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Amts- M AMgcklltt Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage „Seifen- blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lelegr.-Adrrsir: Amtsblatt. für den Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die klcinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fcrnsprrchcr Nr. 216. . 53. Jahrgang. ------ Donnerstag, den 15. November Stadtverordnetenwahl. Infolge Ablebens des Herrn Stadtverordneten Bach sind am 3. Dezember dss. Zs. 8 Stadtverordnete, von denen mindestens 2 ansässig und mindestens 2 unansässig sein muffen, zu wählen. Die Wahl findet von S Uhr vormittags bis 1 Uhr nachmittags im Rats- sthungssaale statt. Stadtrat Eibenstock, den 14. November 1906. Hesse. Müller. Die auf das Jahr 1905 hier abgelegte Gemeindekassen-Nechnung liegt nach er folgter Prüfung vom 18. November 1SV6 ab 4 Wochen während der gewöhnlichen Geschäftsstunden iw Rathause Zimmer Nr. 6 — Gemeindekassen-Verwaltung — zur Ein sicht aller Gemeindemitglieder aus. Schönheide, am 12. November 1906. Der Gemeindevorstand. Vodöielskis Mcktrttt. Das langerwartete Ereignis ist nun eingetreten. Der König hat das Abschiedsgesuch des preußischen Ministers für Landwirtschaft v. Podbielski unter Verleihung der Brillanten zum Großkreuz des Roten Adlerordens genehmigt. Mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Landwirtschaftsministers ist einstweilen der Minister des Innern von Bethmann-Hollweg beauftragt worden. Viktor v. Podbielski ist geboren am 26. Februar 1844 zu Frankfurt a. O„ ist also heute nahezu 63 Jahre alt. Er trat 1862 in das 11. Ulanenregiment ein, machte den Krieg von 1870/71 als Generalstabsoffizier beim 10. Armeekorps mit, war später Kommandeur des Zielen-Husarenregiments in Rathenow, befehligte dann als Generalmajor die 34. Kavalleriebrigade in Metz und wurde 1891 zur Dis position gestellt. 1896 erhielt er die Beförderung zum Generalleutnant z. D., nachdem er schon 1893 als Vertreter der Westprignitz in den Reichstag gewählt worden war. Am 1. Juli 1897 übernahm er nach dem Tode von Stephans das Staatssekrekariat des Reichspostamts. Als Leiter der Post geschäfte führte er eine Anzahl von Reformen durch, erhöhte das einfache Briefgewicht von 15 auf 20 Gramm, dehnte die Ortsbrieftaxe auf die Nachbarorte aus, beseitigte die Kautions pflicht der Beamten und veranlaßte die Beseitigung der Privatposten durch die Einführung des Postzwanges für ver schlossene Ortsbriefe. Die Einführung der Reichspostmarke in Württemberg war sein Werk. Weniger erfolgreich war der ebenfalls von ihm eingeführte Kartenbrief, der heute kaum noch benutzt wird. Zum preußischen Landwirtschaftsminister wurde et im Mai 1901 ernannt, sein Nachfolger im Postamte wurde Staatssekretär Krätke. Der vorläufig mit der Wahrnehmung der Geschäfte im preußischen Landwirtschaftsministerium betraute Minister des Innern vr. Theobald von Bethmann-Hollweg ist geboren am 29. November 1856, wurde 1899 Regierungspräsident in Bromberg, im Herbst des gleichen Jahres Oberpräsident der Provinz Brandenburg und am 22. März 1905 preußischer Minister des Innern an Stelle des verstorbenen Freiherrn von Hammerstein-Loxten. Tagesgeschichte. — Deutschland. Zur Grundsteinlegung des neuen Deutschen Museums ist das Kaiserpaar in München eingetroffen Unter Führung des Vorstandes des Deutschen Museums besichtigte der Kaiser die im alten Nationalmuseum ausgestellten Gegenstände des Deutschen Museums und em pfing dann eine Abordnung der Veteranen des 6. bayerischen Infanterie-Regiments. Abends sand im Palais des Prinzen Leopold zu Ehren des Kaiserpaares Festtafel und hierauf Festvorstellung im Hof- und Nationaltheater statt. Der Kai ser hat eine große Anzahl Ordensauszeichnunaen verliehen. — Maßnahmen der Retchsregierung zur Fleischteue- rung sind dem Vernehmen nach in kürzester Zeit zu er warten. Das Ergebnis der vom Reichskanzler angeordneten Erhebungen über die Ursachen der Fleischteuerung liegt seit etwa 14 Tayen vollständig vor. Ob Herabsetzungen der Tarife oder Erleichterungen der Einfuhr angeordnet werden, steht noch dahin. — Der Posener Erzbischof v. Stablewski hat sich im polnischen Schulkinderstreik nunmehr ganz offen auf die Seite der Polen gestellt. Wie aus Posen gemeldet wird, empfing der Erzbischof eine große Polen-Abordnung der Pro vinz, die dem Erzbischof für seinen Standpunkt in dem Schul strelk dankte. Der Sprecher der Deputierten war der Ritter gutsbesitzer vr. v. Jackowsky. Der Erzbischof dankte für die Huldigung und sprach die Hoffnung aus, daß Gott den Polen den Sieg verleihen möge. — Die Zahl der gegen wärtig beim deutschen Religionsunterricht streikenden pol nischen Kinder übersteigt 40 000. — Ueber die Zustände in den sozialdemokrati schen Konsumvereinen verbreitet eine Enquete Licht, die unlängst in dem Organ der Angestellten eine kritische Beur teilung erfuhr. Von 837 Vereinen haben sich 774 mit Ant worten beteiligt. Das Ergebnis der Erhebungen, so sagt , das Organ der Handlungsgehülfen, ist nicht erfreulich. Arbeiter, die sonst für den Achtuhrladenschluß schwärmen, haben in Konsumvereinen dis Angestellten in vielen Fällen bis 10 Uhr beschäftigt. Nur in 79 Vereinen ist der Achtuhrladenschluß durchgeführt. Nach dem Ende der Geschäftszeit müssen die Angestellten noch Aufräumungsarbeiten vornehmen. Ueber- tretungen der gesetzlichen Ruhezeit sind an der Tagesordnung. Mehr als zwei Drittel der Beschäftigten haben keine voll ständige Sonntagsruhe. In 150 Fällen ist eine Geschäfts zeit von fünf Stunden und länger am Sonnlag vorgeschrie ben. Die Gehaltssätze sind durchweg sehr gering. Besonders tritt das bei den weiblichen Lagerhaltern zutage. Ein Kon sumverein zahlt einer Lagerhalterin beispielsweise im Maximum 65 Mk pro Monat, er verteilt aber dabei 14 v. H. Dividende. In Augsburg z. B. beschäftigt der Konsumverein Verkäuferinnen mit 20 Mark Monatsgehalt. So wird von sozialdemokratischer Seite die Arbeitskraft der Angestellten ausgebeutet. — Köln, 13. Novbr. Der „Kölnischen Zeitung" wird gemeldet: Eine Freigebung der Grenzen seitens der Re gierung in dem Sinne, daß man fremdem Vieh unter Auf hebung oder wesentlicher Einschränkung der Sicherheitsmaß regeln den Eintritt nach Deutschland gestattet, ist sicherlich nicht zu erwarten. Ebensowenig glauben wir, daß die Re gierung sich zu einer zeitweiligen Herabsetzung der Einfuhr zölle entschließen wird, wie sie von mehreren Seiten in Vor schlag gebracht worden ist. Dagegen wird aller Voraussicht nach eine verstärkte Versorgung mit ausländischem Fleisch dadurch erreicht werden, daß die Regierung zur Erricht ung von Schlachthäusern an den Grenzen ihre Zustimmung gibt, in denen das vom Auslande kommende Vieh sofort geschlachtet und zur Weiterversendung fertig ge macht werden kann. Diese Maßregel dürfte insbesondere auch auf die holländische Grenze angewandt werden. — Oesterreich-Ungarn. Bei den Gemeinde wahlen in Budweis machte sich ein ungeheurer Terro rismus der Tschechen bemerkbar, und tschechische Agitato ren wurden bei vielen Fälschungen von Stimmzetteln und Vollmachten abgefaßt. Der Sekretär des tschechischen Natio nalrates vr. Wodnausky, wurde verhaftet, weil er einem Gendarmeriepoftenführer einen Stoß vor die Brust versetzt und mit der Faust gedroht hatte. Ein aktiver Regimentsarzt der Budweiser Garnison, ein Tscheche, drohte einem deutschen Bäckermeister Entziehung der Lieferung für die Kaserne an, wenn er sich nicht der Wahl enthalte. Abends sammelte sich die tschechische Bevölkerung in drohender Haltung gegen die Deutschen auf dem Marktplatze an. Zur Aufrechterhal tung der Ordnung mußten sechs Kompagnien Militär aus rücken. Die Vorgänge bei der Budweiser Wahl beweisen neuerlich, wie wenig die tschechischen Parteiführer bestrebt sind, den nationalen Frieden in Böhmen herzustellen. Die Gemeindewahl hat schließlich mit dem Siege der Tschechen geendet. Die Deutschen werden die Wahl anfechten. — Rußland. Am Sonntag ist ein Befehl des Kaisers ergangen, auf Grund dessen es Militärper sonen verboten ist, dem Verbände irgendwelcher polit ischen Parteien beizutreten oder Versammlungen beizu wohnen, in denen politische Fragen erörtert werden, sowie an solche Agitationen teilzunehmen, die gegen die Regierung ge richtet sind. Alle Offiziere und Zivilbeamte der Militärver waltung, die gegen diese Bestimmung verstoßen, können auf dem Disziplinarwege aus dem Dienst entlassen werden. Ebenso werden alle Kommandeure mit Dienstentlassung be straft, wenn sie gewußt haben, daß ihre Untergebenen gegen diese Bestimmung verstoßen haben, und wenn sie nicht sofort Maßnahmen getroffen haben, die Schuldigen zur Verantwort ung zu ziehen. — Amerika. Ein Ausstand von gewaltiger Aus dehnung droht bei den New-Uorker Eisenbahnen auszubrechen. Etwa 100000 Angestellte der Erie-Bahn, der Delaware- und -Lackawanna- sowie der New-Nork-Central- Eisenbahn halten Besprechungen über die Frage eines Aus standes ab; die Leute verlangen eine Lohnerhöhung, ent sprechend derjenigen, die die Pennsylvania - Eisenbahn ihren Angestellten gewährt hat. Falls der Streik wirklich ausbricht, wird er den Verkehr auf den wichtigsten Eisenbahnlinien nach New-Uork unterbinden und gewaltigen Schaden neben unab sehbaren Unzmräglichkeiten mit sich bringen. Bisher sind nur die unteren Eisenbahnbediensteten, wie Bremser und Lastträger, in die Ausstandsbeweguna eingetreten, es wird aber versucht, die Lokomotivführer zur Beteiligung zu bewegen. — Afrika. Der Einfall einer kleinen Burenbande in die Kapkolonie hat vielleicht mehr Aufsehen erregt, als er verdient. Es handelt sich wenigstens nach Ansicht von Leu ten, die die Verhältnisse kennen, um nichts weiter, als um den Raubzug einiger unternehmungslustiger Buren, die in Deutsch-Süd-West-Afrika nicht das fanden, was sie wollten, und ein bequemes Leben vorziehen. Die von den Buren überfallenen Polizeiposten bei Abeam und Wilkop scheinen sich tapfer verteidigt zu haben. Es wurden dabei drei Kappoliziften verwundet, darunter einer lebensgefährlich. Die Polizisten waren nicht in der Lage, zu verhindern, daß die Buren mit Waffen und Munition der Stationen abrück ten. Etwas bedenklicher scheint die Nachricht, daß die kleine Burenschar eine größere Anzahl bewaffneter Eingeborener bei sich habe. Ueber die Stelle, wo sich die Buren augen blicklich befinden, gehen die Nachrichten auseinander. Die Holländer in Kapstadt sollen den Einfall der Buren unter Ferreira geradezu als ein politisches Unglück betrachten. Der Vorsitzende des Afrikander-Bondes, der den in Betracht kom menden Bezirk im Parlament vertritt, ist sofort dorthin auf gebrochen, um die holländischen Farmer von einem Anschluß an die Buren abzuhalten. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 14. November. Am 15. d. M. nachmittags 5 Uhr findet im Saale des Gasthauses zum Muldenthal in Aue der zweite diesjährige Obermeistertag statt. Auf Anregung aus Jnnungskreisen ist diesmal von einem bestimmten Thema abgesehen worden. Es findet nur eine freie Aussprache über alle die gewerblichen Gebiete be rührenden Angelegenheiten statt. Die Gewerbekammer Plauen — als Veranstalterin dieser Tage — hofft, daß auch diese Versammlung — gleich der vorigen — recht zahlreich besucht wird, denn ein direkter und mündlicher Verkehr mit derselben kann dem Handwerker und den Innungen nur zum Vorteil gereichen. Möchten die hiesigen Obermeister auch diesmal recht zahlreich erscheinen, das vorige Mal war nur eine Innung nicht vertreten, was hoffentlich diesmal nicht der Fall ist. Auch Innungs-Vorstandsmitglieder und andere sich dafür intereffierente Mitglieder können sich beteiligen und sind ein geladen. — Eibenstock, 14. November. Mehrere Posten Seide im Werte von zirka 120 M., die er dann seiner Mutter zusteckte, erschwindelte sich dieser Tage von einer hiesigen Seidenfirma der bei der Firma Flach L Petzold hier als Laufbursche in Stellung befindliche 13jährige Schulknabe Queck, indem er zwei Lieferscheine mit der Unterschrift seiner Firma fälschte. Seine Mutter soll die Seide nach Schneeberg gebracht und dort verkamt haben. Sie wurde deshalb wegen des Verdachts der Hehlerei am Freitag verhaftet. Die weitere Untersuchung ist im Gange. — Eibenstock, 14. November. Wettervorhersage: Mittwoch, den 14. 11. 06, abends 6 Uhr bis Donnerstag, den 15. 11.06, abends: Schwache östliche Winde, teils heiter, teils nebelig, trocken, kühler. — Eibenstock. In den nahen böhmischen Orten Hirschenstand, Sauersack und Fribus, die abgelegen sten und ärmsten Orte unseres Erzgebirges, in denen noch keine Industrie festen Fuß fassen konnte, wird durch Wieder aufnahme des alten Bergbaues doch einiges Leben ent stehen. Die Unternehmerin ist die am 15. Oktober in Teplitz gegründete Erzgebirgische Schürfgesellschaft, die bereits 70 Freischürfe auf Zinnerz erworben hat; auf die Hälfte hier von gibt sie 1600 Schürfscheine zu je 2000 Kronen ab. — Schönheide, 11. November. Abermals haben ruchlose Hände hier ihr Spiel getrieben. Während vor einigen Tagen ein großer Wächterhund der Firma Lenk u. Co. vergiftet worden ist, und, wie wir berichteten, dieser Tage eine Anzahl zur Verschönerung des Ortes angepflanzte Laub bäume vernichtet wurden, ist in der vergangenen Nacht bei der Firma Baumann u. Co. der neue große Treibriemen, welcher das große Hauptgebäude mit der Hinteren Fabrik verbindet, durchschnitten worden. Bei der Firma Schönheider Bürstenfabrik, Akt.- Ges., vormals F. L. Lenk wurden in der letzten Zeit mehrfach Fensterscheiben zertrümmert. Bisher ist es nicht gelungen, die Täter zu ermitteln. — Leipzig, 13. Novbr. Die Postunterbeamten im Oberpostdirektionsbezirk Leipzig hielten eine Versammlung ab, in der beschlossen wurde, an den Reichstag eine Peti tion zu richten, in der um eine anderweite Regelung der Gehaltsklaffen der Postschaffner, Briefträger, Postboten und Landbriefträger dergestalt ersucht wurde, daß die höchste Ge- haltsklaffe schneller erreicht werde. Ferner wurde um Erhöhung der Tagegelder der Telegraphen- und Posthilfsarbeiter ersucht. Endlich wurde noch um Regelung der Personalreform er sucht, indem darum gebeten wird, für befähigte und strebsame