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Amts- M AMWblatt Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschlicßl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage „Seifen blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für den Ltsirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Insertionspreis: die klcinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Lelegr.-Adrrstr: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Fernsprecher Ur. 2W. SS. LSS« > 53. Aahrgang. — Donnerstag, den 9. August Ocfsentl. Sitzung des Bezirksausschusses zu Schwarzenberg findet Dienstag, den 14. August 1SV6, von vormittags 11 Uhr an im Sitzungs zimmer des Stadthauses zu Schwarzenberg statt Königliche Amtshauptmannschast Schwarzenberg, den 7. August 1906. F. In dem Konkursverfahren über das Vermögen der ^uxustv W'nn»^ verekel'. K in Schönheide, Inh. der Firma r'aunzf Vnssr daselbst, wird zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schluß verzeichnis der bei der Verteilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwertbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 3. September 1906, vormittags 9 Mr vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte bestimmt. Eibenstock, den 7. August 1906. Königliches Amtsgericht. Nahruags- und Genußmittel, welche einen Zusag erhalten haben, der entweder den Wert der Ware vermindert oder der letzteren den Anschein besserer Beschaffenheit verleiht, müssen in Gefäßen feilgehallen werden. deren Aufschrift diese deutlich lesbar zu erkennen gibt, zum Beispiel „Schokolade mit Mehl zusatz, Hirse gefärbt, Himbeersaft mit Kirschsaft gefärbt, Zitronensaft mit Salieplsäure kon serviert, Marmelade gefärbt, Eiernudeln gefärbt." Wird auf derartige Zusätze außerdem durch Plakate hingewiesen, so müssen diese letzte ren eine Mindestgröße von 12:25 em, die Buchstaben der darauf befindlichen Schrift eine solche von 1 '/z em besitzen, auch muß die Bekanntgabe in gemeinverständlicher Form erfolgen, zum Beispiel '„Die hier verkauften Brühwürste enthalten Kartoffelmehl." Diese Plakate dürfen nur an besonders auffallender Stelle des Verkaufsraumes aus gehängt werden, sie müssen unbeschmutzl und deutlich lesbar sein. Allgemeine gesetzliche Bestimmungen über die Benennung von Zusätzen aller Art zu Nahrungs- und Genußmitteln werden durch diese Verordnung nicht berührt.' Zuwiderhandlungen werden mit Geld bis zu 150 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft. Eibenstock, den 26. Juli 1906. Dcr St ad trat. Hefte. L. Die Forststratze zwischen Albertplatz und Querstraße ist wegen Pflasterung von Freitag, den 10. dss. Mts. ab für den Fährverkehr gesperrt. Stadtrat Eibenstock, den 8. August 1906. Hefte. M. «Hinter den Kutissen des Herrn MeVek. Zu der schon gemeldeten Nachricht, daß ein junger An gestellter des „Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie", der sich auf Spionendienste für die Sozialdemokratie verlegen wollte, von dem sozialdemokratischen Reichstagsabgeordnelen Fischer benutzt und überredet worden ist, auch weiterhin zu Spionagezwecken bei seinen Arbeitgebern zu bleiben, ge sellt sich nun ein weiteres interessantes Geständnis des durch sozialdemokratische Schriften auf Abwege geführten Oskar Hellmann, welches die „Korrespondenz des Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie" veröffentlicht. Darin gesteht Hellmann, daß seine Absichten in erster Linie von — Herrn Bebel unterstützt worden sind: „Im Februar oder Anfang März ds. Js. begab ich mich zu dem Reichstagsabgeordneten August Bebel, in dessen Wohnung in Schöneberg, in der Hauptstraße, und zwar mit einem Briefe, in dem ich anfragte, ob es für die sozialdemo kratische Partei von Interesse sei, Material über den Reichs verband zu erhalten. Nachdem ich den Brief abgegeben hatte, wurde ich sofort von Herrn August Bebel em pfangen. Ich sagte Herrn Bebel, daß ich Angestellter des Reichsverbandes sei. Herr Bebel erklärte mir wörtlich etwa folgendes: „Gewiß haben wir Interesse daran, Material über den Reichsverband zu erhalten!" Nachdem ich sodann Herrn Bebel auseinandergesetzt hatte, welches Material zu beschaffen ich in der Lage sei, und wjr dies besprochen hatten, wurde ich mit dem Bemerken entlassen, ich würde weitere Nachricht bekommen. Etwa vierzehn Tage später erhielt ich einen Brief des sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten R. Fischer. In diesem Brief schrieb mir Herr Fischer, auf Veran lassung Bebels richte er an mich das Ersuchen, mich zu einer bestimmten Stunde in den Geschäftsräumen des „Vorwärts" einzufinden. Ich traf dann dort mit Herrn Fischer und einem Herrn Baake, den mir Herr Fischer als Journalisten bezeichnete, zusammen. Herr Baake erklärte mir, daß er mir vielleicht einige schriftliche Arbeiten übertragen könne, davon könne ich indessen nicht existieren. Beide Herren ließen deutlich durch blicken, daß es ihnen erwünscht sei, wenn ich zunächst beimReichsverbande bliebe. Hierbei äußerten sie, ich hätte ja dort ein auskömmliches Gehalt und werde gut behandelt ; ich könne ja nebenbei schriftliche Arbeiten für Herrn Baake fertigen; es werde mir hierzu erforderlichen falls eine Schreibmaschine für meine Prwatwohnung gestellt werden. Erst nach diesen Vorgängen, Anfang April d. Js. bin ich wegen der mir durch den Bureauvorstehcr brieflich er teilten Rüge zum zweiten Male zu Herrn Fischer gegangen. Der Brief meines Bureauchefs war also durchaus nicht die Veranlassung, weshalb ich mich an die sozialdemokratische Partei wandte. Schließlich möchte ich noch bemerken, daß mir Herr August Bebel bei der obenerwähnten Einleitungs- unterredunb erklärt hat, wenn ich infolge der Ent hüllungen irgendwelche Nachteile haben sollte, so würde man mich schützen. Letzteres ist nicht nur nicht ge schehen — man hat mich nicht einmal gefragt, ob der ßegen- wärtige Zeitpunkt der Veröffentlichung mir gelegen sei und ich nicht durch dieselbe schwer geschädigt würde, — sondern Herr Fischer hat es für richtig befunden, mich als Lügner hinzustellen, indem er mir eine Behauptung unterschiebt, die ich gar nicht getan habe." Etwas überraschendes ist es ja nicht, daß Bebel und seine Partei sich derartiger unsauberer Mittel bedienen, um Agita tionsstoff zu erlangen. In diesem Falle war es übrigens Herrn Bebel nicht vergönnt, etwas nennenswertes ans Tages licht zu fördern, womit er die „verderbte Bourgeoisie" in der ihm eigenen Weise beschuldigen könnte. Was sollte auch der „Reichsverband gegen die Sozialdemokratie" für geheime Aktenstücke verborgen halten? Trotzdem hat es sich der „Vorwärts" natürlich nicht versagen können, die gestohlenen Schriftstücke abzudrucken. Es handelt sich lediglich um Agira- lionsschreiben des „Reichsverbandes", die noch dazu ohne Ausnahme völlig einwandsfrei sind. Tagesgeschichte. — Deutschland. In einem „Massenstreik und Landarbeiter" überschriebenen Artikel empfiehlt der Königsberger „Genosse" Marchionini in der legten Nr. der „Neuen Zeit" den Landarbeitern den Massenstreik zur Auf besserung ihrer Lage. Die „armen Landarbeiter" werden darin folgendermaßen geschildert: „Der Landarbeiter wird auf dem Lande geprügelt, ja, widersetzt er sich seinen Peinigern, so schießt man ihn erbarmungslos nieder. Der Landarbeiter muß mit Weib und Kind oft hungern, trotz schwerer Arbeit, weil das Deputat oft ungenießbar ist oder wöil er kein Geld zur Aussaat hatte und sein Stück Feld unbeackert liegen lassen mußte. Der Landarbeiter muß in elenden Löchern Hausen, er muß sein Weib und seine Kinder dem Junker als Scharwerker zur Verfügung stellen." Wenn diese Zeilen ein vernünftiger Landarbeiter liest, so wird er nur über die Charakteristik herzlich lachen oder über die unglaubliche hetzerische Lügenhaftigkeit empört sein. — Zum Aufstand in Südwestafrika. Ein Telegramm aus Kapstadt meldet, daß zwei britische Unter tanen vor den Magistrat von Port Nolloth geladen worden sind unter der Anschuldigung, daß sie Waffen an die Rebellen in dem deutschen Gebiet (Damaraland) geliefert und ihnen geholfen haben, wieder über die Grenze zu ziehen. Die Be schuldigten wurden aber ohne Bürgschafts-Zahlung wieder entlassen. Dazu bemerkt die „Zuid-Afrikaansche Post": „Dieser Bericht ist von einigem Belang als Andeutung der übrigens wohlbekannten Tatsache, daß Gewehre und Munition aus dem Kap an die Rebellen in Südwestafrika fortdauernd geliefert worden sind und diese auch von nichtfarbigen briti schen Untertanen alle möglichen Unterstützungen empfingen, was nicht wenig zu der Fortdauer des Aufstandes im deutschen Gebiet beitrug." Daß der Magistrat aber die Leute wieder ent lassen hat, ohne daß sie eine Bürgschaft zu zahlen hatten, macht den Eindruck, daß man die Sache nicht allzu ernst angefaßt hat. Die britische Bevölkerung dort ist überwiegend gar nicht seßhaft, die Leute können sich der weiteren Verhandlung und der Strafe leicht entziehen. — Rußland. Nach den letzten Feststellungen wurden während der Unruhen in Sveaborg und auf den umliegenden Inseln ein Oberst sowie 10 Soldaten und drei Zivilpersonen getötet und 35 Personen schwer und 40 leicht verletzt. In Kronstadt sind während des Aufruhrs un erhörte Grausamkeiten verübt worden. Der neuernannte Oberst Alexandrow unterhielt sich gerade mit dem Kapitän Protschinski, als plötzlich sieben Matrosen auf die beiden Offiziere eindrangen und Protschinski erdrosseln wollten. Seine greise Mutter eilte ihm zu Hilfe. Beide wurden durch unzählige Bajonnettstiche ermordet. Alexandrow wurde er schossen und verstümmelt; seiner Frau wurden durch einen Kolbenhieb beide Beine zerschmettert. Unter den Aufrührern der Meuterei bemerkte man auch weibliche Personen. — Petersburg, 6. August. Die Meldung, in Kron stadt seien 300 Rädelsführer des letzten Aufstandes vom Kriegsgericht zum Tode verurteil! und bereits hingerichtet worden, ist, wie die Petersburger Telegraphen-Ageiuur erfährt, unbegründet. Die Untersuchung ist noch nicht beendigt. — Petersburg, 6. August. Dem Bernehmen nach reichte der Kriegsminister seine Entlassung ein. — Petersburg, 7. August. Die Stadt war gestern, abgesehen von Unruhen auf der Sestrorjezk-Bahn, ruhig. Die Ausstandsbewegung geht sichtlich r ü ckwärts und kann als endgültig fehlgeschlagen gelten, obgleich die Sozial demokraten noch große Anstrengungen machen und behaupten, der Ausstand werde nunmehr morgen durchgeführt. — In Moskau hat am Montag der Ausstand begonnen. Am Sonntag sanden im Volkshause vier Ver sammlungen statt, um den politischen Ausstand herbeizusühren. Am besuchtesten war die Versammlung der Buchdruckerei arbeiter. Die Versammlungen entschieden sich für den Aus stand. Der Ausstand geht ausschließlich von der Sozial demokratischen Partei aus. Die Sozialrevolutionäre sind dagegen, da sie den Zeitpunkt für ungeeignet halten. Der Stadthauptmann ordnete an, baß, falls der Ausstand be ginnen sollte, die auswärtigen Arbeiter unverzüglich in ihren Heimatort geschickt werden sollen. Die Polizei ist eifrig be müht, die Anstifter des Ausstandes aufzufinden. In einer Reihe von Betrieben wurde mit dem Streik begonnen. Die Ausständigen stellten die Arbeit ein, ohne irgendwelche Forderungen den Arbeitgebern zu unterbreiten. In den größten Fabriken wie in denjenigen von Zindel und Prokhorow wird noch gearbeitet. Der Ausstand in den Druckereien wird ein allgemeiner. Die Zeitungen werden nicht erscheinen. In einigen Stadtteilen ruht der Betrieb der Straßenbahnen seit 5 Nhr abends. In der Stadt herrscht Ruhe. Die Eisen bahnen verkehren wie sonst; man erwartet weiter keine Komplikationen. — Nach einer Depesche aus Li bau wurde Montag Nacht zwischen Libau und Hal'enpoth ein Personenzug angehalten und aus dem Postwagen 80000 Rubel geraubt. Auch wurden mehrere Reisende beraubt. — In Samara a. d. Wolga ist auf den Gouver neur eine Bombe geworfen worden, die ihn sofort tötete. Die Bombe hat dem Gouverneur den Kopf und die Füße abgerissen. Der Täter ist — ausnahmsweise! — nicht ent kommen, sondern verhaftet worden. — Schweiz. Der 1. August, an dem im Jahre 1291 in Brunnen am Vierwaldstättersee der erste dokumentarisch verbürgte Bund der alten Eidgenossen gegründet worden ist, wird in der Schweiz patriotisch gefeiert. Die Sozialdemo kraten haben aber diesen Tag dazu benützt, um eine Kund gebung ans Volk zu erlassen, welche die Gesinnung der schwei zerischen Sozialdemokraten nach deutschem Muster wiedergibt. In dem Aufruf heißt es: „Das Vaterland im Sinne unserer Gegner ist eine hohle Phrase, für uns ein überwundener Standpunkt, ein reaktionärer, kulturwidriger Begriff. Das Vaterland ... ist eine Stätte unsäglichen Elends, ein Jagdgrund, auf dem wir das gehetzte Wild sind." Da der Schweizer auf Patriotismus ungemein viel hält, sich geradezu zum Chauvinismus bekennt, hat dieser Aufruf natürlich den Haß des Bürgertums gegen die Sozialdemokratie nur verstärkt. — Spanien. Neber die Schiffskatastrophe an der spanischen Küste wird aus Madrid gemeldet, daß nach einer amtlichen Bekanntmachung die große Mehrzahl der ge retteten Passagiere Ausländer seien. Der Erzbischof von Para in Brasilien konnte gerettet werden, während der Bi schof von Sao Paulo ertrank. Die Verunglückten sind meist Frauen und Kinder, Passagiere der ersten und zweiten Kajüte. Vermißt werden 385 Personen. An den Retlungsarbeiten