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Amts- Wh AWUblatt für den Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschlicßl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage „Seifen blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlrgr.-Adrrstr: Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Insertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 219. «4. 53. Aayrgang. Sonnabend, den 2. Jnni L»«« Tief schlummert Frau Erde zur Winternachl, Im Frühlingsbrausen da ist sie erwacht. Der Himmel hat freundlich sie angeschaut, Drob lächelt gar wonnig die holde Braut. Run treibt es gar mächtig im Lenzeswehn: Urplötzlich ein wunderbar Auferstehn, Ein Grünen und Blühen allüberall! Es kündet der Vöglein lieblicher Schall: Pfingsten, ja Pfingsten ist kommen! Deutsche HRngsten. Es ruhte einstens im Schoße der Zeit Das Kleinod der Deutschen: die Einigkeit. Doch der Völkerfrühling mit Wundermacht Hat's märchenhaft prächtig ans Licht gebracht: Alldeutschlands Söhne vom Fels bis zum Meer, Ein einiges, unüberwindliches Heer, Erkämpften die Freiheit, mit ihr zugleich Das herrlich geeinete Deutsche Reich! Pfingsten, Deutsch Pfingsten war kommen. O, rausche nun friedvoll, du deutscher Wald, Daß Lokis*) Stimme drin niemals erschallt. O, prange im Pfingstglanz, du deutsches Land! Der uralte Hader sei ganz verbannt. Gottinnige Tatkraft brause daher; Es flamm' deutsche Liebe bis übers Meer. Solch deutsches Maien schmück' Heim uns und Herz, Ter Pfingstgeist, er richte uns himmelwärts. Ewig soll Pfingsten uns bleiben. *j Loki, der altgermanische Lügen- und Feusrgeist. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Handelsmanns Arn-rt HH- kvlin Wvlckin»»» in Schönheide wird nach Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Eibenstock, den 30. Mai 1906. Königliches Amtsgericht. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Schuhmachermeistcrs I,n8t»v Will »riivlinsr in Oberstützengrün wird zur Abnahme der Schlußrechnung des Ver walters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichnis der bei der Ver teilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwertbaren Permögensstücke der Schlußtermin aus den 27. Juni 1906, vormittags 10 Mr vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte bestimmt. Eibenstock, den 31. Mai 1906. Königliches Amtsgericht. MiMen. Die Glocken werden bald das Pfingstfest einläuten. Mit ihrem schönsten Schmuck hat sich die Natur geschmückt, den hohen Gast willkommen zu heißen. Nun ist der lang Erwartete gekommen. Streuet Blumen auf seinen Weg, und schmücket mit zartgrünen Maien festlich euer Heim. Aber auch eure Seelen schmücket, und haltet sie würdig, auf daß der heilige Geist in ihnen seinen Eingang halten kann! Wenn das Fest der Pfingsten genaht, dann steht die Natur auf dem Höhepunkt ihrer Entfaltung. Die schüchternen Knospen der Osterreit sind verschwunden. Ueppig rankt sich ein Kranz bunter Blüten über die Erde. Die Gräser und Halme stehen in Blüte. Bunte Blumen sind in den Teppich der Wiesen eingewirkt. Eine üppige Sattheit glänzt aus dem Grün des Laubgehölzes. Die Nadelwälder stehen im Mai schuß. Die Bienen summen, die Falter gaukeln und die Sonne lacht so warm und so leuchtend, wie wir sie sonst wohl das gatye Jahr hindurch nicht erschauen. Die Natur singt das hohe Lied der Lebensfreudigkeit. Aus allen Zweigen schallt es uns entgegen. Tausendfach jubiliert es. Der Kuckuck ruft im Walde. Der Sommer hält seinen Einzug in die Welt. Da ist es uns, als wäre ein heiliger Geist in tausend Farben über die Erde gegossen. Da klingt es uns entgegen, als schmettere er in ungezählten Zungen sein Jubellied in unser Ohr. Da wird es uns zur Gewißheit, daß das Wort der heiligen Schrift zur Wahrheit geworden, das da sagt, daß Sommer und Winter, Regen und Sonnenschein, Frost und Hitze nie aufhören sollen. Und wir sehen, und hören und fühlen die Allmacht eines Wesens, das da über den Wolken thront, das da in unend licher Milde und in unsagbarer Güte die Geschicke der Erd geborenen lenkt.... Und war Weihnachten das Fest der Verkündung, war uns Ostern das Fest der Verheißung, so wird uns Pfingsten zum Feste der Erfüllung. Und eine Ruhe zieht in unsere Herzen ein, die von der Gewißheit gewiegt ist, daß unsere Freuden nicht gestorben, unsere Hoffnungen nicht verwelkt, unsere Erwartungen nicht in Vergessenheit geraten sind. Der Pfingsttag hat ihnen die Erfüllung, die Verwirklichung gebracht! Da beginnt das Jauchzen der Natur in unserem Herzen einen Widerhall zu wecken. Und unsere Freude wird zur Dankbarkeit, das Leuchten unserer Aug^r zum Abglanz des Friedens, der seinen Einzug in unserer Seele gehalten. Und wie ein Dankgebet quillt es in uns empor, und wie ein Ge lübde, stets dessen würdig zu bleiben, wird es in uns wach. Verflogen sind die letzten Schatten des Winters. Das Licht hat gesiegt. Es hat die Wetter zerstreut. Es hat Eis und Schnee geschmolzen. Es hat die Scholle zu neuer Fruchtbarkeit geweckt. Es hat die Knospen erschlossen und die Blüten zu Früchten umgebildet. Und auch in unsere Herzen hat es siegreich seinen Einzug gehalten. Lebenskraft und Lebensmut hat es von neuem geweckt. Und heute hat es in uns die Lebensfreude geboren, hat uns — die Menschen — in harmonischen Einklang gebracht mit der sommerlich er blühten Welt. Das ist die Pfingstoffenbarung, die uns heute geworden. Ihr getreu sollen wir leben, raten und taten, nach bestem Wissen und Gewissen. Der heilige Geist ward heute wieder von neuem über die Welt gegossen. Nicht jedem sichtbar, nicht jedem hörbar, nicht jedem fühlbar, — sondern nur allen denen, die ihr Herz für ihn bereiteten, die ihre Seelen ihm auftaten, die mit gläubigen Augen und Ohren, mit empfänglichen Sinnen ihm entgegengingen. Und in jeder Brust, die ihm eine Heimstatt bereitet, wird er auch seinen Einzug halten, und wird sie nicht verlassen, so lange die Liebe um ihn lebt und webt. Mit dem Pfingstfest ist das Fest des Sommers ins Land gezogen. Nun scheidet der Frühling von uns. Bald hat die Sonne ihren Höhepunkt erklommen und kürzer wird wieder die Dauer der Tage. Deshalb genießet die Zeit. Nicht mit wilden, gierigen Sinnen sollt ihr sie genießen. Sandern ihr sollt sie schlürfen, langsam und bedächtig, wie man einen köstlichen Tropfen zu schlürfen pflegt. Diese stillen, glänzenden Tage, die nun nahen, sollt ihr genießen. Diese Tage, in denen die Dämmerung der Nacht nicht weicht, in denen die Rosen duften und die Nachtigallen schlagen. Mit Inbrunst und mit Andacht sollt ihr die Tage genießen, damit die Bedeutung der Pfingsten auch an euch in Erfüllung gehe, damit auch in eure Herzen der heilige Geist einziehe und mit ihm Erleuchtung und Erkenntnis. Und darum wollen wir zum Schluffe einstimmen in das alte, schöne Pfingstlied, dessen eine Strophe lautet: Zu uns auch send ihn, Deinen Geist, Der uns den Weg zur Wahrheit weist; Sind dunkel unsres Lebens Pfade, Erleucht' er sie durch Deine Gnade. Er lehr' uns, Gottes Heil versteh n. Er leit' uns. wenn wir irre gehn ; Und sind wir in Gefahr zu fallen, Lehr' er uns festen Schrittes wallen! Dalleluiah! Fröhliche Pfingsten! — Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Reichstag hat in der abgelaufenen Woche seine Pforten geschlossen und ist bis zum 13. November vertagt worden. Freilich trifft das alte Sprich wort „Ende gut, alles gut" diesmal nicht zu; denn die Ab lehnung eines selbständigen Kolonialamts, das zu einer gedeih lichen Entwickelung unserer Kolonien durchaus notwendig ist, durch das Zentrum hat einen recht peinlichen Eindruck ge macht. Immerhin darf man auf das sonstige Ergebnis der Reichstagssession im ganzen mit Befriedigung zurückblicken. Das neue Flottengesetz, die Militärpensionsgesetze, die Zu stimmung zum Bau der Kamerunbahn nach den Manenguba- bergen und der Südwestafrikabahn von Lüderitzbucht nach Kubub, die Handelsverträge mit Schweden, Bulgarien und Abessynien, vor allem aber die Reichsfinanzreform mit den neuen Steuergesetzen bezeichnen entschiedene Erfolge der Reichsregierung. Wäre es auch besser gewesen, wenn der ursprüngliche Regierungsentwurf über die Finanzreform weniger einschneidende Aenderungen bei der Beratung er fahren hätte, so ist die Annahme der Reichssinanzreform immerhin ein großes Werk und ein bedeutsamer Marktstein unserer nationalen Entwickelung; denn 200 Millionen neuer Einnahmen werden durch die neuen Steuern dein Reiche zu geführt, wodurch wenigstens ein Teil der dringendsten Be dürfnisse unseres Vaterlandes befriedigt werden kann. — Bremen, 31. Mai. Der Dampfer „Neckar" des Norddeutschen Lloyd traf heute früh mit den Truppen der ostasiatischen Besatzungsbrigade, bestehend aus 120 Offizieren und 1800 Mann, hier ein. Generalleutnant von Versen begrüßte die vor der LoydHalle angetretenen Truppen mit einer Ansprache, welche mit einem dreifachen Hurra auf den Kaiser schloß. Heute mittag wurden die Truppen mit tels Extrazuges nach dem Lockstädter Lager gebracht. — Die neuesten Nachrichten aus S ü d w e st a f r i k a melden von übergroßen Verlusten; diese erreichen an Zahl die bedeutendsten Gefechte im Hererokriege und es scheint, daß das Ende des Aufstandes noch ein recht blutiges werden wird. Die Verluste sind um so schmerzlicher, als sie mit der Einbuße des Gegners gar nicht zu vergleichen sind. An den Hottentotten, die in den Gefechten umkommen, hat man eigentlich gar keinen Verlust, sie sind ein Raubgesindel, das sich von weither eingesunden hat und dessen Verschwinden von der Bildfläche nur gut ist; dagegen müssen wir unsere braven Mannschaften sehr hoch einschätzen; und diese teueren Verluste müssen wir der englischen Unterlassung in der Be wachung der Grenze zuschreiben. Dazu liegt eine englische Auslassung vor, die staunenswert ist. Die „Zuid AfrikaaSthe Post" schreibt folgendes: „In Verband mit den feststehenden Tatsachen, daß Morenga sich auf britischem Gebiete immer wieder erholte, ist es auffallend, in der offiziösen „Cape Times" von Anfang Mai einen Artikel zu finden, der das verdienst liche Werk der Grenzpolizei lobt. Die Bewachung der Grenze koste den Truppen, die in ungewöhnlicher Stärke gehalten werden müßten, eine außergewöhnliche Anspannung. Der Kommandant sei aber auch in der Lage, zu berichten, daß durch alle Abteilungen an der deutschen Grenze gutes Werk verrichtet werde. Sticht unwahrscheinlich ist, daß von diesem Berichte eine Abschrift an die deutsche Regierung gesandt wird, um dieser Gelegenheit zu geben, sich zu bedanken, welche Dankesbezeigung dann als ein Beweis von der richtigen Haltung der englischen Regierung und von der Wertschätzung, welche die deutsche Regierung hierfür hegte, kann geoffenbart werden, wie das gebräuchlich ist." Diesen Worten des hol ländischen Blattes braucht man nichts hinzuzufügen: sie sprechen für sich selbst. — Spanien Der am Mittwoch erfolgten Unter zeichnung des Ehekontraktes durch König Alfons und Prinzessin Ena von Battenberg, die jetzt den bei dem Uebertritt zur katholischen Kirche angenommenen Namen Viktoria führt, wohnten bei die Ritter vom Goldenen Vließ, die Generalkapitäne, die Mitglieder der Regierung, das diplo matische Korps und die Oberen Hofchargen. Zu der Unter zeichnung bediente sich das hohe Paar einer von Journalisten zum Geschenk dargebrachten goldenen Feder. — Madrid, 31. Mai. Auf den König lichen .Hochzeitszug wurde nahe dem Wagen des Königs in der HI») »i bei der Rückfahrt zum Schlaffe eine Bombe geschleudert. — Madrid, 31. Mai. Das Königspaar langte nachmittags 2 Uhr 2«> Minuten wohlbehalten wieder im Schlosse an. — Madrid, 31. Mai. Die Bombe war in einem Blumenstrauß verborgen. Der Königswage n ist stark beschädigt. Die Behörden verhafteten einen Ausländer und einen Spanier: letzterer, 18 Jahre all und angeblich Student, ist sehr niedergeschlagen. — Serbien. Wie aus Belgrad berichtet wird, ge lang es dem Ministerpräsidenten Pasitsch, in aller Stille die Verschwörerfrage im Sinne Englands durch Pensionier ung der Hauptverschwörer zu lösen. Pensioniert wurden Oberst Popovitsch, Generalstabschef Oberst Maschin, Platz kommandant Oberst - Leutnant Lazarewitsch, Regierungs kommandant Oberst - Leutnant Masitsch, Gardekommandant Major Koftitsch. Damit ist die Möglichkeit der Wiederauf nahme der diplomatischen Beziehungen mit England gegeben. Viel bemerkt wird, daß den betreffenden Offizieren nicht, wie sonst üblich, das Recht zum Tragen der Uniform ein geräumt wurde. — Afrika. Wie dem Reuterschen Bureau aus Krantz- kop (Natal) gemeldet wird, machten die Aufständisch e n am Dienstag früh abermals einen heftigen Angriff, der aber zurückgeschlagcn wurde. Auf englischer Seite fielen 3 Eingeborene, während 12 Eingeborene verwundet wurden. — Aus Durban wird dem Bureau ferner gemeldet, daß Oberst Mackenzie in Verbindung mit anderen Truppenableil- ungen eine erfolgreiche Umgehungs Bewegung im Singananda