Suche löschen...
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 21.07.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190607210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19060721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19060721
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-07
- Tag 1906-07-21
-
Monat
1906-07
-
Jahr
1906
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
steriums verlautet nichts Sicheres. Nach Gerüchten aus Peterhof soll der Zar durch die jüngsten Mordtaten, nament lich die Ermordung des Generals Koslow im Park von Peterhof und die Anschläge auf Trepow wieder zu einer Politik der schärfsten Repressalien neigen und von der Be rufung eines parlamentarischen Kabinetts ganz abgekommen sein. — Petersburg, 19. Juli. Petersburger Meldungen versichern, daß Meutereien bereits in sechs Garde-Regimentern, 29 Armee Regimentern, mehreren Kosaken-Regimentern und fünf Sappeur-Bataillone ausgebrochen seien. Die leitenden Kreise verhehlen sich den Ernst derLage nicht mehr. Der Minister des Innern erklärte laut einer Petersburger Mel dung des Korrespondenten der Kölnischen Zeitung, die Re gierung habe, da auf die Armee absolut kein Verlaß mehr sei, keinen anderen Ausweg, als sich zur Berufung eines Ministeriums aus den Reihen der Partei der Volksfreiheit zu entschließen. Pariser Meldungen zufolge befürchtet man auch in den Kreisen der französischen Regierung das schlimmste. Es wird vielfach der Befürchtung Ausdruck gegeben, daß an gesichts der wankelmütigen Haltung des Zaren der Unter gang der Dynastie bevorstehe. — In Petersburg wurde ein Revolveratten tat auf den Flügeladjutanten des Zaren, Grafen Tot leben, von einem jungen Manne verübt. Es scheint ein Racheakt dafür zu sein, daß der Graf einen Agitator, der in das Lager der Lappeure in Jjora zwischen Petersburg und Schlüsselburg gekommen war, hatte verhaften lassen. Der Täter ist entkommen. Die Revolverkugel hat den Grafen an der linken Seite des Kopfes gestreift und ihn leicht verletzt. — Italien. Wie aus Rom gemeldet wird, hatten die Anarchisten ein B o m b e n a t t e n l a t auf den König bei seinem bevorstehenden Besuche in Raeconigi in der Provinz Piemont geplant. Die Behörden haben alle Einzelheiten des Komplotts entdeckt und fahnden jetzt nach den Verschwörern, deren Namen ihnen bekannt sind. — Amerika. New-Hork, l8. Juli. Ein Telegramm aus San Salvador meldet, daß, trotzdem Cabrera mit dem Präsidenten von Mexiko ein llebereinkommen geschlossen hat, die Feindseligkeiten während der Friedensverhandlungen einzu stellen, die Guateinalaner die Armee von Salvador am Mon tag bei Metapa und am Dienstag wieder bei Platanar an gegriffen haben. In beiden Gefechten blieben die Salva^ dorianer siegreich. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 20. Juli. Der Schneidermeister Herr Ernst Löffler feierte gestern auch sein 50 jähriges Meisterjubiläum. Die hiesige Schneider-Innung be glückwünschte ihren Kollegen durch eine Deputation in seiner Wohnung und widmete ihm als Andenken an dieses seltene Fest ein Glas mit Inschrift. Die Gcwerbckammer Plauen sandle dem Jubilar ihre Glückwünsche durch ihr hiesiges Mitglied. — Eibenstock, 20. Juli. Kommenden Sonntag be geht unsere Schützengesellschaft, wie alljährlich, ihr Schütz en - f e ft. Die Gesellschaft ist seit Jahren bemüht, dasselbe zu einem allgemeinen Volksfeste zu gestalten, ähnlich dem anderer Städte. Sie hat aus diesem Grunde immer dafür gesorgt, daß auf dem Festplatze am Schützenhause diverse Belustigungen für Jung und Alt geboten wurden. So auch diesmal wieder. Das in den letzten Jahren fehlende Schankzelt wird ebenfalls wieder errichtet und Herr Becher darin mit Erfrischungen aufwarten. Hoffen wir, daß sich auf dem Festplatze ein recht lebhafter Verkehr entwickelt und vor allem das Wetter günstig ist. — Eibenstock. Freiwillig gestellt hat sich am Mon tag beim hiesigen Königl. Amtsgerichte der 38 Jahre alte vielfach bestrafte Bürstenfabrikarbeiter Louis Schädlich aus Schönheide unter der Selbstbeschuldigung, in den letzten Jahren in der Gegend von Klingenthal und Johanngeorgen stadt in Gemeinschaft mit zwei anderen Einwohnern aus Schönheide eine größere Anzahl Einbrüche verübt zu haben. Er ist in Haft genommen worden. — Eibenstock, 20. Juli. Wettervorhersage: Freitag, den 20. 7. 06, abends 6 Uhr bis Sonnabend, den 2l. 7. 06, abends: Schwache westliche Winde, abnehmende Bewölkung, geringe Niederschläge, etwas kühler. — Dresden, 19. Juli. Gegen die kürzlich von Leipzig aus vorgeschlagene Kandidatur Hasse für den freigewordenen Döbelner Reichstagswahlkreis wird in außerordent lich bezeichnender Weise von dem hiesigen linksliberalen Blatte Stimmung zu machen versucht. Es handelt sich dabei, wie den Kennern der Verhältnisse ohne weiteres klar ist, um nichts Geringeres als darum, den jugendlichen Syndikus des Verbandes sächsischer Industrieller, Herrn Di. Sresemann, der vor kurzem das 30. Lebensjahr vollendet hat, als Kandi daten in Vorschlag zu bringen. Wie wir demgegenüber von hochbeachtenswerter nationalliberaler Seite erfahren, würde man cs in einsichtigen liberalen Kreisen auf das tiefste bedauern und auf das allerentschiedenste mißbilligen, wenn aus einsei tigen Parteiinteressen diesem Vorschläge etwa Folge gegeben werden sollte, denn eine Kandidatur Hasse wird von dieser Seite um deswillen besonders begrüßt, weil sie ohne Frage die Unterstützung aller Ordnungsparteien finden würde und damit eine gewisse Garantie dafür böte, daß der Kreis den Sozialdemokraten entrissen wird. Daß ein Eintreten der Konservativen für den ausgesprochen linksliberal gesinnten Syndikus des Verbandes sächsischer Industrieller bei der rück sichtslosen Art, mit der er seine Gegnerschaft gegen die kon servative Partei von jeher an den Tag gelegt hat, ausge schlossen ist, davon ist man in einsichtigen liberalen Kreisen von vornherein überzeugt, gleichzeitig aber auch davon, daß ein Nichtzusammengehen der Ordnungsparteien gleichbedeutend mit einem Siege der Sozialdemokraten sein würde. — Freiberg. Zum Mord an der Gasmeisters-Ehe frau Graß in Zöblitz wird gemeldet: Am 26. April 1906 wurde bekanntlich in Zöblitz die Frau Graß im Walde un weit der Gasanstalt ermordet aufgefunden. Als Täter kommt ihr Ehemann Karl Wilhelm Gustav Graß, zuletzt in Zöblih, in Betracht. Der Verdacht hat sich auf ihn gelenkt, weil die Ermordete bei Lebzeiten die Vermutung ausgesprochen hat, ihr Ehemann trachte ihr nach dem Leben, ihm käme es auf die Lebensversicherung an. Jetzt (also vor dem Morde) müsse sie wieder 500 M. schaffen, komme es, wie es wolle. Der Verdacht hat sich dadurch verstärkt, daß der Ehemann zwei mal im April 1906 in der Zeitung »Auf der Warte" ein Darlehn von 500 M. gesucht hat und daß er am 24. April 1906, also zwei Tage vor der Ermordung, die Nachricht er halten hat, daß sein Gesuch ohne Erfolg geblieben ist. Es ist nun für die Untersuchung von Wichtigkeit, den Zweck zu erfahren, zu dem Graß das Geld benötigt haben könnte. Der Untersuchungsrichter beim hiesigen königl. Landgericht stellt daher an die Zeitungen das Ersuchen, vorstehende Notiz auf- zunehmen und ihm sachdienliche Mitteilungen hierüber sofort zuzusenden. — Zwickau. Die königliche Familie wird voraussichtlich am 22. kommenden Monats den historischen Festzug zur Erinnerung an das Fürstenschießen im Jahre 1573 in Zwickau entgegennehmen. Auch die Städte und Schützengesellschaften Deutschlands und Oesterreichs, die damals hier vertreten waren, werden wieder Vertreter senden. Auf dem Ausftellungsplatz werden neben Volksbelustigungen Preisschießen für die Schützen und den Hof veranstaltet. Namhafte Preise sind gestiftet worden. — Werdau. In der Nacht zum Dienstag ist im benachbarten Fraureuth das 14'Jahre alte Dienstmädchen Paula Partsch unter Vergiftungserscheinungen gestorben. Das junge Mädchen war am Sonntag nachmittag noch in Zwickau gewesen und von dort anscheinend gesund zurückgekeyrt. Die Untersuchung in der rätselhaften Sache wurde sofort eingeleitet; auch fand die gerichtliche Obduktion der Leiche statt. Zur genaueren Feststellung wurden die in Frage kommenden Körperteile nach Jena in die Universitäts klinik geschickt Da zu einem Selbstmord jede Veranlassung fehlt, neigt man zu der Annahme, daß das Mädchen einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. — Glauchau, 18. Juli. Die Zeitungsmeldungen, daß die dem Verband angehörenden und jetzt in eine Lohn bewegung getretenen Weber und Weberinnen diesmal von einer Einmischung des Deutschen Textilarbeiterverbandes ab sehen bez. denselben umgehen wollen, sind unbegründet. Im Gegenteil, die Leitung des Deutschen Textilarbeiterverbandes ist jetzt offiziell beauftragt worden, an die vereinigten Web- ereibesißer von Glauchau-Meerane die Eingabe um eine 20 prozentige Lohnerhöhung für alle in den Webereien beschäf tigten Arbeiter und Arbeiterinnen zu machen und auch zu be gründen. Die Meeraner Weber wollen sich jetzt noch reser- virt verhalten, da gerüchtweise verlautet, die dortigen Unter nehmer planten eine Neuregelung des seit dem Weberaus stand vor nunmehr 3'? Jahren gültigen Minimallohntarifs. Die Leitung.des Tertilärbeiterverbandes wird die Forderungen der Glauchauer Arbeiter noch diese Woche den Unternehmern zustellen. — Annaberg, 18. Juli. Von einem tragischen Geschick wurde der erste Hauptgewinn der Gastwirtsge werbe-Ausstellung, ein Pianino, das ein Maurer aus Geyers- dorf gewonnen hat, ereilt. Der Gewinner halte den Gegen stand seines Glücks weiterverkaust. Aus einem mitgebrachten Wagen sollte das Instrument dem Käufer zugefahren werden. Beim Einbiegen in die Parkstraße geriet der Wagen in eine Vertiefung, das Klavier fiel herab und trug erhebliche Risse und Sprünge davon. Da die Reparaturkosten einen großen Teil der Kaufsumme ausmachen dürften, so wird vom Ge winn nicht viel übrig bleiben. — Buchholz, 17. Juli. Der Gesamtvorstand des Erzgebirgsvereins hält am nächsten Sonntag hier eine Sitzung ab. Den Hauptgegenstand der Beratungen bildet die Erbauung des U nte r k u n f t s h a u s e s auf dem Auersberge, dem zweithöchsten Berge Sachsens. Die Verhandlungen mir den Königl. Behörden haben einen gün stigen Abschluß gefunden. — Aue, 18. Juli. Heute vor 350 Jahren, am 18. Juli 1556, abends 10 Uhr, „als welche Stunde zu einem fürtreff- lichen Gelingen besonders geeignet wäre" wurde der Bau desFloßgraben in Angriff genommen nach der vom Markscheider Kunstmann entworfenen Planung. Dient der Flobgrab-m durch seine Zuführung von Wasserkraft heute noch nach wie vor zur Unterstützung der Industrie, so ist er andererseits im Laufe der Jahre durch seine romantische landschaftlich abwechslungsreiche Szenerie auch zu einem Anzugspunkte für Fremde geworden, die von einem „Spazier gang am Floßgraben" stets vollbefriedigt zurückkehren. — Roßwein, 17. Juli. Am 24. Juli sind 100 Jahre vergangen, sestdem die hiesige Stadt durch Schadenfeuer vollständig zerstört wurde. Nur das jetzt dem Tuchmacher meister Karl Metzler in der Frohngaffe gehörige Wohnhaus blieb vom Feuer verschont, alle anderen Gebäude, auch die Kirche mit wertvollen Altertümern und das Rathaus wurden in Trümmer gelegt. Zur Erinnerung an diesen denkwürdigen 24. Juli findet am kommenden Sonntag in hiesiger Stadt kirche ein Dank- und Gedächtnisgoltesdienst statt. — Dahlen bei Oschatz, 18. Juli. Hier wurde eine Frauensperson verhaftet, die ihr mehrere Monate altes Kind nach und nach hatte verhungern lassen. Wie die Unter suchung ergab, hatte die unmenschliche Person auf dieselbe Weise bereits fünf Kinder beiseite geschaft. — Lengenfeld i. V., 19. Juli. Infolge unvor sichtigen Genusses von Wasser ist gestern hier die 12 jährige Tochter der Warenlagerseheleute Wolf gestorben. Das Mädchen hatte am Dienstag Rettich gegessen und un mittelbar danach Wasser getrunken. Nach ganz kurzer Zeit trat Brechdurchfall ein und tags darauf starb das Kind. — Die sächsische Mittelstands-Vereinigung erklärt, daß sie nichts Anderes erstrebt, als eine freimütige Vertretung der wirtschaftlichen Interessen des rechtschaffenen Mittelstandes — frei von jeder parteipolitischen Tendenz. Aus fröhlicher Lehrtingszeit. Von W. Simon. «Natdruck v«rd»«n.> O sonnige Tage der frühen Jugend, wohin seid ihr ent schwunden? Wie eine liebliche b'ata morxana steigt ihr in sehnsuchtsvollen Stunden wieder auf in meiner Erinnerung, weht ihr in stiller Nacht durch meine Träume! O, daß der Jugendjahre Zahl so karg bemessen, daß all' das aus der Kindheit Freuden geborene Glück so rascher Vergänglichkeit unterworfen ist! Strahlenden Angesichts blickt der Knabe in die offen im Sonnenglanz vor ihm liegende Welt; des Lebens bitterer Ernst hat ihn noch nicht mit ehernen Krallen erfaßt: wie wenig bedarfs doch, ihn zufrieden, i« ihn zum Glücklichsten der Sterblichen zu machen: ein freundlicher Blick aus schönem Äug', ein anerkennend Wort, ein Rauch röllchen, oft von zweifelhafter Provenienz, ein Gläschen Wein, ein übermütiger Streich genügen zu seiner Seele Seligkeit. Ein gütig Geschick hat mich alb dieser harmlosen Freuden in meiner Lehrlingszelt teilhaftig werden lassen. Vom Vater für den Dienst Merkurs bestimmt, trat ich nach absolvierter Schulzeit in das Kontor eines meiner Familie befreundeten Großkaufmanns in einer nahen Stadt ein, woselbst ich schon zwei Lehrlinge, die auf die Bezeichnung „schlimme Buben" vollwertigen Anspruch erheben konnten, vorfand. Das Ge schäft war alt, ausgedehnt und sein Kontorpersonal bestand außer dem guten, alten Prinzipal aus einem verheirateten Kassierer, dem Buchhalter Habermüller, einem brummigen Junggesellen, mehreren Reisenden, zwei jungen Kontoristen und uns drei Lehrlingen, während im Detailgeschäft eine große Zahl von Gehilfen tätig war und im Hof der Hausknecht (eines Amtes waltete. Mit Ausnahme des Kassierers logier ten alle beim Prinzipal. Mehrere geräumige Lokalitäten standen uns zu diesem Zweck zu Gebote. Ich hatte das Glück, mit dem Buchhalter, den beiden Kontoristen, einem Gehilfen und einem Lehrling das Logis zu teilen. Damals kannte man noch keine Sonntagsruhe, in den Verkaufsläden standen keine Oefen; soziale Wohlfahrtseinrichtungen, die heute im Vordergründe des öffentlichen Interesses stehen, gab es nicht; es herrschte noch ein patriarchalisches Leben im Handlungs hause ; es war, was man — wenn auch vielfach mit Unrecht — so halb und halb noch die gute, alte Zeit nannte. Die fremde Umgebung, die neuen Verhältnisse, in die ich eintrat, die vielen Personen, in deren Kreis ich mich nunmehr zu einem nützlichen Glied der menschlichen Gesellschaft heranbilden sollte, alles das hatte für mich den Reiz der Neuheit und deshalb wurde mir auch der Abschied vom Elternhaus und vom heiß geliebten Vater, der mich bis an meinen Bestimmungsort ge leitete, nicht so schwer, als ich ans Vaterhaus gewöhntes Nesthäkchen in den letzten, zum Teil schlummerlosen Nächten gedacht. Das milde Antlitz und die wahrhaft väterlichen Worte meines Prinzipals hatten mich sofort für dessen Geschäft eingenommen. Als der Vater mich mit einem letzten Segens spruch verlassen, stahl sich aber doch eine Träne in mein Auge. Zufällig streifte mein Blick die beiden Lehrlinge und da ich sah, daß sich darob das entmenschte Paar freue, gewann ich die Fassung wieder. Ich wollte nicht sentimental erscheinen und unterdrückte deshalb mutig jede weichere Regung in meinem Innern. Da ich im Bureau mich ohnehin noch nicht nützlich machen konnte, erhielt der ältere Lehrling den Auftrag, mich mit den Geschäftsräumlichkeiten vertraut zu machen, eine Kommission, die ihni viel besser behagte, als das ewige Stillsigen am Schreibtisch. Zuerst ging's ins Perkaufsgewölbe, wo mancher Kommis über den Grünling die Nase rümpfte; dann wurden die Magazine mit ihrem für den Laien sehenswerten Inhalt einer Okularinspektion unterzogen und von nur pflichtschutdigst angestaunt und schließlich auch dem Hof, der Domäne des Knechts vom Hause, ein Besuch abgestattet. Hier unter den Kisten und Fasseri, und sonstigem Kram wandelte nimmer der Odem des Mai, hier duftete es wie in einem rhinotischen Konzert: und aus dem Potpourri für die Nase waren die Gerüche von Heringen, Petroleum, Käsen und Leder besonders markant. Am Abend aber schloß ich mit den Lehrlingen Nr. 1 und Nr. 2 dicke Freundschaft. st'r68 taoiunt oollexiüm, sagte dabei Erhard, der Aeltere, der während dreier Jahre die Bänke eines Gymnasiums gedrückt, aber als unverbesser licher Taugenichts es nicht vorwärts gebracht hatte. Schließ lich wünschten mir meine Kollegen eine geruhsame Nacht und ein buntes Heer lieblicher Träume. Dazu sollte es aber vor erst nicht kommen, denn kaum hatte ich meine Ruhestätte ausgesucht und mich behaglich ausgestreckt, als ich auch schon wieder, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, herausfuhr: Es hatte mich überall gestochen oder gezwickt; ich war mir im Moment über die Art der Empfindung nicht klar. Ich machte Licht und stellte eine Revision an, denn daß es hier mit über natürlichen Dingen nicht zugehen konnte, war mir sofort klar. Da fand ich denn mein Lager sorgfältig, 's war wirklich rührend anzuschallen, init Brennesscln ausgepolstert, und wenn auch im Bette meines Mitlehrlings nicht ein unterdrücktes Kichern hörbar geworden wäre, hätte ich den Urheber des Schabernaks erraten. Sollst verlief die erste Nacht in meinem neuen Heim ruhig. Am nächsten Morgen wurde ich durch den erstell Lehrling in die Anfangsgründe der kommerziellen Wissenschaft eingeweiht; ich kam mir dabei vor, wie ein ABC- Schütz, dem der Schulmeister zum ersten Mal die Feder in die Hand gibt und dabei sagt: „Mit diesem kleinen Ding da kannst Du Dich einst sehr glücklich, aber auch sehr elend machen." Der Schüler begreift gewöhnlich nichts von der Wichtigkeit des Augenblicks, und sein erster Versuch mit der Feder ist ein Klecks. Das wäre mir nämlich beinahe auch passiert; denn so obstinate Tinte hatte ich mein Lebtag nicht gesehen: sie wollte partout nicht das schützende Obdach des Tintenfasses verlassen. Warum? Weil mir ein gewisser Jemand Gummiarabikum in die Tinte gegossen hatte. Was ich da zu meinem Lehrmeister gesagt, wäre, hätte ich diese 'Apostrophe an einen behelmten Hüter der öffentlichen Ord nung gerichtet, Wachebeleidigung gewesen. Vorläufig begnügte ich mich mit dieser Satisfaktion, nahm mir gber vor, weil» ich mich erst heimisch fühlen werde, diese Missetaten mit Zills und Zinseszins heimzuzahlen. In den nächsten Tagen wider fuhr mir kein Mißgeschick; es war aber nur wie eine Stille vor dem Sturm. War da unter den Eckeilstehern, die für Handelshäuser hin und wieder manuale Dienste verrichteten, einer, der auf den lieblichen Namen Ignaz Kropatschek hörte; er gehörte zu jenen Menschen, von denen man sagen kann, sie seien im Grunde genommen ganz gute Menschen, nur kann inans ihnen nicht beweisen. Er verehrte, wie alle seines Standes, den Alkohol. In früheren Jahren soll er einmal seiner Vorliebe für silberne Löffel dadurch Ausdruck verliehen haben, daß er solche fand, noch ehe sie sein Besitzer verloren hatte. Man hatte ihin ob dieser sonderbaren Rechtsanschau ung einige Wochen aufgebrummt, und der Volksmund gab ihm den Namen „Löffelnaz". Das alles wußte ich als Grün horn natürlich nicht, und als eines schönen Morgens die Dienste besagten Gentlemans, der im übrigen seit jener dunklen Zeit die Begriffe von Mein und Dein sehr aut unterschied, von unserm Geschäft benötigt wurden, weil der Hausknecht anderweitig in Verwendung stand, sagte mir der Buchhalter, auf den in der Nähe herumlungernden Eckensteher weisend, „Bestelle mal den Löffelnaz dort rasch zu uns!" Gehorsam enteilte ich dem Kontor, doch schnöder Lohn ward meiner Kommission. Mit leichter Verneigung trat ich an den Ge wünschten heran und sagte im Tone größter Höflichkeit: „Herr Löffelnaz, Sie möchten gleich ins Kontor von P. kommen." Doch Löffelnaz verabreichte mir zunächst jenen saftigen Lecker bissen, den man volkstümlich Watsche nennt, titulierte mich dann ,Lausbub" und gröhlte, daß er sich von so einem Grün schnabel nicht uzen lassen werde. Das geistreichste Gesicht mag ich bei diesen Enthüllungen wohl nicht gemacht haben und erst auf dem Bureau, wo ich die mir widerfahrene Un bill klagte, ward mir allerdings unangenehme Aufklärung. Mit unserm Hausknecht, einem urwüchsigen Patron, der oft des trockenen Tones satt war und deshalb die Kehle an feuchtete, in letzter Reihe aber dafür qualifiziert war, eine neue Auflage von ,Knigges Umgang mit den Menschen" herauszugeben, hatte ich mich bald befreundet, denn unter der rauhen Arnold, holen; aalgleick durch, I Plutzer sagte er wurde, in Auss Hauskm chm die Schupp' die Glac gründ z die Schi die Schl blüfft v er eine Zusainir Bildfläcl Verbind dauerte eine so industrie Folgen verschloß aber di« Zähne ihm gei schwichti die zwo Hauskne die Affä Was in dem Rci man fol höre die Hektolite in der D auf dem und 140 Regensb Hektoliter vereinnal auf: 225 Wiener, geschnitte mahl wo „S Malzkaff Getränk« dieses vi Bedingu, daS Wo! welchen scheidend Malzkaff rein und sich auss von allen er und n allein di« rakterisb Geschnn eigensch des Bor kaffees die er m Ernähr, werten d haltrei MalzeSz, unvergl lichen G einheit , Namens, unveränt L» Küns und Kaut tadellos« PH auf Wuns Um« Langjä-ri Wenige u. Speise Wohlges Original-s nachgefülb empfiehlt vermietet
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)