EINLEITUNG Technische Denkmale können nur dann ganz verstanden werden, wenn man ihre Bedeutung in der gesamten Entwicklung des betreffenden Indu striezweiges ermessen kann. Die Entwicklung einer Technik hängt aber von ganz verschiedenen Faktoren ab. Der Bergbau z. B. steht erstens in Wechselwirkung mit der Technik seiner Zeit überhaupt, hängt aber zwei tens stark von den geologischen Verhältnissen ab. Daß die Technik ihre Geschichte hat, erscheint selbstverständlich, — aber auch die geologischen Verhältnisse des Bergbaus im gleichen Revier ändern sich, wenn der Berg bau in größere Tiefen vordringt. Drittens muß das Verhältnis des Berg baus zu der allgemeinen Geschichte eines Gebietes berücksichtigt werden, in Freiberg z. B. zur Rodung des Urwaldes, zur Besiedelung des Gebietes, zu seinen kulturellen Blütezeiten und seiner Industrialisierung. Den Abschnitten über die Baudenkmale selbst seien deshalb drei ein leitende Kapitel vorangestellt, die nicht erschöpfend sein können und sollen. Der Überblick über die Geschichte des Freiberger Bergbaus ist im wesentlichen in Anlehnung an Hermann Müller geschrieben. Die Darstellung der Geologie des Freiberger Bergreviers beruht auf älteren klassischen Kenntnissen, wie sie Hermann Müller zusammengefaßt hat und auf modernen Arbeiten, z. B. von O e l s n e r. Die bergrecht lichen Erläuterungen wurden in der Hauptsache nach der Vorlesung von Berghauptmann Prof. Dr. W e i g e 11 über Bergrecht zusammengestellt. Die Geschichte des Freiberger Bergbaus Der Freiberger Bergbau nahm seinen Anfang vor fast acht Jahr hunderten, im Jahre 1168, im damaligen Christiansdorf, der heutigen „Sächsstadt“ von Freiberg (Herrmann, 1953). Wenige Jahre vorher erst war das Gebiet gerodet und dann dem neugegründeten Kloster Marien- zelle (dem heutigen Altzella) bei Nossen übereignet worden, von dem es Markgraf Otto der Reiche, der Gründer Freibergs, nach den ersten Silber funden durch Tausch zurücknahm. Die neuen Funde und das entsprechende ,.Neue Berggeschrei“ lockten zahlreiche Bergleute aus Niedersachsen, z. B. vom Bergbau bei Goslar, an, die sich hier ansiedelten, der Sächsstadt ihren Namen gaben und den Bergbau bald bis Tuttendorf und Halsbrücke einerseits und Berthelsdorf und Erbisdorf andererseits ausbreiteten. Diese erste Blütezeit des Freiberger Bergbaus dauerte etwa ein Jahr hundert. Der damalige Bergbau galt nur den reichen Erzen, die ohne größeren Aufwand direkt unter dem Mutterboden und in geringer Tiefe zu finden waren. Zahlreiche Gänge wurden erschürft, dazu versuchten wohl auf jedem Gang eine ganze Anzahl von Bergleuten ihr Glück. Noch zahl reicher mögen die Schürfgräben gewesen sein, die keinen Erfolg brachten und wieder verlassen wurden. Überdenkt man diese Verhältnisse unter