Volltext Seite (XML)
. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Uuterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage „Seifen blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Rcichspostanstalten. Lclcgr.-Ädrrssr: Amtsblatt. für den Stjirk des Aintsgnichts Gibciistock und dessen Umgebung. Berantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hanuebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Insertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fcrnspltchcr Nr. 210. .H? 8«. —53. Jahrgang. — Donnerstag, den 12. Juls Das Feldgras des vormals Prügner'schen Grundstücks neben dem Krankenhause soll verpachtet werden. Angeboten sieht man bis 20. Juli 1906 entgegen. Ttadtral Eibenstock, am ii. Juli 1906. Hesse. M. Die Ablagerung von Schutt auf dein Psarrlehnsfelde an der Muldenhammerstraße unterhalb des Bühls ist endgültig M. geschlossen. Wer fernerhin dieses Grundstück zur Schuttablagerung benutzt, setzt sich der Strafoeriolgung aus. Stadtrat Eibenstock, den n. Juli 1906. Hesse. Mrt. Nr. 22 des H Nachtrages zum Schankstättenverbotsverjeichnisse ist zu streichen. Stadtrat Eibenstock, den ii. Juli 1906. Hesse. Auch ein Kunnenvrief. Der „Vorwärts", das Hauptblatt der Sozialdemokratie, hat neulich behauptet, ihm sei aus Deutsch-Südwestafrika eine Reihe von Briefen zugegangen, in denen die schlimmsten Dinge über Meutereien im Heere erzählt würden. Aus diesen angeblichen Briefen hat das sozialdemokratische Blatt einige Fälle angeführt, die indessen, wie unsere Leser wissen, durch die amtliche Untersuchung sich als vollständig erfunden oder als maßlos übertrieben herausgestellt haben. Wie es mit der ebenfalls vom „Vorwärts" ausgesprochenen Behauptung bestellt ist, das; die Offiziere der Schutztruppe ihre Leute schlecht behandelten und daß diese unzufrieden und unwillig wären, das zeigen Mitteilungen aus dem Briefe, den der freisinnige „Fränkische Kurier" in Nürnberg nachstehend veröffentlicht: „ .... 16 Tage schon waren wir auf der Hetze nach Morenga. Tag und Nacht jagten wir nach, immer nur 6 bis 12 Stunden hinter ihm, aber immer wieder entwischte er uns. Oberleutnant von Davidson, der mit seinen Einge borenen und einein Buren die Spuren aufsuchte und dem die größte Ehre bei dieser Hetze gebührt, war unermüdlich, Tag und Nacht wie ein Teufel hinterher. Da endlich, als unsere Leute und Pferde schon fast zusammcnklappten, waren wir Morengas Bande dicht aufgeschlossen. Am 4. Mai früh 0 Uhr rückten wir wieder los — ich durfte mit meinen Leuten wieder die Spitze übernehmen —, nachdem wir uns kaum Rast gegönnt hatten, und um 7 '/z Uhr erwischten wir Moren gas Bande in einem Düncnkessel'. Nun gab's eine förmliche Jagd, ein herrliches Gefecht, vielleicht das'schönste überhaupt in letzter Zeit. Als die Hottentotten sich gestellt sahen, feuerten sie, was aus den Gewehren herausging. Hui, wie die Kugeln um die Ohren pfiffen! Ich erhielt einen Schuß durch den linken Rockärmel. Und nun ging's drauf und dran! 25 Hottentotten schossen wir ab; mir selbst ge lang es dann noch mit vier Reitern, den Ausreißern den Weg zu verlegen, einen nahm ich selbst gefangen. Morenga ist uns leider entwischt; wie wir hören, hat er sich der eng lischen Polizei gestellt, aber er hat auch sein Teil wcgbe- kommen. Ein Schuß ging ihm durch den Hals nahe an der Schlagader vorbei, ein anderer verwundete ihn an Hals und Schädeldecke. . . . Als das Gefecht hinter uns war und wir leider wieder westwärts ritten, war alles vergessen: Hunger und Durst, Ermüdung und Kälte, trotzdem wir auf der ganzen Hetze kaum einen warmen Bissen in den Magen gebracht hatten — Feuer durften wir nicht machen, um uns nicht zu verraten —, ja, an den beiden letzten Tagen über haupt nichts mehr zu essen und zu trinken hatten. . . Wie wir zurück nach Gapütz zogen, da konnte ich zum ersten Male meine Leute singen lassen. Das Gefühl, als ich wieder — so fern von der Heimat — deutsche Lieder aus kräftigen Männcrkehlen ertönen hörte! Da hob sich alles iin Sattel und streckte sich, Freude in den Augen. Die Gewehre, die ivir erbeutet, 27 Stück, hatten »reine Reiter umgehängt; an den Pferdehälsen hingen Koppis lEmailtassen), Pfannen, Kirris, Patronengürtel usw.; ein wenig militärisches Bild, und doch waren sie ganze Soldaten, meine Leute! Brav haben sie sich geschlagen, das muß ich sagen. Hei, wie sie losstürmten, als wir dem Gegner nahe waren: „drauf" war die Losung, und vorwärts ging's, drauf und dran, alle be seelte der richtige, deutsche Kriegergeist; die Freude machte mich erbeben. Und welche Freude war es für mich, daß cs mir vergönnt war, mit meiner Kompanie eine richtige Feuer taufe durchzumachen und so mit Ehren zu bestehen! Wie sie lachten, meine wackeren Krieger, beim Heimritt, trotz der Schmerzen, die sie haben mußten, die einen mit zerrissenen Fingern, die andern mit Steinsplittern in den Händen usw. Freude ergreift mich noch heute, wenn ich sie ansehe, meine Leute, und daran denke, wie sie sich am 3. und 4. bei der Spitze so tadellos benommen hatten, findig, energisch, gewandt; . . . trotzdem sie schon 2 Tage nichts gegessen, kam kein Ton der Klage oder der Unzufriedenheit über ihre Lippen, nur froh waren sie alle, daß sie kämpfen durften und für ihren Teil dazu beitragen konnten, unsere deutsche Waffcnehre zu verteidigen. . . Diesen „Hunnenbrief" haben wir im „Vorwärts" ver geblich gesucht. Und doch hätte ihn das sozialdemokratische Blatt getrost abdrucken können, weil der Brief nicht erfunden, sondern wirklich geschrieben ist. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser hat am Dienstag von Drontheim die Nordlandreise fortgesetzt. — Laut „Norddeutscher Allgemeinen Zeitung" hat die italienische Regierung von dem Inhalt des zwischen Italien, England und Frankreich verhandelten Abkommens über Abessinien in Berlin vertraulich Kenntnis gegeben. — In Kiel ist auf Anregung des Reichsverbandes zur Bekämpfung der Sozialdemokratie ein nationaler Ar beiterverband gegründet worden. Es sind dadurch die kleineren nicht sozialdemokratischen Organisationen, wie sie auf der Ncichswerst und den Howaldtswerken bestehen, zu einein mächtigeren Ganzen zusainmengefügt. 600 Mitglieder zählt bereits der neue Verband, der eine Pflegstütte nationa ler Gesinnung sein und den Mitgliedern Sicherung gegen Lohnausfall und Rechtsschutz durch ein Arbcitersekrctariat ge währen wird. Es ist, wie der „Köln. Ztg." gemeldet wird, gleichzeitig beabsichtigt, einen Bürgerausschuß zu bilden, um das Bürgertum für deu Kampf gegen die Sozialdemokratie bei den Wahlen 1908 zusammenzufassen. Es soll eine ge eignete Organisation und ein geschultes Personal für den Wahlkampf geschaffen werden. — Wir lesen im Reichsspiegel des Grenzboten über die Gefahren der sozialdemokratischen Jugend- Propaganda: „In erster Reihe ist um der Gegenwart und der Zukunft willen vonnöten, daß der Sozialdemokratie endlich ein „Bis hierher und nicht weiter!" gesetzt werde. Der von ihr aufgenommenen Propaganda, die jungen Leute noch vor ihrem heerespsiichtigen Alter an die rote Fahne zu fesseln und sie mit Widerwillen und Abneigung gegen den Herresdienst zu erfüllen, dürfen die staatlichen Gewalten nicht länger untätig zusehen. Dieses Treiben ist qualifizierter Hoch- und Landesverrat. Kein Kriegsminister wäre in der Lage, die Verantwortlichkeit für ein Heerwesen zu tragen, dem von einer Aushebung zur andern solche Elemente in wach sender Zahl zufließcn. Der Staat übt durch die Volksschule eine notdürftige Aufsicht über die Heranwachsende Jugend bis zum vierzehnten Lebensjahre. Für die folgenden sechs öder sieben Jahre fehlt sie vollständig — die wichtigsten, weil sich in ihnen der Charakter bildet — und erst mit dem Eintritt in das Heer, und dann mit großer Strenge, greift sie wieder Platz. Da die ganze männliche Jugend dem Staate wehr pflichtig ist, er in Kriegszeiten sogar bis in das siebzehnte Lebensjahr zurückzugreifen berechtigt ist, so erwächst ihm da raus auch die Pflicht, die schulentlassene Jugend nicht aus dem Auge zu lassen und dafür zu sorgen, daß sie dem Vater lande, dem sie mit Leib und Leben dienen, dem Könige, dem sic den Eid der Treue leisten und halten soll, nicht durch hochverräterische Umtriebe entfremdet werde. Die Schule ist verfassungsmäßig „eine Veranstaltung des Staates", das Heer auch, damit ist schon die Notwendigkeit gegeben, zwischen Schule und Heer, zwischen Schulzeit und Dienstzeit eine Ver bindung hcrzustellen, die, ohne die Vorbereitung für den bür gerlichen Beruf oder dessen Betätigung zu beeinträchtigen, doch eine Kontinuität der staatlichen Aussicht gewährt, wie sie für die Söhne der gebildeten Klassen, die bis zum siebzehnten oder achtzehnten Jahre das Gymnasium besuchen, zum großen Teile ohnehin besteht. Für die jungen Leute aus den ärmeren Schichten, auf deren Erziehung und Ausbildung so viel weniger Sorgfalt verwandt werden konnte, ist diese Aufsicht um so notwendiger. Es lassen sich da sehr wohl Organisationen schaffen, die z. B. mit einer turnerischen Vorbildung für das Heer, unter staatlicher Aufsicht, in Zusammenhang zu bringen wären und den jungen Leuten gesundheitlich sehr gut zustatten kommen würdeit. Die hierfür nötigen Maßnahmen können, schon wegen ihres engen Zusammenhanges mit dem Fort bildungsschulwesen, nur auf dem Gebiete der Landesaesetz- gebung und der Landesverwaltung, nicht der des Reiches liegen? Die gemeinsame Durchführung in ganz Deutschland innerhalb einer bestimmten Frist würde dennoch gesichert werden. So dann müßte, da ja das Vereins- und Versammlungsrecht nur für majorenne Personen gilt, den jungen Leuten der Beitritt zu irgendwelchen Organisationen, die nicht vom Staate als zulässig anerkannt sind, bei Strafe verboten werden, einer Strafe, die zugleich auch Eltern, Pfleger, Lehrhcrren und Vormünder treffen könnte. Außerdem sollte aber die Ver breitung solcher Gesinnungen unter minorennen jungen Leuten als Vorbereitung zum Hoch- und Landesverrat unter harte l Strafe gestellt werden. Machen wir endlich einen Anfang damit, die ganze Nation wartet mit Sehnsucht darauf. Hier liegt noch ein weites und segensreiches Arbeitsfeld brach. Hüten wir uns, daß nicht Unsegen darauf entsprieße. Es harrt der starken und werktätigen Hand!" — Berlin, 9. Juli. Der „Lokal-Anzeiger" meldet: Nach hier eingegangener telegraphischer Nachricht ist Oberst v. Deimling am 6. dss. Mts. in Swakopmund eiugetrosfeu und hat sich nach Windhuk zur Besprechung mit dem Gou verner v. Lindequist begeben. Er beabsichtigt, demnächst über Lüderitzbucht nach Keetmanshoop zu gehen, wo er vor aussichtlich Ende dieses Monats eintrefseu wird. — Berlin, 10. Juli. Nach einem Telegramm des Gouverneurs von D eutschostafrika ist Ober leutnant Abel, nachdem er den Manjarasee nördlich um gangen hatte, am 18. Juni in das aufständische Irakngebict vorgestoßen. Er fand die bisherigen Meldungen bestätigt und wurde mehrfach angegriffen, wobei auf beiden Seiten V erluste zu verzeichnen waren. Am 26. Juni fand die Vereinigung mit dem Detachement Mpapua-Kilimatinde statt. Die 5. Kompanie sollte am 30. Juni eintrefseu. Reitz en stein meldet unter dem 29. Juni die erfolgte Durchführung seiner Operationen. Der diesseitige Verlust betrug 7 Tote und 16 Verwundete. Der Gouverneur schreibt den verhältnismäßig raschen Erfolg, und die Lokalisierung des Aufstandes in Jraku neben dem energischen Eingreifen Abels der sofortigen Konzentration ausreichender Truppen zu. Um den Erfolg zu sichern, verbleibt die 5. Kompanie in Jraku, alle andern Streitkräfte kehren zurück. Die 15. Kompanie Wunderlich mußte nach notdürftiger Besetzung von Mpapua zum Ersatz der nordwestlich von Usambara befind lichen Truppenteile dort stationiert werden. — Altona, 9. Juli. Nach einer Erklärung des Polizei direktors von Altona soll die Möglichkeit naheliegen, daß der weAen Hochverratsverdachts verhaftete R osen berg unschuldig ist, obwohl schwere Verdachtsmomente gegen ihn vorliegen. Bevor diese nicht ganz behoben sind, soll Rosen berg nicht aus der Haft entlassen werden. — Rußland. Die Gärung in der russischen Armee macht weitere Fortschritte. Heute liegen recht be denkliche Nachrichten vor, die beweisen, daß bereits ein großer Teil des russischen Heeres von revolutionären Ideen durch seucht ist. Der Petersburger Gewährsmann der „Kölnischen Zeitung" telegraphiert folgendes: Petersburg, 10. Juli. Die Versetzung von Offizieren der Garde zur Linie scheint zum Grundsatz erhoben zu sein. Beide Musikkorps des Preo- braschenski-Leib-Garde-Regiments sind zusammen mit dessen erstem Bataillon aufgelöst und in die Armee versetzt worden. Die Kapellmeister wurden entlassen. Zwei in Warschau stehende Sappeurbataillone verlangen für das Land die Frei heit, die Absetzung der Regierung, Einrichtung von Volksge richten, Einberufung einer konstituierenden Versammlung auf Grundlage des allgemeinen, direkten und geheimen Stimm rechts und aktive Teilnahme der Soldaten am politischen Leben. Obgleich die Meldungen über die Gärung in ver- jchiedenen Truppenteilen offiziös abgestritten werden, hat die revolutionäre Agitation in der Armee bereits ihr Werk getan. Die höchste Militärobrigkeit muß die strengsten Rias; nahmen treffen, um einem Umsichgreifen der Gärung entgegen zutreten. — Das Marinekriegsgericht in Kronstadt hat am Montag wegen der Uebergabe des Torpedobootes „Be- dowy" an die Japaner das Urteil gefällt. Der Draht meldet hierüber: Nach fast zehnstündiger Beratung hat das Marinekriegsgcricht in der Angelegenheit der Uebergabe des Torpedoboots „Bedowy" an die Japaner folgendes Urteil ge fällt: Vier Offiziere wurden für schuldigerachtet, die „Be dowy" mit Vorbedacht den Japanern übergeben zu haben, wofür sie der Todesstrafe durch Erschießen zu unterwerfen seien. Sie werden jedoch der Gnade des Kaisers empfohlen werden mit der Bitte, die Todesstrafe in Berücksichtigung der Milderungsgründe in Ausschluß vom Dienst mit Verlust einiger Rechte umzuwandeln. Admiral Roschdjestwenskl) und die übrigen Angeklagten wurden freigesprochen. — Frankreich. Der Marineminister Thomson wurde am Freitag von dem Marine-Ausschusse der Kammer über die Flottenausgaben und das Bauprogramm der Regierung für 1907 vernommen. Er erinnerte daran, daß er im Vorjahre den Auftrag erhalten hatte, 1906 sechs neue Linienschiffe in Angriff zu nehmen; wenn aber mit der