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Amts- Nil AlWMbllltt Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des .Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Insertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Letegr.-A-restr: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Fernsprecher Ur. 2»>. ^7 iri ----- 53. Jahrgang. -- Donnerstag, den 8. November L««« Die Nrn. 232 und 254 des Verzeichnisses der unter das Schankstättenverbot gestellten Personen sind zu streichen. Stadtrat Eibenstock, den 6. Ncwbr. 1906. Hesse.. Mrt. Weggeworfenes Held. In einem fränkischen sozialdemokratischen Blatte sind, der „Bayerischen Kriegerzeitung" zufolge, jüngst Ratschläge erteilt worden, wie man Reservisten am besten für die sozial demokratische Partei gewinnen könne. Insbesondere werden darin die Parteigenossen aufgefordert, die Reservisten „vor der Gefahr der Krieger- und Veteranenvereine rechtzeitig zu warnen und sie darauf aufmerksam zu machen, daß das in die Kasse derartiger Vereine bezahlte Geld meist ein nutzlos hinausgeworfenes sei." Welch tiefgründige Weisheit spricht doch aus dieser Be hauptung! Wenn aber der gute Mann, der dies schrieb, gewußt hätte, wie die Kriegeroereine in der Tat ihre Gelder verwenden, so hätte er vorgezogen, seine -kecke Behauptung für sich zu behalten. Er hätte erst recht geschwiegen, wenn er eine Ahnung gehabt hätte, wie wenig die sozialdemo kratischen Verbände in Bezug auf die nützliche Verwendung ihrer Gelder einen Vergleich mit unseren Vereinen und Ver bänden auszuhalten vermögen. Wir stehen nicht auf dem Standpunkte des Mehrbieten den wie die Sozialdemokratie, die der urteilslosen Menge die Sterne vom Himmel herunter verspricht, um ihre Mitläufer zu vermehren. Jedoch um die Unverfrorenheit zu kennzeich nen, mit der jener Artikel unwahre Behauptungen aufstellt, wollen wir in Kürze einen Vergleich ziehen. Da liegt zunächst der Bericht über die sozialdemokratische Parteikaffe vom 1. August 1905 bis 31. Juli 1906 vor, der die Gesamteinnahmen mit 810917 Mk. 22 Pf., die Gesamt ausgabe mit 880496 Mk. 52 Pf. angibt und bei einem Kassenbestand von 13292 Mk. 74 Pf. einen Fehlbetrag von 59980 Mk. 6 Pf. ausweist. Welcher Art sind aber die Aus gaben in der Höhe von 880496 Mk. 52 Pf. gewesen? Nach dem Kassenberichte entfielen auf „allgemeine Agitation": 172966 Mk. 62 Pf., auf „Wahlagitation": 56240 Mk. 90 Pf., aro „Prozeß- und Gefängniskosten": 12 108 Mk. 45 Pf., auf „Reichstagskosten": 42 565 Mk. 50 Pf., auf „Gehälter und Verwaltungsausgaben": 34203 Mk. 63 Pf., auf „Dar lehnskonto": 327606 Mk., auf „Preßunterstützungen": 82835 Mk. 57 Pf., auf „vermischte Ausgaben": 19 949 Mk. 80 Pf. und auf „Unterstützungen" nur: I32O2O Mk. 5 Pf. Aber dieser Posten ist von 62206 Mk. 20 Pf. nur deshalb im abge laufenen Jahre so hoch gestiegen, weil die Partei auch den „Opfern des russischen Befreiungskampfes" — also Aufwieg lern und Bombenwerfern — Beihilfen gewährte. Diesen Leistungen der organisierten „Genossen" stellt die „Parole" die im Jahre 1905 von den Verbänden und Vereinen des Kyffhäuser-Bundes der deutschen Landes-Krieger- verbände gemachten Ausgaben für Wohlfahrtspflege gegen über. Wie auf der letzten Vertreterversammlung des Kyff häuser-Bundes mitgeteilt wurde, haben die Landes-Verbände im Jahre 1905 zur Unterstützung notleidender Kameraden sowie von Witwen und Waisen 860828 M. ausgegeben, die einzelnen Vereine für denselben Zweck außerdem noch 3129542 M., das sind zusammen rund 4 Millionen Mark. Dabei ist nicht zu vergessen, daß die Mitglieder der Krieger vereine nur in wenigen Fällen mehr als 5 M. im Jahre an Mitgliederbeiträgen zu leisten haben, während sie bei den Sozialdemokraten mehr als das Zehnfache betragen. Diese für hilfsbedürftige Kameraden und Witwen und Waisen von den deutschen Kriegerocreinen in einem Jahre verwendeten 4 Millionen Mark sind also nach der Behaupt ung des eingangs erwähnten sozialdemokratischen Artikels „nutzlos hinausgeworfenes Geld"! Die Sozialdemokraten halten danach die Ausgabe des Geldes nur dann für „nütz lich", wenn sie zur Zerstörung vaterländischer und königs treuer Gesinnung oder zur Füllung der Taschen gewerbs mäßiger Wühler erfolgt. Jedenfalls stehen die Kriegervereine turmhoch über den Sozialdemokraten und können mit freudigem Stolz blicken auf ihr „weggeworfenes" Geld. K.-K. Tagesaeschichte. — Deutschland. Aus Anlaß der Fleisch not fand am Montag im Landesversicherungsgebäude in Berlin eine sehr zahlreich besuchte außerordentliche Vorstandssitzung des Deutschen Städtetages unter Vorsitz des Ober bürgermeisters Kirschner statt. Nach langer Erörtemng wurde beschlossen, von der Einberufung eines Deutschen Städtetagcs Abstand zu nehmen, dagegen an den Reichskanzler und den Reichstag eine Petition zu richten, in der gesagt werden soll, die Voraussagung, daß die Fleischnot bezw. Fleischteuerung nur eine vorübergehende sein werde, habe sich leider nicht er füllt, dagegen sei die schon vor zwei Jahren vom Deutschen Städtetag ausgesprochene Befürchtung, daß die Fleischpreise sich nicht vermindern, sondern noch mehr steigern werden, in Erfüllung gegangen. Angesichts dieser Tatsache soll der Reichskanzler und der Reichstag unter Beibringung geeigneten Materials ersucht werden, schleunigst unter Beobachtung der notwendigen sanitären Maßnahmen die Grenzen für die Vieheinfuhr zu öffnen und die Fleischzölle vorläufig aufzuheben. — Berlin, 6. November. Das dänische Königs paar wird, wie der „Vossischen Zeitung" aus Kopenhagen gemeldet wird, nach vorläufigem Beschluß am 18. d. M. nach Berlin abreisen, um dem Kaiserhof einen Besuch abzu statten. Die Rückreise erfolgt schon am 21. November. — Posen, 5. November. Gestern sollte in Mo sch in eine von polnischer Seite einberufene politische Versamm lung in Sachen des Schulstreiks stattfinden, die jedoch polizeilich verboten wurde. Der Reichstags-Abgeordnete Chlapowski versuchte nunmehr, wie der Osten meldet, im Freien die Menge anzureden, was ebenfalls nicht gestattet wurde. Trotzdem kehrte Chlapowski gleich darauf in einem Wagen zurück und versuchte nochmals, eine Ansprache an die Menge zu halten. Die Polizei verhinderte auch das, worauf die Menge die Polizei tätlich angriff, sodaß diese sich gezwungen sah, von der blanken Waffe Gebrauch zu machen. Es wur den mehrere Verhaftungen vorgenommen. — Sozialdemokratische Arbeitgeber. In einer Polemik gegen den Vorwärts bringt der Redakteur des Buchdruckerorgans Korrespondent, L. Rexhäuser, eine An zahl Zuschriften zum Abdruck, in denen die Arbeiterzustände im sozialdemokratischen Zentralorgan arg bloßgestellt werden, und in denen zum Beispiel nachgewiesen wird, daß das eigene Maschinensetzerpersonal des sozialdemokratischen Hauptorgans durch den 'Mund der Gehilfenvertreter dem allgemeinen Unwillen darüber Ausdruck gab, daß sich „eine Kontrolle breit gemacht habe, die nicht mehr zu ertragen und geradezu skandalös sei." Ferner wird ein Bericht angeführt, wonach „die Löhne der Maschinenmeister so tief wie möglich gedrückt würden, überhaupt in allein das Bestreben zu erblicken sei, in echt kapitalistischer Weise aus der Arbeitskraft eines jeden einzelnen soviel wie möglich herauszuschlagen, und daß „Widerspruch zwischen Theorie und Praxis herrsche". In einer Einsendung eines Stereotypeurs aus der Vorwärts- Druckerei wird festgestellt, daß, wie durch eine Statistik nach gewiesen wurde, die Stereotypeure im Vorwärts von allen Berliner Druckereien die meiste Arbeit zu leisten hatten, und man erfährt im Anschluß hieran die erbauliche Tatsache, daß der Stereotypeur, der die Statistik veranlaßt und die In teressen seiner Kollegen vertreten hatte, von dem Geschäfts leiter des Vorwärts die Kündigung erhielt mit der Moti vierung, er schädige das Geschäft! Vom Geschäftsführer Fischer wird weiter berichtet, wie er sich als „Herr im Hause" auf spielt und wie er mit den Arbeitern verkehrt. Einige Aus sprüche sind ganz bourgeoisgemäß, wie: „Wir lassen uns nicht hineinreden in die Maßnahmen des Geschäftes", „Wer sich nicht fügt, den lassen wir die Konsequenzen ziehen", „Wenn cs Ihnen nicht paßt, dann können Sie gehen" und „Ach was, persönliche Ehre des Arbeiters ". — England. Portsmouth, 5. November. 300 Mann, meist Heizer, veranstalteten gestern abend, aufgebracht durch den Befehl eines Offiziers, in der Kantine der Ma rine-Kaserne einen Tumult, versuchten aus der Kaserne auszubrechen und wollten die Wohnung des betreffenden mißliebigen Offiziers demolieren. Die Tumultuanten zur Ruhe zu bringen gelang erst, nachdem die ganze Kaserne alarmiert worden war. Ueber den Anlaß wird gemeldet, daß die be treffenden Leute, die zuerst vor der Kaserne angetreten waren, wegen eines starken Regengusses ohne Befehl in die Kaserne gelaufen waren. Als sie dann in der Turnhalle wieder an- iraten, befahl der diensttuende Offizier, der von etwas kleiner Figur ist, daß das erste Glied niederknien sollte, damit er die Leute besser übersehen könnte. Als einige von ihnen zögerten, diesen Befehl auszuführen und einer sich direkt weigerte, wurde dieser der Wache übergeben. Das gab den Anlaß zu den weiteren Geschehnissen. — Portsmouth, 6. November. In der Marine kaserne kam es gestern abend abermals zu ernstlichen Ruhestörungen, die bis nach 2 Uhr früh andauerten. Mehrere hundert Heizer stürmten die Offiziersquartiere, zer schlugen die Fenster und richteten noch anderen Schaden an. Auch die Offiziere wurden von ihnen angegriffen und zum Teil erheblich verletzt. Polizeimannschaften, Matrosen und Marinelruppen, die gegen die Aufrührer aufgeboten wurden, überwältigten diese und nahmen eine große Anzahl von ihnen gefangen. — Vom Balkan. Das bulgarische Banden unwesen in der Türkei nimmt noch immer nicht ab. Wieder hat eine bulgarische Bande, welche am 17. Oktober in Kassinowo fünf Männer und zwei Frauen, alles Griechen, ermordete, einen angesehenen Griechen, namens Rameli, seine Gattin und vier Töchter ermordet; von den letzteren standen zwei noch im Kindesalter. Eine andere griechische Familie ist verschwunden. Man fürchtet, daß sie dasselbe Schicksal getroffen hat. — Marokko. Das diplomatische Korps hat eine Protestnote an den Sultan gerichtet, worin es Ein spruch erhebt gegen die anarchistischen Zustände in Tanger und iin ganzen Kaiserreiche. Der Sultan wird gleichzeitig ersucht, Maßregeln zur Wiederherstellung geordneter Zustände zu treffen. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 6. November. Der 2. Vortrags abend des Kaufmännischen Vereins, welcher gestern abend im Saale des Gesellschaftshauses „Union" ab gehalten wurde, erfreute sich trotz des Jahrmarktes eines starken Besuches. Nachdem der Vorstand des Vereins die Gäste begrüßt und ihnen den Redner des Abends, Herrn Wempe aus Oldenburg, vorgestellt hatte, begann dieser seinen Vortrag. In fesselnder Weise sprach derselbe über die höchsten und tiefsten Temperaturen und erläuterte dieses Thema an der Hand experimentaler Vorführungen. Die rein sachlich und leicht verständlich gehaltene Vortragsweise Herrn Wempes brachte es fertig, das Interesse des gesamten Audi toriums zu wecken, und der reiche Beifall nach Schluß seines Vortrages bewies, daß alle vollbefriedigt von dem Gesehenen und Gehörten waren. Wir können uns' nur den Urteilen anderer Zeitungen anschließen und wünschen, Herrn Wempe auch später wieder zu hören. Der Kaufmännische Verein wird sich durch solch lehrreiche Vortragsabende stets ein dankbares Publikum sichern. — Eibenstock. Wie aus dem Anzeigeteil der heutigen Nummer unseres Blattes ersichtlich ist, wird Hierselbst am 9. d. M. Herr Alfred Geiser aus Berlin, Geschäftsführer des Alldeutschen Verbandes, einen Vortrag über „Deutsche Weltpolitik und Seegewalt" halten. Der Alldeutsche Verband ist eine von aller Parteipolitik un abhängige nationale Vereinigung, in deren Reihen die Anhänger aller reichstreuen Parteien Raum zu freier Betätigung finden. Obwohl er zu den jüngeren nationalen Schutzvereinigungen gehört, hat er sich hauptsächlich Dank der Rührigkeit seiner Leiter in wenigen Jahren zu einem maßgebenden Faktor im nationalen Leben unseres Volkes aufzuschwingen verstanden. Das wird u. a. auch dadurch bewiesen, daß seine Mitglieder zahl bereits über 17000 gestiegen ist, ungerechnet die mehr als 22000 betragenden körperschaftlich angeschlossenen Mit glieder. Nach den Satzungen erstrebt diese Vereinigung Be lebung und Kräftigung des deutschen National-Bewußtseins, Erhaltung deutscher Art und Sitte in Europa und über See, und Zusammenfassung des gesamten Deutschtums. Der All deutsche Verband har sich in einer Anzahl nationaler An gelegenheiten als ziclbewußter Führer bewährt. Er zuerst war es, der noch in der Caprivi'ichen Zeit auf die bedenklichen Folgen der preußischen Polenpolitik aufmerksam gemacht har und mit einer Reihe von Forderungen vor die Oeffentlichkeit getreten ist, die jetzt auch regierungsseitig als berechtigt an erkannt werden. Seiner Aufklärungstätigkeit ist hauptsächlich die Annahme des deutschen Flotten - Gesetzes und des Aus wanderungs-Gesetzes zu danken. In jüngster Zeit noch hat er die Aufmerksamkeit durch einen von seinen Mitgliedern im Reichstage eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über Er werb und Verlust der Reichs- und Staatsangehörigkeit auf sich gelenkt. Die Teilnahme der Frauen an dem Vortrags abende ist, um dies ausdrücklich zu erwähnen, sehr erwünscht. — Eibenstock, 7. Novbr. Wettervorhersage: Mittwoch, den 7. 11. 06, abends 6 Uhr bis Donnerstag, den 8. 11. abends: Starke südliche Winde, teilweise heiter, keine erheblichen Niederschläge, Temperatur nicht erheblich geändert. — Eibenstock-Muldenhammer, 7. November. Ein hiesiger Fischereibcsitzer entdeckte zu seinem Erstaunen als er Sonntag nachmittag das von ihm gepachtete Mulden wasser revidierte, eine Anzahl junger Leute nach Forellen fischen. Als er die ungebetenen Gäste fortwies, wurde er noch verhöhnt. Dann nahmen die Fischlustigen Reißaus. Der Gendarmerie ist es gelungen, die betreffenden in vier Leuten aus Schönheide zu ermitteln. Sie sehen ihrer Bestrafung entgegen. — Dresden, 5. November. Irr erschreckender Weise mehren sich in letzter Zeit die schweren Automobil unfälle. Rücksichtsloses Fahren auf der einen und mangelnde Aufmerksamkeit auf der andern Seite haben dieser Tage mehrere schwere Unglücksfälle herbeigeführt. Auf der Johann Georgen-Allee wurde am Sonntag nachmittag die Gattin des bekannten Dresdner GroßkaufmannS Conradi von einem angeblich in schnellem Tempo daherkommenvcn Auto mobil überfahren und derart schwer verletzt, daß die Unglück liche alsbald verstarb. Wenige Tage vorher wurde Kom merzienrat Molkcreibesitzer Pfund ebenfalls überfahren und wenn auch nicht lebensgefährlich, so doch schwer verletzt. Am