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Amt' Abonnement nertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. -»es „Jllustr. Unterhaltungsbl." 1 2. der Humor. Beilage „Seifen- Aasen" in der Expedition, bei anseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. -- Illttl AlUUl für den MK des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. ilsttl Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertions'preis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Letcgr.-A-rrstr: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Fernsprecher Nr. 2><>. Sonnabend, den 9. Juni In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Bürstenmachers Br«»« L-vlii»tn«r in Schönheide, Alleininhaber der Firma A. L. Leistner daselbst, ist in Folge eines von dem Gemeinschuldner gemachten Vorschlags zu einem Zwangsoergleiche Vergleichstermine auf den 29. Auni 1906, vormittags 10 Wr vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte, Zimmer Nr. 3, anberaumt worden. Der Vergleichsvorschlag und die Erklärung des Gläubigerausschusses sind auf der Ge richtsschreiberei des Konkursgerichts zur Einsicht der Beteiligten niedergelegt. Eibenstock, den 7. Juni 1906. Königliches Amtsgericht. Donnabend, den S. Juni IS 06, mittags ' -1 Uhr sollen im Restaurant „zum Stern" hier folgende, daselbst eingestellte Gegenstände, als: verschiedene Rester Kleiderstoff, Hemdenzeug, Barchent, Schürzen- zeug, Satin, Leinwand, Blusenstoff, Bettüberzüge und dergl. mehr meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 7. Juni 1906. Der Gerichtsvollzieher des Königs. Amtsgerichts. Tagesgeschichte. — Deutschland. Zu der Kaiserbegegnung in Wien schreibt die „N. A. Z.": Wir verzeichnen die Meldungen über den Besuch Seiner Majestät in Wien mit lebhafter Befriedigung und schließen daran den Ausdruck herzlichsten Dankes für die Sr. Majestät dem Kaiser und König in Wien bereitete liebenswürdige Aufnahme. Dieser Dank gilt Sr. Maj. dem Kaiser und König Franz Josef, dem öster reichischen Kaiserhause und den Regierungen Oesterreichs und Ungarns wie der Wiener Bevölkerung und der Presse der beiden Reichshälften, die sich mit Recht enthalten hat, an den Besuch politische Deuteleien zu knüpfen, wie solche der Absicht, die die beiden Herrscher mit der Bekundung ihrer unverbrüchlichen Freundschaft und Bundesgenossenschaft ver folgen, nicht entsprochen haben würden. Eine willkommene Ergänzung der Zweikaiserbegegnung bildet der Telegramm wechsel zwischen Ihren Majestäten dem Kaiser Wilhelm und dem Kaiser Franz Josef einerseits und Seiner Majestät dem König Viktor Emanuel anderseits. Das Zusammenstehen der mitteleuropäischen Staaten ist nach wie vor Tatsache. Der Dreibund brauchte, um in einem von dem Bedürfnis nach Frieden erfüllten Europa fortzuleben, an seinen Zielen nichts zu ändern, denn diese Ziele waren nie anders als de fensiv und auf die Erhaltung des Friedens gerichtet. Die Wiener Kaiserbegegnung ist unter Eindrücken verlaufen, die als neue Bekräftigung der seit Jahrzehnten bewährten Tendenz des Bündnisses, zugunsten einer ungestörten Entwicklung der Völker zu wachsender Wohlfahrt zu wirken, mit rückhaltloser Genugtuung begrüßt werden können. — Der stellvertretende Kolonialdirektor Erbprinz zu Hohenlohe soll sich mit der Absicht tragen, eine Informationsreise nach den afrikanischen Schutzgebieten zu unternehmen, diese Nachricht ist, wie Wolffs Telegraphisches Bureau an zuständiger Stelle erfährt, insofern zutreffend, als Erbprinz zu Hohenlohe allerdings schon bei Antritt des Amtes die Notwendigkeit nicht verkannte, die wichtigsten Schutzgebiete durch eigenen Augenschein kennen zu lernen. Neber den Zeitpunkt einer solchen Reise, welcher von den sonstigen dienstlichen Obliegenheiten des Leiters der Kolonialverwaltung abhängt, steht zurzeit noch nichts fest. — Am 31. Januar 1902 faßte der Deutsche Reichstag einen Beschluß, der das Kaiserliche Statistische Amt veran laßte, eine Denkschrift über die Einrichtungen zur Versicherung gegen Arbeitslosigkeit aus zuarbeiten. Die Resultate der amtlichen Untersuchung sind jetzt erschienen. Die wesentlichsten Ergebnisse sind dahin zu sammengefaßt, daß die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit selbst nicht im Wege der Versicherung zu erfolgen hat, sondern teils durch vorbeugende Maßnahmen allgemeinen Charakters, teils durch Vermittlung vorhandener Arbeit und durch Arbeits beschaffung. — Der Kampf gegen die anarchistische Gefahr wird jetzt auch von der englischen Presse gefordert. Deutsch land muß in dieser Sache, nachdem ein früheres Eingehen auf Anregungen gleicher Art nicht überall Anerkennung ge funden hat, den meistinteressierten Staaten den Vortritt über lassen. Es wird Sache von Spanien, Italien und Frank reich sein, die englische Regierung und die Schweiz zu einem gemeinsamen Vorgehen tzegen die Anarchisten aufzufordern, wenn nicht England die Initiative ergreift. Deutschland wird aber selbstverständlich jeder Vereinbarung gern beitreten ; deutsche Diplomatie will nur bei der Besprechung und der Regelung internationaler Angelegenheiten infolge der bösen Erfahrungen, welche sie in der letzten Zeit gemacht hat, nicht in den Vordergrund treten. Diese Zurückhaltung wird man ihr nirgends verübeln können. — Oesterreich-Ungarn. Die Ankunft des deutschen Kaisers in Wien ist pünktlich zur vor gesehenen Zeit erfolgt. Kaiser Wilhelm wurde auf dem Nord bahnhofe vom Kaiser Franz Josef, der preußische Generals uniform mit dem Bande des Schwarzen Adlerordens trug, empfangen. Sobald der Zug hielt, entstieg Kaiser Wilhelm dem Wagen, und es folgte eine überaus herzliche Begrüßung. Die beiden Fürsten reichten sich die Hand und tauschten zuerst zwei Küsse und dann noch einen dritten Kuß; die Hände beider ruhten während der ganzen Begrüßung fest in einander. Inzwischen hatte auch das Gefolge Kaiser Wilhelms den Zug verlassen. Kaiser Wilhelm stellte das Gefolge Kaiser Franz Josef vor, der jedem einzelnen Herrn die Hand reichte. Hierauf traten die Monarchen an die Herren vom Ehren dienst heran, die Kaiser Wilhelm auch seinerseits nach ver Vorstellung einzeln aufs freundlichste begrüßte. Sodann be stiegen die Herrscher mit dem beiderseitigen Gefolge den Zug nach Penzig, von wo sie in Hofeguivagen nach Schönbrunn fuhren, auf dem ganzen Wege von einer großen Menschen menge mit lauten Hochrufen begrüßt. — Wien, 6. Juni. Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Josef haben heute an den König von Italien ein in französischer Sprache abgefaßtes Telegramm ge richtet, das in deutscher Uebersetzung lautet: „Zu zweien ver eint, senden Wir Unserem dritten treuen Verbündeten den 'Ausdruck Unserer unveränderlichen Freundschaft. Wilhelm. Franz Josef." Die ebenfalls in französischer Sprache abge- faßte Antwortdepesche des Königs von Italien, die an Kaiser Franz Josef gerichtet wurde, hat folgenden Wortlaut: „Ich teile die Befriedigung Euerer Majestät und Seiner Majestät des deutschen Kaisers über Ihr Zusammen sein und bitte die beiden Verbündeten, mit Meinem Dank für Ihre liebenswürdige Depesche die Versicherung Meiner Treue und unverbrüchlichen Freundschaft entgegenzunehmen. Victor Emanuel." — Rußland. In fast allen Gouvernements Rußlands sind Agrar-Unruhen ausgcbrochen. In verschiedenen Orten kam es zu Zusammenstößen, wobei viele Per sonen verletzt wurden. — Das russische Parlament läßt seine Unzufriedenheit mit den „Reformen" der Regierung deutlich merken. Die letzten Sitzungen nahmen einen äußerst stürmischen Verlauf und zeigten, daß ein Kampf zwischen Duma und Ministerium besteht, der zu ernsten Verwickelungen führen kann. Die Stimmung der Abgeordneten gegen die Minister, die trotz des Mißtrauensvotums im Amte verblieben find und in der Duma erscheinen, ist eine sehr erbitterte, zumal die Regierung keine Anstalten macht, die Wünsche des Parla ments zu erfüllen. — Ein russisches Geschwader unter dem Kom mando des Admirals Wiren wird im 'August oder Septem ber das englische Portsmouth besuchen. — Spanien. Die Polizei in Barcelona hat festge stellt, daß Mateo Morales auch der Urheber des vor einem Jahre gegen den König von Spanien und den damaligen Präsidenten Loubet in der Rue de Rohan in Paris ver übten Bombenanschlages gewesen ist. — Afrika. Zum Aufstand in Natal wird aus Durban gemeldet, daß der englische Oberst Mackenzie bei Nkhandla einen Zusammenstoß mit den Aufständischen hatte. 60 Aufständische und 4 Soldaten sind gefallen, 7 Soldaten verwundet. — Amerika. Wie schon gemeldet, ist in Portland ein Anschlag russischer Nihilisten gegen den Präsidenten Roosevelt entdeckt worden. Dazu kommt nun aus Washington die Nach richt, daß von ungefähr 60 italienischen Anarchisten in Baltimore, die unter Ueberwachung standen, während der letzten drei Wochen ungefähr ein Dutzend heimlich ent wichen sind. Die Geheimpolizei glaubt, daß die Hälfte der Verschwundenen das italienische Viertel in Wilmington er reicht hat, während die anderen sich nach Patterson (New- Jersey), das eine Zentrale der am"rikanischen Anarchisten ist, gewandt haben dürsten. Dies ist der erste Versuch der Anarchisten, sich in Wilmington, das nahe Washington liegt, festzusetzen. Der Washingtoner Berichterstatter der New-Pork „Sun" sagt, die Geheimpolizei habe Kenntnis von einem weitverzweigten Anschläge gegen das Leben des Präsi denten Roosevelt, des Königs Eduard und des Zaren. Präsident Roosevelt wird infolgedessen auf das sorgfältigste bewacht. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 8. Juni. Ein bis zur Stunde noch nicht aufgeklärter tiefbedauerlicher Vorfall hält seit gestern nachmittag die Gemüter m Aufregung. Der 53 Jahre alte ledige, sich allgemeiner Achtung erfreuende Prokurist des Stickereifabrikationsgeschäftes des Herrn Richard Kunz hier, Herr Friedrich Tebbe, wurde seil Montag abend vermißt, nachdem er am nachmittag einen Verwandten zur Bahn ge bracht und denselben bis Wolfsgrün begleitet hatte. Dort verließ er den Zug. Er begab sich, nachdem er bis ' Uhr im Bahnhofs-Restaurant verweilt, nach Blaueuthal, woselbst er gegen */0 Uhr eintraf. ' 210 Uhr trat er von dort den Heimweg an, ohne aber in seine Wohnung zurückzukehren. Bis gestern mittag konnte über sein Verbleiben nichts ermittelt werden. Da sand gegen '4I Uhr ein Zementarbeiter der Ficker'schen Zementwaren fabrik in der Nähe derselben in einem Bewässerungsgraben eine männliche Leiche, welche seitens der herbeigerufenen Polizei und einiger anderer Herren als diejenige des Ver mißten rekognosziert wurde. Die Lage des Leichnams (die Beine lagen im Grüner Graben, der übrige Körper in einem Wasser -'Abschlagsgraben vor einem Schützen) sowie ver schiedene andere Umstände (in seinem Besitz fanden sich nur 3 Pf., Hut und Manschetten in größerer Entfernung, der Schirm überhaupt nicht vor) ließen den Verdacht zu, daß hier mög licherweise ein Verbrechen vorliege. Es wurde infolgedessen das Gericht benachrichtigt, welches im Laufe des Nachmittags durch eine Kommission die Aufhebung der Leiche nach Fest stellung des Sachverhalts verfügte. Die weitere Verfolgung der Angelegenheit wurde der Staatsanwaltschaft zu Zwickau übergeben. Die morgen erfolgende Sektion dürfte wohl Klarheit über die Todesursache bringen. Nach unseren Infor mationen liegt aber höchstwahrscheinlich Verunglückung vor; stichhaltige Gründe zur Annahme eines Mordes fehlen vor läufig. Die am Kopf der Leiche beobachteten geringen Verletz ungen sind solche von einen, Fall herrührende. Jedenfalls hat der Verschiedene den Schützen überschreiten wollen, ist dabei abgeglitten und hinterrücks in den Ablaßgraben gestürzt. — Wie wir noch kurz vor Druck der Zeitung erfahren, liegt kein Grund zur Beunruhigung der Bevölkerung vor, denn die bisherigen polizeilichen Ermittelungen lassen einen Mord als ausgeschlossen erscheinen. — Stützengrün. Am 3. Pfingstseiertage feierte hier der Kreis verein kür innere Mission in der Ephorie Schneeberg sein diesjähriges Jahresfest. Zu dem um 3 Uhr nachmittags beginnenden Festgotlesdienste halte sich in der mit Blumen und Kränzen reich geschmückten freundlichen Kirche eine zahlreiche Festgemeinde aus dem Festorte wie den Nachbarorten eingefunden, die das Gottes haus bis auf den letzten Plag füllte und andächtig der von Herrn Pastor Schumann-Leipzig, Vereinsgeistlichen des Ver eins für innere Mission daselbst über Offenb. Joh. 3, l4—22 gehaltenen Predigt lauschte. Auf Grund des Schriftwortes zeigte er, wie in der inneren Mission das Wort des Herrn pch erfülle: Siehe ich stehe vor der Tür und klopfe an, und zwar bei unserm Volke, bei unfern Familien und unfern Seelen. Zwei unter Leitung des Herrn Kirchschuüehrer Otto trefflich vorgetragene Motetten halfen den Gottesdienst ver schönen. — Bald nach Beendigung des Gottesdienstes wurde im Böttcherschen Gasthofe die Nachversammlung, zu welcher gleichfalls eine den Saal vollständig füllende Gemeinde sich eingestellt hatte, durch ein Begrüßungswort des Vorsitzenden, Herrn Sup. Thomas-Schneeberg eröffnet, der auf Grund von I. Cor. 9, 16 über die Notwendigkeit und den Segen der Mitarbeit am Werke der inneren Mission sprach. Zwei Vorträge, durch gemeinschaftliche Gesänge wie Vorträge des Gesangvereins Lyra eingerahmt, führten die Anwesenden in das Arbeitsgebiet der inneren Mission ein. Herr Pfarrer Meusel aus Aue-Zelle zeigte, wie auch kleinere Gemeinden auf dem Lande es ermöglichen können, sich den Segen einer geordneten Krankenpflege zu verschaffen, Herr Pastor Schu mann zeigte aus der regen Arbeit heraus, wie die innere Mission gegen den Alkohol, die Arbeitslosigkeit ankämpfe und das Wort Gottes zu verbreiten sucht. Mit einem Schluß- und Dankeswort des Ortspfarrers, Herrn Pfarrer Puchert und gemeinsamen Gesang wurde nach 7 Uhr die Festversammlung geschlossen. Die Gemeinde hatte zu reich lichem Opfer für die Sache der inneren Mission sich bereit finden lassen, indem im Gottesdienste 89 Mk. 59 Pf. in der Nachversammlung 71 Mk. ^2 Pf. geopfert, auch noch für rund 25 Mk. Schriften über die innere Mission verkauft wurden. Ueberdem ist zu hoffen, daß auch eine nachhaltige Wirkung von diesem Feste ausgehen werde, und der Sache des Herrn neue Freunde durch das so wohlgelungene Fest zugeführt worden sind. — Dresden. Se. Majestät der König wird dem Vernehmen nach auch dieses Jalir wahrend der Ferien mit den jugendlichen Prinzen einen Kuraufenthalt in Seis am