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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 03.05.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190605034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19060503
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19060503
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-05
- Tag 1906-05-03
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Monat
1906-05
-
Jahr
1906
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von Rang und Titel eines Staalsministers bewilligt, dein zeithcrigen Wirkl. Geh. Rat und König!. Gesandten in Berlin I4i. Grafen Karl Adolf Philipp Wilhelm v. H o h e n t h ci l und Bergen unter Ernennung zum Staatsminister die Leitung der Ministerien des Innern und der auswärtigen Angelegenheiten übertragen sowie den Auftrag in Lvunxolwi« erteilt und dem Staatsminister Di. Rüger den Vorsitz im Gesamtministerium sowie bei den in Lvnu-xolwin beauftragten Staatsministern übertragen. — Dresden, l. Mai. In dem Lederarbeiter Max Diltrich aus Dresden ist von der hiesigen Kriminalpolizei der Täler ermittelt worden, der am 17. Oktober 1905 die Privat« geschiedene Opitz im Walde zwischen Gohrisch und Königstein ermordet und beraubt hat. Er hat ein um fassendes Geständnis abgelegt. Außerdem ist Dittrich gestän dig, am Ri. Mai 1899 die sechsjährige Schönherr in der Nähe des Schützenhauses zu Riesa ermordet zu haben, nach dem er an der Kleinen ein Sittlichkeitsverbrechen verübt hatte. Zwickau, 30. April. Wegen gemeinschaftlicher, mit tels gefährlichen Werkzeugs und hinterlistigen Ucberfalls an dem Drogisten Sch. in Oberstützengrün begangener Kör perverletzung war der noch unbescholtene Wirtschaftsgehilfe G. W. St. daselbst von dem Kgl. Schöffengericht zu Eiben stock mit einer Gefängnisstrafe von I Monat belegt worden. Seine hiergegen eingewendcte Berufung wurde verworfen. — Hartenstein, I. Mai. Gestern nachmittag brach in unserer Stadt Groß feuer in der Zwickauer Straße aus, durch welches 4 Wohnhäuser bis auf die Grundmauern niederbrannten und 17 Familien obdachlos wurde». Leider haben verschiedene der Kalamitosen nicht versichert. Unsere Feuerwehr hat ihr denkbar möglichstes getan, um dem un heilvollen Element Einhalt zu gebieten. Auch von auswärts waren auf den Feueralarm verschiedene Wehren zur Unter stützung herbeigeeilr. — N i e d c r s ch l e m a, 30. April. Der Prokurist der Firma G u st a v Toellc hier, I. Padberg aus Krefeld, wurde plötzlich aus seinem Posten entlassen und wird, wie der „Erzgeb. Volkssr." hört, jetzt von der Staatsanwaltschaft zu Zwickau wegen Unterschlagung, Urkundenfälschung usw. verfolgt. — Rothenkirchen. Der hiesige Gemeinderat hat in seiner letzten Sitzung nach längerer Debatte einstimmig beschlossen, auf eigene Kosten eine Gasanstalt zu erbauen. Mit den Vorarbeiten des Baues soll möglichst bald begonnen und der Bau selbst tunlichst beschleunigt werden. — Globenstein, 30. April. Heute nachmittag in der 3. Stunde brannte das Fabrikgebäude und Magazin der Holzwarenfabrik E. L u d w. Flem m i n g vollständig nieder. Dem tatkräftigen Eingreifen der Feuerwehren ist es zu verdanken, daß das angrenzende Kontorgebäude erhalten blieb. Der Firma erwächst in Folge Vernichtung des großen Warenlagers, sowie dadurch, daß ein Teil der Fabrikation längere Zeit Unterbrechung erleidet, eilt ganz beträchtlicher Schaden. Es liegt Brandstiftung vor. — Zöblitz, 30. April. Gestern mittag ' ^2 Uhr wurde der Leichnam der in der Nacht vom Mittwoch zum Donners tag auf so grausame Weise ums Leben gekommenen Frau Alma Marie G r a ß von hier dem dunklen Schoß der Erde übergeben. Wohl an 2000 Menschen waren von nah und fern herbeigeströmt, um dein Begräbnis beizuwohnen. Dem Begräbnis wohnte auch der Ehemann der Ermordeten bei, den man, ivie gemeldet, ain Freitag initlag wegen dringenden Verdachts der Täterschaft verhaftet hatte, der aber schon am Sonnabend nachmittag gegen 6 Uhr mangels überführender Beweise wieder freigelassen wurde. Das schreckliche Ereignis der Mordtat hüllt sich somit in immer tieferes Dunkel. - Der Lenz ist da, die schönste Jahreszeit, — der Mai ist gekommen, der froheste Monat, ivo jung und alt sich des wiedercrwachten Lebens ringsum freut und auch in der eigenen Brust neues Leben, frische Triebkraft spürt. Heiterer Sonnen schein ist über die ganze Erde ausgcbreitet, und lange weilt die Tageskönigin bei uns. Am I. Mai stand sie 15 Grad nördlich vom Aeguator und erhob sich daher bis zu 52 Grad über unseren Horizont. Ihr Aufgang erfolgte gegen 4 f , Uhr, ihr Untergang um 7',, Uhr: der Tag dauert also 15 Stünden. Am 31. Mai ist die Sonne bis zu 22 Grad nördlich vom Aeguator vorgerückt. Sie steigt am Mittage bis zu 59 Grad an unserem Himmel empor, erhebt sich bereits um 3^, Uhr und sinkt erst um 8'/< Uhr unter den Horizont hinab: sie verweilt dann also KU 2 Stunden bei uns. Amtliche Mitteilungen aus der 15. Sitzung des Stadtrates zu Eibenstock, vom 19. Avril >9Ol>. Anwesend sind 4 Ratsmitgliedcr. Ten Vvrsitz führt Herr Bürger meister Hesse. — Ohne Gewähr für daraus abgeleitete Rechte. — 1) Nach Vorschlag des Bauausschusses beschließt man ». die Umwandlung des Postplahes noch einige Zeit zurück- zustellcn: b. aus der Südseite der vorderen Sosaerstratze vorschrifsmäßigen Kiesfußweg mit Bordsteinen Heuer herzustellen und den Weg innerhalb des Staatsforstrcviers Auersberg noch in diesen! Jahre provisorisch auszubessern. e. die Bauvorschriften für die Nordstraße entsprechend abzuändern. 2) Von der erfolgten Umiuandlunb der städtischen Haftpflichtversicherungs verträge nimmt man genehmigend Kenntnis. 3) Die Vorschläge des Ausschusses für die gewerbliche Zeichenschule über die Verteilung der Unterrichtsstunden im neuen Schustahre er bebt man zum Beschlüsse. 4) Der Herr Vorsihendc dankt dem Rate für seine Glückwünsche an läßlich der lOiährigen Wiederkehr seines Amtsantritts herzlich und verspricht, auch ferner nach Kräften für das Wohl der «taot zu arbeiten mit der Bitte, ihm die notwendige Unterstützung auch künftig zu teil werden zu lassen. ö) Von der Fertigstellung der neuen Eisbudc für das Rathaushotel und von dem entstandenen Kostenauswande nimmt man Kenntnis. <>) Weiter wird von der Ginladung der hiesigen Ratsbeamtenschaft zu der am 13. Mai llttlti hier stattsmdendcn Bezirksversammlung sächs. Gemeindebeamtcn Kenntnis genommen. 7) Man fügt dem Wunsche der Ratsbeamtenschaft, daß die Dienstzeit an den Sonnabenden aus die Zeit von 8—12 Uhr vormittags und von 1—4 Uhr nachmittags festgesetzt werde. 8) Von den Erkundigungen über Danubia - Wassermcsser nimmt man Kenntnis. Man stellt die Angelegenheit bis auf weiteres zurück und will gelegentlich der Zwickauer Ausstellung sich von der Funktion dieser Uhren überzeugen. Ist Man erledigte endlich noch einige Nachschätzungen zu den Stadt anlagen. Zur Beschlußfassung gelangten ferner 3 Bau , 1 Steuer-, t> Wasser leitungs-, 2 Schul- und 11 verschiedene andere Angelegenheiten, die allgemeines Interesse nicht haben. Gin verschmähtes Los. Erzählt von F. E. Hartmann. (Raddruck verboten.) Behaglich dehnte sich der ehrsame Bürger und Fleischer meister B. im weichen Lehnsessel und lauschte den rauschenden Klängen der Musik, die näher und näher kamen. Die Husaren des Städtleins ritten vorüber. Uebermütig, das junge Volk ist nun einmal so, grüßten sie rechts und links, wenn sich iraend ein Mägdlein verstohlen am Fenster zeigte, und mancher Gruß ward heimlich erwidert, ohne daß es die sorgsame Mutter ver hindern konnte. So geschah dies auch aus einem Fenster des hypothekenfreien Hauses, das Herr B. als Eigentümer bewohnte. Sein rosiges Töchterlein Käthchen sah schüchtern hinab auf die stattliche Reiterschar und lachte verschämt, indes sie sich schnell zurückzog, als ein gewisser Husar, der sich zuweilen in B .. s Laden eiusand, um seinen Bedarf an Schinken einzukaufen, ehrerbietig heraufgrüßte. Indessen schalt Frau B. im Laden, sie war allein und sollte die Kunden bedienen, denn Käthchen hatte wieder zu viel Zeit nötig, um das Putzzimmer aufzu räumen. Endlich ward es der leicht gereizten Frau zu bunt; sie riß die Stubentüre auf und rief erzürnt: „Aber B., schämst Du Dich nicht, zu schlafen, indes ich mich hier beeilen muß wie eine Zigeunermutter, die gestohlene Hühner rupft?" Herr B. dehnte sich nochmals und murrte verdrießlich: „Wo ist denn Käthe?" „Im Putzzimmer, sie räumt aus!" „Auf räumen? Ja, ja, sie räumt immer um die Zeit auf, wenn die Husaren vorbeireiten. Aber das muß ein Ende nehmen!" „Schäme Dich, B., unser herziges Kind so zu verdenken. Aber jetzt komme in den Laden, sonst" „Ich komme schon!" murrte B., stand auf und half seiner stattlichen Ehehälfte, bis der letzte Kunde den Laden verließ. Käthchen aber stand oben im Pugzimmer und besah andächtig ein blühendes Myrtenbäumchen, ein Geschenk der Großmutter. „Wer weiß, wer weiß," sagte Käthchen nachdenklich, „was die Zukunft bringt, es wäre doch gar zu schön, wenn diese Myrte aber wie viele junge Mädchen hofften noch auf Myrten, während ihnen schon der Todcsengel die Blumen zum Sterbe kranze flocht und" „Dann wars mit einem Male Schluß!" sprach Käthchens Mutter, die soeben eiugetreten war. „Aber liebe Mutter!" „Nun?" „Ich bin sehr erschrocken." „Ver mutlich nur deshalb, weil Du das Myrtenbäumchen so an dächtig besahst und ich nichts davon wissen sollte. Na, ich bin auch jung gewesen und habe nicht nein gesagt, als Dein Vater um mich freite. Aber Dein Liebster ist arm, womit will er Dich denn ernähren?" Käthchen fiel der Mutter um den Hals und küßte sie. „Ich habe ja Geld, liebe Mutter, viel Geld, es sind schon über 3M Mark in der Sparkasse, Damit mieten wir uns einen recht schönen kleinen Laden und verkaufen Obst und Gemüse und Blumen. Mein Karl ist ein sehr geschickter Gärtner, das sagen alle Leute, er wird sich ge wiß die schönsten Blumen ziehen. Ach, wie reizend, liebe Mutter, wenn Du mich dann sehen wirst zwischen all' den herrlichen Blumen, die wir selbst gezogen haben und teuer verkaufen können." „Mein liebes Käthchen, Du verstehst von der bösen Welt so gut wie nichts, das weiß ich längst. Das Ende vom Liede wäre, daß wir Eltern Euch nicht allein Schinken und Würste um Gotteslohn liefern, sondern Euch auch noch mit barem Gelde Helsen müssen. Mit Blumen und Gedichten kann man wohl die Herzen der Menschen erfreuen, aber wie man damit hier zu Laude Geld herausschlagen kann, ist mir immer ein Rätsel geblieben. Die meisten Menschen lieben und schätzen nur das Nutzbare, dafür geben sie mehr Geld aus, als für leicht verwelkende Blumen. Wenn Dein Vater, was er ja sehr gut versteht, für schöne Ware im Laden sorgt, so bringen uns die Menschen schönes Geld ins Haus und das ist heutzutage die Hauptsache." Käthchen seufzte, daun aber, von einem plötzlichen Gedanken ergriffen, rief sie: „Ich will Dir noch etwas anvertranen: mein Karl hat sich ein Los der B . . . Lotterie gekauft, er meint, das würde ihm Glück bringen." „Wenn Dein Zukünftiger nichts mit in die Ehe bringt, als ein Lotterie-Los, so steht es aller dings traurig mit ihm. Wer auf die Lotterie vertraut, sich Nieten meist und Not erbaut. Ich werde mich aber nach Deinem Liebsten erkundigen, und wenn er ein tüchtiger Mensch ist, so kann Euch geholfen werden, denn meine Sparpfennige sind auch noch da. Aber nun hinunter in den Laden, Käthe." Wenige Tage später, es war ein prächtiger Sonntag, unter nahm B. mst Familie einen Ausflug nach einem benachbarten Dorfe. Ein glücklicher Zufall, so hieß es damals, veranlaßte, daß sich auch Karl, der Husar, daselbst einfand. Es war aber so zugegangen: Käthchen hatte selbstverständlich für den be vorstehenden Ausflug ein neues blaues Band und einige Blumen für den Sommerhut nötig, und da der Weg des Dienstmäd chens ohnehin an Karls Quartier vorüberführte, hatte Käthchen diese beauftragt, Karl als Kunstgärtner und Sachverständigen zu fragen, welche Blumen am besten zu dem blauen Bande paffen würden. Karl erteilte bereitwillig die gewünschte Aus kunft, war aber neugierig genug, sich zu erkundigen, wo denn Fräulein B. hinwolle. Auf den erhaltenen Bescheid hatte sich Karl eiligst Urlaub erbeten, und so kam es, daß er mit der Familie B. zusammentraf. Ein Vorwand war leicht gefunden, mit Herrn B. ein Gespräch anzuknüpfen, denn er liebte noch immer blanke Knöpfe und zweierlei Tuch, wie er es selbst in der Jugend getragen hatte. Durch sein offenes, freundliches Benehmen stieg Karl bedeutend in der Gunst der Eltern Käthchens. Das Gespräch kam auf die bevorstehende Ziehung der B ... Lotterie. Karl erzählte, daß er ein Los genommen habe, dieses jedoch am liebsten verkaufen wolle, denn, mit einem Seitenblick auf Käthchen, wer Glück im Spiele habe, sei un glücklich in der Liebe und er sei fest entschlossen, das Schicksal in dieser wichtigen Sache nicht herauszufordern." „Neberlassen Sie mir das Los!" meinte B. „Abgemacht! Sic sollen es morgen früh haben. Es ist Nr. 2405." „Hier ist das Geld!" versetzte B. „Das Los gehört mir." In heiterer Stimmung trat die Gesellschaft den Rückweg an. Karl durfte Käthchen geleiten und vernahm infolgedessen herzlich wenig vom Ge sänge der lieben Waldvöglein und den Bemerkungen Herrn B . . . s, die sich hauptsächlich um die bevorstehende Futter not und das bedenkliche Steigen der Fleischpreise drehten. Die Mutter aber blickte zuweilen wohlgefällig auf das junge Paar und dachte: „Sie passen sehr gut zusammen, und wenn er auch nichts hat, es wird schon gehen. Fleisch und Wurst können sie bei uns umsonst Haden und das hilft wirtschaften." Dir Ziehung der B . . . Lotterie hatte begonnen. B. saß im Gasthofe „Zum Adler" am Stammtische, woselbst er mit einigen Gästen über Krieg und Frieden, über Hottentotten, in grau samer Weise geraubte griechische Jungfrauen und zuletzt auch über sein Lottericlos sprach. „Wer nichts wagt, der nichts gewinnt!" — meinte ein Bekannter — „Aber Du, B., hättest es doch nicht nötig, in der Lotterie zu spielen; Deine Frau hat Dir schon längst auf einen grünen Zweig geholfen, und wenn das Sprichwort wahr ist: „Wer Glück hat in der Liebe, hat Unglück im Spiele," so bekommst Du auf Dein Los ganz gewiß eine Niete." „Sehe die Notwendigkeit davon gar nicht ein," brummte B. „Aber ein Fäßchen giebst Du zum Besten, wenn Du gewinnst! Du mußt das neidische Schicksal ver söhnen." „Ja, ja, er muß das Schicksal versöhnen! Ein Fäßchen! Nein, nein, ein Faß, wenn er gewinnt!" riefen die andern. „Für die Stammgäste?" „Für alle, die dann hier sind!" „Angenommen!" ries B. und schlug so heftig mit der Faust auf den Tisch, daß alle Gläser emporsprangen und sich alle Fliegen, die sich bisher an den Speiseresten gütlich taten, voll Entsetzen erhoben und eilig das Weite suchten. Das Schicksal aber sandte bereits mit Sturmeseile ein Wölkchen herab, das den Sonnenschein der Tage B ... s ernstlich trüben sollte. Der Stadtschreiber, ein ältlicher Herr, der es liebte, ganz allein in einem Winkel zu sitzen und allda seine Flasche zu leeren, wandte sich plötzlich zu den Stammgästen. Er hatte, trotz der Gleichgültigkeit, die er an den Tag zu legen schien, kein Wort vom Gespräche verloren und frug nun: „Sie haben Ihr Los doch gut verwahrt, Herr B.? Es kommen oft seltsame und unliebsame Ereignisse mit Lotterielosen vor. Sie werden verlegt, vertauscht, verloren und zuweilen auch verschenkt, und wenn dann ein Gewinn darauf fällt, so kommt gewöhnlich die Reue geschlichen und peinigt den betreffenden Unglücksmenschen oft Jahre lang." Herr B. sagte nichts, sondern zog seine Brieftasche heraus, entnahm dieser das Los und hielt es in die Höhe. „Zeigen Sie, B.!" Das Los ging von Hand zu Hand: auch der Stadtschreiber besah es mit prüfenden Blicken. „Nr. 2405" murmelte er und gab es zurück. Ein Kreuzfeuer von Gedanken spukte im Kopfe des Stadtschrcibers. B. war vormals dessen Nebenbuhler gewesen, die damalige schöne Köchin bei Geheimrats hatte sich aber für den stattlichen Infanteristen entschieden und ihm, dem früheren Lohnschreiber, der sich allerdings an körperlichen Vorzügen nicht mit B. messen konnte, ein zierliches Körbchen zugefandt. Die damals ersehnte Brant erhielt also der Stadtschreiber nicht, deshalb blieb er Junggeselle, begann das weibliche Geschlecht zu verachten und erheiterte sich das Dasein durch Wein und das Durchstöbern alter Akten, die er zur Heraus gabe einer Chronik des Städtleins zu benutzen gedachte. „Die Gelegenheit, dem B. einen Streich zu spielen, wäre günstig, wie wärs, wenn ich sie benützte?" dachte der Stadtschreiber. Er grübelte noch einige Zeit, trank dann sein Glas aus und ging hauswärts. Noch spät in der Nacht brannte Licht im Wohnzimmer des Stadtschrcibers. Der Nachtwächter bemerkte es: „Ein fleißiger Alaun, eine Zierde des Städtleins, der Herr Stadtschreiber, nur schade, daß er die Weiber so grimmig haßt;" so dachte der Wächter des Gesetzes — und rief die Stunde ab: „Hört Ihr Herrn und laßt Euch sage». Die Glocke hat zwei geschlagen. Der Himmel geb's. daß Wem und Hopsen Dies' Jahr gedeih'» zu gutem Tropfen." Der Nachtwächter sah sich vorsichtig um. Der wohl löbliche Rat Halle ihm wiederholt verboten, durch unziemliche, oder nicht dem Gesangbuch entnommene Verse die Ohren der frommen Gemeinde zu beleidigen, aber was halfs? Die Reime waren ihm diesmal über die Lippen gekommen, er wußte selbst nicht wie. Und der Stadtschreiber, wenn der es gehört hätte? Nun, der liebte ja selbst einen guten Trunk und würde keine Anzeige machen. — (Schluß folgt.) Vermischte Nachrichten. — Der R a u b m ö r d e r H e n n ig wurde am Mon tag vom Schwurgericht in Potsdam zum Tode verurteilt. — Mit der Asche des Vesuv wird von Neapel aus ein schwunghafter Handel getrieben. In verschiedenen Berli ner und Provinzblättern liest man folgende Anzeige: „Asche des Vesuv! Für eine Mark (auch in Briefmarken) erhält jeder ein Musterpäckchcn eingeschrieben garantiert echter Vesuvasche." — Weltkatastrophen einst und heute. Eine Katastrophe, wie die von San Francisco dringt heute blitz schnell durch die ganze zivilisierte Welt. Das furchtbare Ereig nis von San Francisco war am Abend deS katastrophalen Tages in Berlin bekannt. Wie war das ehedem? Was wußte man im Herzen Europas um die Mitte des 18. Jahr hunderts von der größten Erdbebenkatastrophe, von dem schrecklichen Elementarereignis, das in den ersten November tagen 1755 Lissabon zerstörte? Wir schlagen den Jahrgang 1755 der Berlinischen privilegierten Zeitung (Vossische Ztg.) auf und finden in der Sonntagsnummer vom 29. Nov. (143. Stück) in den politischen Korrespondenzen die Meldung: „Lissabon, vom 18. Oktober. Wir haben hier die Bestätigung von dem Aufstande zu Paraguay erhalten; daß sich das Volk daselbst einen neuen König erwählet habe, welches ein Jesuite von sehr guter Familie seyn soll", das war für Berlin an jenem Tage das Neueste aus der Hauptstadt Portugals. Vier Wochen bereits lag Lissabon in Schutt und Trümmern, und niemand hatte hier eine Ahnung davon. Erst in der nächsten Nummer vom Dienstag, den 2. Dezember findet man die ersten, auf Umwegen nach Berlin gelangten Nachrichten von der Katastrophe. - Die Bleistiftkrisis. Eine böse Nachricht kommt aus Amerika. Die Welt ist von einer Bleistiftkrisis bedroht. Nicht als ob plötzlich die „Bleiminen" verschwunden wären -- es ist vielmehr das die Bleistifte umgebende Holz, das aus zugehen droht. Das Holz lieferte bisher die Rotzeder, die 20 bis 25 ni hoch wird, woraus man schließen kann, daß man nur wenig Bäume braucht, um recht viele Bleistifte zu erhalten. Die meisten Rotzedern wachsen in Florida oder vielmehr wuchsen in Florida; sie beginnen nämlich dort immer seltener zu werden und darum haben wir jetzt die Bleistiftkrisis. Es gibt aber einen Trost im Unglück: man kann die Hüllen für die Bleistifte auch aus Papier Herstellen. S Wildent Aron R Freit morgei ausgeg Rau weiter morde, nick in derselb in Oes von V Brie kannte denb« Geldsti Redaki Aeußci im Tr Berl Gc empfeh I-Ti Asp <5e« <Ns< vcrz Ble An ' wärts: sofort f Sehr an die Ein eingefüi tretung Prima Gefl. befördei Wünschen rosiges, sammetw ^«t. Sil „IIsiuwbsrA - Leicks" V. Nk. 1.10 »d! — roUtrsi! Sxr uir.'kt V. 8.i<i«»k.i,r>il. Keiuiedsrg, Lilricd. Mitteilungen -es Königs. Standesamts Eibenstock vom 21. April bis mit l. Mai 1906. Aufgebote: a. hiesige: Der Stickmaschinrnbesitzer Ernst Emil Hüttner hier mit Louise Helene Hahn hier. t>. auswärtige: Der Lokomotiv-Feuermann Johann Partenfelder hier mit der Stepperin Anna Martha Seidel in Werne-grün. Eheschließungen: Nr. 21—221 Der Maler Carl Eugen Fiedler hier mit Olga Amalie Fichtner hier. Der Eisengießer Max Walter Siegel hier mit der Stickerin Elis« Anna Scheffler hier. Geburten: Nr. 116—128) Ilse Edith, T. deS Kaufmanns Ernst Camillo Günther hier. Han», S. de» Spunddrehers Hermann Walther Häupel hier. Fritz Ernst, S. de» Schlosser» Ernst Richard Leichsenring hier. Walter Rax, S. de» Fleischer» Johanne» Arno Herrmann hier. Alfred Kurt, S. de» Stickmaschinenbesitzers Bernhard Martin Strobel hier. Ernst Guido, S. de» Holzschleifer- Ernst Loui» Seidel hier. Kurt Alfred, S. de» Hand- arbeiter» Rax Alban Hrymann hier. Maria Eva, T. de» Prokuristen Max Johann Gampert hier. Anna Liska, T. de« Fabrikarbeiter« Gustav Emil Krauß in Blauenthal. Paul Alfred, S. der Stickerin Paula Meta Schön felder hier. Wally Elsa, T. de- Birrverleger« Valeriu» Curt Weißflog hier. Horst Harry und Paul Henry, Zwilling-kinder de» Cementwaren- geschäft«inhaber» Carl Robert Wohlrab hier. St. SV W „Llonclin für 1. s c Sp habe zv zahl voi Herren Bedarf
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