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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 24.07.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190607244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19060724
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19060724
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-07
- Tag 1906-07-24
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Monat
1906-07
-
Jahr
1906
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— Eibenstock. Am 19. ds. M. wurde der Bäcker meister F. aus Schönheide vom hies. Kgl. Schöffengericht wegen Pfandverstrickung und eigenmächtiger Entfernung der Pfandsiegel zu einer Woche Gefängnis verurteilt. — Leipzig, 20. Juli. Fünfhundert Mark Belohnung sind ausgesetzt für die Ergreifung des Ar beiters Wilhelm Paul Greie, geboren am 13. Juni 1883 zu Radewell bei Halle, der dringend verdächtig ist, am 12. Juli d. I. abends 7 Uhr auf der Staatsstraste Wurzen- Leipzig zwischen Sommerfeld und Paunsdorf in Engelsdorfer Flur den Schlossergesellen Franz Paul Herzog aus Wendisch- Luppa durch 5 Messerstiche in den Hals ermordet und um ein Geldtäschchen mit 1 Mark Inhalt beraubt zu haben. Gegen ihn ist deshalb Haftbefehl erlassen worden. — Döbeln, 21. Juli. Die Vertrauensmänner der Ordnungsparteien im 10. Rcichstagswahlkreise hatten gestern Freitag nachmittag hier im Restaurant Reichskanzler eine Besprechung über die Stellungnahme zur bevorstehenden Nach wahl. Wie das „Ehemn. Tagebl." von beteiligter Seite hört, ergab die Besprechung die allseitige Ueberzeugung von der unbedingten Notwendigkeit geschlossenen Zusammengehens aller bürgerlichen Parteien. Es soll nach einstimmigem Beschluß den Parteien empfohlen werden, die Kandidatur des Herrn Prof. IN. Ernst Hasse in Leipzig in Erwägung zu ziehen. — Che ni n i tz. Als sich am verflossenen Montag auf einem der hies. Bahnhöfe der Zug bereits in Bewegung setzte, kam ein ziemlich korpulenter Herr schweißtriefend angerannt. Mir dem Rufe: „He, Emilie, gib mir mal den Hausschlüssel!" rannte er auf einen Wagen 3. Klasse zu. Emilie beugte sich lächelnd aus dem Wagen, zeigte lächelnd ihre glänzend weißen Zähne und — fuhr lächelnd davon. Mit einem schweren Seufzer verlies; der Dicke den Bahnsteig, murmelnd: „Bei der ist doch alles umsonst." — Buchholz, 20. Juli. Bürgermeister Rudolph von Zschopau ist als neuer Bürgermeister von Buchholz gewählt worden und gedenkt sein neues Amr am 1. Septem ber zu übernehmen. Bürgermeister Rudolph ist 35 Jahre alt. Seit 1. Oktober llfltl ist er Bürgermeister von Zschopau. Vorher war derselbe Stadtrat und Vizebürgermeister in Aue. Als früherer Ratsreferendar des benachbarten Annaberg ist Rudolf hier bereits bestens bekannt. — Schneeberg, 19.' Juli. Das Bergfest, mit der so interessanten Bergparade wird Heuer nicht abgehalten werden. — Wilkau, 20. Juli. Auf bisher unaufgeklärte Weise brach am Donnerstag früh in der 6. Stunde im Zimmer schuppen der hiesigen Papierfabrik Feuer aus, das sich rasch auszubreiten schien, doch durch energisches Löschen auf seinen Herd beschränkt blieb. Der Fabrikbetrieb kann ohrie Unter brechung weiter aufrecht erhallen werden. — Ml) la u. Die ledige Hulda Piehler, die sich jüngst von der 74 Meter hohen Göltzschtalbrücke stürzte, ist wieder hergestellt und aus dem Krankenhause entlassen worden. — Blasewitz, 19. Juli. Ein Herr, der mit seinem etwa 6jährigen Sohne am linken Elbufer spazieren ging, sprang zur Rettung eines eben in den Strom gefallenen fremden Kindes in die Fluten, ging aber sofort unter, da ihn offenbar ein Schlaganfall getroffen hatte. Der mutige Mann und das fremde Kind sind leider ertrunken. Der Jammer des kleinen Sohnes des edlen Mannes, dessen Identität noch nicht festgestellt ist, war herzzerreißend. — Sebnitz, 20. Juli. Der Bergwirt Karl Külbelt vom H o ch b u s ch, zwischen Sebnitz und Lichtenhain, ist in vergangener Nacht durch fünf Revölverschüsse ermordet worden. Der Ermordete war 30 Jahre alt und hinterläßt eine Witwe und ein Kind. Der Täter kehrte am Abend in der Wirtschaft ein und feuerte auf den Wirt, als dieser sich nach dem Pferdestalle begeben wollte. Die Frau und das Dienstmädchen flüchteten aus Schreck über das Attentat. Der Mörder ist dann entflohen. Man vermutet, daß der Täter eine von Berlin aus steckbrieflich verfolgte Person ist und glaubt, daß ein noch unaufgeklärter Brand in Hertigswalde vor einigen Tagen von demselben Verbrecher angelegt worden ist. Die Leiche des Bergwirts Külbelt wurde heute nach mittag 2 Uhr von der Staatsanwaltschaft Bautzen besichtigt. Während die Behörden noch mit der Feststellung des Tat bestandes beschäftigt waren, traf die Kunde von zwei weiteren Raubanfällen ein. Der erste Ueberfall hat heule vormittag in der Nähe des gleichfalls ziemlich ab gelegenen Gasthauies „Zum stillen Fritz" zwischen Sebnitz und Neustadt stattgefunden. Der Blumenfabrikant Mehnert aus Langburkersdorf bei Neustadt fuhr mit Erzeugnissen seiner Fabrik nach Sebnitz, er hatte noch einen jungen Menschen bei sich. Im Walde an der genannten Stelle trat dem Geschirr ein mit einem Revolver bewaffneter Mensch entgegen, der jedoch sich bald zurückzog, als er bemerkte, daß ihm von zwei Mann Widerstand entgegengesetzt wurde. Ein zweiter, anscheinend etwas weniger dreister jüngerer Begleiter des Angreifers war von den Ueberfallenen am Waldrande sitzend bemerkt worden. Der zweite Ueberfall wurde von denselben Burschen auf einen in einen: einsamen Gehöfte am Haselberge wohnenden Mann, namens Böhme, unternommen. Der mit dem Revolver bewaffnete Angreifer schoß auf Böhme; die großkalibrige Kugel prallte jedoch an der Hosenlrägerschnalle ab und verlegte nur geringfügig die Brust Böhmes. Als dieser nunmehr gegen die Räuber vorging entflohen diese. Die Burschen haben es augenscheinlich hauptsächlich auf ein sam wohnende Menschen abgesehen. Vor etwa vier Wochen wurde dem jetzt ermordeten Bergwirte vom Hochbusche der scharfe Wachhund, der den Mordbuben wahrscheinlich zur Ausführung ihres Planes im Wege war, vergiftet. — Ein für Handwerker wichtiges Verbot hat soeben die Generaldirektion der sächsichen Staalseisenbahnen erlassen. Die Verordnung bestimmt, daß diejenigen Beamten, die aus dem Handwerkerstande hervorgegangen sind, ihre Fertigkeiten, die sie sich vor ihrer Beamtenzeit in einem Hand werke erworben haben, ohne ausdrückliche Genehmigung der Anstellungsbehörde gegen Entgelt nicht betätigen dürfen. Es ist diesen Beamten auch verboten worden, ein von ihnen früher erlerntes Handwerk gegen Entgelt zugunsten von Ver wandten und Bekannten zu betreiben. — Eine reiche Obsternte scheint dies Jahr in sicherer Aussicht zu stehen. So wird aus dem Herzogtum Altenburg, unserer benachbarten Obstkammer, geschrieben: Der Obstanhang ist in diesem Jahre durch den ganzen Ostkreis so reichhaltig, daß sich für manche Gärten, Alleen oder An lagen gar kein Käufer meldet. Wenn sich aber pachtlustige Oebster finden, so bieten sie nur den dritten oder vierten Teil der Summe, auf welche die Besitzer ihren Obstanhang einge schätzt haben. Zu mancher Obstoersteigerung erscheint kaum ein Bieter, während sie in obstarmen Jahren dutzendweise kamen. Verschiedene Besitzer haben sich daher veranlaßt ge sehen, von der Verpachtung ihres Obstanhanges ganz abzu sehen. Amtliche Mitteilungen aus der Hitzung des Stadtrates zu Kiöeuftack vom 11. Juli 1906. Anwesend: 3 RatSmitglieder. Den Vorsitz führt Herr Bürgermeister Hesse. — Ohne Gewähr für daran- abgeleitet« Rechte. — 1) Von der Abrechnung über Ausbesserungsarbeiten an der Breitestraß« nimmt man Kenntnis. 2) Die Warmwasseranlage im Ratbausgrundstücke beschließt man durch di« Anschaffung eines neuen Wasserbehälters aus verzinktem Eisenblech mit einem Aufwande von ungefähr ISO Mark wieder in Stand zu bringen. 3) Ein Gasrohr, das den Grüner Graben bei der Unterführung durch die Earlsbaderstrabe kreuzt, soll tiefer gelegt werden. 4) Die Fußwegreinigung vor dem fiskalischen Oberforstmeisterei- und Rentamtsgrundstücke beschließt man antragsgemäß gegen Entschädigung auf die Stadt zu übernehmen. 5) Von der Wiederbewilligung der bisherigen Staatsbeihilfe zur Verzinsung des Jndustrieschulbauauswandes auf die Jahre 1906 und 1807 nimmt man dankbarst Kenntnis. K) Zu einem Anträge auf Uebernahme von FußwcgherstellungSkosten auf die Landeskulturrentenbank wird die erforderliche Verbindlichkeitser klärung abgegeben. 7) Solange ein Bedürfnis zur Verlegung der hiesigen Jahrmärkte auf andere Zeiten nicht allgemeiner und dringender als bisher geltend ge- macht wird, soll es bei der jetzigen Festsetzung verbleiben. 8) Von dem befriedigenden Ergebnisse der Prüfung der Biersteuerrechnung auf das Jahr 1905 wird Kenntnis genommen. 9) Man erklärt sich gegen die vom Pferdeversicherungsverein Stollberg beantragte Abänderung des Regulativs, die Beseitigung umgestandener und getöteter Tiere betr., vom 9. 12 1906. 10) Der „Sachsensriftung" (Unentgeltlicher Arbeitsnachweis für gediente Soldaten) bewilligt man eine einmalige Beihilfe von 10 Mark. 11) Man verpachtet darnach die Grasnutzung der bepflanzten Parzellen Nr. 1370 und 1375 des Flurbuches unter den vorjährigen Bedingungen. 12) Kenntnis nimmt man von einem Dankschreiben des Vorstandes des Obercrzgebirgischen Gausüngcrbundes für das Entgegenkommen der Stadt gelegentlich des Sängersestes. Beschlossen wurde noch über 7 Bau-. 6 Steuer- und 15 verschiedene andere Angelegenheiten, die allgemeines Interesse nicht haben. Die Kefayren der Sommerfrische. Reisewinke von l)r. rusd. R. Ebing. — — — (NaLdruck verboten.) Die Vorteile des Reisens sind so oft geschildert worden, daß man neues kaum noch bringen kann. Nötiger erscheint es, den VergnügungS und ErholungSreiscnben auf die Ge fahren der Sommerfrische aufmerksam zu machen, damit er sie zu seinem Heile verhüten kann. Vor allen Dingen ist Maßhalten eine Notwendigkeit, wenn man angenehm reisen und sich erholen will. Vielfach aber kommen die Sommerfrischler mit einem Verlust, statt mit einem Gewinn an Spannkraft wieder nach Hause. Es mag das manchmal an schlechter Wohnung und Nahrung liegen, meist aber trägt der Sommerfrischler selbst die Schuld, weil er sich nicht die nötige Ruhe gegönnt hat. Es soll in wenigen Wochen alles nachgeholt werden, was au gesunder Körperbewegung in frischer Luft während des ganzen Jahres versäumt worden war. Nach einer anstrengenden Reise in überfüllten Wagen mii heißer und staubiger Luft, ivird, am Ziele angekomineu, gleich losmarschiert, ohne Uebuug werden sofort anstrengende Ausflüge gemacht. Wer zu Hause wenig Gelegenheit hatte zu längeren Fußtouren, der sollte am Tage seiner Ankunft in seiner Sommerfrische weiter nichts im Auge haben, als seine Gelenke geschmeidig zu machen. Eine Wanderung von höchstens zwei Stunden würde für den ersten Tag ge nügen. Auch am zweiten soll diese Wanderzeit nicht um vieles überschritten, und dann erst können mit Erfolg größere Strecken zurückgelegt werden. Bei der Wahl der Sommer frische achte man darauf, daß der Ort keine Stechmücken züchtet. Gezüchtet werden diese unangenehmen Tiere nur in Gegenden, wo es sumpfige Gewässer gibt. Die Empfäng lichkeit für Mückenstiche ist zwar sehr verschieden, der eine spürt sie kaum, der andere erhält nach dein Stich nur eine juckende Beule, die nach wenig Stunden schon vergeht. Viele Menschen aber leiden tagelang an den Folgen der Mücken stiche und für manche sind sie eine Gefahr, indem sie mehr oder minder Blutoergiftungen verursachen. So kann die Mückenplage den sonst schönsten und anmutigsten Ort vielen Personen zur Hölle machen. Auch wird durch den Stich der Insekten die Malaria, die bei uns Wechselfieber heißt, auf auf den Menschen übertragen. Alan kann sich zwar etwas schützen gegen Mückenstich, indem inan die freie Haut mit einigen Tropfen Nelkenöl einreibt, aber erstens ist der starke Geruch auch dem Menschen nicht angenehm und zweitens ist er kein ganz sicheres Abschreckungsmittel. Die Folgen des Stiches kann man durch Einreibung mit Salmiakgeist mildern, denn das Gift ist eine organische Säure, welche durch rechtzeitiges Betupfen mit dem alkalischen Salmiakgeist zu einem wirkungslosen Salze gemacht wird. Das beste Vor beugungsmittel aber ist es, wenn die betreffende Ortsbehörde für gründliche Beseitigung jedes sumpfigen Wassers sorgt. Auch die gewöhnliche Fliege kam: durch ihre Menge ge fährlich werden. Die Fliegen schleppen Verwesungsstoffe an Rüssel und Füßen mit sich fort und übertragen sie auf unsere Speisen, die von uns genossen Brechdurchfall, Ruhr und selbst Typhus Hervorrufen können. Bei der Wahl der Sommerwohnung achte man daher darauf, daß nicht Vieh ställe oder Fleischereien in deren Nähe liegen. Auch das Triiikwasser kam: in der Sommerfrische eine Gefahr werden, da es in kleinen Ortschaften, wo man von den Fortschritten der modernen Hygiene meist noch wenig weiß, oft von schlechter Beschaffenheit ist. Wer den frag würdigen Zustand vieler Brunnen uud Pumpen auf dem Lande kennt, in deren nächster Nähe sich sogar oft eine Düngerstätte befindet, deren flüssige Bestandteile in das Grund- und Triiikwasser hineinsickern, der wird leicht die Ursache erkennen, warum Sommerfrischler in ländlichen Wohnungen ai: Darmstörungen erkranken, namentlich die Kinder. Eine besondere Krankheit des Landes ist auch das so genannte Heusieber, das zwar nur selten austritt, aber so quälend und unangenehm ist, daß es unbedingt erwähnt werden muß. Unter „Heusieber" versteht inan eme Gruppe der unangenehmsten Krankheitserscheinungen, von denen manche Menschen befallen werden, wenn das Getreide oder Gras blüht. Die Krankheit beginnt mit einem blitzartig auf tretenden Katarrh der Bindehaut der Augen, die infolgedessen fortgesetzt tränen und schmerzhaft brennen. Dann greift die Entzündung auf die Nasenschleimhaut über, verursacht heftiges Niel en und schließlich einen Brochialkatarrh, der sehr quälend und von Fieber begleitet ist. Die Dauer dieser unangenehmen und sonderbaren Krankheit kann vier bis acht Wochen be tragen. Als Ursache betrachtet man die mikroskopisch kleinen Samen der blühenden Getreide- und Grasarten. Diese Pollen sollen auf den Schleimhäuten mancher Menschen eine Entzündung erregen, nur bei einigen Menschen, denn die meisten disponieren nicht dazu. Das einzige Mittel gegen diese Krankheit ist dann sofortige Flucht aus der betreffenden Gegend. Die Meeresküste kennt diese Krankheitserscheinungen nicht, ebensowenig Italien und Spanien. Leider ist auch in unserem Vaterlande die Gefahr nicht ausgeschlossen, daß man im schwellenden Grase liegend von einer Kreuzotter gebissen wird. Es ist dieses die einzige giftige Schlange, die unser Vaterland beherbergt. Jeder sollte daher diese genau kennen, um sie gleich beim Erscheinen unschädlich zu machen. Die Grundfarbe bei der Kreuzotter ist bei den Männchen oben hellgrau, bei den Weibchen kupferbraun bis schwarz. Bei beiden Geschlechtern läuft aber vom Kopf bis zur Schwanz spitze eine charakteristische, dunkle Zickzacklinie. Das Weibchen mißt ca. 80 Zentimeter, das Männchen nur 60. Von anderen Schlangen unterscheidet man diese giftige Art schon von Feme an der kurzen, gedrungenen Gestalt und den auffallend dicken Backen. Die Männerwelt schützt die Kleidung, während die Damenwelt und unsere Kleinen, mit ihren modernen, nackten Beinchen, eher der Gefahr eines Giftbisses ausgesetzt sind. Zum Glück ist die Kreuzotter nicht bissig und wenn man sie nicht reizt, rut sie keinem Menschen was. Sofortiges Aussaugen der Wunde entzieht dem Körper, bezw. dem Blute das Gift, welches man ungestraft runterschlucken darf, denn vom Magen aus schadet es dem Organismus nichts. Waschen der Wunde mit Kognak und Trinken desselben gilt auch als ein gutes Heilmittel. Am besten ist es natürlich, sofort einen Arzt herbeizurufen. Erkältungen spielen auf der Reise und in der Sommer frische auch eine große Rolle. Im Walde kann man sich durch unvorsichtiges und langes Lagern auf feuchtem Boden nach vorhergegangener Erhitzung leicht eine Erkältung zuziehen. Auch im Gebirge ist die Gefahr einer Erkältung groß, da der Körper durch die ungewohnten Anstrengungen zu einer größeren Ausdünstung angeregt wird und die Temperatur im Gebirge gegen abend meist plötzlich und stark sinkt. Wer sich in den ersten Tagen etwas in acht nimmt und seinen Körper nur ein wenig trainiert, der ivird sich später kaum noch erkälten. Daher suche man sich im Anfang vor einer Erkältung dadurch zu schützen, indem man den Fuß stets warm und trocken hält und nötigenfalls den Oberkörper durch einen Plaid schützt. Der Plaid ist ohne Frage das einfachste und bequemste Kleidungsstück auf der Reise, weit bequemer und nützlicher als der Ueberzieher. Ein gutes Mittel gegen Erkältungen ist auch die Haut pflege. Viele Personen, die zu Hause auf eine fleißige Haut pflege bedacht sind, glauben dieselbe aus der Reise, der vielen Unbequemlichkeit halber, vernachlässigen zu dürfen. Das ist aber sehr falsch. Man muß die Haut auf der Reise noch mehr pflegen als zu Hause. Mit dei: aufgeftihrten Gefahren und Unannehmlichkeiten soll selstverständlich keine Abmahnung beabsichtigt sein, es soll nur ein Wink für die Ferienreisenden gegeben werden, denn der Genuß einer Sommerfrische ist kein Luxus inehr, es ist ein Bedürfnis für alle Stände geworden. Jeder, dem es die Mittel erlauben, tut recht daran, in den Hochsonunertagcn sich in einer Sommerfrische zu erholen, um seine körperliche und geistige Gesundheit zu festigen. Aus dem Leben eines Seeßetden. Novelle von H. Smidt. (6. Fortsetzung.) Nicht ohne lebhafte Verwunderung sahen die Seeleute den Kapitän sich mit dem alten Neger entfernen. Als sie außerhalb des weiten Kreises anlangten, gewahrte man zahl reiche Negerhaufen, die teils furchtsame, teils drohende Be wegungen machten, und bei dem Anblick des alten Jan Com-, pannei ein lautes Geheul ausstießen. Mit jedem Angenblick vergrößerte sich das Gedränge und von allen Seiten eilten Neger herbei. — Was bedeutet das? rief der Kapitän. Leute seid auf eurer Hut! Und Waffen blinkten sogleich rings umher. — Nicks Gewehr! rief Jan Conpannei. Neger nicks tun; Hollandaise viel gut! — Mir König! Mir sprechen! — Viel brav Kapitän! — Neger fürchten, alter König gefangen! Mir sprechen. Mit diesen Worten ging Jan Compannei den Negern entgegen, die ihn mit einem Jubelgeschrei empfingen, tanzten und sprangen. Jan Compannei redete sie an, seine Haltung war ernst, seine Rede rasch und überzeugend. Als er geendet hatte, wandten sich die Neger und liefen davon. Der Alte kehrte zu dem Kapitän zurück und begab sich mit ihm nach dem Landungsplätze. Admiral de Ruiter hatte soeben den Bericht über die Besitznahme von Goröe an die Geurralstaaten entworfen, als der Kapitän Albers zu ihm in die Kajüte trat. Mit Verarmst, Herr Admiral — Willkommen, Albers! entgegnete de Ruiter lebhaft. Freut mich, daß Ihr von Eurem Rechte Gebrauch macht, jeden Augenblick unangemeldet bei mir einzutreten. Setzt Euch zu mir daher. Was bringt Ihr mir? — Ich komme, Euch einen Besuch zu melden, Herr Admiral. Ein alter Neger — Was will er? Fordert er etwas, das man ihm gewähren kann? Oder bringt er gar eine Klage vor? Da Ihr ihn selbst eingeführt und meldet, muß es Besonderes sein. Nun ja, besonders für ihn; vielleicht auch für Euch. Ihr erinnert Euch wohl noch der Zeit, da Ihr zu Vlissingen — verzeiht, Herr Admiral — Ihr meint, entgegnete de Ruiter freundlich, als ich bei Lampsins das Rad drehte? Habe mich nie meiner Herkunft geschämt, und jedes Mal, wenn der Hochmutsteufel mir zu Kopfe will, denke ich geflissentlich daran. Ja, ja, die Leute glaubten immer, es würde nicht viel aus mir werden, besonders an jenerq Tage, als ich auf dem Vlissinger Marienturm herumkletterte, weil mich der vertrakte Schwarze so in Harnisch gebracht hatte. War ein Blitzkerl, dieser Jan Compannei. Da habt Ihr Euren alten Jan Compannei! sagte Capitän Albers rasch, indem er den alten Neger eintreten ließ und sich dann still entfernte. Der Neger und der Admiral waren allein mit einander. De Ruiter hatte fest den Blick auf den Alten gerichtet. Eine tiefe Bewegung hatte sich seiner bemächtigt, und seine ganze freudelose Jugend stieg wie mit einem Zauberschlage vor ihm auf. — Jan Compannei, wer hätte das gedacht! rief er. Oh, weiß meinen Namen! Michael Adrianson viel gut! O, Mynheer Admiral, viel gut! Denken arme Neger. Der Admiral hatte sich bald gefaßt und unterhielt sich von vergangenen Tagen. Nach einer halben Stunde führte er seinen Gast auf das Verdeck, wo unter dem Sonnenzelt
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