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Berücksichtigung der großen Zahl Erzgänge im hiesigen Revier, so kann man sich vielleicht näherungsweise eine Vorstellung von dem Betrieb machen, der durch die Entdeckung der Silbererze in der Freiberger Gegend veranlaßt wurde. Wo Erz erschürft war, ging man etwas in die Tiefe, trieb aus diesen Schächtchen wohl auch Strecken im Gang vor, hörte aber auf, wenn Menge und Güte des Erzes nachließen, und schürfte eher neu an anderer Stelle. — Die technischen Einrichtungen sind wohl noch sehr einfach gewesen: Für die Gewinnung Schlägel und Eisen, Keilhaue und Kratze, für die Förderung vielleicht Tröge, Säcke und Handhaspel. Ent wässerung und Bewetterung der Gruben waren bei der geschilderten Art des Betriebes praktisch nicht erforderlich. — Hinsichtlich der Ausbeute war der damalige Bergbau jedoch so bedeutend, daß schon in dieser Periode in Freiberg eine Münzstätte geschaffen wurde (1244 erstmalig er wähnt) und ferner Markgraf Heinrich der Erlauchte 1255 eine bergbau liche Rechtsinstanz, den Freiberger „Bergschöppenstuhl“, gründete. In direkt geben über die Ausbeute des Freiberger Bergbaus auch die glän zende Hofhaltung der Markgrafen und deren Bauten und besonders die aus jener Zeit stammende Goldene Pforte am Freiberger Dom Auskunft. Um 1300 gingen die reinen und leicht erreichbaren Erzvorräte zur Neige und dementsprechend der Bergbau zurück. Dazu kamen auch poli tisch unruhige Zeiten, bei deren Kämpfen es nicht zuletzt eben um den Besitz des Freiberger Silbers ging. Große Brände zerstörten die Stadt. Als durchschnittliche Jahresförderung aller Freiberger Gruben im 14. Jahr hundert wurde die Menge von 2500 kg Silber berechnet. Daran waren zwischen Freiberg, Berthelsdorf und Erbisdorf etwa 50 fündige Gruben mit etwa 1000 Häuern, also je Grube durchschnittlich 20 Mann Belegschaft, beteiligt. Diese Gruben mußten nun nach Abbau der oberflächennahen reichen Erzpartien in größere Tiefe eindringen, wo schlechte Wetter und eindringendes Wasser dem Bergbau Schwierigkeiten bereiteten. So wurde man veranlaßt, zur Entwässerung von den nächsten Tälern Stollen bis unter die Gruben vorzutreiben. Der wichtigste war der „Alte Tiefe Fürstenstollen“ im Muldental bei Tuttendorf, so genannt, weil er 1384 von den fünf Markgrafen Balthasar, Wilhelm, Friedrich (später der Streit bare genannt), Wilhelm und Georg erworben und weiterbetrieben wurde. Im Striegistal bei Linda setzte man den Thelersberger Stollen an (Be ginn unbekannt, 1526 wieder aufgenommen). Eine zweite Blütezeit des Freiberger Bergbaus begann gleichlaufend mit der verstärkten Entwicklung anderer Gebiete gesellschaftlicher Tätig keit und mit der stärkeren Entwicklung kapitalistischer Betriebsweise um 1500 und bedeutete zugleich den Aufschwung des Bergbaus um das benach barte Brand (als Bergstadt 1515 gegründet). In derselben Periode nahm auch der Bergbau im oberen Erzgebirge seinen Anfang, wo es zur Grün dung mehrerer Bergstädte kam (Schneeberg 1470—1477, Annaberg 1490 bis 1498, Joachimsthal 1516, Marienberg 1520, Abertham 1525, Gottesgab 1537). Der Freiberger Bergbauunternehmer und spätere Bergmeister und Bergvogt Simon Bogner nahm die Arbeit an unvollendet gebliebenen Stollen wieder auf, z. B. dem Thelersberger Stollen (1526), dem Hohe- birkener oder Hüttenstollen im Münzbachtal bei Berthelsdorf (1542), dem alten Bockstollen im Muldental (1543), dem Christoph-Stollen im Ram-