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hätte mit Rhona doch nicht sprechen können, und kalt und gleichgültig ihr gegenubertreten, nein, — dazu war er jetzt nicht,m stanoe! Während er wieder dem Bahnhofe zuschritt, fragte er sich, was dieser Bankier samt Familie wohl bei Forsters wollen könne. Er erinnerte sich, daß Forster oft von einem ehemaligen Geschäftsfreunde erzählte, der in Hamburg ein großes Haus führen sollte, auch den Namen Mergentheim hatte Rhonas Vater oft genannt — warum kam der Mann aber plötzlich mit der ganzen Familie hierher, das mußte doch einen besonderen Grund haben. Arnold Kröning grübelte darüber nach. Was er eigent lich dachte, wollte er sich selbst nicht eingestehen; und doch drängte sich dieser Gedanke ihm mit peinigender Gewißheit auf: es war um Rhonas willen! Siedend heiß strömte es ihm dabei durch alle Adern. Unwillkürlich der ersten Regung nachgebend, wollte er zurück kehren — doch nein — er wandte seine Schritte wieder vor wärts; wenn Rhona ihn wirklich liebte, dann wußte sie ja, was sie zu tun hatte. Rhonas Herz zog sich krampfhaft zusammen, als sie bei ihrer Rückkunft mit den Gästen von der Dienerin hörte, Kröning sei dagewesen, habe aber nicht länger warten wollen. So seltsam hatte er sich sonst nie benommen; es hatte sie überhaupt verletzt, daß sie die erste Nachricht seines glänzen den Erfolges durch die Tagesblätter hatte erfahren müssen. Immer noch hatte sie Entschuldigungsgründe für jein Fernbleiben gefunden, aber sein heutiges Benehmen beleidigte und schmerzte sie zu gleicher Zeit. Sie hatte Mühe, ihre Fassung zu bewahren und den Gästen ein heiteres Gesicht zu zeigen. Die Gäste brachten ihr neuen Kummer ins Haus. Es war ja leicht zu erraten, weshalb sie hier weilten. Frau Mergentheim wollte mit ihrer leidenden Tochter ein Bad besuchen und' sie luden die Forsterschen Damen ein, mit ihnen zu kommen. Der Bankier hatte eine längere Ge schäftsreise vor, sein Sohn Guido sollte die Damen begleiten. Das war alles jedenfalls brieflich schon längst abgemacht worden und Rhona ahnte, was ihr Vater von ihrem Zu sammensein mit Guido Mergentheim erwartete. Sie konnte nicht gerade sagen, daß der junge Mann einen unangenehmen Eindruck auf sie gemacht habe. Er be nahm sich höflich und zuvorkommend gegen sie — irgend eine Absicht, ihr näher zu treten, ließ er sedoch nicht merken. Rhona war ihm dankbar für diese Zurückhaltung, aber sie fürchtete, daß es nicht immer so bleiben würde. Und was dann, ivenn Guido Mergentheim mit seiner Werbung hervortrat? Was dann, wenn sie das entscheidende Wort sprechen sollte? Zweifellos erwarteten alle ein „Ja" von ihr, und konnte sie denn dieses „Ja" sagen mit ihrer Liebe zu Arnold Kröning im Herzen — sie, die immer gehofft hatte, er werde sich eines Tages offen erklären und bei ihrem Vater um sie werben? Sie wußte wohl, daß es vielleicht einige Kämpfe gekostet hätte, ihren Vater zu einer günstigen Antwort zu bewegen, aber er war ja kein harter Mann und dem jungen Bildhauer selbst günstig gesinnt — doch wie jetzt die Dinge lagen, war jede Hoffnung verloren. Die Verbindung mit Guido Mer gentheim bot viel zu günstige Aussichten und Forster war ein Mann von praktischem Verstände, das Herz kam bei ihm in zweiter Linie, von weichen Gefühlen ließ er sich nicht über rumpeln. Nach eingenommenen Kaffee musizierten die jungen Damen ein wenig. Agatha Mergentheim ermüdete jedoch bald und setzte sich still in eine Ecke, während ihr Bruder mit der Tochter des Hauses ein Gespräch begann. Rhona war zerstreut und einsilbig; sie mußte immer an Arnold denken. Warum war er nicht geblieben? Er hätte doch wissen müssen, daß sie sich nach ihm sehnte. „Sie sind müde, Fräulein Rhona?" fragte Guido mit seiner tiefen umschleierten Stimme, sich zu ihr herabneigend. „Wir hatten unfern Spaziergang wohl zu weit ausgedehnt". Rhona errötete. „Ach nein," entgegnete sie, „ich ermüde nicht so leicht, aber die Frühlingsluft mag mich wohl ein wenig angegriffen haben; trotz allem Sonnenschein liegt noch etwas Herbes, Scharfes in ihr, es ist wie eine Mahnung, daß wir noch nicht zu viel von Wärme und Sonnenlicht erwarten sollen." Guido Mergentheim sah die Sprecherin prüfend an. Noch während des Spazierganges hatte sie ganz anders gesprochen; da war ihr die Luft mild und lau erschienen, holde Früh lingswonnen verheißend — woher diese schnelle Umwandlung ? Rhona konnte seinen forschenden Blick nicht ertragen. Sie erhob sich von ihrem Sitze, um einige Frühlingsblüten zu ordnen, die in einer hübschen Vase auf dem Seitentisch chen standen. Guido war aufmerksam jeder ihrer Bewegungen gefolgt. Ihre stille, anmutige Art gefiel ihm ausnehmend; er konnte sich dieses liebliche, sanfte Geschöpf ganz gut als die Herrin seines Hauses denken, und er war auch fest entschlossen, sich Rhonas Besitz so bald als möglich zu sichern. Er wußte von Anbeginn den Plan seiner Eltern, und hatte es sich nur ausbedungen, Rhona Forster kennen zu lernen, ehe eine bestimmte Abmachung getroffen wurde. Damit waren der Bankier und seine Frau einverstanden gewesen. Guido Mergentheim war ein Menscki, der nichts übereilte. Er ließ sich Zeit, Rhonas Eigenschaften näher zu prüfen, be vor er ihr seine Huldigungen darbrachte; in dem Verkehr mit ihr beobachtete er eine höfliche Zurückhaltung, die nichts von seinen geheimen Wünschen ahnen ließ -- aber jetzt war er willens, offen hervorzutreten, auch zweifelte er keinen Augen blick daran, daß Rhona seine Werbung günstig aufnehmen werde. Das junge Mädchen hatte sich ihm wieder zugewendet; sie fühlte, daß sie sich etwas sonderbar benommen habe und wollte dem Gast gegenüber ihren Fehler gut machen, deshalb lächelte sie ihn jetzt freundlich an. Sofort stand er an ihrer Seite. „Wollen sie noch ein Lied singen," bat er, „ich höre Ihre Stimme so gern." „Wenn es Ihnen Vergnügen macht, gewiß," versetzte Rhona, sich bereitwillig ans Klavier setzend. Sie war froh, daß sie der Fortsetzung eines Gespräches mit Guido überhoben war und sang einige einfache Volks lieder mit innigem Ausdruck, doch dabei ward ihr das Herz immer schwerer. Wie oft und wie gerne hatte sie diese Lieder mit Arnold gesungen — ach, das war wohl vorbei für immer! Herr Forster wollte am nächsten Tage mit seinen Gästen die Oper besuchen; er hatte schon in einem Hotel die Zimmer bestellt, damit man über Nacht bleiben könne, wie er es immer Uhtun pflegte, wenn er mit Frau und Tochter ins Theater Da man schon mit einem Frühzuge in die Stadl wollte, so ging Frau Mergentheim mit Agathe zeitiger §ur Ruhe. Auch Rhona zog sich mit ihrer Mutter zuruck; nur die Herren blieben bei einer Flasche Wein sitzen. Rhona mochte noch nicht zu Bette gehen; unruhig schritt sie in ihrem hübschen Zimmer auf und ab. Sie fühlte, die gefürchtete Entscheidung nahte. Beim Gutenachtgrüße hatte Guido Mergentheim sie so eigentümlich angeblickt und ihre Hand so warm gedrückt, daß ihr kein Zweifel mehr über seine Gesinnungen blieb. „Also doch," sagte sie leise vor sich hin, die heiße Stirn in beide Hände pressend. „Und es ist so schwer! Ich will meinen Eltern keinen Kummer bereiten — sie sehen mein Glück in einer Verbindung mit Guido — hinge nicht mein ganzes Herz an Arnold, so würde ich ja ohne Zögern ein- willlgen, Guidos Frau zu werden — kann ich es denn vor mir selbst, vor meinem Gewissen verantworten, die Frau Mergentheims zu werden mit der Liebe zu einem andern im Herzen? Freilich, dieser andere kümmert sich nicht um mich, sein ganzes Benehmen zeigt deutlich, daß ihm an mir nichts gelegen ist — und doch gab es eine Zeit, wo ich glaubte, ich jei ihm teuer — ach, ich darf nicht daran denken, sonst über wältigt mich der Schmerz!" Rhona blieb stehen, sie ließ die Hände sinken und sah mit einem trostlosen Ausdruck vor sich hin. Ja, sie liebte Arnold Kröning und sie hatte ihm vertraut. Für seine Treue würde sie sich mit tausend Eiden verbürgt haben — jetzt aber begann sie zu zweifeln, eifersüchtige Regungen stiegen in ihr empor. Hatte eine andere ihr sein Herz geraubt? Sie mußte ihren ganzen Mädchenstolz zusammen nehmen, um nicht in laute Klagen auszubrechen. Wenn ihm an ihr nichts lag, warum sollte sie sich um ihn grämen — sie wollte stark, mutig sein, ihn zu vergessen trachten. Mit diesem Entschluß ging sie zu Bette; aber als sie des Morgens aufwachte, da waren alle diese Vorsätze wieder wankend geworden. Heimlich freute sie sich sogar über die Fahrt nach der Stadt; vielleicht fand sich dort eine Gelegen heit, Arnold zu sehen und zu sprechen, und wenn sie in seine Augen blicken konnte, — dann war alles wieder gut! Der Tag verging für Rhona nicht gerade unangenehm; man hatte die Museen besucht, war dann in den Park ge fahren und speiste später in einem der ersten Restaurants. Rhona war in beständiger Spannung, ob sie nicht Krö ning begegne; sie sah einige Bekannte, von dem jungen Bild hauer war aber keine Spur zu entdecken. Die Damen ruhten nach dem Essen und kleideten sich dann um für die Oper. Rhona sah ungemein lieblich aus in einem einfachen Kleide von mattgelbem, seinem Wollenstoff mit einem goldenen Gürtel und Kragen. Die beiden älteren Damen und auch Agathe waren in schwere Seide gekleidet, — zu reich und zu prunkvoll für Rhonas Geschmack: sie hatte stets einfache Anzüge vorge zogen. Als sie in eine Loge des ersten Ranges traten, be merkte Rhona, obwohl sie sich mehr im Hintergründe hielt, daß ihnen gegenüber im zweiten Range Arnold Kröning mit einer ganzen Gesellschaft saß. Den stattlichen Herrn mit dem tiefschwarzen Haupt- und Barthaar kannte Rhona vom Sehen; es war der Maler Lonnay, auch die junge Dame mit dem üppigen, rotblonden Gelock war Rhona bekannt als die Tochter des Malers. Wer aber war die kleine, lebhafte Dame in dem auffallenden roten Samtkleide, deren Augen wie zwei Feuerkugeln funkelten und sprühten? (Fortsetzung folgt.) Vermischte Machrichten. — Der Juliusturm in Spandau, der Hort des Reichskriegsschatzes, wird vor 550 Jahren zum ersten Male in einer Urkunde erwähnt. Nicht viel früher dürfte das Bauwerk, das im Jahre 1356 den Namen Judenturm führte, errichtet sein; denn das „feste Schloß Spandow" wurde in den beiden ersten Dezennien des 14. Jahrhunderts angelegt, wiewohl die ersten Spuren einer Befestigung von Spandau bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts zurückreichen. Von den Ueberbleibseln des alten Schlosses hat sich nur der Julius turm zu erhalten gewußt, ein runder Befestigungsturm mit Zinnenkrone, über den allerlei Sagen verbreitet sind. Eine von ihnen weiß von dem alten Bauwerk zu erzählen, daß es Julius Cäsar gegründet habe, als die Römer auf ihren Zügen über den Rhein bis in die wendische Wildnis gelangt waren. In den Kasematten des Turmes saß im 16. Jahr hundert eine schöne Frau in Gefangenschaft, Anna Sydow, die „schöne Gießerin", die Witwe des Artilleriehauptmanns und Stückgießers Michael Dietrich, die Geliebte des Kurfürsten Joachim II. Der Nachfolger des Kurfürsten, Johann Georg, schickte sie in die düstern Gewölbe des Juliusturms, wo sie bis zu ihrem Tode verblieb. Interessant ist das über dem Eingang der Zitadelle angebrachte Wappen, das aus 26 ver schiedenen Zeichen besteht und etwa zwei Jahrhunderte alt ist. Der Juliusturm dient heute nur als Aufbewahrungsort des Reichskriegsschatzes, der mit 120 Millionen Mark in Gold hier sicher niedergelegt ist. Täglich werden die Türen zum Juliusturm von einem Offizier nachgesehen, und zwei mal im Jahre findet eine große Revision statt, die zwei Ge heimräte des Reichsschatzamtes und ein Reichstagsabgeordneter in Anwesenheit des diensttuenden Zitadelloffiziers vornehmen. — Im Moorbad. A.: „Jhna hat s' fest erwischt, die Gicht! Wieviel Bier Hamm S' denn trunken im Tag?" — B.: „O mei, so a sieb'n a acht Maß!" — A.: „Da war a mal a Bräumeister bei uns, der hat alle Tag' fünfzehn Maß trunken, den hats a net ärgert g'habt!" Sümsesamtkiche Nachricht« vo« Schönheide vom 29. Juli bis mit 4. August 190«. Geburtsfälle: 200) Dem Geschäftsführer Alfred Meyer hier l Sohn. 201) Dem Eisenhüttenarbeiter Emil Eduard Mehlhorn hier l S. 202) Dem Maschinensührer Franz Ludwig Hahn hier I S. 208) Dem Eisen« giehrr Robert Max Männel in Schönhrrderhammrr 1 T. 204) Dem Bürsten« sabrikarbeiter Viktor Maschke hier I T. 20b) Dem ans. Poliermeister Ernst Emil Männel hier 1 L. 20« und 207) Dem Bürstensabrikarbeiter Ewald Schädlich hier Zwillinge (2 T.) 208) Der Clara Emilie Seidel geb. Müller hier, Witwe de« verstarb. Wollwarendruckers Gustav Alfred Seidel, 1 T. Aufgebote: a. hiesige: keine. d. auswärtige: keine. Eheschließungen: 41) Waldarbeiter Friedrich Ewald FuchS hier mit Tambourierrrin Frieda Lina Gläser hier. Sterbestile: NS) Privatmann Karl Otto Möckel hier, rin Witwer, 74 I. 10 M. 17 T. ISO) Eugen Han«, S. d«S Kaufmann« Friedrich Ru« dolf Gläß hier, 4 N. 121) Frieda Martha, T. de« Tischler« Ernst Wil« Helm Lristner hier, 4 M. Chemnitzer Marktpreise am 4. August 1 906. Weizen, fremde Sorten 9 Rk. 70 Pf. bi« 10 Mk 20 Pf. pro SO Kilo « sächsischer. 8 . 95 . « 9 20 ... . Roggen, niedl. sächs.. 8 . — . « 8 15 ... . « prruß., 8 « - « « 8 15 - . - - birst««, « fremder. 8 « - . « 8 8 « SO . . 8 15 ... . 35 - - - Braugerste, fremd«. - —— - - — — - - - - « sächsisch«, — - — - — ----- Futtrrgerste Hafer, sächsischer 8 . 38 « « 7 8 . 25 « « 8 50 ... . « preußischer 8 . 85 « « 8 90 ... . « ausländischer 8 « 50 « « 9 — - » » Kocherbsen 9 . 75 « « 10 25 . . . Mahl- u. Futtererbsen 8 « 25 « « 9 — - - - - Heu, alt 3 - 10 « - 3 80 . « neu 2 « 40 « « 2 80 . .' . . Stroh, Flegeldrusch, - Maschinendrusch, 2 « 40 « « 2 70 ... . Langstroh 2 . 15 « . 2 40 ... - « Maschinendrusch, Krummstroh 1 « 80 « . 2 10 ... . Kartoffeln, alte — - E— - F — — - - - - « neue 2 « 75 - « 3 25 ... « Butter 2 - 40 - « 2 50 - . I - Neueste Nachrichten. (Wolff's Telegraphisches Bureau.) — Chemnitz, 6. August, lieber 2 Unfälle mit tödlichem Ausgang melden die „Neuesten Nachrichten": Am Sonnabend nachmittag trat der Schulknabe Walter Sonntag in Grüna auf einen durch das Unwetter zerrissenen Leitungsdraht des Elektrizitätswerkes aus der Lungwitz. Der elektrische Strom fügte dem Knaben so schwere Verletz ungen zu, daß er kurz darauf verstarb. — Am Sonntag vormittag unternahmen der Einfahrer Fehrmann und der Werkmeister Laßke von der Fahrradfabrik Geb. Nevoigt in Reichenbrand auf einem Motorrad mit anhängendem Wagen eine Probefahrt. In Rabenstein streifte das Rad eine zum Kirschenpflücken aufgestellte Leiter. Fehrmann und Laßke wurden dadurch von ihren Sitzen geschleudert. Während Laßke Beinbrüche und andere schwere Verletzungen davontrug, erlitt Fehrmann durch Sturz an einen Kirschenbaum sofort den Tod. — Zwickau, 5. August. Die vom Oberbürgermeister Keil angebahnten Verhandlungen zwischen dem Vorsitzenden des Arbeitgeberverbandes im Baugewerbe und dem Vertrauens mann der organisierten Maurer als dem Streikleiter haben auf Grund der Vorschläge des Oberbürgermeisters zu einer Einigung und zur Beilegung des 14 wöchigen Maureraus stand es geführt. Die Arbeitgeber haben ihre Zustimmung erklärt, und die Maurer beschlossen in einer am Sonnabend abgehaltenen Versammlung, am Montag die Arbeit auf folgender Grundlage wieder aufzunehmen: Die zehnstündige Arbeitszeit wird sofort bewilligt. Der Stundenlohn beträgt bis Ende Februar 1907 40 Pfg., von da ab bis Ende 1907 41 Pfg. Daneben wird bestimmt, daß weder Maßregelungen durch die Arbeitgeber, noch Sperren oder Belästigungen arbeitswilliger Maurer durch die Gesellen stattsinden dürfen. Die Bezahlung der Ueberstunden und der Sonntagsarbeit bleibt der freien Vereinbarung überlassen. Dazu beschlossen die Maurer noch besonders, daß sie Ueber stunden nur in Fällen gemeiner und dringender Gefahr, Akkordarbeit aber überhaupt nicht mehr leisten wollen. Die Streikleitung hat nach dem Uebereinkommen für die Herbei ziehung der Arbeitskräfte zu sorgen. Der Vergleich bedeutet für die Maurer eine Minderung der Arbeitszeit um eine Stunde und eine Lohnaufbesserung von 4—5 Pfg. auf die Stunde. — Berlin, 6. August. (Privattelegramm.) Für die Taufe des Sohnes des Kronprinzen ist der 27. August in Aussicht genommen. — Wolfhagen, 5. August. In der gestrigen Rei chs - tagsstickwahlim Wahlkreise Rinteln—Hofgeismar—Wolf hagen ist Herzog (deutschsozial) mit rund 9100 Stimmen gewählt worden. Vetterlein (Sozialdemokrat) erhielt rund 4500 Stimmen. — Bern, 5. August. (Prioattelegramm.) Im Berner Oberland und in Wallis richteten Wol kenbrüche gewaltigen Schaden an. — Dimrich, 5. August. In dem Dorfe Bakonja, Komitat Hunyad, stürzten infolge eines Wolkenbruches zahl reiche Häuser ein, wobei 4 Personen ums Leben kamen. Die Saat- und die Obsternte sind vernichtet. — Moskau, 5. August. (Privattelegramm). In Kronstadt sind 300 Rädelsführer des letzten Auf standes vom Kriegsgericht zum Tode verurteilt und bereits hin gerichtet worden. Unter ihnen befanden sich mit vielen Zivilisten auch der ehemalige Dumaabgeordnete Mi- chailenko. Trotz der Niederwerfung der Revolten in Svea- borg und Kronstadt herrscht im Generalstabe der Marine noch große Besorgnis, daß die Ereignisse in Sewastopol sich wiederholen, wo es unter der Besatzung gärt. — Cartagena, 5. August. Bei der Insel Hormigas unweit Kap Palos sank der italienische Dampfer „Sirio", der etwa 80Ü Auswanderer an Bord hatte. Man schätzt, datz etwa 3ÜU Per sonen ertrunken find. Die Schuld an dem Unglück wird dem Kapitän des Dampfers beigemeflen, der Selbstmord beging. — Cartagena, 5. August. (Meldung der Agence Havas.) Die Strandung des italienischen Dampfers „ Sirio" erfolgte gestern abend 5 Uhr. Das Schiff sank mit dem Hinterteil fort. Man schätzt die Zahl der Verun glückten auf 300. Die übrigen an Bord befindlichen Personen retteten sich in Booten und mittels Seilen, die ihnen vom Lande aus zugeworfen wurden. Unter den Ertrunkenen be findet sich ein brasilianischer Erzbischof. Mehrere Leichen sind bereits geborgen. Eine Frau, deren drei Kinder ertranken, wurde irrsinnig. Die Behörden haben sich nach Cap Palos begeben, um den Schiffsbrüchigen Hilfe und Lebensmittel zu bringen. An Bord eines Dampfers, der Hilfe leistete, wurden do Verletzte ausgenommen. Die Schuld an dem Unglück wird dem Kapitän beigemessen, der Selbstmord be gangen hat. — Tokio, 5. August. (Prioattelegramm.) In der Kriegsakademie fand eine eindrucksvolle Gedächtnisfeier für den kürzlich in Großlichterfelde verstorbenen General mayor Meckel, den Organisator der japapischen Armee, statt.