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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 29.11.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190611292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19061129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19061129
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1906
-
Monat
1906-11
- Tag 1906-11-29
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Monat
1906-11
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Jahr
1906
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eme ihm Die und den zurück. Als Anerkennung für diese langjährige Treue und Anhänglichkeit wurde Herrn Mädler vom Königl. Ministerium des Innern das Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit ver liehen, welche Auszeichnung Herr Bürgermeister Hesse gestern mit Worten warmer Anerkennung aushändigte. — Eibenstock, 28. November. Nach genauer Fest stellung beläuft sich der Herrn Bauunternehmer Schimana durch Einbruch entwendete Betrag auf 7000 Mk. — Schönheide. Am Sonnabend Abend fand hier im „Gambrinus" eine von ungefähr 1000 streikenden Bürsten arbeitern und -Arbeiterinnen aus Schönheide und Rothen kirchen besuchte öffentliche Holzarbeiter-Versamm lung mit der Tagesordnung: „Stand des Streikes in Schönheide" statt. Die Anwesenden erklärten in geheimer Abstimmung durch Stimmzettel mit 087 gegen 4 Stimmen, im Streike zu verharren bis die Herren Fabrikanten ihre Forderungen bewilligten. In seinem Schlußwort verurteilte der Holzarbeiter- Verbandssekretär Becker aus Stuttgart die in der letzten Zeit vorgekommenen Beschädigungen, z. B. das Abschneiden von Bäumen bei einer Firma, das Zerschneiden des Transmissionsseiles bei einer anderen und das Einwerfen der Fensterscheiben bei einer dritten Firma. Ebenso verur teilte er das Ansammeln der streikenden Arbeiter auf den Straßen, vor den Fabriken und auf Bahnhöfen beim Zuzug von Arbeitswilligen. — Chemnitz, 20. November. Zu dem bereits ge meldeten Eisenbahnunfall werden noch folgende Einzelheiten berichtet: Infolge des außerordentlich dichten Nebels gewahrte der Lokomotivfüher des von Leipzig kommen den Güterzuges zu spät das Haltesignal, das für den von Hilbersdorf nach Wüstenbrand abgelassenen Güterzug gegeben war, und fuhr mit aller Gewalt dem auf der Weiche der Stellerei II still stehenden Wüstenbrander Zug in die Flanke. Während bei dem Leipziger Zug nur die Maschine beschädigt wurde, entgleisten Maschine und 14 Wagen des angefahrenen Zuges und stürzten zum Teil die steile Böschung an jener Stelle hinab, sodaß der zumeist aus Baumaterialien und leeren Fässern bestehende Inhalt zerstreut umher lag. Ein Güterwagen war auf das tiefer gelegene Gleis der Chemnitz- Leipziger Personenzugs-Linie gestürzt, sodaß mit aller Energie die Aufräumungsarbeiten betrieben werden mußten. Bis l Uhr abends war die Strecke soweit frei gemacht, daß der Güterzugsverkehr wieder ausgenommen werden konnte, während zwei noch an der Böschung liegende Wagen im Laufe des heutigen Vormittags entfernt worden sind. Der sehr erheb liche'Materialschaden wird auf 30 — 40000 M. geschätzt; Menschen sind bei dem Unfall glücklicherweise weder getötet noch erheblich verletzt worden. — Chemnitz, 27. Novbr. Zu der Notiz über die Auffindung eines K i n d e s l e i ch n a m s auf der Bahnstrecke Chemnitz - Wüstenbrand erfährt das „Chemn. Tagebl." aus zuverlässiger Quelle, daß es der Staatsanwaltschaft gelungen ist, die Person zu ermitteln, die jene Frühgeburt beseitigt hat. — Zwickau, 24. November. Strafkammer II. Im Frühjahr 1005 hat der Bauunternehmer Carl Colditz in Zschorlau im Hause des Straßenwärters Oucck in Ober- wildenthal einen größeren Umbau vorzunehmen gehabt und dabei auch den Auftrag erhalten, aus Zementbeton " " Kellerwölbung herzustellen. Das Material hierzu war in der Hauptsache von dem Bauherrn geliefert worden. Betonschicht ist aus einer Mischung von Zement, Sand Steinen hergestellt worden. Colditz selbst hat sich an Arbeiten mit beteiligt. 3 Tage nach Fertigstellung des Baues hat Colditz die Stützen, mit denen die Kellerwölbung gestützt worden war, wegnehmen lassen und dabei erklärt, die Decke halte fest wie Eisen und trage 70 Zentner, dafür garantiere er. Als nun kurze Zeit darauf Frau Oueck über die in Frage kommende Wölbung hinwegging, ist sie durch die Betonschicht hindurchgebrochen und 2 Meter tief hinab in den Keller gestürzt. Sie Hal eine schmerzhafte Verletzung der einen Schulter davongetragcn und auch sich innerlich derart verletzt, daß sie sich in die Behandlung des Frauen arztes I)r. moll. Dietel in Zwickau begeben mußte. Wegen der Unvorsichtigkeit, die Colditz bei der Leitung und Aus führung des Baues an den Tag gelegt hatte und wodurch er die Körperverletzung der Frau Queck aus Fahrlässigkeit beging, wurde er heute unter Annahme mildernder Umstände zu 50 Mark Geldstrafe event. 5 Tagen Gefängnis verurteilt. — Zwickau, 26. November. In der „Zwick. Ztg." lesen wir folgende Richtigstellung: Ueber die Ver wendung des ersten Preises der hiesigen Ausstellungslotterie ist eine den Tatsachen nicht entsprechende Nachricht durch die Blätter gegangen. Zwar ist der Gewinn in den dort ge nannten Ort und auch in das bezeichnete Haus gefallen. Aber nicht der Hausherr selbst ist der Gewinner, sondern eines seiner Familienglieder. Schon aus diesem Grunde war er gar nicht in der Lage, in der angegebenen Richtung über den Erlös des Gewinnes zu verfügen. Es erscheint nicht schön, jemandem den Ruhm einer Wohltat andichten zu wollen, den er, als ihm nicht zukommend, ablehncn muß. — Plauen i. V., 25. November. Die Vorberei tungen zur nächsten Reichstagswahl sind auch im 23. sächsischen Reichstagswahlkreise (Plauen - Oelsnitz- Adorf) im Gange. Leider ist es zwischen den rechtsstehenden bürgerlichen Parteien bezüglich des Kandidaten nicht zu einer Einigung gekommen. Die Nationalliberalen haben ein ihnen von den Konservativen angebotenes Kartell abgelehnt. Sie beabsichtigen, gutem Vernehmen nach, einen hiesigen Indu striellen als Kandidaten aufzustellen. Die Konservativen wollen einen Parteimann gemäßigter Richtung in Vorschlag bringen. Da nun ohne Zweifel auch der Freisinn einen Kandidaten präsentieren wird, so werden mindestens vier Kandidaten um das Mandat, das jetzt der sozialdemokratische Parteikassierer Gerisch inne hat, kämpfen. — Plauen. In Möschwitz bei Plauen hat am Sonnabend abend der 12jährige Sohn des Försters Sasz seinen 10jährigen Bruder mit einen» Jagdgewehr des Vaters erschossen. Der Knabe hatte eine Patrone, die er für leer hielt, in das Gewehr gesteckt und dann auf den Bruder Feuer abgegeben. Die Kugel war diesem in den Unterleib gedrungen. Die Verletzungen waren so schwer, daß der Tod gestern früh eintrat. — Der sächsische Landesku! turral über die Fleischteuerung. Der Landcskulturrat hat in den letzten Wochen wiederholt in an das königliche Ministerium des Innern erstatteten Gutachten sich über die Frage der Fleischteuerung und die Ursachen, die für die Verteuerung des Fleisches in Betracht kommen, geäußert und seine Ansicht in den letzten Gutachten in folgender Erklärung zusammenfaßt: 1. der verhältnismäßig hohe Stand der Fleischpreise hat seine Ur sachen in dem Zusammenwirken einer Reihe von Faktoren, auf welche die Landwirtschaft keine oder doch keine erhebliche Einwirkung auszuüben vermag. 2. Der den Landwirten ge machte Vorwurf, sie seien unfähig, das zur Deckung des Fleischbedarfes der einheimischen Bevölkerung erforderliche Vieh zu erzeugen, entbehrt jeder Begründung. Es ist viel mehr bei lohnenden Prester» für Schlachtvieh mit Sicherheit eine weitere Steigerung der Fleischproduktion zu erwarten, die zu einem Rückgänge der Fleischpreise führen wird, falls gleichzeitig die Verteuerung des Fleisches auf dem Wege der Produzenten zum Konsumenten nach Möglichkeit vermindert wird. 3. Eine Abschwächung des veterinären Grenzschutzes und die damit wachsende Gefahr der Verseuchung der inlän dischen Viehbestände würde die erfolgversprechende Bemühun gen der Landwirte, den steigenden Bedarf an Fleisch zu decken, beeinträchtigen. Hierdurch würden nicht nur die Produzenten, sondern auch die Konsumenten geschädigt werden. Der Landeskulturrat richtet daher an die Staatsregierung das dringende Ersuchen, alle Anträge und Vorschläge, deren Durchführung eine Gefährdung der deutschen Viehbestände und Fleischproduktion in sich schließt, die Zustimmung ver sagen, dagegen alle Bestrebungen, die darauf gerichtet sind, einer übermäßige»» Verteuerung des Fleisches auf dem Wege vom Produzenten zum Konsumenten entgegenzuwirken, för dern zu wollen. Amtliche Mitteilungen aus den Sihungm des -tadtrates zu Kivenkock. 42. Sitzung vom 6. November 1906. Anwesend: 4 Ratsmitglieder. Den Vorsitz führt Herr Bürgermeister Hesse- — Ohne Gewähr für daraus abgeleitete Rechte. — 1) Die Weiterbehandlung eines Bebauungsplanes wird unter Beitritt zu dem Gutachten des BauamIeS hierzu genehmigt. 2) Zur Unterhaltung des Handferiigkeitsunterrichts in der Volksschule ist wiederum eine Staatsbeihilfe bewilligt worden. Man nimmt davon mit Dank Kenntnis. 3) Ein Darlehnsgesuch kann keine Berücksichtigung finden, weil die für Aus leihung städtischer Gelder maßgebenden Grundsätze im gegenwärtigen Falle nicht erfüllt find. 4) Von der Sparkassenüdersicht auf den Monat Oktober 1906 nimmt man Kenntnis. Beschlossen wurde noch über 6 verschiedene Angelegenheiten, die all- gemeines Interesse nicht haben. 43. Sitzung vom 15. November 1906. Anwesend: 4 Ratsmitglieder. Den Vorsitz führt Herr Bürgermeister Hesse. — Ohne Gewähr für daraus abgeleitete Rechte. — 1) Auf der Westseite der Nordstraße zwischen Vodel- und Muldenhammer straße will man womöglich noch in diesem Herbste Trottoir Herstellen. 2) Für die Herstellung eines erhöhten Fußweges längs der Nordseite der Hauptstraße zwischen dem alten Friedhöfe und der Schulstraßc ist eln Plan aufgestellt worden. Derselbe soll zunächst der Königlichen Straßen- und Wasserbauinspektion zur Begutachtung vorgelcgt werden, bevor über seine Weiterbehandlung Beschluß gefaßt wird. 3) Der Aufwand für die Instandsetzung der Anlagen am Brühl ist im nächstjährigen Haushaltplane einzustellen. 4) Von der Abrechnung über die Pflasterung der Forststraße nimmt man Kenntnis. k) Alan beschließt ferner ». auf der Brücke des Dönitzbachcs am Neumarkte einen befestigten Uebergang aus Zementestrich herzustellen, b. am Nvnnenhauswege im nächsten Jahre außer den notwendigen Ausbesserungen umfassendere Herstellungen nicht vorzunehmen, c. wegen der Ausnahme der Schlcusenwässer vom alten Friedhof« in die beim Aufgange des Haberleithenerweges beginnende und nach dem Dorfbache führende Schleuse mit der Königlichen Straßen- bauverwaltung weiter zu verhandeln. c>. von dem Projekte einer Beschleusung des Hüblerweges zur Zeit abzusehen, weil der Aufwand unverhältnismäßig hock ist und Anliegerleistungen nur in ganz geringem Umfange zu erwarten sind, in diesem Jahre aber auch schon durch Herstellung eines ge- pflasterten Schnittgerinnes auf der Fläche des nach der Rehme führenden Weges eine Abhilfe der bisherigen Uebelstände getroffen worden ist. 6) Mit teilweiser Bepflanzung der Quellwicsen der städtischen Wasserleitung erklütl ..»an sich einverstanden. 7) Dem Stadtverordnetenbeschlusse über die Platzsrage für das Clara Angermann-Denkmal tritt man bei. 8) Von der Abrechnung über die Scblcusenherstellung in der Schneeberger straße nimmt man Kenntnis. 9) Desgleichen a. von der Stadtkasscnübersicht und vom Fleischbeschauberichte auf den Monat Oktober 1906, d. von Verwilligung einer Staatsbcihilfe zur Unterhaltung und Er weiterung der Volksbibliothek. 10) Den Anschluß der Gemeinde Muldenhammer an den hiesigen Jmpsbezirk genehmigt man. 11) Die Anfuhr eines Teiles des von der Revierverwaltung Eibenstock an gewiesenen Armenholzes wird vergeben. 12) Man stellt darnach die Besoldungen für das stadträtliche Hilfspersonal auf das Jahr 1907 fest. Beschlossen wurde ferner über 7 Bau- und 14 verschiedene andere An- gelegenheiten, die allgemeines Interesse nicht haben. 44. Sitzung vom 20. November 1906. Anwesend: 3 Ratsmitglieder. Den Vorsitz führt Herr Bürgermeister Hesse- — Ohne Gewähr für daraus abgeleitete Rechte. — 1) Herr Stadtrat Alfred Meichßner berichtet über die von der Königlichen Amtshauptmannschaft veranstaltete Muldenbesichtigung, der er als Ver treter der Stadt beigewohnt hat. Besondere Maßnahmen für die Stadt ergaben sich aus der Besichtigung nicht. 2) Die Pläne für die wichtigeren Tischlerarbeiten dcS Rathausneubaues Werden genehmigt. 3) Sodann faßt man über verschiedene innere Einrichtungen des Neubaues Beschluß. 4) Mit wärmstem Danke wird davon Kenntnis genommen, daß die Frei willige Feuerwehr sür den Sitzungssaal des neuen Rathauses Glocke und Hammer des Vorsitzenden stifien, Herr Kaufmann Hermann Drechsler hier aber einige Eibenbäumchen für die Rathausanlagen schenken wollen. 5) Am Eisbahnteiche soll eine SchutzsLranke angebracht werden. 6) Zu einigen Anträgen auf Uebernahmc von FußwegherstellungSkosten auf die Landeskulturrentenbank gibt man die städtische Haftungserklärung ab. 7) Aus Vorschlag des Gesundheitsausschusses genehmigt man die An schaffung einer Anzahl Instrumente und Einrichtungsgegenstände für das Krankenhaus. 8) Durch die Schutzmannschast ist demnächst ein« Revision des Schlafstellen- Wesens vorzunehmen. Beschlossen wurde noch über 9 Bau- und 14 verschieden« andere An gelegenheiten, die allgemeines Interesse nicht haben. War hundert Jahren. Novellette von E. v. Arnim. —- (Nachdruck verboten.) Der frühe Herbstabend senkte sich auf die Erde herab. Bunt schimmerte der Wald im Scheine der untergehenden Sonne, die Kastanien neben dem Schlosse waren schort fast entlaubt, und die Nosenbeete vor der Terrasse kahl und blumenlos. In dem Eßsaale des alten Herrenhauses von Barkwitz mar eine frohe, lärmende Gesellschaft versammelt. Die Kerzen der Kronleuchter beschienen erhitzte Gesichter, der Champagner perlte in den Gläsern und aufgeregt und laut klangen die Stimmen der Gäste durcheinander. Droben am Tische saß der alle Herr von Barkwitz, noch stattlich und ungebeugt und seine dunkeln Augen blitzten noch in demselben Feuer wie einst, da er als junger Offizier im Heer des großen Königs stand und die Schlachten des sieben jährigen Krieges milfocht. Ihm zur Rechten saß die noch immer hübsche Gattin und ihm gegenüber die blühende Tochter, Julie von Barkwitz. Sie war ein schönes Mädchen mit wei chem, blonden Haar, das sie nach der Mode der Zeit über der Stirn gescheitelt und tief am Hinterkopfe verschlungen trug, ein loses Kleid aus leichter, zartgeblümter Seide umfloß ihre schlanke Gestalt und ihre schönen, blauen Augen blitzten in Jugendfreude und Frohsinn. Neben ihr saß ihr Verlobter, Ferdinand von Walkentin, ein hübscher, schlanker Offizier in der Uniform des Regiments Gendarmes, er war ein Schwester sohn des Herrn von Barkwitz und er und seine Koustne waren schon seit ihrer Kindheit für einander bestimmt. Mit einer ganzen Schar seiner Freunde war er heut mittag ein getroffen, galt es doch Abschied von Braut und Pflegeeltern zu nehmen, denn endlich, endlich, nach vielem Zaudern und Zagen ging es nun fort in den Krieg gegen Napoleon, den übermütigen Emporkömmling. Eine stolze, siegessichere Stimmung erfüllte die Anwesen den. Man trank sich zu auf Ruhm und Sieg und frohes Wiedersehen. Julie lehnte ihr schönes Haupt an die Schulter des Ver lobten. „Nicht der Papa allein, auch Du wirst künftig von Deinen Kriegstalen erzählen," sagte sie. „Ach, Ferdinand, ich wollte, ich könnte Dich begleiten! Daß doch wir Frauen untätig zu Hause sitzen müssen." Ihre Worte riefen bei den jungen Offizieren, deren Köpfe bereits von Wein und Kriegslust glühten, lauten Beifall her vor. Begeistert schwangen sie ihre Gläser und tranken der Braut ihres Kameraden zu und selbst Herr von Barkwitz, der es sonst nicht liebte, wenn sich Frauen den Männern gleich stellen wollten, lächelte behaglich bei den Worten seines Töchterleins. Drüben aber vom untersten Ende der Tafel schauten zwei große, dunkle Augen entsetzt und vorwurfsvoll auf die Sprecherin. Sibylle von Hallet war's, auch eine Verwandte des Hausherrn, eine arme Waise, die im Hause des reichen Onkels das Gnadenbrot aß. Wie konnte man nur solche frevelhaften Worte sprechen! Und das Schluchzen, das ihr schon den ganzen Abend über mächtig in der Kehle gesteckt hatte, stieg wieder empor. Ihr erschien der Krieg schrecklich, und der Vetter, den sie heimlich so glühend verehrte und bewunderte, dessen gelegentlich freund liche Worte und Blicke die Wonne und der Trost ihres ein samen Lebens waren, der zog nun fort in Gefahr und Kampf. Sie preßte die kleinen, weißen Hände zusammen. Ach, Sieg oder nicht, wenn Gott nur ihn schützte, ihn wieder sicher heim geleitete. Draußen ertönte ein Hornsignal, das Zeichen für die Herren, daß es Zeit sei, aufzubrechen. Zum letzten Male füllte man die Gläser und der Haus herr hielt eine zündende Rede. Vom Ruhme Friedrichs des Großen sprach er und von der Gewißheit, daß der alte Ruhm aufs Neue gewonnen würde. „Ihr werdet ihn züchtigen, der» übermütigen Eroberer, vor Friedrichs Fahnen wird seine Un besiegbarkeit schnell verfliegen!" rief er. Unter dem lauten Jubel, der seinen Worten folgte, war das Brautpaar leise hinausgeschlüpft, eine Minute ungestörten Beisammenseins zu genießen, vor der lauge»» Trennung. Der dunkle Herbstabend breitete sich über Garte»» und Park, mit eintönigem Rauschen rieselte von den Bäumen das welke Laub, schwere Wolken bedeckten den Himmel, kein freundlicher Stern schimmerte. Ein leises Frösteln, ein Gefühl von dem Ernste des Augenblicks überkam nun doch die beiden Uebermütigen. Julie war ein Soldatenkind. Mit Soldatenliedern hatte der Vater sie einst in den Schlaf gesungen und wie andere Kinder Märchen lauschten, so hatte sie den Erzählungen von blutigen Schlachten, von Krieg und Sieg gelauscht. Sie war ihres Vaters Tochter, es schien ihr nur natürlich, hinauszuziehen in Kampf und Streit. Und ihr Geliebter? Oh, er glühte vor Kampfeslust. Er war ein Held der Salons, er und seine Kameraden, die Offiziere des Regiments Gendarmes waren berühmt ihrer Eleganz, ihrer vornehmen Sitten, ihres glänzen de»» Auftretens wegen. Nui» dürsteten sie danach, zu diesem Ruhm sich auch noch dei» Ruhm glänzender Kriegstaten zu erwerbe»» und sie zweifelten nicht, daß es ihnen gelingen müsse. Oh, wenn es sich nur zeigte, das Regiment Gendarmes, dann würde»» sie ja davonlaufen, diese Franzosen, diese Narren! So dachte auch Ferdinand. Rasch schüttelte er das Zagen, das ihn beschleichen wollte, ab und umarmte zärtlich die Ge liebte. „Als Sieger stehst Du mich wieder! In Gefahr und Kampf wird mich der Gedanke begleiten, daß Du mich er wartest, Deine Hand mir den Siegerkranz reichen wird und der Tag der Heimkehr uns vereinen soll zum Bunde fürs Leben." Julie wischte sich energisch die Träne fort, die sich ihr ins Auge gedrängt hatte. „Ich zweifle ja nicht, mein Ge liebter, daß Du mir als Sieger wiederkehren wirst, des Vater landes Ruhm ist unser Ruhm! Lebe denn wohl, lebe wohl, meine Gedanken, meine Gebete werden mit Dir und Deinen Siegen sein!" Sie hielten sich innig umschlungen. Lärm und Pferdegetrappel wurde nun laut, und das rötliche Licht von Fackeln erhellte den dunkeln Garten. Man brach auf. Herr von Barkwitz trat zu dem jungen Paare. „Trennt Euch, meine Kinder, trennt Euch für heute," sagte er. „Und keine Tränen, Julie, Du bist ein Soldatenkind, sei stolz da rauf, die Braut eines Heldei» zu sein." Noch einen Blick, noch ein Händedruck — und so schie de»» sie. Ferdinand schwang sich auf sein Pferd, die Schar seiner Kameraden umgab ihn. Die Dienerschaft des Hauses brachte den Fortreitenden ihren Abschiedsgruß in einem lautschallen den Hurra dar, auf der Terrasse standen, mit ihren Tüchern winkend, die Damen und hell erleuchtete der Schein der Fackeln das alte Haus und den weiten Garten. „Vorwärts, vorwärts!" Die Pferde wieherten lustig, noch einmal wandte man sich grüßend und winkend zurück, dann ließ man Lärm und Fackelglanz hinter sich, vorwärts ging es, in die dunkle Nacht hinaus. An der Pforte, die aus dem Parke auf die Chaussee hinausführte, scheute Ferdinands Pferd plötzlich vor etwas Hellem, das sich aus dem dunkeln Gebüsch loste und auf ihn zukam. Es war Sibylle. Sie streckte ihm die Hand entgegen, in der sie eine blasse Rose hielt. „Du hast mir ja garnicht Lebewohl gesagt, Fer dinand !" rief sie klagend. „Da nimm zum Abschied diese Rose, es war die einzige, die ich finden konnte und ist nur eine weiße, aber die roten sind alle verblüht," und in einer un klaren Empfindung von Abschiedsschmerz sprang er zur Erde und schloß die kindliche Gestalt in seine Arme, dann schwang er sich wieder auf's Pferd und ritt den Kameraden nach, während sie bitterlich weinend in das feuchte Gras niedersank. * Und über dasi Die von nah, Auct dunkle V seit dem Louis F, nicht mes mals, a anstatt f: kümmert, füßig wi Der Nachricht „drunten natürlich Wie Der mit juge: nahen S „O, „Sobald sprengte Lu" die Mut: Ecke saß Wai war er s Juli kam nich End sie drauf nahte er Frauen < glitt er c drinnen „All dinand!" „Was f tapferer was wei würdiger Juli aber rief ist nicht aber er i Ja streckt au gang de- seines R 8 V Ai< bitte wasch Ner v. S «s ist die und wähl» L St. 30 i Li und Fe» billigst Ko § auf das blatt" werden i Austräg» ämtern i nommen Di» Oest,
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