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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 12.06.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190606123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19060612
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19060612
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1906
-
Monat
1906-06
- Tag 1906-06-12
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Monat
1906-06
-
Jahr
1906
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Ende Juni. Sind sie trocken und warm nach einem eben solchen Mai, so folgt ein warmer und regenarmer Sommer, und ein dürrer und regenloser Soinmer ist zu fürchten, wenn seit Ende März Ostwind mit trockener Kälte herrschte und in den Tagen vom 6. bis l3. Juni an Stelle desselben nicht milder Westwind eintritt. Ueberhaupt ist ein veränderlicher, gewittereicher Juni ein gutes Zeichen. Zur Grundsteinlegung zum neuen Rathause in Eibenstock. Festrede des Herrn Bürgermeister Hesse. Der Hamnier soll jetzt niedersallen aus den Grundstein des künftigen Rathauses. Hier soll das neue Rathaus sich dereinst erheben. Sein Grund umschließt Erbbegräbnisse ; ringsumher auch schlummern Um- und Einwohner Eibenstocks den letzten Schlaf. Geweiht und befriedet darum ist der Boden. Und nun fehlen Grab und Kreuz und Baulärm stört GotteSfrieden! Gar manchem, dessen Lieben hier geruht haben, mag die Umlegung de» Gottesackers hart angekommen sein. — — Aber das unruhige Leden macht auch vor einem Totenacker nicht Halt. Auch hier wogte und brandete eS heran in neuen Wohnstätten Lebender, bis es Wege bahnend hereinspülte, um nunmehr darüber hiiiwegzufluten, neues Leben aufzubauen auf dem zer fallenen. Noch naht es zögernd, von Pietät gehemmt. Kein WirtshauSlärm wird den Boden entweihen, nicht profane Wohnstätten werden des Menschen Müh und Not hier umhegen, nein! freundliche Anlagen werden gefällig ein stattlich HauS umfrieden, in dein das Wohl und Wehe der Stadt und ihrer Bürgerschaft beraten wird. — Dieses Rathaus wird sich mitten zwischen Ober- und Unterstadt als Wahrzeichen einer neuen aufstrebenden Zeit auf diesem Grunde hier kühn in die Höhe recken, als wolle es unseren Unter- nehmungsmut bekunden, zugleich bescheiden in seiner Einfachheit, wie wir bleiben, aber würdig, wie wir uns erweisen wollen. Untcrnehmungsmul wird es künden. Wenn der Geist all der Ver storbenen, die hier ihre Ruhe fanden, mit Menschenzungen zu uns reden könnte, er würde bezeugen: „Ja, eine ganz neue Zeit hat uns gesegnet!" Die Zeiten ungeheurer verheerender Brände, der Arbeitslosigkeit und Ver armung sind vorüber; eine elastische Industrie blüht; Wohlstand zieht ein; die Einwohnerschaft ist gewachsen, die Unternehmungslust erwacht und die Gedrücktheit verliert sich. Wo aber in einer Stadt Leben und Bewegung sich so regen, da vervielfachen sich die Fäden, welche von der Einwohner schaft und ihren mannigfaltigen Lebensbcziehungcn zum Rathause hinsühren. Das ist auch bei uns geschehen; alle alten Geschäftsabieilungen haben eine schier unglaubliche Arbeilszunahme dargetan, Gas-. Wasserwerk und Spar kasse weisen einen viel erheblicheren Geldumsatz nach, das Bauwesen hat ein bereits überlastetes Bauamt erfordert, Schauamt, Nahrungsmittelkontrolle, Waisenrat, Statistik und andere moderne, gesetzliche Einrichtungen haben neue Ansprüche an Arbeitskraft gestellt, überall Fortschritt und Ausdehnung. — All diese Arbeitslast ließ sich unter dem Dache des alten Rathauses nicht mehr mit Hotel und Restaurant vereinigen. Die teilweise Ausmietung er wies sich als ein teurer, aber auch ungeschickter Apparat, der schleppend und unsicher arbeitete. So führten denn die jahrelangen Beratungen der Colle- gien endlich in rechter Würderung der wertvollen Conzession des alten Rat hauses zum Entschlüsse, ausschließlich für die Stadtverwaltung ein neues Rathaus zu bauen, und zwar aus dem zwischen Ober- und Unterstadt ver mittelnden alten Gottesacker. Dieser Entschluß war übrigens schon 190S im Kaufverträge über den alten Gottesacker vorgesehen worden. Nun aber haben wir es gewagt und die Ausführung des Entschlusses hat mit der Grundsteinlegung das I. Stadium glücklich überwunden. Was das für uns besagen will an Müh und Sorge, Hoffnung und Enttäuschung, das weiß nur der voll zu würdigen, welcher alle internen Vorgänge kennt. Nur das fröhliche Emporblühen unserer Stadt mit der Hoffnung, daß die gute Zeit Dauer habe, konnte die Stadtvertreler zu der ungewöhnlichen Ausgabe er mutigen. Nun wollen wir aber auch Vertrauen zur gütigen Vorsehung be weisen und nicht nach dem ersten Aufschwünge die Flügel hängen lassen, sondern auswärts streben. Diese dankbare Schaffenslust wird das neue Rathaus vorzüglich wiederspiegeln, wenn es unternehmend von der Berg lehne hcrabschaut, in die Höhe trachtend. Darum laß ich den Hammer zum ersten Schlage ausklingcn in dem Wunsche: „Mit Gottvertrauen auf eine hoffnungsfrcudige Weiterentwickelung der Stadt durch unsere Verwaltung auch im neuen Hause!" Wenn uns aber di« Hoffnung aus eine gün stige Zukunst auch zu weiteren Unternehmungen stärken wird, so werden wir andrerseits den uns geschenkten Aufschwung nicht selbst durch undank baren Leichtsinn untergraben. Dem Wagemut gehe voran die Weisheit des Wägens. Wir werden als vorsichtige Hausväter den Anforderungen der Zeit unsere beschränkten Mittel entgegenhalten und wo nötig uns bescheiden. Bescheidenheit soll unsere Verwaltung zieren wie das neue Rathaus, dem kostbares Gestein und Prunkgemächer abgehen. In der Beschränkung zeigt sich der Meister! Bescheidenheit ist aber in der Verwaltung Sparsamkeit. Freilich absolute Sparsamkeit kennt die Verwaltung keineswegs. Dann brauchten wir auch keinen Unternehmungsniut. Die Gunst und der Auf schwung der Zeiten muß in der Verwaltung ebenso gut ausgenutzt werden, wie in der Industrie. Ausgaben der Zeit, welche die Verwaltung zu er füllen im Stande ist, aus Sparsamkeit zu verschieben, wäre grundfalsch, denn die Gunst und der Aufschwung der Zeit geht vorüber, die Aufgaben aber bleiben nicht nur, sondern vermehren sich jährlich uni neue. Bescheiden wollen wir auch im neuen Hause bleiben, welches uns darauf Schritt für Schritt durch seine Einfachheit Hinweisen wird, aber nicht rückständig und kurzsichtig. Deshalb klingt mein zweiter Hammerschlag aus in dem Wunsche: „Voll Dankbarkeit gegen den Geber alles Guten auf eine weise Selbstbe scheidung unserer Verwaltung auch im neuen Hause!" - — Aber die Ritte zwischen Wägen Und Wagen, Sollen und Können ist schwer. Die Meinun gen darüber sind oft verschiedene. Meinungsverschiedenheit führt leicht zur Kleinpolitik, Kleinpolitik aber gar manches Mal zur Würdelosigkeit. Und doch kann keine Stadtverwaltung der Würde entbehren, wenn sie Anspruch auf öffentliche Autorität erhebt. Wahre Würde aber erwächst aus Würdig keit. Möge das neue Rathaus, welches mit seinen stolzen schlanken Linien in seinem ganzen Aufbau die Bürgerschaft würdig repräsentieren wird, uns stets an diese auch unsere Pflicht mahnen. Möge uns dieser Totenacker auf jedem Gange, den wir durch ihn nehmen, erinnern, daß wir aus Erden würdigere Dinge zu tun haben, als uns kleinlich zu befehden! Fordere uns dieser Friedhof auf zu lauterem Wort und Werk auf befriedetem und ge weihtem Boden und weise uns dieser Acker Gottes darauf hin, daß wir an letzter Stelle nicht einer wankelmütigen Menge, sondern einem höchsten Rich ter verantwortlich sind! So gelte denn mein letzter Hammerschlag dem Wunsche: „Gott vor Augen seien würdig Rat, Stadtverordnete und Beamten schaft alle Zeit im neuen Hause!" Das walte Gott! Weiherede des Herrn Pfarrer Gebauer. „Wo der Herr nicht das Haus bauet, so arbeiten umsonst, die daran bauen (Psalm 127, l)" — unsre Losung für die nächste und für alle Zukunft bei dem Werke, das wir hier bereiten; unsre Losung in der Stunde, in welcher der Grund gelegt wird zu einem für die Gemeinde hochbcdcutsamen Bau ; eine Losung demütigen Bekennens unsrer Schwachheit und frohen Ver trauens auf des Herrn Hilf«; di« Lösung unsrer Väter schon hier oben in Berg und Tal. Denn wie sangen sie frommen Sinns in jenen weit zurückliegenden Zeiten, da Schacht an Schacht sich reihte an unser» Bergen und Hängen; wie sangen sie frommen Sinns, gehend zur Arbeit ihres von Gefahren um- lagerten Berufs, zur Schicht? Mit dir, Allmächtiger, fahr ich an Und voll Vertrau» auf dich; Nicht fchreckend ist die dunkle Bahn, Wenn du begleitest mich. Ein jeder Schritt aus steiler Fahrt Erinnert an den Tod; Ich wandle sie, von dir bewahrt, Getrost und froh, mein Gott. (L G. B. 605.) Und wurden die zutage geförderten Güter der Erde in den Hütten und Hämmern im Tal unter Müh und Gefahr gewandelt zu reinem Metall, so ging der gottesfürchtige Hütlenmann nicht an sein Werk ohne ein frommes Das walte Gott, der helfen kann! Mit Gott fang ich mem Arbeit an, Mit Gott nur geht es glücklich fort, Drum ist auch dies mein erstes Wort: DaS walte Gott! (562.) Und waren dann die Metalle in unsrer alten Bergstadt von hundert fleißigen Händen zu Gegenständen des Handels verarbeitet, so zogen die Handelsleute unsrer Stadt hinaus, sie nah und fern zu vertreiben; und angesichts der vielen und mancherlei Gefahren, die in jenen Zeiten di« Wandernden umdrohten zur Rechten und zur Linken, zog man au» mit jenem frommen Vertrauen auf die Macht und Hilfe des Herrn, wie eS sich be kundet in dem alten Wanderlied«: Herr, du wollst unsrer G'leitSmann sein Und mit un» gehen au- und ein Und zeigen all« Steig' und Steg'; Wehre dem Unfall auf dem Weg! «prielei». (509.) Und wie ost mögen in späterer Zeit, wenn man in dem geweihten Grunde, auf dem wir stehen, einen Lebensgenoffen gebettet Erde zur Erde; wie ost mögen da die bewegt vom Trabe Heimgehenden, eingedenk, daß man ohne de» Herrn Gnadenhilse auch nicht recht sterben kann, still vor sich hin gesprochen und gebetet haben, wie wir'» auch noch tun: Soll i ch einmal nach deinem Rat Von dieser Welt abscheiden. Verleih' mir, Herr, nur deine Gnad', Daß e» gescheh' mit Freuden. Mein Leib und Seel' befehl' ichdir; O Herr, »in selig End' gib mir Durch Jesum Christum! Amen. (K87.) Wie sollten wir nicht nach der Väter An, die eingedenk menschlicher Ohnmacht und göttlicher Allmacht und Güte all' ihr Wollen und Taten, ja auch ihr Sterben in Gotte» treue Hände befehlen, wie man ihnen gestützt auf geschichtliche Nachweise nachrühmen darf, wie sollten wir nicht ebenso, da wir an ein für unsre Gemeinde in Gegenwart und Zukunft so bedeut- same» Werk gehen, eS tun mit dem demütigen Bekenntnis unsrer Ohnmacht und unsre» zuversichtlichen Vertrauens auf >»es Allmächtigen Güt« und Hilfe, uns die Losung zu eigen machend „Wo der Herr nicht da» Hau» bauet, so arbeiten umsonst, di« daran bauen?" DaS gilt im Hinblick auf die Errichtung des nach den Entwürfen gar stattlichen Bauwerkes, das nunmehr als ein erstklassiges Schmuckwerk an diesem herrlich gelegenen Mittelpunkte unserer Stadt erstehen soll. Mannig fache Gefahren umlagern die Bauenden, und nicht vorherzusehende Umstände können ohne Verschuldung der den Bau Leitenden über Nacht eintreten, die den Bau hemmen und hindern. Mit unsrer Macht ist nichts getan. Wo aber der Herr daS Hau» bauet, so arbeiten nicht umsonst, die daran bauen, ondern der göttliche Bauherr, dem wir vertrauen und bittend da» Werk ans Herz legen, wird die Bauenden schirmen und bewahren und den Bau ördern und zu einem guten Ende führen. Das gut aber in erhöhtem Maße, wenn wir an die Bestimmung denken, der das über diesem Grundstein erstehend« Bauwerk dienen soll bis in will's Gott ferne Zeiten hinaus: eine Stätte zu sein, an der die durch das Vertrauen der Bürger gewählten Rat und Verordneten in weiser Er wägung dessen, was der Stadt frommt, in wohlwollendem und gerechtem Sinn raten und taten sollen für Stadt und Bürgerschaft. In diesem Sinne auch wird unser Werk, wird der Bau wohl gelingen und bestehen, wenn Gott, der oberste Bauherr, des Baues Schirmer bleibt. Denn nur wo der Herr selbst mit seiner Gnadengegenwart daS Haus bauet und dauernd über und in demselben waltet, walten kann, wird es und bleibt es eine Stätte des Segens. Wo er's nicht tut, nicht tun kann, so arbeiten umsonst, die daran bauen und darin wirken! Und nun soll der Grundstein zum neuen Rathaus geweiht werden. Wir wollen ihn dem Herrn weihen, ohne den wir nichts vermögen. Unser Weihen kann aber nur Bitten und Geloben sein. Sein ist di« Macht! Er gibt Anfang und Fortgang; er gibt Vollbringen zum Wollen; waS er weiht, das ist geweiht. Drum laßt uns ihn bitten: „Herr Gott, du bist hoch erhaben, hehr und herrlich ist dein Name. Aus der Tiefe rufen wir dich an. Sage du Ja und Amen zu diesem Be ginnen. Unter deine Hut stellen wir diesen Bau. Breite schirmende Fittiche über Gesundheit und Leben derer, die den Bau leiten, und derer, die ihn aussühren, und hilf, daß alles ohne Schaden zu Ende geführt werde. Hilf du auch, daß das hier erstehende Haus bis in späte Zeiten seiner Be stimmung diene dir zu Ehre, der Gemeinde zum Segen. Ja, Herr, du treuer Gott, dazu weihe du dieses unser Vorhaben und Tun. WaS du weihest, das ist gefeit und gesegnet. Amen." In Ergänzung unseres Berichtes sei noch bemerkt, daß am Tage der Grundsteinlegung noch folgendes Telegramm von dem in Karlsbad weilenden Herrn Stadlrat Eugen Dörffel cingegangen ist: Zu der heutigen Fe,er sende ich di« herzlichsten Wünsche. Mögen alle Hoffnungen und Erwartungen, die sich an diese bedeutungsvolle Begeben heit knüpfen, für unsere aufstrebende Stadt in Erfüllung gehen. Zier Erfinder der Kisenöayn. Ein ErinnerungSblatt zum l2S. Geburtstage George Stephenson'S. 1781 — 8. Juni — 1906. Von vr. Karl Schott. sNachdruck verbotevJ Alis der Stephenson-Brücke iu Newcastle steht sein Denk mal. Doch bedarf er eines solchen? Kennt nicht die ganze Welt seinen Namen ? Ward ihm nicht Unsterblichkeit zu Test, wie sie kaum einem zweiten zu Teil geworden? Oder gibt es Jemand, der den Erbauer der ersten Eisenbahn nicht kennt? Seine Lebeusgeschichle ist eine alltägliche, wie sie unter hundert Menschen sich neunzig Mal abspielt, nicht aber sein Lebenswerk, auf das wir weiter unten ausführlicher zurück kommen we-den. Wir wollen hier nur vorwegnehmen, daß ihn die Geschichte der Technik den Hauptbegründer des Eisen bahnwesens nennt. Und doch stammle dieser geniale Mann, dieser bahn brechende Geist im modernen Verkehrswesen, aus recht ärm lichen Verhältnissen. Sein Vater war Heizer der Dampf maschine des Kohlenwerks zu Wylam bei Newcastle, wo am 8. Juni 1781 George Stephenson geboren wurde. Zum regelrechten Schulunterricht langte es nicht. Als Georg 8 Jahre alt war, siedelten seine Eitern nach Dewley-Burn über, wo der Knabe, um auch ein Scherflein zum Unterhalt der Familie beizutragen, Kühe hütete. Während der Hütezeit hatte er Muße genug, seinen Träumereien nachzuhängen, die meistens darin gipfelten, daß er sich gar wunderliche Maschinen ausdcichte und diese in Lehm modellierte. Nach dem Kühe hüten, das ihm init der Zeit wohl langweilig geworden sein mag, ging George an das Rübenhacken. Doch auch das währte nicht lange. Ter Ehrgeiz des Knaben endete nicht früher, als bis er, mit vierzehn Jahren, Gchülfe seines Vaters geworden war. Von Dewley-Burn zog die Familie Stephenson jedoch bald ivieder fort; es ging nach Jolly's Ceose bei Newburn, ivo unser George den mit 12 Schilling Wochenlohn bezahlten Posten eines Stallburschen erhielt. Jetzt mit dem Alter von 15 Jahren meldete sich auch ungestüm der Wissensdrang in dem Jüngling, den es bitter schmerzte, nicht jene Bücher lesen zu können, in denen die Maschinen von Watt und anderen Erfindern so ausführlich beschrieben waren. Er mußte die schwere Kunst des Lesens erlernen, koste es was cs wolle. Und so besuchte George Stephenson in einem Alter, wo andere der Schule den Rücken zu kehren beginnen, dreimal in der Woche die Abendschule, um das Lesen, Rechnen und Schreiben zu erlernen. Und sein Vorhaben war auch von Erfolg gekrönt. Und nun kamen Jahre der geistigen Entwickelung, der rastlosen Berufstätigkeit, in der er höher und höher stieg, und Jahre der Liebe, die ihren Beschluß darin fanden, daß er 1802 seine Braut Fanny Henderson als Gattin heim führte. Die Einnahmen waren für den kleinen Haushalt, der bald durch ein Söhnchen vermehrt worden war, recht schmale geworden. Stephenson sah sich auf Nebenverdienst angewiesen; er wandte sich der Schuhmacherei, der Schneiderei und der Uhrmacherei zu, die ihm, in den Mußestunden wacker betrieben, denn auch eine kleine Zubuße eintrugen. Doch das junge Familienglück dauerte nicht lange. Fanny starb. Der alte Vater erblindete. Und Stephenson, dessen außerordentliches Talent von seinen Arbeitgebern be reits anerkannt war, mußte in den schwierigsten Verhältnissen um seine Existenz ringen. Dazu kamen noch die Kriegsjahre (1807—1808), in denen er für die Miliz ausgehoben werden sollte. Es gelang ihm jedoch, einen Ersatzmann zu stellen, wenn auch seine letzten Ersparnisse dabei äufgezehrt wurden. Doch nun sollte auch die Wendung in Stephensons Leben eintrcten. Einer seiner Biographen erzählt hierüber: „Im Jahre 1810 ward im Dorfe Sillingworth ein Schacht Kreise nun v rviekel äinAS, k 8t. Kratt Möll« -u hoch - zäh aufgel »Gut, in seiner i jetzt gleich »Ich was ich g „Nun Er gi zu ihr. Sie l bleiches, c anziehende Möll< dann ging Eine ausgesucht. „Sie mich Ihm worden." Frau prunkvolle Für < herein; m um die T Wie alle, Vie 6 geltend zu Die unsichtbar Ehre erwi Die s ungseinriü um aus d Von. gewagt, se chens flog Bald anli reine, um wieder fre diese Tats Hohe, ihm teilen Aber entworfen, ihre Ange gleiterin b Hohe geben, au sie noch zi Ihr doch Emm Als c eine kleine Das nach dem Brief. Zu st neuen Be' Als s „Du nehmen'" Zürnst du Sie I zu wohl. Mit ihr in die „Ach, dein Verh „Ohr sie zärtlich nun nicht „Nie drängte, : Emmy rr Mädchen „Leb' ein frohes „Got wollen ta Emn Auf rätin groj besondere Mar Dame zu Als Zwei Aaare. Roman von C. Köhler. (12. Fortsetzung.) Emmy schüttelte nur den Kopf. „Nein," sagte sie, „ich werde nicht die Frau eines Mannes, der schon vor der Hochzeit den Tyrannen spielt — der gestrige Abend hat dich in deinem wahren Licht gezeigt. Meiner Mutter zuliebe hätte ich das Joch auf mich ge nommen — jetzt ist sie tot — ich habe auf niemand mehr Rücksicht zu nehmen, und so sage ich dir denn, jedes Band zwischen uns sei gelöst — wir beide sind wieder^frei. Möller gab keine Antwort; mit langen Schritten im Zimmer auf- und abgehend, rang er vergebens nach Fassung. Er hatte um sie geworben, weil sie ihm gefiel und weil sie aus gutem Hause stammte. Damit versöhnte er seinen Vater, der über die flotte Lebensweise des Sohnes unge halten war. Deshalb hatte er auch so rasch um Emmys Hand un gehalten, um dem schwererkrankten Vater die Nachricht seiner Verlobung mit Fräulein von Strehlen überbringen zu können. Plötzlich blieb er vor Emmy stehen und sah ihr fest ins Gesicht. „Ich habe einen Nebenbuhler," sagte er rauh. In das bleiche Antlitz des Mädchens stieg heiße Röte aber mutig hielt sie seinen Blick aus. „Ich habe dir nicht die Treue gebrochen," sagte sie, „aber wenn du es wissen willst, ja — ich liebe einen andern — aber ich hatte nie die Hoffnung, seine Frau zu werden, und habe sie auch heute nicht. Was ich aus dem Bruch unseres Verlöbnisses retten will, das ist meine eigene Würde, mein weiblicher Stolz — ich gehe einer trüben, ungewissen Zukunft entgegen, aber ich hebe stolz mein Haupt, denn ich habe mir mein Selbstbewußtsein gerettet." abgeteuft und dazu eine atmosphärische oder Newcomische Maschine aufgestellt, welche sehr schlecht pumpte, so daß alle Maschinenmeister der Umgegend zu Hülfe gerufen wurden und dennoch das Wasser m der Grube mebr zu- als abnahm. Stephenson hatte in aller Stille die Maschine öfters in Augenschein genommen und bald ihre Fehler erkannt. Ein Schachtarbeiter, der ihn bei Untersuchung der Maschine an traf, sagte zu ihm: „Nun, George, was ist Deine Meinung? Glaubst Du, Du wissest etwas, um sie zu verbessern?" „Ich sage Dir, Mann," erwiderte Stephenson, „ich kann sie ver bessern und machen, daß sie zieht; in Zeit von einer Woche könnte ich machen, daß Du hinunterkommst." Diese Worte hinterbrachte der Arbeiter dem Oberaufseher Rolph Dods, welcher alsbald den Bremser kommen ließ und ihm alles zu Gebote stellte, um die Reparatur sogleich zu be ginnen. In kurzer Zeit war das Werk vollbracht; der Ober aufseher, hoch erfreut, machte dem intelligenten Bremser ein Geschenk von zehn Guineen, und es kam nun ein Antrag nach dem andern an den Maschinenarzt George, die Pump Maschinen auszubessern und zu vervollkommnen. Das er freulichste für Stephenson war aber, daß er im Jahre 1812 als Maschinenmeister angestellt wurde . . ." Nun war man natürlich allgemein auf den Mechanikus aufmerksam geworden. Sein Gönner Lord Ravensworth protegierte ihn und bewilligte ihm die Mittel, seine Reise maschine zu bauen. So kam Stephensons erste Lokomotive zu Stande, die 80 Tonnen Gewicht in einem Zeitraum von einer Stunde vier englische Meilen weit zu ziehen vermochte. Bald folgte eine zweite, wesentlich verbesserte Maschine. Und neben diesem Lokomotivenbau erfand Stephenson auch noch eine Grubenlampe, die dem Bergmann bei Gefahr von Gasen ganz vorzügliche Dienste leistete. Allein die Hauptehren winkten Stephenson erst noch: Der Ausbau der ersten, richtigen Eisenbahn. Das war ein Fest für die gesamte — meist recht ungläubig dreiuschauende — Kulturwelt. Das Ergebnis war ein glänzendes. Stephen- son's Ruhm, der nun alle seine Neider besiegt hatte, stieg in's Unendliche. Hatte schon die erste Eisenbahn zwischen Stockton und Darlington seinen Ruf in alle Welt getragen, so wuchs dieser, wie wir schon sagten in's Unermessene, als er bei dem Preisausschreiben der Liverpool—Manchester-Eisen bahn mit seiner Maschine Rocket den Preis davontrug. Diese zog im Zeitraum einer Stunde ihr fünffaches Gewicht eine Strecke von 14 bis 20 englische Meilen weit. Jetzt wurde Stephenson nach den verschiedensten Ländern, nach Belgien, Holland, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien be rufen, um daselbst den Bau von Eisenbahnen zu leiten. Ueberall wurde er mit Ehren überhäuft und auf das enthu siastischste begrüßt. Auch an seinem Sohn erlebte Stephenson große Freude. Sein Sohn hatte auf der Edinburger Universität den Mathe matischen Preis heimgebracht und sich dem Studium des Brückenbaues ergeben. Aus diesem Gebiete sollte er später noch großartiges leisten. Allein schon bei Lebzeiten des Vaters erreichte er so bedeutendes, daß der alternde Mann in der festen Ueberzeugung dem Tode entgegenschauen konnte, in dem Sohne einen würdigen Nachfolger gefunden zu haben. Als Mensch war Georg Stephenwn eine ganz prächtige Erscheinung. Große körperliche Stärke und Rüstigkeit zeich neten ihn bis an seinen Lebensabend aus. Wettlaufen, nament lich wenn cs bergan ging, gehörte zu seinen sportlichen Lieb lingsübungen. Auch sonst betätigte er sich auf allen möglichen Gebieten. So heißt es in einer biographischen Skizze über den Verstorbenen: „Seit 1845 hatte Stephenson auch dem Gartenbau Interesse abgewonnen. Von seinen bisherigen Geschäften als Eisenbahningenieur zog er sich fast ganz zu rück, um sich ausschließlich seinen ausgedehnten Kohlenberg werken und Kalkbrennereien zu widmen und nebenbei seine Melonen, Ananas und Treibhäuser für Weintrauben in Auf schwung zu bringen. An Gästen fehlte es ihm nicht. Eines Abends erging er sich mit einem Freunde im Freien, und Beide blickten zu dem sternbesäten Himmel empor und be wunderten die unermeßliche Pracht der Schöpfung. „Was ist doch der Mensch für ein unbedeutendes Geschöpf?" sagte der Freund, „gegenüber einem solchen Heer von Sonnen, von denen wahrscheinlich jede der Mittelpunkt eines Systems ist!" „Ja," erwiderte Stephenson, „aber welch ein wunderbares Ge schöpf ist andererseits auch der Mensch, daß er denken und vernünftige Schlüsse bilden und bis zu einem gewissen Grade auch eine so wunderbare Schöpfung sogar begreifen kann!" Das Jahr 1848 sollte Stephensons Todesjahr sein. Ein Lungenblutsturz machte am 12. August seinem Leben ein Ende. In der Dreifaltigkeitskirche von Chesterfield wurde er begraben. Die Trauer um den Dahingeschiedenen war eine allgemeine, universale, internationale. Auch wir ehren heute das Andenken des genialen Mannes, indem wir die 125. Wiederkehr seines Geburtstages in würdiger Weise begehen.
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