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Ich packt« ibn am Arme und rief: »Mensch, was ist? ivas ist geschehen?' Er zitterte unter dem Druck meiner Hand und sah mich mit grasten, starren Augen an. »Ist etwa?' — schrie ich, „gib Antwort, Mann!' und schüttelte ihn, doch er vermochte nur die Worte zu stammeln: „Herr Doktor — schnell — schnell!' — Dann deutete er mu der Hand in die Höhe. Ich verstand ihn, ließ ihn los und sprang die Treppe hinaus zu den mir wohlbekannten Räumen. Die Türflügel des Wohnzimmers standen weit offen. Auf der Schwelle lag eine zerbrochene, verloschene Kerze; aus dem Zimmer strahlte Helles Licht. Mit einem Blick über sah ich alles, was geschehen. Das Trauerspiel war zu Ende. Ich selbst war erlöst. Vor dem Sofa hingeworfen sah ich den unglücklichen Gatten, der schluchzend sein Gesicht in die Polster barg. Er blieb in der gleichen Stellung, obwohl er das Geräusch meines Eintritts hören mußte. Der Schmerz schien ihn versteinert zu haben. Lang ausgestreckt vor dem geöffneten Klavier und neben dem umgestürzten Sessel lag mit wachsbleichem Gesicht kalt und leblos das schöne junge Weib. Einige Notenblätter, in den Todessturz mit fortaenssen, waren herabgefallen und be deckten als ein seltsam Leichentuch die Gestalt der Regungs losen. Ich trat heran, hob ihren schon steif gewordenen Arm auf, faßte an den Puls, horchte an ihrer Brust — zwecklos, wie ich mir selber sagte. Nichts Ungewöhnliches bei derartigen Patienten war eingetreten; ein Blutsturz hatte in jähem, tödlichem Ueberfall die letzten, noch mühsam gesammelten Lebens kräfte des jungen Körpers vernichtet. Sie war gegangen. — Vermischte MaÄrichten. — Die letzte Leipziger Messe ist jetzt zu Ende gegangen. Das muß jedoch dahin verstanden werden, daß von nun ab auf den Jnnenplätzen der Stadt keine Messen mehr abgehalten werden. Jahrhunderte lang sind Roß- und Königsplatz, später auch Fleischerplatz und Augustusplatz für die Schau- und Krammesse in Benutzung gewesen und gar mancher hatte dort Jahrzehnte hindurch denselben Verkaufs stand. Vor dem Frankfurter Tor hat die Stadtgemeinde jetzt einen neuen riesigen Meßplatz errichtet, der bereits für die nächste Messe in Benutzung genommen werden soll. Die Schausteller hatten „Abschiedsfeiern" veranstaltet. — Das Geheimnis der billigen Wurst dürfte jetzt gelöst werden, nachdem in Weißensee bei Berlin eine Pferdewurstfabrik entdeckt worden ist, deren Engrosabnehmer sich in Frankfurt a. M., Mannheim, Metz, Straßburg, Saar brücken und Neunkirchen befinden. Sie bezogen die Waren in Posten bis zu 100 Zentnern und gaben sie dann an die kleineren Händler weiter. Die von Berlin aus geleiteten Untersuchungen dürften sich noch auf weitere Städte erstrecken. Die betreffenden Abnehmer werden amtlich vernommen wer den, ob sie die von Weißensee erhaltene Wurst als Pferde wurst oder als reelle, aus Schweine- und Rindfleisch herge stellte Ware bezogen haben. — Eine ehrwürdige Reliquie. Wie aus Kairo berichtet wird, ist eine ehrwürdige alte Reliquie, der „Baum der Jungfrau" in der Nähe von Heliopolis, verschwunden, da der Baum infolge seines hohen Alters eingegangen ist. Die Legende erzählt, daß unter diesem Baume die heilige Familie auf ihrer Flucht nach Aegypten ein Obdach gefunden habe. Allerdings konnte die Sykomore, wenn sie auch alle Zeichen des Alters trug, höchstens 500 Jahre alt sein. Eine andere Tradition sagte aber, daß sie ein Ableger der ursprüng lichen Sykomore gewesen ist, und auch diesmal wird an der Stelle des gefallenen Baumes ein neuer Ableger auf wachsen, sodaß die Tradition gewahrt bleibt. — Japanische Kriegsbeute. Zum erstenmale erhalten wir einen genauen Einblick in die Trophäen, die das siegreiche japanische Heer dem russischen im vergangenen Feldzuge abgenommen hat. Nach der großen Parade, die der Kaiser über die Vertreter der Truppenteile, die gegen Rußland gefochten — es sollen über 31000 Mann in der Front gestanden, haben —, in Tokio abhielt, besichtigte er die vor dem Palaste aufgestellten Trophäen. ES waren nach der „Kreuzzeitung" 281 Feldgeschütze, von denen 72 Schnell- feuergeschutze von den Japaner gegen ihren früheren Besitzer gebraucht waren, 11—3^7 Zentimeter-Geschütze, 178 Festungs geschütze und 41 Maximgeschütze, im ganzen 511 Geschütze. Außerdem waren ausgestellt: 70000 Gewehre, 1235 blanke Waffen, 1583 Patronenwagen, 624 Fahrzeuge, 101l2 15 Zentimeter-Geschosse, 1500 l2 Zentimeter-Geschosse und ein auf dem Wege nach Port Arthur beschlagnahmter Luftballon. Im ganzen sollen nach den japanischen Berichten den Russen abgenommen sein: An Geschützen und Maschinengewehren 600, an Gewehren 110548, an blanken Waffen 7455, an Militärfahrzeugen aller Art 4800, an Geschützladungen 260605, an Patronen 24713766 Stück sowie zwei Luftballons. Was außerdem zerstört ist oder auf den Schlachtfeldern ver loren gegangen, entzieht sich der Kenntnis. — Die Rückkehr ins „Leben". Aus Paris wird berichtet: Eine elegante Gesellschaft, aus zwei jungen Herren und mehreren Damen bestehend, mietete sich des Abends in in der Rue Scribe ein Automobil. Nachdem man eine lustige Fahrt ins Bois gemacht hatte, schlugen die splendiden Freunde vor, ein Vergnügungslokal zu besuchen. Der Chauf feur nahm respektvoll den Befehl der Herren entgegen, und bald war man vor dem Portal abgestiegen, wo sich eine Schar diensteifriger Leute um die vornehme Gesellschaft bemühte. Als erstes ordneten nun die Gäste an, daß die Zigeunerkapelle in einem „Cabinet particulier" spielen solle, und boten eine Summe, die alle Bedenken aus dem Felde schlug. Der Restaurateur konnte nicht minder mit der Cham pagnerlaune und den sonstigen Wünschen der Gäste zufrieden sein .... Es war Heller Morgen, als der Kellner die Rech nung präsentierte. Sie bewegte sich so um das fünfte Tausend herum. Der Zigeunerprimas näherte sich mit Devotion — und auch die Damen wollten bei der Preisverteiluug nicht leer ausgehen. Die Herren lasen, studierten, dann fingen sie aber beide so zu lachen an, daß in den andern ein grauen voller Verdacht aufstieg Nachdem sich die unerklärliche Fröh lichkeit gelegt hatte, erzählten die beiden mit der natürlichsten Miene von der Welt, daß sie tags vorher ohne einen Sou aus sechsmonatiger Haft entlassen worden wären, und daß sie den begreiflichen Wunsch gehabt hätten, sich „wieder ein mal anständig zu amüsieren." Man führte unter Zeter und Mordio die Herren dem Polizeikommissär vor, der die Zechpreller in Haft nahm. — Galgenhumor. Lehrling (vom Meister, der sich wegen seiner Dicke viel Bewegung machen soll, andauernd geprügelt): „Meester, wollen Sie denn Ihre ganze Entfettungs kur auf meinem Rücken durchmachen?" — Kleines Mißverständnis. Herr: „Wie konnten Sie sich unterstehen, diese Kiste Zigarren zu rauchen, Johann?!" — Diener: „Es steht ja draus „Diner-Zigarren"." Mitteilungen des Königs. Standesamts Eibenstock vom IS. bis mit 25. September 1808. Aufgebote: u. hiesige: Der Oberleutnant und Adjutant Ernst Carl Oskar Loeber in Zwickau mit Marie Louise Elisabeth Bretschneider in Wolfsgrün. Der Holzbildhauer Walter Julius Oehme in Schmölle mit der Haustochter Alma Clara Staab hier. Der Kaufmann Arthur Curt Altenkirch in Eiben- stock mit Anna Frieda Horbach hier. Der Handarbeiter Gustav Robert Männel in Schönheide mit der Maschinengehilfin Auguste Clara Zettel hier. b. auswärtige: vakat. Eheschließungen: Nr. 54) Der Fabrikarbeiter Emil Richard Weidlich hier mit der Stickerin Marie Ella Martha Busch hier. Geburten: 278—282) Gertrud Elfriede, T. de- Maschinenstickers Ernst Paul Auer-wald hier. Ella Martha, T. de» MaschinrnstickerS Richard Bern Hard Hutschtiireuther hier. LiSbeth Marianne, T. des Fabrikarbeiters Fried- rich Eduard Punk hier. Herta Toni, T. deS Waldarbeiter- Ernst Emil Kunze hier. Hildegard Ella, T. des Geschirrführers Friedrich Hermann Weigelt in Muldenhammer. Sterbefälle: Nr. 145—147) Rudie Erhard, S. de- Waldarbeiter- Ernst Gustav Siegel hier. 1 M. 22 T. Reinhold Paul Hermann, S. de- Fabrikanten Paul Emil Tümmler hier, 2 M. 13 L. Elise Lottchen, T. der Maschinengehilfin Martha Elise Römisch hier, 10 T. Airchennachrichtm aus Schönheide. Freitag, den 28. September IS06, abend- ',«8 Uhr: Bibelstunde Pastor Gerlach. Neueste Nachrichten. (Wolff s Telegraphisches Bureau.) Chemnitz, 26. September. In einer gestern abend im Volkshause „Kolosseum" stattgesundenen Volksver sammlung wurde die Beendigung des Bierkrieges bekannt gegeben. Die Brauereien haben insofern nachgeben müssen, als sie den Bieraufschlag von 2 Mark auf 1 Mark und von 1 Mark auf 50 Pfg. ermäßigten. Sämtliche ent lassene Brauereiarbeiter wurden wieder eingestellt. Die wegen Zahlung von 30000 Mark Entschädigung gegen das Aktions komitee erhobene Klage, sowie alle Beleidigungsklagen gegen die „Volksstimme" wurden zurückgezogen. Die Flaschenbier preise bleiben die alten, doch sind für jede Flasche 2 Pf. Ein lage zu zahlen. — Breslau, 25. September. In dem Prozeß wegen Beteiligung an den Ruhestörungen auf dem Strie- gauer Platze am 19. April wurde heute das Urteil gefällt. Wegen Gewerbevergehens (Koalitionszwang), Beleidigung, Widerstandes gegen die Staatsgewalt und Auflaufs wurden 38 Angeklagte verurteilt, und zwar 2 zu 6, 1 zu 5, 4 zu 3 und 1 zu 2 Monaten Gefängnis, die übrigen zu geringeren Strafen. — München, 25. Septbr. (Privattelegramm.) Auf die Ergreifung der Münzräuber sind von der Behörde 100s» Mark Belohnung und 5°, des wiedergebrachten Geldes ausgesetzt. — Wien, 25. September. (Privattelegramm.) Aus Pola wird hierher gemeldet, daß dalmatinische Blätter aus Rakitowitsch berichten, es seien in der Nähe dieser Bahn station auf der Strecke Triest-Pola am Tage vor der Durch fahrt des Erzherzogs Franz Ferdinand auf dem Bahnkörper Dynamitpatronen entdeckt worden. Die der Tat Verdächtigen seien Reichsitaliener und sollen sich in Haft befinden. — Riga, 25. September. Heute abend wurde in der Waisenstraße eine Bombe in einen Straßenbahnwagen ge worfen. Auf den Wagen wurden außerdem Flintenschüsse abgegeben. Ein Fahrgast wurde getötet, der Schaffner, ein Unteroffizier und zwanzig andere Fahrgäste schwer verletzt. — Helsingsors, 25. September. Das Kriegs gericht in Sveaborg fällte das Urteil über die Meuterer der Minenkompanie in Sveaborg. Von 174 Angeklagten wurden 4 zum Tode durch Erschießen verurteilt. — Havanna, 25. September. Präsident Roose velt hat an den Präsidenten Palma ein Telegramm ge richtet, in welchem er unter Berufung auf Palmas Patriotis mus in diesen dringt, die der kubanischen Regierung gestellten Bedingungen anzunehmen, weil nur dadurch die Ruhe wieder hergestellt werden könne. Taft und Bacon haben an das Kabinett und an Palma ein Schreiben gerichtet, in welchem sie Palma zur Mitwirkung bei der Beilegung der Streitig keiten auf Grund der gestellten Bedingungen auffordern und an den Patriotismus Palmas appellieren. Mit dem 1. Oktober 1906 beginnt ein neues Abonnement auf das Amtsblatt. Wir laden zu demselben hiermit jedermann in Stadt und Land freundlich ein mit der Versicherung, daß wir bestrebt bleiben werden, unser Blatt durch Reichhaltigkeit und zuverlässige Berichterstattung auch fernerhin zu einem gern gesehenen Hausfreund zu machen. 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