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Auflage-Meisterscheibe (3 Schuß): 1. Preis Emil Drechsler 52 Ringe 2. „ Robert Wendler 50 3. , Hermann Hendel 40 „ 4. . Alfred Siegel 49 „ Auflage-Punktscheibe (20 Schuß): 1. Preis Robert Wendler 35 Punkte 2. „ Hermann Hendel 33 , 3. „ Hermann Horbach 33 „ 4. „ Robert Krantz 33 „ Nach Beendigung des Preis- undKönigsscheiben-Schießens wurde der vorgenannte Scheibenkönig wie üblich mit Musik- und Schützenbegleitung in seine Wohnung geleitet, worauf mit anschließendem Königsball das Fest sein Ende erreichte. Dem rührigen Verein wünschen wir ein weiteres Wachsen und Gedeihen! — Eibenstock, 25. Juli. Der Erzgebirgsverein Eibenstock hält nächsten Sonntay nachmittag (von 2 Uhr ab) ein Waldfe st auf der herrlich gelegenen, rings vom Walde umgebenen Großmanns Wiese ab. Für allerlei Unter haltung der Kleinen und Großen ist bestens Sorge getragen. Das Beste, was Küche und Keller bieten, gelangt zum Ver käme. Feine „Sanitätsratsbowle" und vorzügliches Konditorei gebäck sind erhältlich. Reizende Bedienung durch Damen des Vereins erhöht den Genuß des schönen Festes. Für Sommer frischler ist ganz besonders wichtig die Verlosung von Eiben stocker Stickereien. Ein Besuch des Waldfestes wird allen dringend angeraten. — Eibenstock, 25. Juli. Ueber die am Freitag im Deutschen Hause gastierenden Muldenthaler Sänger wird aus Frankeiiberg geschrieben : Die Muldenthaler Quar tett und Konzert-Sänger aus Döbeln hatten gestern abend ein zahlreiches Publikum nach dem „SchützenhauS" geführt. Das Programm unterhielt die Zuhörer über drei Stunden hindurch — wie man merkte — auf das Angenehmste. Ja, während einiger Nummern, namentlich solcher komischer Art, war das Publikum enthusiasmiert, es applaudierte, daß der oder die Vortragenden und Darsteller immer und immer wieder erscheinen und mit Zugaben aufwarten mußten. Man merkte, daß sich die Herren gut zusammengesungen haben und sich sozusagen gegenseitig ergänzen. Die ganze Aufmachung ist die, wie man sie von den Herren-Gesellschaften gewohnt ist: sie hat einen noblen Anstrich und sucht während der Vorträge Dezenz zu wahren. Wird aber wirklich einmal die Grenze etwas überschritten, so geschieht das in einer Weise, die nicht grobkörnig genannt werden kann, sondern man hält auch da Maß und Ziel. Wenn aus dem Ganzen eine Ein zelleistung herausgehoben werden darf, so möchten wir des Damendarstellers Georg Bär Erwähnung tun. Dieser ist wirklich der uneingeschränkten Belobung würdig. Insbesondere als „Christel von der Post" und als Verkörperet des weiblichen Elements in den humoristischen Gesamtspielen. Aber was sollen wir hier Urteile fällen? Das gestrige Publikum bildete sich ja seine Meinung selbst. Und daß diese Meinung die beste war, bewies evident der rauschende Beifall. — Eibenstock, 25. Juli. Wettervorhersage: Mittwoch, den 25. 7. 06, abends 6 Uhr bis Donnerstag, den 26. 7. 06, abends: Mäßige nördliche Winde, abnehmende Bewölkung, keine erheblichen Niederschläge, etwas kühler. — Dresden. Der frühere geh. Kommerzienrat Viktor Hahn, Inhaber des Bankhauses Rocksch Nachf., welcher vor etwa zwei Jahren wegen Verfehlungen gegen das Depot gesetz zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden war und nach seiner Verurteilung auf Titel und Orden Verzicht leistete, ist am Sonntag aus der Strafanstalt Bautzen entlassen worden und befindet sich zurzeit in Dresden. Hahn wurde mit Rück sicht auf seinen Körperzustand vom Königlichen Justizministerium beurlaubt. — Dresden.. Vor dem hies. Landgericht wird gegen wärtig ein umfangreicher Spielerprozeß verhandelt. Es sind nicht weniger als 17 Hazardspieler bezw. Gastwirte, die verbotene Glücksspiele in ihren Räumen geduldet haben, als Angeklagte erschienen. Zur Beweisaufnahme sind 26 Zeugen geladen. Sämtliche Angeklagte wollen sich nur aus Leidenschaft dem Spiel hingegebeu haben, nicht aber, um sich einen Nebenerwerb zu verschaffen. — Leipzig. Der wegen Totschlags am Schutzmann Tag steckbrieflich gesuchte Schreiner Franz Köhler und dessen Geliebte, die angebliche Schauspielerin Johanna Lange, wurden am Freitag nachmittag von der Kriminalpolizei in Hannover f e st g e n o m m e n. Köhler bedrohte den ihn verhaftenden Beamten mit dem Revolver, flüchtete dann und sprang in die Leine. Er wurde lebend herausgezogen und ließ sich dann ruhig abführen. — Plauen i. V., 22. Juli. Des unlauteren Wettbewerbs angeklagt war der Inhaber der Stickerei firma Uhlmann u. Co., Ludwig Otto Uhlmann hier. Uhl mann soll Muster eines anderen hiesigen Fabrikanten ver wertet haben. Das gerichtliche Verfahren fand dadurch seinen Abschluß, daß Uhlmann sich bereit erklärte, 5ooo Mark Buße zu zahlen. Die Angelegenheit hat in den Kreisen der vogt ländischen Stickereifabrikanten viel Aufsehen erregt. — Oelsnitz i. V., 24. Juli. Innerhalb weniger Tage zweimal verunglückt ist auf dem hiesigen Schützenplatze die 30 Jahre alte Gattin des Schaustellers Emil Schellig aus Aue. Am Freitag glitt die junge Frau aus und brach den linken Arm. Am Montag abend, kurz vor Schluß des Schützenfestes, stürzte ein Teil des Triebrades aus der Höhe herab und der Frau auf den Kopf. Sie erlitt eine Zer trümmerung der Schädeldecke und dürfte kaum mit dem Leben davonkommen. — Annaber g. Am Sonntag und Montag wurde hier das Heimatfest abgehalten, das bei zahlreicher Teilnahme der hiesigen Bevölkerung und vieler von Nab und Fern herbeigereister ehemaliger Annaberger einen großartigen Ver lauf nahm. Den Glanzpunkt des Festes bildete ein Festzug am Montag, an dem Vereine und Korporationen mit histo rischen Gruppen teilnahmen. — Aue. Ein Freund der hiesigen Handelsschule spendete neuerdings wieder 4000 M. für den Schulhaus- Neubau. — Döbeln, 23. Juli. In der Ehlertschen Papier fabrik zu Technitz wollte in der Nacht zum Montag der 25jährige Lumpenkocher Zschoche den Dampfkocher öffnen, da der Dampfdruck zu stark war. Als der Mann über die Kesselanlage kletterte, warf der Dampf den Deckel in die Höhe, und ein Teil des Kocherinhalts wurde herausgeschleudert. Zschoche aber stürzte wahrscheinlich vor Schreck in den Kocher. Durch den hinzueilenden Nachtwächter und andere Leute wurde er zwar alsbald aus der siedenden Masse befreit, er war aber bereits derartig verbrüht, daß er am Vormittag nach gräßlichen Schmerzen im Stadtkrankenhause starb. — Postschluß. Der Verband deutscher Handlungsge hilfen zu Leipzig richtete an das Reichspostamt eine Eingabe, in der er darum ersucht, für das ganze Reichspostaebiel festzuseken: a) Der Annahmeschluß für alle Pakete, Einschreib-, Wert- und Nachnahmesendungen, sowie für Postanweisungen ist für die Wochentage auf 7 Uhr abends festzuseken. Werden der artige Sendungen später aufgeliefert, so ist eine Sonderge bühr von 20 Pfg. zu entrichten; d) die letzte Briefbestellung beginnt überall spätestens 6 Uhr abends. In der Begründung wird darauf hingewiesen, welche Vorteile von dieser Einrichtung sowohl die Postverwaltung als auch die Geschäftsinhaber und die Gehülfen haben würden. — Halle a. S., 23. Juli. Der Raubmörder Gr eie, der, wie berichtet, den Schlosser Herzog zu Leipzig ermordete, wurde gestern auf Grund des Signalements in Unter-Kriegstedt bei Lauchstedt von dem Zimmermann Karl Gaudis erkannt. Gaudis verständigte alsbald den Gendarmen, worauf die Ver folgung des Mordbuben ausgenommen wurde. Er bedrohte- seine Gegner zuerst mit dem Messer, beging aber gleich darauf Selbstmord, indem er sich die Pulsader und den Hals durch schnitt. — Eger, 22. Juli. Vor einigen Tagen defraudierte der Postassistent Rudolf Hanusch 12000 Kronen ärarische Gelder und flüchtete. Er fuhr über Pilsen—Eger nach Franzensbad, um von hier nach Deutschland weiterzureisen. In der Station Schweißing aber hatte der Defraudant seine Handtasche mit 11300 Kronen vergessen. Er telegraphierte von Eger nach Schweißing, worauf er die drahtliche Antwort erhielt, daß die Tasche mit dem Gelde am dortigen Bahn hofe deponiert sei, doch müsse er dieselbe persönlich abholen. Das hat aber der Pechvogel nicht getan. Man hat jetzt keine Spur von ihm. Aie rechte Kur. Novellette von H. Rüdiger. (Ratdruck verbal«».) Doktor,Wendler saß in seinem Arbeitszimmer vor dem Schreibtisch. Aber die Arbeit wollte nicht. Er spürte eine Müdigkeit, Schlaffheit, Trägheit, über die ihn keine philosophischen Be trachtungen wegtragen konnten. Er war mißmutig verstimmt, als ihm sein Freund, der Doktor der Medizin Ehrhardt, gemeldet wurde. „Ich störe dich doch nicht?" „Nein, im Gegenteil, ich sehe dich heute besonders gern, sogar als Arzt." „Sogar ist gut. Aber wo fehltS denn? Mit dir muß es schon schlimm sein, wenn du mich sogar als Arzt gerne kommen siehst. Nun?" Doktor Wendler lächelte trübe. „Wo's fehlt? Ueberall. Mein ganzer Körper ist wie zerschlagen, als ob ich der Auflösung entgegenging. Dazu ein lähmender Druck im Gehirn, gar keine Gedanken, keine Lust zur Arbeit. „Na, daS wär noch das wenig schlimmste, du mit deiner Philosophie, die kein Schwein fett macht." „Danke," lachte nun Doktor Wendler belustigt auf. „Das ist grob." „Aber wahr und gerecht. Sitzest da. Tage, Wochen, Jahre, Frühling und Sommer ziehen Jahr um Jahr an dir vorüber, und du grübelst hier, um das Menschengeschlecht glücklich zu machen, und dabei hat er selbst eine Leichen bittermiene, die einen Stein erbarmen könnte. Wenn es nur nicht zu spät ist?" „Wozu?" „Wozu? Zu allem. Zum lieben und leben. Ja, ja, sieh mich an. Dein Zustand ist höchst bedenklich. Sofort jede Arbeit auchören und dann ins Gebirge, in frische, kräftige Bergluft." „Meinst du wirklich?" frug 'Doktor Wendler beinahe ängstlich. „Nein, das meine ich nicht, das sind Tatsachen. Du hast alle Anzeichen eines langsamen aber sicher gehenden Siechtums. Mit der Liebe wird's wohl schon am Ende sVin, wenn wir nur dein Leben erhalten." Doktor Wendler war aufgestanden und sah in den Spiegel. Er war noch nicht alt mit seinen sechsunddreißig Jahren, aber was hatte er in all dieser Zeit gehabt, nichts, nichts, als nur lehren und lernen. In allem Wissensdrang hatte er an sich nie gedacht. Er glaubte sich befriedigt. Aber jetzt wo ihm gewissermaßen die Möglichkeit zum persönlichen Ge nuß, ja zum weiteren Leben genommen war, empfand er, was er nie besessen, nie gehabt, eine wahre Befriedigung, die nicht in Folianten und Prachtwerkcn zu suchen ist, sondern in dein harmonischen Zusammenleben zweier liebender Herzen. Aber das war vorbei. Sogar das Leben. Was ihm blieb, war nur eine Galgenfrist. Und die mußte er vielleicht noch mit erbarmungswürdigem Siechtum erkaufen. „Aber wohin soll ich reisen?" wandte er sich an seinen Freund, der die Wirkung seiner Worte an ihm beobachtete. „Ich kenne mich nirgend." „Ist auch nicht nötig. Bekanntschaften gehe aus dem Wege. Wohin? Da, wo es möglichst still ist, wo die un verdorbene, schöne Gottesnatur deinem verknöcherten Herzen predigen kann und nicht die blasierten Menschen. Such dir irgend im Schwarzwald einen stillen Winkel und dann klettere in den Bergen herum." Und Doktor Wendler befolgte den Rat. Schon der nächste Schnellzug führte ihn nach Süd deutschland. Sonderbar, wie er sich wohl fühlte, wo alle Brücken hinter ihm abgebrochen waren. Kein Buch hatte er mitge nommen, nichts, garnichts. Auch wollte er keinem seine Adresse angeben. Mit regem Interesse sah er die kleinen Schwarzwald- häuschen so malerisch in den Bergen liegen, wie festgeklebt an die Bergrücken, und dahinter und höher hinauf, die riesigen dunklen Tannen. Er war am Endziel angekommen. Langsam stieg er höher. Schon bald hatte er gefunden, was er suchte; ein idyllisches, schönes Plätzchen, voll köstlicher Ruhe und Arische. Eine alte Dame teilte mit ihm das bescheidene Privat- Pensionat. Von seinem Fenster aus sah er auf den schmalen Pfad, der in den Wald führte. Ein junges Mädchen kam eben den Pfad herabgcschritten. Den breitrandigen Strohhut trug es am Arm und in der Rechten hielt es einen Strauß Erika. Eine Schönheit ivar es nicht, das sah selbst der Doktor, aber ein Gesichtchen so voll Liebreiz und Herzlichkeit, so voll ge sunder Lebenslust, daß der Doktor voll Bewunderung das Mädchen ansah, dessen Lippen leicht geöffnet waren. Der Doktor meinte jeden Augenblick ein Lied hören zu müssen. Gab es denn wirklich so viel Anmut und Lieblich keit noch? x Ja, ja, alter Knabe, es gibt noch viel, viel natürliche Anmutigkeit, die nicht vollgepfropft ist mit Bergen von Wissen. „Aber für dich, für dich nicht." Er rief es sich selbst zu und schloß dann mißmutig das Fenster. Der nächste Morgen führte ihn schon frühe hinauf in die Berge. Es war so wundervoll ruhig. Wie heilige An dacht, anbetungswürdige Ehrfurcht überkam es ihn unter den riesigen, dunklen Tannen, in denen der Morgenwind leise sang. Doktor Wendler nahm den Hut ab. So leicht war es ihm, so froh ums Herz. Er hätte mit den Vögeln um die Wette singen mögen, wenn .... Er seufzte tief auf bei dem Gedanken an sein Leiden. Da klang etwas höher eine frische Mädchenstimme, — ein Lied. Unbewußt lenkte er seinen Schritt dahin. Auf einer Berghalde, halb vom Heidekraut verborgen, von dem hier die Morgensonne schon den Tau weggetrunken, sah er die Sängerin liegen; die Hände unter das Haupt geschoben, der Hut neben ihr. — Andächtig sah der Doktor hin — er wagte kaum zu atmen. Als das Lied verklungen, wollte er sich leise zurück ziehen, um solche Morgenandacht nicht zu stören. Aber ein dürrer Ast, auf den er trat, kündete sein Hier sein. Huh richtete sich das Mädchen auf und klopfte Gras und Heidekraut von den Kleidern. Beide sahen sich verwirrt an. Der Doktor noch mehr wie das Mädchen. „Wenn ich nicht irre, sind Sie wohl der Herr Doktor, der gestern unten bei uns eingezogen ist?" frug sie dann. „Welch eine Stimme," dachte der Doktor. „Jeder Laut ein Wohlklang." Laut fügte er aber dann hinzu: „Der bin ich, und nun muß ich Sie schon am ersten Morgen in Ihrer Andacht stören." „Ach nein. Hier ist so viel, viel Raum, so viel Luft und Licht. Hier haben wir beide wohl genug. Ich hatte allerdings nicht erwartet, die erste zu sein, die Sie treffen würde. Und so habe ich in der ersten Aufregung vergessen, Ihnen ein Willkommen in dieser schönen Bergeseinsamkeit zu bieten. Damm sei es jetzt gesagt. Ich darf cs doch," fügte sie hinzu. Dem Doktor war es wunderlich zu Mute. So viel natürliche Anmut, so ungekünstelt alles, dabei solcher Liebreiz. Er errötete wie ein Schulbube, als er die dargebotene Mädchenhand ergriff. Am liebsten hätte er sie an die Lippen gedrückt, ja noch mehr. . . „Aber jetzt muß ich hinunter," weckte ihn die Mädchen stimme aus seinen Träumen. „Die Pflicht ruft." „Die Pflicht ruft?" frug der Doktor, „so früh schon?" „Ja, die gnädige Frau wartet nicht gern. Ich muß ihr vorlesen, singen, spielen, je nachdem es ihr Wunsch will." „Dann sind Sie mit Ihrer Mutter nicht hier?" „Mutter? Die habe ich nicht gekannt." Ihre Stimme klang verschleiert. „Ich mußte ohne Mutterliebe durchs Leben gehen. — Wollen Sie noch hier bleiben, Herr Doktor? Dort haben Sie einen köstlichen Ausblick ins Tal. Sie deutete mit dem Finger auf einen Fleck höher hinauf. Dann reichte sie ihm die Hand und ein frisches: „Aus Wiedersehn, Herr Doktor. Wenn Sie wünschen, zeige ich Ihnen alles, wo es schön ist" klang ihm wie Musik ins Ohr. Dann war er allein. Und wo vorhin das Mädchen lag, da legte sich jetzt Doktor Wendler ins hohe Heidekraut und träumte, träumte, — was, wußte er nicht alles, aber durch jeden neuen Traum schritt eine jugendliche, anmutige Mädchengestalt, Liebe und Leben gebend. Und ihm war so froh, so ... . Da stand wie ein Gespenst sein Leiden vor ihm; er hätte hinausschreien mögen in heißer Qual. Für ihn war's zu spät. Wie ein Dieb schlich er sich durch die Tannen hinab ms Haus und dann fort nach der Bahn, als hätte er ge fürchtet, die frische Jugend mit seiner Nähe anzukränkeln. Ein Brief an die Wirtin, der eine Banknote beigefügt, sagte alles. Doktor Ehrhardt sah verwundert auf, als nach einigen Tagen sein Freund bei ihm eintrat. „Du hier, was ist das denn?" „Was es ist?" Er faßte ihn fest an der Schulter. „Bei allem was dir heilig ist: bin ich unheilbar krank?" „Du bist überhaupt nicht krank. Junge. Nur über arbeitet. Mußtest Ruhe haben. Du bist gesund wie ich. Ich habe" — „Gesund!" Doktor Wendler stürmte wie ein Jüngling aus dem Haus, indem der eine Ruf wie ein Jauchzer widerhallte. Kopfschüttelnd sah ihm sein Freund nach. Mit frischen, leichten Schritten stieg der Doktor wieder höher, zu seinem Häuschen, und noch weiter, wo er seine Liebe, wie er es nannte, getroffen. Noch unter den dunklen Tannen trat sie ihm entgegen. Stürmisch e'lte der Doktor auf sie zu. „Mein Fräulein, haben Sie einen Augenblick noch übrig," bat er; er wollte, er mußte Ruhe haben, um nicht an seiner großen Sehnsucht zu ersticken. Errötend folgte sie ihm, etwas abseits vom Wege. Und da gestand er ihr alles, sein ganzes Leben. Es war schon spät als die beiden hernnterschritten, Hand in Hand, in seliger Harmonie. Der Doktor durfte wieder lieben und leben. Aus dem Leven eines Seepekden. Novelle von H. Smidt. (7. Fortsetzung.) Ich dachte mir einen solchen Ausgang, sagte der Admi ral gegen den Schluß, und bin herzlich froh, daß Ihre Edel- mögenden unfern Bundesgenossen den begehrten Beistand nicht versagen wollen. — Möchten wir nur jedem Verlangen entsprechen können, antwortete der Präsident. Ich habe Euch nichts von dem verhehlt, was Spanien verlangt. — Und ich weiß sehr wohl, daß Ihr zu mir gekommen seid, um meine Einwilligung zu erhalten. Was wollt Ihr mit mir? Die früheren Zeiten sind hin; ich bin ein unbrauchbares Wrack, das keinen Steuerkurs mehr hält, und mit einem bloßen Namen gewinnt man keine Schlachten. Nur zu Euch hat Spanien unbedingtes Vertrauen, nur zu Euch blickt der geringste Seemann so gut als der Halb-