Volltext Seite (XML)
Schwarzburg-Sonde Hamburg. Dir FestllchtzeM theilizung einer seh« -r die Verschiebung und Umgestaltung aller Parteien, die überhaupt im Zuge ist und in unverkennbaren Symptomen hervortritt, zu beschleunigen helfen wird. Trotz der Hinrichtung der russischen Kaiser mörder haben sich die dortigen Verhältnisse noch in keiner Weise gebessert. Um die drohenden Gefahren zu vermeiden, hat die mit ihrer ersten Bitte ab schlägig beschicdene Kaiserin in jüngster Zeit raschen Concessionen, wenn nicht gerade constituttonrller Art, so doch mindesten» in constitutioneller Richtung, da» Wort geredet. Unglücklicherweise macht da», wa» die Kaiserin eine Beschleunigung de« Experiment wünschen läßt, gerade den gegenthriligen Eindruck auf ihren Gemahl. Zwischen die Nihilisten und die kaiserlichen Malcontenten (Unzufriedenen) gestellt, fängt Alexander Hl. zu zweifeln an, ob e« ein kluge« Vorgehen seinerseit« sein würde, solch' lärmenden Forderungen gegenüber Da- zuzugestehen, was er au« eigenem Antriebe zu gewähren gesonnen war. Sollten diese Zweifel zum Schwanken und Verzug führen, so würde die« eine Fortdauer der gegenwärtigen bekagenSwerthen Zustände und mit denselben die Wahrscheinlichkeit weiterer Schrecknisse bedeuten. Ohne auf weitere Einzelheiten der un gewissen Lage einzugehen, genügt e«, zu sagen, vaß die Eventualität einer ernsten dynastischen Fehde im Falle eine« Ablebens des Kaiser« jetzt da» Unter- haltungtthema in Petersburg bildet. In der orientalischen Frage ist ein Schritt vorwärt» geschehen, indem die europäischen Mächte ihre auf der Berliner Conferenz zwischen der Türkei und Griechenland gezogene Grenzlinie modifizirt haben. Durch eine besondere Lollectivnote hat man der Pforte davon Mittheilung gemacht. Wir wissen nicht, was die türkischen Staatsmänner über die nähere Bestimmung der Mächte denken werden, daß die gegenwärtige Trace (Entwurf), welche die Conferenz-Trace ersetzt, al« Beschluß Europa'« zu betrachten sei. Dasselbe war ja der Pforte auch anläßlich de» Conserenzbeschlusse» gesagt worden. Da die Note aber nicht» über Maßnahmen zur Räumung der betreffenden Gebiet-theile enthält, diese vielmehr späteren Verhandlungen Vorbehalten sind, so kann sich die Frage noch sehr in die Länge ziehen. Mit verstärktem Drucke arbeitet die Diplomatie jetzt in Griechenland. In einer neuen Note wurde die griechische Regierung von den Mächtevertretern aufgefordert, sich jetzt ohne Vorbehalt und Be merkungen über den Grenzvorschlag au-zusprechcn. Wa» die Ausführung des Letzteren betrifft, so soll von Seiten der Mächte wenigstens im Principe der Vorschlag angenommen worden sein, eine internationale Commission zur Ueberwachung der Uebergabe de» türkischen Gebiete« zu ernennen. Uebrigeo» soll der König von Griechenland jüngst folgende Aeußerung gethan haben: »Achtzehn Jahre hindurch habe ich mich bestrebt, den Rathschlägen der Großmächte Folge zu leisten und ich glaubte, daß sie Griechenland wohl geneigt seien. Allein jetzt gedenken sie mich und da« Land, dessen König ich die Ehre habe zu sein, zu opfern, um sich au« einer Verlegenheit zu reißen, die sie selber geschaffen haben. Warum verkündigten sie im vorigen Jahre, daß Griechenland Thessalien und Epiru« erhalten müsse, wenn ein Krieg ver mieden werden solle ; während sie jetzt sagen, daß Griechenland sich ohne Epiru« begnügen müsse, wenn der Krieg vermieden werden solle?" Mit drastischerer Kürze kann in der That die jetzige Situation nicht gezeichnet werden. Au« Berlin schreibt man unterm 25. April: Se. Majestät der Kaiser ist von dem Erkältungs zustande jetzt soweit wieder hergestellt, daß derselbe am Sonnabend Nachmittag, obgleich da« Wetter nicht besonder« günstig war, im offenen Wagen, be gleitet von seinem diensthabenden Flügeladjutanten Major v. Broesigke, seine regelmäßigen Spazier fahrten wieder ausgenommen hat. Wie mitgetheilt wird, ist diese erste Ausfahrt Sr. Majestät ?rhr gut bekommen, so daß dieselbe am Sonntag hat wieder holt werden können, Die Abänderungen zur Gewerbeordnung werden nach Berliner Meldungen in vollen Zügen fort geführt. E« steht fest, daß den Wanderlagrrn und Hausierhandel streng zu Leibe gegangen werden soll. Die Absicht hierzu besteht ja schon seit längerer Leit; «an hat die Ausführung nur vertagt, um sich zunächst «it den Bundesstaaten über eia möglichst eingreifende« Vorgehen zu verständigen. Die Postvervaltuug hat, ww tag die nvthiget» Mittel zur Vermehrung der > brirfträzer bewilligt, die erforderlichen Maß nahmen zur Erweiterung und Ber- besserung de« Landpostdtenste» in die Han» genommen. E« sollen eine große Anzahl Posthils»- stellen al« Ergänzungen de« Laodbriefträgervienste» geschaffen werden; Posthilf-stellen werden in solchen: Orten eingerichtet, welche an Eisenbahohaltestellew over an Poststellen belegen sind; sie dienen dazu^ diese Orte mit den nächstliegenden Postanstalten im unmittelbare Verbindung zu setzen. Die Posthilfs stellen sollen den verkauf von Postwerthzeichen^ Postkarten rc. bewirken, sie sollen die Einlieferung, von Postsendungen erleichtern und «ine Beschleu nigung in der Aushändigung angekommener Briefe und Zeitungen, sowie Packele ohne Werthangäbe er möglichen. Für diese Posthilf-stellen, die ein Ehren amt sind, sollen nur solche Personen genommen, werden, die das volle vertrauen ihrer Gemeinde be sitzen. Der Inhaber eine Posthilfsstelle ist zur Wahrung des Postgeheimnisse« verpflichtet. An jedem Hause, in welchem sich ein« PosthilfSstelle be findet, soll ein Briefkasten angebracht werden; die Gesammtzahl der im deutschen Postzebiete ausge stellten Landbriefkasten wird sich al«dann auf 30,000 belaufen. Ferner ist die Errichtung einer größeren. Anzahl neuer Postagenturen in Aussicht genommen. Nicht weniger al« 476 neuer Postagenturen, also mit allen Befugnissen versehene Postanstaltrn, bei denen auch der Telegraphenbetrieb zur Eröffnung, gelangen wird, werden in diesem Jahre eingerichtet werden. Es Werren vorwiegend solche Eisenbahn stationen und Eisenbahnhaltestellen für die Errichtung von Postagenturen in Aussicht genommen, die mid Postanstallen noch nicht versehen sind, daneben werden die wichtigeren Landorte mit Postagenturen bedacht werden. Es handelt sich bei der neuen Organisation auf dem platten Lande um den Postvienst für- 60,000 Gemeinden, deren Verkehr sich zur Zeit auf gegen 400 Millionen Sendungen beläuft. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Auch die kgl. baierische Regierung hat sich nunmehr vor der Noth- wendigkeit gesehen, da« Socialistengesetz in Wirksam keit treten zu lassen. Der Umstand, daß der social demokratische Reichstagsabgeordnete Bebel, dem man es in München nicht gestattet hatte, öffentlich vor einer Versammlung zu sprechen, von der locale» Polizei-Behörde unbehindert in Fürth einen politischen Vortrag halten durfte, hat zur Folge gehabt, daß die königlich bairische StaatSregierung eine Ausnahme-, maßregel über die Stadt Fürth verhängte, in Baiern die erste dieser Art seit Bestehen de« Socialisten- gesetzeS. Zum RegierungS-Jubiläum de« Herzog« von Braunschweig wird au« Braunschweig geschrieben: Bezüglich der äußeren Arrangement« der Festvor stellung im Hoflheater ist angcordnet, daß der Be ginn der Vorstellung erfolgt wie gewöhnlich um 6H Uhr Abend« auch in dem Falle, daß die hohen und höchsten Personen, welche da« Theater zu besuchen gedenken, noch nicht anwesend sein sollten. Da» Erscheinen de« Herzog« Wilhelm in der mittlere» Prosceniumsloge, die sich unmittelbar an den ersten Rang anschließt, wird von dem Intendanten de» Hoflheater« durch dreimalige« Ausstößen mit einem sogenannten Marschallsstabe angekündigt werden, worauf die Musik — verstummt und die Vorstellung unterbrochen wird. Im nämlichen Momente erhebt sich der Oberbürgermeister Pockel«, um mit einem Hoch den fürstlichen Jubilar zu begrüßen, worauf da« Orchester die Fürsteohymne: „Heil unserm Wil helm Heil" intonirt, die vom gejammten Publikum stehend angehört wird. In den nächsten Tagen wird die im Auftrage de« Staatsministeriums angefertigtt goldene Jubiläums-Medaille dem Herzog überreicht werden. Abend« 8j Uhr soll die Illumination be ginnen. E« werden für dieselbe große Vorkehrnnge» getroffen. Die Feuerwehr trifft die umfassendsten Maßregeln, um jeder Feuer«gefahr sofort Herr werden zu können. Am 2b. d. werden bi« Morgen» 10 Uhr in den Braunschweiger Bahnhof bereits ein gelaufen sein acht fahrplanmäßige und 14 Extrazüge. Der Fremdenverkehr in der Stadt wird ein enormer werden. Es ist eine Menge de« besten Viehs schon jetzt eingeführt, um die Küchen für den Extracousunt mit Fleisch zu versorgen. - Aus Braunschweig schreibt man unterm 25. April: Die zum RegierungSjubiläum de« Herzog»- angemeldeten Fürstlichkeiten sind gestern sämumtch hier ringetroffen, ebenso die Botschafter Lord Sttnvhill^ Graf Szechenyi, Graf Launay, der russisch« Minister präsident Baron Mengdeu und die Abgtsandteä im außerordentlicher Mission von Belgien, Bo^- Mecklenburg-SchwertU, s i, Cobur" *" Cour«, zu dem diese Papierrrnlr riolz Fiuanziustituten überlasten wurde, v« »»»„»»<, § pathische Dosis, die von diesen letzteren der Sub- der Lod des große» Führer» der p»nj scription anheimgegebeu ist, uud die stattgefundenen ' — " Ueberzeichnungen zu ermitteln. Jede ernsthafte Cou- trole de» Vorgänge« ist absolut abgeschnitten. — Den Streit um die Grundsteuer-Reform hat »an in'« Ländliche hinübergespielt, um die guten biederen Laodleute an Sache der Reaktion zu fesseln. Am zweiten Osterfeiertage kamen in Wie» 8000 Bauern zusammen, die in bester Form den unverhohlenen SocialiSmu« und Classeuhaß predigten. Wohl kann Niemand da« Bedrohliche leugnen, da« darin liegt, wenn der Versöhnung-Minister den Boden betreten muß, dem die Verhetzung «ller gegen Alle entspringt und dessen scheußlichste «»«wüchse al« Commune und Nihilismus da« Entsetzen der Menschheit erregt haben. Diese Errungenschaft trägt also ihre Fäul- »iß auch rein äußerlich für da« blödeste Auge zur Schau. Nicht viel bester geht e« mit dem Siege de« Ministerium«, der demselben durch die Czechisirung der Prager Universität gesichert ist. Daß Graf Taaffe sein Ziel für die«mal erreicht hat, unterliegt ja wohl keinem Zweifel. Da« Frohlocken darüber aber sollten ihm die Jubelhymnen der czchechischen Blätter wohl vertreiben, die seine „geringe Abschlag zahlung" lediglich al« den Beweis dafür begrüßen, daß man nur ernstlich zu wollen braucht. Dana kommen bei dem nächsten Budget, nach Erfüllung der nationalen, die staatsrechtlichen Wünsche der Föderalisten an die Reihe. Graf Taaffe hat hier einen neuen schlagenden Beweis, daß er mit seinem schrittweisen Zurückweicheu nur tiefergehende Begehr lichkeiten weckt, sich also immer weiter von seiner eigenen Ersetzung durch ein Cabinet Clam-Hohenwart nähert. Die italienische Ministerkrisi« hat damit ge endet, daß Herr Cairoli seine Demission zurückzog und somit auch fernerhin an der Spitze de« Cabinet« verbleiben wird. Personalveränderungen innerhalb de« Cabinet» sind natürlich nicht «»»geschlossen, zu mal sämmtliche Minister dem Conseilpräsidenten ihre Portefeuille» zur Verfügung gestellt haben. Die französische Regierung verharrt dabei, die politische und diplomatische Tragweite der tune sischen Expedition auf einen Act militärischer Grenz polizei zu beschränken. Aber die Unternehmung ge winnt eine größere militärische Wichtigkeit, al» man ihr noch vor einigen Tagen geben wollte. Ein Corp« von 20,000 Mann gegen die Krumir« erschien noch vor einigen Tagen al» vollkommen ausreichend. Seine Stärke wird nun auf 40,000 Mann erhöht. Die Krumir« erhalten Verstärkungen au« Tuoi« und sogar au« Algerien. Man schätzt auf mindesten« 50,000 die Zahl der theilweise vortrefflichen Schieß waffen in ihrem Besitz. In der Regentschaft besteht da« arabische Feudalsystem nicht. E« besteht ein Bauernstand, nämlich eine Bevölkerung landwirth- schaftlicher Grundbesitzer, welche vielleicht die Wohl- thaten einer französischen Verwaltung ersehnen und nicht geneigt scheinen, für die Regierung de« Bey sich zu schlagen; doch besitzt man hier schon die Gewißheit einer Erweiterung de« Kriegsschauplätze» über den größten Theil de« tunesischen Gebiet«. In Algerien ist man der Kabylen nicht vollkommen- sicher; man hat Gründe, ihnen zu mißtrauen. Die Garnisonen in Algerien müssen in einer Stärke von mindesten« 30,000 Mann unterhalten werden, welche mit dem Expeditionscorp« gegen Tuni« ein Herr von 70,000 Mann bilden. Rechnet man die Reserven hinzu, welche in Frankreich zur Einschiffung bereit stehen müssen, so ergeben sich wohl 100,000 Mann, welche durch die tunesische Frage in Anspruch ge nommen werden. In England ist am Dienstag früh eia ge waltiger Mensch uud großer Staatsmann gestorben: Benjamin Disraeli, Earl von Beaconsfield. Ein Pirets von 75j Jahren stieg er in'» Grab, ohne Haß man sagen kaun, ob er trotz de« Äreiseualter« den Höhepunkt seine« Leben« und seine» Ruhme» bereit» erstiegen halt« — ein Loo«, da« den Be gnadetsten und Größten der Sterblichen nur in seltenstem Ausmaße beschirden geweseu — denn nie hatte sein Name dröhnendereu Klang durch die Welt grhabt, nie hatte er mächtigeren Griff in die Geschicke de« WeltthrilS hineingethao, nie gewichtigere Entscheidungen in die Weltgsschichie gebracht, al» «beu in den letzten Jahreosejue» Leben» und wer bi» zuletzt noch seine Befürchtungen oder sei« Hoffnungen auf eine nächste'Wen «mg der Politik England» richtete, der WeirHa» Alle« an den Namen Disraeli. Dem Hiylsterium Mädstone ist Hin furchtbarer Gegner hinweggenömmen , denn wie Art, wie er diese OpLaK» vollpgenhat, nicht «füMa Mm Falle, als^Ntzeckst-Pwtei, gestört. Bi» auf wenige Eingeweihte smd Alle, auch so muß doch für eine Weile schwankende Unent« Fachmänner darauf angewiesen, durch Rückschlüsse schiedeoheit unter sie gerathen, uud der Mana ist au» den offenkundig«» Thatsache» den ungefähren nicht in Sicht, der das ungeheure Erbe der Partei- "— ' e ei«Üch >j«W» führerschaft sofort an sich zu nehmen vermöchte. smvie die homoo- E« wird sich auch vielleicht alsbald zeigen, inwieweit iservativen Partei