es ist die höchste Zeit, die Oesterreicher zu warnen und Gegenmaßregeln zu treffen. Unter solchen Umständen ist natürlich an eine Reise nach Krasnoje Meinerseits nicht zu denken. Die Berichte sind vorzüglich. W." Die Reise des Kaisers nach Kraßnoje fand trotzdem bald darauf statt und aus den angeblichen Kriegsabsichten der Russen gegen Oesterreich wurde nichts. — Das hessische Ministerium hat wegen der durch den Großherzog erfolgten Bestätigung eines sozial demokratischen Beigeordneten seine Demission eingereicht, die aber vom Großherzog nicht angenommen wurde. — England. Erst nach Anwendung außergewöhn licher Vorsichtsmaßregeln ist es den Hafenbehörden gelungen, die Meutereien in Portsmouth zu unterdrücken. Immerhin hinterlassen die Vorgänge einen recht üblen Nach klang, der nicht so bald verhallen wird. Es steht jetzt fest, daß in Portsmouth mindestens 900 Mann meuterten, darunter viele Matrosen der Flotte. Sehr bedenklich sah es während der Revolte auf den Kriegsschiffen aus. Als der Aufruhr seinen Höhepunkt erreichte, wurden Abteilungen von Matrosen von einer Anzahl Schiffe einberufen. Sobald der Zweck ihrer Aufstellung in den unteren Verdecken bekannt wurde, wurden die jüngeren Heizer aufgeregt und ergingen sich in wütenden Kundgebungen zugunsten ihrer revoltierenden Kameraden. Auf einem Schiff machten die Heizer wiederholt erbitterte Ausfälle und zerstörten, was sie konnten. Die Matrosen unterdrückten schließlich die Revolte. Nach allen Berichten ist die Sympathie der Matrosen auf Seiten der revoltierenden Heizer. Eine drohende Menge von Zivilisten versammelte sich, wie noch aus London gemeldet wird, am Dienstag abend vor der Flottenkaserne, starke Regengüsse verhinderten jedoch Ruhestörungen unter den Zivilisten. Dort und in der Stadt befanden sich viele Reservisten der britischen Flotte, deren Stimmung so drohend war, daß die im Theater gewesenen Offiziere sich von Patrouillen nach ihren Quartieren eskor tieren lassen mußten. 488 Heizer wurden vorgestern auf die Schiffe verteilt, 120 Meuterer befinden sich noch im Ge fängnis. Der Name des Offiziers, welcher die Heizer am Sonntag niederknien ließ, ist Leutnant Collard. Allgemein