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Ursachen de» tunesischen Fckdzuge» in immer weiter«» polizrimeister von Petersburg wieder vrrläffen, um Kreiseu Glauben stade», zumal da die von der Tscherewin« Nachfolger zu «erde«, der mit der radikale» Prefle erhobenen Anschuldigunge» nunmehr Leitung de» Schutze» der kaiserliche» Residenzen in bestimmter Weise fornncktrt «erde«. Wäre auch betraut ist. Die Quelle dieser ununterbrochenen nur eiu Theil der soeben in einem von der äußersten " Linken entworfene« Fragebogen ausgestellten Anklage« punkte richtig, so würde die Regierung bei den dem nächst in der Deputirtenkammer zu erwartmden Interpellationen einen schweren Stand haben. In dem Fragebogen selbst wird eine ganze Reihe von Anklagepunktrn hervorgehoben, unter denen einige übrigen» bereit» anderweitig ihre Bestätigung er« halten haben. Unter Ändere« wird darauf hin« gewiesen, daß der Fanati«mu« der Araber durch .verschiedene schwere Fehler' bi» zum Uebermaße ge reizt worden sei und daß in»besondere da» Bom« bardrment der osttunefischrn Hafenstadt Sfax sowie die Plünderung diese» muselmännischen Heiligthum» die Erbitterung der Araber auf'» Höchste reizen mußte. Gerade jetzt gelangt eia Schreiben eine» seit vielen Jahren in Sfax ansässigen Großkauf« manne« an einen deutschen Verwandten zur Der« öffentlichung, welche» bestimmt bekundet, wie arg die Franzosen nach der Einnahme der erwähnten Stadt gehaust haben. Noch acht Tage nach der Einnahme dauert« die Plünderung unter den Augen der Offizier« fort; nicht minder bezeichnend ist, daß die Franzosen auf den verschiedenen ConsulatS- gebäuden di« nationalen Flaggen strichen, ja auf dem deutschen Biceconsulare sogar die deutsche Flagge durch dir französische ersetzten. Noch eine ganze Reihe von Scenen der schlimmsten Willkür wird berichtet, so daß die französische Heeretführung einen großen Thril der Verantwortlichkeit für die erbitterte Verteidigung und die Grausamkeiten der Araber trägt. Besondere» Gewicht wird in dem erwähnten Fragebogen selbstredend auf den angeb lichen Zusammenhang finanzieller Operationen mit der tunesischen Expedition gelegt. In England coocentrirt sich da« Interesse an de« öffentlichen Vorgänge« im Augenblicke ganz und «»»schließlich auf die irische Landagitation, an deren unheilvolle Wirksamkeit die sich seit einiger Zeit häufiger wiederholenden agrarischen Gewaltakte mit verhängnißvoller Eindringlichkeit gemahnen. Kürzlich erhielt die Dubliner Regierung die Meldung von einem frechen Versuche, va» Hau« de« Capitän Llohb, eine« Gut«befitzer« in Palla» Green, Graf schaft Limmerik, mit Dynamit in die Luft zu sprengen. Eine Seite de« Hause« wurde vollständig zertrümmert. Capitän Lloyd, 7 Arbeiter und 11 Polizisten be fanden sich zur Zeit in dem Hause, aber e« wurde, soweit bi« jetzt bekannt ist, Niemand verletzt. Di« türkische Regierung hat da« Bedürfniß gefühlt, sich über den Zweck ihrer Mission nach Egypten, über die man sich in Pari» und London sehr zu beunruhigen anfing, auSzusprechen. Dieselbe sei, heißt r« in einem offiziellen Communiqub, durch die Nothwendigkeit veranlaßt worden, im Einver- ständmß mit dem Khedive die Beschwerden der egypttschen Armee gegen gewisse Funktionäre gründ lich zu untersuchen und hierüber der souveränen Regierung zu berichten. Auch in diesem engeren Rahmen ist übrigen» die Einmischung de« Sultan» in die inneren Angelegenheiten Egypten« geeignet, die Westmächte zu beunruhigen, welche die gemein same Controle über da« Nil-Land für sich allein beanspruchen möchten. Man darf namentlich nicht außer Acht kaffen, daß im Land« Egypten selbst die entschiedene Neigung vorherrscht, die Bande mit Constantinopel enger zu knüpfen und diejenigen mit de» europäischen Mächte« nach Thunlichkeit zu lockern. Äa» di« rgyptische Frage selbst betrifft, die durch die bekannten „Time»" - Artikel aufgeworfen worden war, so find die Officlösen bemüht, dir Viscusfion über dieselbe wieder abzuschnriden. Die« selben mache» aufmerksam, e» sei schicklich, bei der Diecussion über die künftigen Gestaltungen de« Orient» nicht zu vergessen, daß Mazedonien, Epiru», Constaatinopel, Egypten und all' die Gebiet«, di» gegenwärtig in der europäischen Publizistik leichte» Sinne» hierhin und dorthin verschenkt »erden, vor« läufig noch im Besitze der Türkei sind, und daß man nicht leichtweg über ein Reich wie die Türket zur Tagesordnung übergehen kann. Der russische Kaiser leidet an großer Nerven aufregung. Er soll beständig seine Schlüffe ändern, einmal seinen Ministern Borwürfe machen, ein andere« Mal seinen intimen Freunden, und sie eigennütziger Beweggründe beschuldigen. Au» diesem GemüthSzustaade de« Staat-oberhaupte« allein er klärt sich auch her ununterbrochene Beamtenwechsel. Varaaov soll wieder au» Archangrl zurückberufen seichjnnoch eh« er da« Geringste für die ihm aufgr- trchzwe ^Hebung der Fischerei gethan hat. Ko«low wird seinen eben eingenommene« Posten al» Obrr- Ergebniß gering. E« kamen 9 Hirsche, 2 Ts 1 Kalb auf die Decke, davon schoß der König > Sachsen 3, der Kronprinz, der Großherzog > To«cana und Prinz Leopold von Baiern je Hirsche. Der Regen strömt unaufhörlich nieder. Fluktuation in den höheren Beamteukreise» ist offenbar di« Besorgniß Alexander Hl. für seine persönliche Sicherheit und leider find gar keine Au»« sichten vorhanden, daß da« Gleichgewicht in dem Gemüthe de« Lzaaren wieder hergestellt werde. Da» terroristische RegierungSsystrm ohne Beständigkeit und ohne Kraft provozirt immer neue Manifestationen der revolutionäre« Partei. Ein« kaiserliche Verordnung vom 7. d. M. be ruft den Bunde»rath auf den 20. Oktober nach vrrlin ei«. Der .Reicheanzeiger' erklärt, daß die Meldung der Blätter von besondere« Borbereltungea zu« Seburt«tage de« Kronprinzen, namentlich, daß Deputationen derjenigen Regimenter erwartet werden, deren Chef der Kronprinz sei, jeder Begründung entbehren. Der Kronprinz werde wie alljährlich seinen Geburt«tag in ländlicher Zurückgezogenheit im Kreise seiner Familie verleben. E« bestätigt sich, daß die Reich«regierung ei« Statut ausarbeiten läßt, welche« den neu zn bildenden Innungen al« Musterstatut diene» soll und nach welchem ältere Jnnung-statuten um gearbeitet werden können. Herr v. Bennigsen, der den Fürsten Bismarck genau kennt, hat wohl Recht, wenn er meint, der Reichskanzler werde niemals auf Kosten de» Staate» dem Papstthum Zugeständnisse machen. Al» der Culturkampf in üppigster Blüthe stand, da geschah e» einst, daß Fürst Bismarck zur Audienz in da« kaiserliche Palai» kam und von dem ultramontaoe« Graf Neffelrode, dem Hofmarschall der Kaiserin, nicht gegrüßt wurde. Er maß »en Grafen mit seinem schärfsten Blicke, dann, bei dem Kaiser ein tretend, sagte er: .Majestät, ich bin gewöhnt, in den Häusern, in denen ich verkehre, von der Dienerschaft gegrüßt zu werden; ich bitte um Ge- nugthuuog für die Insolenz de« Grafen Neffelrode, der den Gruß unterlassen.' Selbigen Tage« noch hatte der ultramontane Graf seinen Abschied. Solche Dinge vergessen sich nicht. Dir beiden Parteien kennen einander. Wien, 10. Oktober. Der Minister de» kaiserlichen Hause« und de» Bieußern, sowie Vorsitzender de« gemeinsamen Mioisterrath«, Geheimrath Freiherr von Haymerle ist heute Nachmittag 31 Uhr plötzlich am Herzschläge verschieden. — Der Verewigte war am 7. Decrmber 1828 zn Wien geboren, war 1881 Legation»secretär in Dresden, 1864 Geschäftsträger in Kopenhagen, nahm 1866 an den preußisch, österreichischen Friedens verhandlungen in Prag Theil, arbeitete 1868 einige Zeit unter Graf Beust im auswärtigen Ministerium in Wien, erhielt im December 1869 den Gesandt- schaftspostcn in Athen und 1872 den im Haag. Nachdem er wieder unter Andrassy im auswärtigen Ministerium beschäftigt gewesen, ward er 1877 Botschafter in Rom; 1878 war er dritter Bevoll mächtigter Oesterreich« auf dem Berliner Congreß und wurde 1879 zum Nachfolger Andrassy'« be stimmt, dessen auswärtige Politik er fortzuführen entschlösse« war. Seine officielle Ernennung zum Minister de» k. k. Hause« und de« Aeußern der österreichisch-ungarischen Monarchie erfolgte am 8. Oktober 1879. Haymerl« besaß neben einer ge diegenen diplomatischen Schulung auch eine feine, gelehrte und künstlerische Bildung. Sein Lod wird in beide« Reich«hälften al« ein sehr schwerer Verlust - empfunden werde«, da er mit unleugbarem Geschick die au««Lrtige Politik de« Kaiserstaate« geleitet hat. Wie verlautet, traf Gambetta mit seinem Neffen^ welche» er au« einer Erziehungsanstalt in Drr«den abgeholt hatte, in Frankfurt a. M. ei«, vrrweilte unter «»genommenem Namen im Hotel Russie und reist« am 10. d. Mittag« nach Pari« weiter. Sachsen. Der Kaiser von Oesterreich trifft mit dem König Albert von Sachsen und der übrige» fürstliche» Jagdgesellschaft am 13. d. M. au« Steyermark wieder in Wien rin und tritt Se. Majestät König Albert denselben Tag dir Rückreise «ach Dresden an. Die Jagden in den steyerischev Alpen sind mehrfach durch schlechte« Wetter gestört worden. Am 6. wurde in dem wildrrtchen Thale Frei» gejagt; doch entsprach der Erfolg nicht den Erwartungen; anhaltend schlechte« Wetter und Nebel machten da» Ergebniß gering. E« kamen 9 Hirsche, 2 Thirre, 1 Kalb auf die Decke, davon schoß der König vo» von MH. H dieser Lage die „Prov.^orresp" für uöthig, den Fürste» Bi»marck gegeu de» Vor wurf, daß er die Socialdemokratie begünstige, in Schutz zu «ehmea. Bismarck stt nur Socialist in dem Sinne, daß er seine tttzte Lebensaufgabe darin ' erblickt, die Läge der Attmfte« in der Bevölkerung zu verbessern, fikr der« Bedürfniß er von jeher offenen Sinn »»d Herz gehabt. Wir wollen an dem Herze« unsere» Reichskanzler« keine»»rg« zweifeln und find von vornherein überzeugt, daß der- selb« sich der socialdemokratischen Partei so wenig al» irgend einer ander» verschreibt; aber ebenso un« zweifelhaft ist un», daß derselbe mit seinen Social reformen genau so wie mit seines Vorschlägen zur Herstellung de» kirchlichen Frieden» eine« unmittel bar und wesentlich politischen Kalkül folgt. Da« Ergebniß de» 27. October wird zeigen, ob dieser Kalkül rin richtiger war. — Wrnu da« ebenrrwähnte hochoffiziöse Blatt ferner behauptet, da» Taback«. Monopol befinde sich noch im Stadium der Vor bereitung u»d könne noch nicht Gegenstand der Volks abstimmung fein, so liegt der Verdacht nahe, r« könnte hier eine Ueberrumpelung der Bolk«vertretung beabsichtigt werden. Denn nach anderweitigen Mit- thetlungen würde die betreffende Vorlage, obwohl in wesentlichen Punkten noch einer Umarbeitung be- dürftig, allerdings dem Reichstage bald nach besten Zusammentritt zugehe». Jene Umarbeitung würde sich namentlich auf dir Entschädigungen beziehen, welche niedriger gegriffen werden sollen, al» ursprüng lich beabsichtigt war. In der Stellung der Parteien zu der Monopolfrage ist eine Aenderung nicht ein getreten. Da« Centrur» ist bi« jetzt dagegen; wie lange und wie einmülhig, fragt sich sehr. Wahr scheinlich wird e» sich der Frage gegenüber spalten, wie in letzter Zeit regelmäßig, wenn r« sich um Fragen nicht kirchlicher Natur handelte. Die Polen treten »eurrding« ziemlich offen für da» Monopol eiu. Natürlich verlangen auch sie Gegengeschenke und zwar auf „nationalem Gebiete." Die „Ger mania" klagt, daß in der kirchenpolitischen Angelegen- heft eine kühlere Strömung in Regierungskreisen eingrtreten sei. Da« ist wohl möglich, aber wir glauben, daß die Quecksilbersäule im politischen Thermometer noch ost finken und steigen wird, ehe die „angenehme Lemperatur" erzielt ist, nach der sich manche Leut« sehnen. Die österreichisch-ungarische Zollcouferenz, deren Zusammentritt schon seit längerer Zeit er wartet wurde, hat ihre Berathungen im Wiener Ministerium de» Auswärtigen ^begonnen. Der Zweck »er Lonfereuz ist bekanntlich eine Revision de» Zolltarif«, velche man gegenüber der deutschen Zollpolitik für wünschen«werth hält. In der ersten Sitzung erklärten sich die österreichischen und un garischen Bevollmächtigten übereinstimmend dahin, daß e« nothweadig, die Zollansätze jener Artikel, die au« Deutschland in größeren Quantitäten eingeführt werden, rntsprrchrad zu erhöhe». Gleichzeitig mit den Berathungen der Zollcouferenz begann auch die Eonferenz von Delegirten de« österreichischen und de« ungarischen Justizministerium« wegen einer der bereit» im Frühjahr von Rußland erfolgten An regung entsprechenden Modifikation der Auslieferung«- Verträge. Bekanntlich ist in allen während der letzten Jahre tu Oesterreich-Uogarn abgeschlossenen Auslieferung« - Verträgen die Klausel enthalten, daß Mordanschläge gegen da« StaatS-Oberhaupt nicht zu politischen Verbreche» zu zählen sein. Jetzt handelt e« sich namentlich darum, festzustellen, daß auch die Vorbereitung zu derartigen Attentaten nicht zu de« politischen Verbrechen zu zählen sei. Die österreichische Regierung ist nicht ab^cne-z! h'-rauf rinzugehen; dagegen erheben dir U.iZari; große Schwierigkeiten. Bei der erwähne» onstrerz standen sich die Gegensätze unvermi m Obgleich jedoch vo« lmgartschrr Se k? wn großer Entschiedenheit erklärt wird, «an würde memue zu einem „derartigen Eingriff i« die »sylireihei»' seine Hand biete», hält «aa in den Kreisen de« au«- wärtigen Amte« an der Hoffnung fest, daß e« gr- liuge» werd«, eine Formel zu finden, welche die Bedenken der Ungarn beschwichtigt. Auch öster- reichischrrseit« hält «an übrigen« selbstverständlich aa der Auffassung fest, daß keinerlei Au«lieferuug auf ein« bloße A»sch«ldigung hin erfolgen dürfe, daß vielmehr der vewet« für eine wirkliche Theil- nahm« a« Mord«, am Mordversuch oder an der Vorbrreituug deffelbe» erbracht sein müsse. Di« Nachrichten über da« Gemetzel von Qued- Zargua habe» in Frankreich -roße Entrüstung bervorarrufea, da die Unfähigkeit der französisch»««:, Heeresführung durch di« jüngsten Vorgangs,io».i Lunefiea von Neuem aus'« Deutlichste erhäNttkf worden ist. Unter diesen Umständen scheint egübtfia grriflich, daß die „Enthüllungen" über die -uWfws