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verschiedener An zusammenwirken, um die Eröffnung der Konferenz schon irn nächsten September oder Oktober kaum möglich erscheinen zu lassen. Die russische Regierung soll den Gedanken erwägen, ob nicht der Zeitpunkt des Zusammen trittes vielleicht noch zum Gegenstand einer Rundfrage bei den eingeladenen Regierungen zu machen sei. Dies dürfte einer Verschiebung der Konferenz bis zum Jahre l iX»7 gleich kommen. Lokale und sächsische Nachrichten. — Schönheide. Herr Maschinist Schneider ani Elektrizitätswerk hier, hat eilten Vogelkäfig hergestellt. Dieses Kunstwerk stellt den Kölner Dom vor, ist aus Laubsägeholz gearbeitet und hat eine Höhe von l,5o in, eine Länge von 0,88 m, eine Breite von 0,W m. Seit dem Jahre I hat Herr Schneider sich mit dieser Arbeit, welche von regeln Fleiß, von großem Geschick und unermüdlicher Ausdauer zeugt, be schäftigt. Natürlich sind auch die Ausgaben bedeutend. Nach Aussage des Herstellers repräsentiert dieser Vogelkäfig einen Wert von ü00 M. Herr Schneider hat denselben zur Gewerbe- und Industrie - Ausstellung in Zwickau angemeldet. Hoffen wir, daß sein Fleiß daselbst durch eine Auszeichnung Belohn ung und Anerkennung findet. - Die hiesige größte Bürsten fabrik von Ed. Flemming u. Co. erhält eine bedeutende Erweiterung. Speziell für die Celluloiöarbeit wird eilt Neu bau errichtet, mit dessen Ausführung Herr Baumeister Unger hier betraut ist. Jedenfalls ist diese Vergrößerung noch ein günstiges Zeugnis für die hiesige Bürstenindustrie. Dresden, -7. April. Die Verhandlungen mir dem sächsischen Hofe, die P r i n z e s s i n M onica noch länger bei der Mutter zu lassen, als im Vertrag festgelegt war, sind in versöhnlichem Geiste geführt worden und haben den Er folg gezeitigt, daß die Gräfin Montignoso das Kind einstweilen noch behält. - Leipzi g. Zur Warnung, Blumentöpfe frei außerhalb der Fenster zu stellen, fei folgender beklagenswerte Unglücksfall, der ein blühendes Menschenleben forderte, mit geteilt. In der Augustenstraße in Leipzig-Reudnitz fiel aus einem Fenster einer in der dritten Etage gelegenen Wohnung infolge entstandenen Gegenzuges ein Blumentopf herab und traf den im zehnten Lebensjahre stehenden Kaufmannssohn Herber' Adam, welcher auf dem Trettoir ging, auf den Kopf. Das Kind wurde besinnungslos nach der elterlichen Wohnung gebracht, wo eS noch an demselben Abend, ohne das Bewußt sein wieder erlangt zu haben, an den Folgen der erlittenen Gehirnerschütterung verstorben ist. - Adorf n V., 28. April. Sowohl gestern als auch heute in der zweiten Morgenstunde sind nach der „Vogtl. Ztg." in Schönberg, Brambach und anderen obervogtländischen Grenzorlen vier sich verstärkende Erdst ö ß e bemerkt worden. Am heftigsten war der heute früh -l Uhr 52 Minuten beob achtete, welcher von Süden (aus der Gegend des Kammcrbühls, eines erloschenen Vulkans) kam und unter starkem Rollen nach Norden zu verlief. Irgend welcher Schaden wurde durch den Erdstoß nicht verursacht, wohl aber sind die Grenzbewohner einigermaßen beunruhigt. — O b e r h o h n d o rf, 28. April. Die Bodensenk ungen im Zwickauer Bergrevier anläßlich des Kohlenbaues kennzeichnet eine Aufzeichnung beim hiesigen Forstschachl; dessen Hängebank (über Tage) hatte am 4. April I86l eine Ostsee höhe von 274,536 Meter und am l9. Juni 1904 263,589 Meter. Die Senkung beträgt also rund I l Meter. — Zöblitz, 28. April. Als des Mordes an seiner Ehefrau verdächtig wurde gestern nachmittag der Gas- meister Graß hier festgenommen und an das Königl. Amtsgericht Zöblitz eingeliefert. Frau Graß wurde, wie ge meldet, am vorigen Donnerstag früh an einem Waldrande (und zwar in der Nähe ihrer Wohnung) erdrosselt aufge funden. — Oberoder witz, 26. April. Unter Hinterlassung enormer Schulden verschwunden ist der Ziegeleibesitzer Polster nebst seinem Buchhalter Lerche. Es sind insgesamt vorhanden 4I7 5OO Mark Schulde». Auch falsche Wechsel sind im Um lauf, jedoch ist deren Höhe noch nicht festgestellt. Der großen Schuldenlast stehl nur eine geringe Masse gegenüber. Man vermutet, daß sich Polster und sein Buchhalter nach Amerika gewandt haben, wo Polster schon früher gelebt hat. Der Buchhalter Lerche hat seine Frau mit fünf Kindern zurück gelassen. — Gewerbe- und Industrie Ausstellung Zwickau 1906. Nach Bekanntgabe der Kreishauptmann schaft zu Zwickau an die Geschäftsstelle der Ausstellung wird Se. Majestät der König, als Protektor der Ausstellung, diese am 31. Mai d. I. in allerhöchst eigener Person eröffnen. — Von dem Ministerium des Innern wurde der Ausstellungs leitung die erfreuliche Mitteilung, daß der Preis-Jury bis zu 12 silberne Staats-Medaillen zur Verfügung gestellt werden. Diese Staats-Medaillen gelten als die höchste Auszeichnung der Gewerbe- und Industrie-Ausstellung Zwickau 1906. Theater in Mbenstock. Es ist eine alte Sache, daß, wenn eine wirklich gute Theatergesell- sLast ein gleichfalls wirtlich gutes Stück ausführt, dieses nur vor schwach besetztem Auditorium in Szene geht. Schon wiederholt konnte man an hiesiger Bühne diese Wahrnehmung machen und unwillkürlich drängt sich dem Beobachter die Frage auf nach dem Grunde. Die Antwort ist ost nicht schwer zu finden. Der Theatertruppe des Herrn Moritz Richter, die am letzten Freitag im „Feldschlößchen" gastierte, geht ein sehr guter Rus vorauf, überall in anderen Städten waren ausvcrkaufte Häuser zu verzeichnen und überall wurden die Leistungen der Mitwirkende» mit großem Beifall ausge nommen. Das gleiche war ja auch bei der Sonntagvorstellung der Fall und berechtigte zu den größten Hoffnungen, zumal ja die Direktion beab sichtigt, in der nächsten Woche aus längere Zeit nach hier zu kommen. Wollen wir nun unser kritisches Auge über die Leistungen der Darsteller in dem sünsaktigen Lustspiel „Krieg im Frieden" gleiten lassen, so müssen wir gleich bekennen, daß derartige Kräfte nicht oft unsere Bühne betreten haben. ES wäre unschön von uns. wollten wir einzelne Personen besonders lobend hervorheben, denn es trug jeder redlich sein Teil zum Gelingen deS Ganzen bei und der wahre Beifallssturm nach jedem Akte liefert« den besten Beweis dafür, daß alle Anwesenden der Ansicht waren, daß ein derartiaeS Unternehmen die größte Unterstützung verdiene. Besonders fesselnd wirkte jedoch das Spiel von Fräulein Marga Richter, die die Rolle der Ilka Etvös innehatte und mit beivunderungswürdiger Gewandtheit den ungarischen Dialekt bis zum Schluß deS Stückes durchführte. Die Ausstattung war ebenfalls eine sehr gute, die sich aber noch verschönen soll, wenn erst die Gesellschaft ihren Wohnsitz nach hier verlegt haben wird. Herr Direktor Richter versichert« uns, daß er all«- aufbieten werde, nm sich die Zuneigung der Theaterbesucher zu erwerben. Möge die- der Direktion gelingen. Wohl mancher zieht jetzt nach de- Tages Arbeit gern hinaus in den Wald, um sein körperliches Wohl besorgt — sein geistiges Wohl soll man bierüber jedoch nicht vergessen und gern ein paar Stunden der Kunst opfern. JedensfallS würde eS seitens des Publikums auch dankbar anerkannt werden, wenn die Zwischenpausen, wie doch üblich, durch Vorträge der Stadtkapell« ausgefüllt würden. 17. Ziehung 5. Klaffe 14S. Königs. Sachs. Landes-Lotterie gezogen am 26. April 1906. 5009 Mark auf Nr. 36193 48749 66229. 3999 Mort auf Nr. 2705 5030 17172 Ml 79 46551 53801 56287 60719 61079 69053 71531 77131 88391 93030 95901 98500 99749. 2000 Mark auf Nr. 8471 20790 21069 23277 23331 29119 56267 56659 58157 61452 62855 70733 74092 75005 88010 88787 89879 90877 92015 97123. 1000 Mark auf Nr. 639 3749 5255 >1628 11946 14341 15-302 17738 19367 19607 19693 22824 26850 2755t! 27907 28095 28158 28427 29292 32538 33699 3:3835 35980 38987 39440 39711 41 IW 41416 47811 48557 51065 54000 58214 61895 66563 67041 68542 78024 78646 78651 82282 82694 83942 85981 91723 95141 97667 98757. 5N0 Mark auf Nr. 4993 5067 6637 9248 !4449 11099 I2I48 14680 15089 15358 16257 16698 19669 20062 22753 22986 24707 28147 34160 134844 138436 38749 42550 44783 46039 48004 48884 50640 53487 56375 59578 62074 627413 613736 64640 6t!381 66550 67448 69385 69690 70128 70227 71179 717«. 72559 73666 73981 74917 76469 77752 80505 81565 86717 89374 911613 92360 950135 96833 98515. l8. Ziehung gezogen am 27. April 1006. 15 000 Mark u. 30000» Mark Prämie auf Nr. 4178. 10 000 M. auf Nr. 138094 48178. 5o00 Mk. auf Nr. 61746 94979. 3000 Mk. auf Nr. 13106 21426 24765 31144 311384 -34520 134542 351313 36300 42966 61859 74922 79046 85058 85262 86879 88080 93657 94902. 2000 Mk. auf Nr. 12484 12820 13437 15149 19534 24472 26448 130594 34174 134505 37362 40183 40877 41697 43138 43698 56581 57547 63174 64704 65546 67059 72732 86511 93715 95880 99002. 1000 Mk. auf Nr. 2922 4098 9275 10819 12086 14306 15870 18641 20181 20637 21760 22370 23432 25531 25815 32926 35249 36671 43136 44083 47770 481353 48465 49377 50482 51375 58561 59012 62380 65589 67340 6875t! 73348 74446 75795 78410 79503 806513 83162 97446 98899. 500 Mk. auf Nr. 145 262 267 5391 10204 10224 11955 12282 13498 14844 14916 15730 21445 24767 27046 27141 28045 28470 29757 31395 31648 132743 32801 33096 33212 35153 38t!64 40291 41871 45472 45859 46794 49558 52192 52963 513078 53099 55481 59977 60102 60177 60526 62138 62574 63424 64303 65085 66591 68016 68205 70072 71402 73786 74056 74536 7tit>78 77022 79877 80561 82903 85521 86152 87440 89893 91127 91666 93969 94840 98673 99034. Eine vesierziglnswerte Mahnung. In den letzten Jahren haben sich die Behörden mehr fach veranlaßt gesehen, die kleinen selbständigen Gewerbe treibenden daran zu erinnern, daß ihnen das gesetzliche Recht zusteht. sich auf dem Wege der Freiwilligkeit die Wohltaten und Vorteile der staatlichen Invaliden Versicherung nutzbar zu machen. Man kann diese Mahnung der Behörden nur aufs dankbarste begrüßen. In der Tat wäre es höchst er wünscht, wenn die kleinen Gewerbetreibenden und Betriebs unternehmer, deren ganzer Lebensunterhalt im wesentlichen auf ihrer eigenen Arbeitskraft beruht, von der ihnen nach 8 14 des Invalidenuersicherungs Gesetzes -zustehenden Befugnis zur freiwilligen Versicherung einen ausgedehnteren Gebrauch als bisher machen wollten. Nach dem Invalidenversicherungs-Gesetze sind atle selbst ständig erwerbstätigen Personen, die regelmäßig keinen oder einen oder höchstens zwei Lohnarbeiter beschäftigen, zum Eintritt in die Selbstversicherung besugt, sofern sie das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Es gehören also z. B. hierher Land wirte, Pächter, Gärtnereibcsitzer, kleine Kaufleute, Hausierer, Gast und Schankwirte, selbständige Handwerker, selbständige Schneiderinnen, Strickerinnen, selbständige Dienstmänner, Lohndiener, Hebammen, Krankenpflegerinnen, Inhaber von Privatschuleu u. s. w. Allen diesen beschränkt leistungsfähigen Kreisen des Mittelstandes kann nicht dringend genug empfohlen werden, sich die großen Vorteile, welche ihnen die Invaliden- Versicherung bietet, anzueignen, indem sie sich rechtzeitig, d. i. noch vor Vollendung ihres 40. Lebensjahres, eine Ouittungs- marke ausstellen lassen, damit sie in den höheren Lebensjahren in den Genuß einer sichern Rente treten können. Insbesondere ist dies auch denjenigen Personen anzuraten, für welche auf Grund früherer versicherungspflichtiger Be schäftigung (als Lehrlinge, Gesellen, Gehülsen, Arbeiter, Dienst mädchen u. s. w.) bereits Beiträge entrichtet worden sind. Sie sind, wenn sie später selbständig werden, besugt, die früher begonnene Versicherung fortzusetzten und jederzeit, selbst wenn inzwischen Jahre verstossen sein sollten, zu erneuern. Diese Wci- terversicherung unterliegt keiner Beschränkung des Lebensalters. Die Wahl der Lohnklasse steht frei. Im Falle der Fortsetzung einer Versicherung können alle Anrechte durch Verwendung von jährlich 10 Marken zu je 14 Pf., d. i. durch eine jähr liche Ausgabe von 1,40 Mark erhalten werden. Im Falle der Erneuerung einer früheren Versicherung leben alle vorher erworbenen Anrechte wieder auf, sobald 200 Wochenbeiträge entrichtet sind. Vielfach ist in den beteiligten Kreisen die Ansicht ver breitet, daß es zwecklos sei, sich zu versichern, weil man das 70. Lebensjahr nicht erreichen werde und deshalb keinen Vor teil aus der Versicherung ziehen könne. Die Auffassung ist durchaus irrig; denn die Leistungen der Versicherungs-Anstal ten, auf welche die Anwartschaft durch die Versicherung ge wonnen wird, sind außer der Gewährung von Altersrente: 1. die Invalidenrente ohne Rücksicht auf das Lebensalter, wenn die Erwerbsfähigkeit des Versicherten dauernd auf weniger als ein Drittel herabgesetzt, und wenn der Versicherte während 26 Wochen ununterbrochen erwerbsunfähig gewesen ist, für die fernere Dauer der Erwerbsunfähigkeit; 2. die Rückerstattung von Beiträgen in zahlreichen Fällen; :r. die Heilfürsorge in ErkrankungSfällen; 4. die Invalidenhauspflege an Stelle ge währter Renten. Nach alledem kann es keinem Zweifel unterliegen, daß die freiwillige Versicherung, welche das Invalidenversicherungs- Gesetz den minder wohlhabenden Kreisen des Mittelstandes eröffnet, große Vorteile darbietet. Es muß daher aufs wärmste empfohlen werden, von diesem Mittel zur Sicherstellung der Lebenslage recht ausgiebigen Gebrauch zu machen. KnWngSl'Ngi'r! Novellen« von E. TeSsSau. — » - (Nakbdrnck d^dvien.) Leo Kortheim öffnete blinzelnd seine blauen Augen und schaute sich forschend im Zimmer um. Durch die dicht ge schlossenen Vorhänge drang ein Heller Lichtstrahl, also war es schon Morgen. Mit beiden Füßen zugleich sprang Teo aus dem Bette, eilte zu einem an der gegenüberliegenden Wand stehenden mullverziertcn Himmelbettchen und schüttelte seine darin schla fende Schwester am Arm. „Dina, Dina, stehe auf, es ist Zeit!" Fräulein Geraldine Kortheim, sechsjährig und in allen Strei chen und Unternehmungen die getreue Nachfolgerin ihres erfin dungsreichen Bruders, riß ihre schönen, sammetbraunen Augen auf, „äh, äh," gähnte sie, „laß mich doch schlafen, es ist ja noch gar nicht Morgen." „Wohl Morgen," knurrte Teo. „Siehst du wohl, nun willst du wieder nicht! So sind die Mädchen immer. Erst müssen sie allewo dabei sein, und wenn's dann losgehen soll, dann haben sie keine Lust mehr." Und mit einem kühnen Schwung riß er der Schwester die Bettdecke weg. Geraldine, anstatt auf diese Tat mit dem üblichen Ge schrei zu antworten, entschloß sich, ihre Strümpfe anzuziehen, denn nun war ihr mittlerweile eingefallen: heute war ja der I. Mai, da war Onkel Georgs Geburtstag und dem wollten sie als Frühlingsengel erscheinen und ihm ein Geburtstagslied singen. Teo hatte es sich ausgedacht, nach einem Bilde in einem großen Buche der Mama, auf dem drei weißgekleidete Engel mit Notenblättern und Musikinstrumenten den Men schen singend die Ankunft des Frühlings verkündeten. Dina schlüpfte also aus dem Bett, zugleich steckte auch schon der kleine Nanno sein Gesichtchen über das Gitter desffeinen. „Nanno auch aufstehen," sagte er, „Nanno auch ein Engel sein." Eine sehr eilige und heimliche Toilette begann jetzt; die beiden größeren Kinder, die sonst durchaus noch nicht die Hilfe des Kindermädchens entbehren konnten, brachten es fer tig, sich selbst und daneben auch noch das Brüderchen anzu kleiden, mit Waschen hielt man sich dabei allerdings nicht auf. „Nur rasch, nur rasch!" kommandierte Teo und knöpfte Geraldine das Kleid zu, die wiederum dem Kleinen glücklich die Höschen übergestreift hatte, er zappelte dabei vor Eifer und Bereitwilligkeit mit Händen und Füßen. Plötzlich aber wurde sein aufgeregtes Gesicht starr, seine Unterlippe schob sich bedenklich vor, ein Zeichen, daß er im nächsten Augen blicke in ein kummervolles Geheul ausbrechen würde, dabei zeigte er mit dem ausgestreckten Zeigefinger nach einem über die Stuhllehne hängenden, weißen Etwas. Ahnungsvoll ent faltete Geraldine es, es war sein Hemdchen, das sie in der Eile vergessen hatte, ihm anzuziehen. Ratlos sahen sie sich alle drei einen Augenblick an, Teo legte seine brüderliche Hand auf den kleinen Mund, um einen allzu lauten Ausbruch des Kummers zu verhüten. Geraldine aber zog kurz entschlossen das Hemdchen oben über das Zeug, das der Kleine bereits anhatte, stopfte es unten in das Hös chen und zog ihm dann rasch den kleinen Kittel drüber. Des Kleinen Gesicht strahlte schon wieder vor Freude, er war wohl fest davon überzeugt, daß ein Hemd unbedingt zum Anzug gehörte, wo es aber hin gehörte, das war ihm doch noch nicht klar. So, nun war man fertig, nun noch die Verkleidung. Teo hatte lange darüber nachgedacht, wo man die weißen Engelkleider hernähme, und war schließlich auf den Gedanken gekommen, Nachthemden! Und warum auch nicht, sie waren lang, weiß und falüg und ähnelten genau den Engels gewändern auf Mamas Bild. Sie fanden sich dann auch sehr schön und engelähnlich in ihren weißen Hemden. Teo band das seine mit einer roten Schnur von Pavas Bademantel zusammen. Geral dine mit einem rosa Band und Nanno bekam sogar einen goldenen Gürtel um, der dem Kindermädchen Rosa gehört hatte. Aus einem Versteck holte Teo dann eine Krone aus Goldpapier und zwei Kränze aus Papierrosen. Die Krone hatte er selbst mit vieler Mühe zusammengeklebt, die Kränze aber Geraldine gebunden, nachdem sie sich die Rosen dafür heim lich aus dein Schrank, in dem der Tannenbaumschmuck lag, genommen hatte. Auch einen bunt bebänderten Stock, zwei Notenblätter und eine alte Zither mit arg verrosteten Sailen brachte Teo noch herbei. Rücksichtslos packte er alle seine Requisiten in die zusammengerafften Falten seines Engels gewandes, Geraldine faßte den Kleinen an die Hand und auf Zehenspitzen ging es zum Zimmer hinaus, die Treppe hinab und durch die Hintertür erst aus den Hof und dann auf die Straße hinaus. Draußen empfing sie ein kühler Wind. „Huh!" zähne- klapperte Geraldine, „es ist kalt, viel zu kalt, um in seinem Nachthemd auszugehen!" „Dummes Ding," schalt Teo, „hast du nicht all dein Zeug drunter an, das haben die Engel auf Mamas Bild doch gewiß nicht." „Kalt", echote auch Nanno und dann wohl in dem Ge danken, je eher daran, je eher davon, riß er seinen kleinen Mund auf und zirpte mit seinem schrillen Sümmchen genau in dem Tonfall, wie Teo es ihm mit vieler Mühe beigebracht hatte. — „Horch, die Frühlingsenglcin singen." — „Still, still doch!" Teo stopfte ihm schon wieder die Hand in den Mund. „Hier noch nicht Nanno, gleich, gleich, bei Onkel Georg," und die beiden Geschwister nahmen den Kleinen in die Mitte und setzten sich in Trapp. Wohlweis lich vermieden sie die Hauptstraßen und schlängelten sich auf allerhand Nebenwegen zur Stadt hinaus, in die Vorstadt, wo Onkel Georg wohnte. Es war noch nicht mal sieben Uhr und die Straßen noch menschenleer, höchstens ein Milch mann oder ein Bäckerjunge blickte ihnen staunend nach. — Doktor Georg Hartmut war soeben aufgestanden. Er trat ans Fenster, schob den Vorhang zurück und schaute nach dem Himmel. Der war grau, nicht ein Sonnenstrahl drang durch die Wolken. Doktor Georg seufzte. Abgesehen davon, daß heute sein Geburtstag war, war auch der erste Mai, also der Anfang des Wonnemonats, des Lenzes, der in diesem Jahre so gar nichts von sich merken ließ. Doktor Georg seufzte wieder. Ja, ja, Zeichen und Vor aussetzungen trügen, in der Natur sowohl wie im Leben. Das hätte er auch nicht gedacht, daß er heute seinen Ge burtstag so einsam feiern würde, so ohne Sang und Klang. O, Toni Kortheim, herzlos wie alle Frauen! Erst so sanft, so freundlich und dann wegen einer so kleinen Mei nungsverschiedenheit so kalt, so unversöhnlich! Wer reichte über den tiefen, trennenden Abgrund des Zorns und des Streits nun zuerst die Hand und wer sagte dem dann, daß sie angenommen wurde! — Doktor Georg fuhr sich über die Stirn. „Ich bin der Mann, und der Mann soll nicht der schwächere Teil sein." „Aber", dachte er dann weiter, „ist Nachgeben denn hier Schwäche?" — Vielleicht fuhr es ihm dann hoffnungsvoll durch den Sinn, denkt sie heut deiner und macht dir durch irgend ein freundliches Zeichen das Wiederanknüpfen ein wenig leichter. Doch gleich schüttelte er wieder mutlos den Kopf. Wie sollte sie wohl heut an ihn denken. Sie weiß ja gar nicht, daß heut mein Geburtstag ist, kein Mensch weiß es. — Horch, die Frützlingsenglein singen, Wunsch und Gruß dir darzubringen. Mög« dir der Frühling glänzen, Möge dich di» Liebe kränzen. - Frühling — Frühling — ist «- ja!« — Doktor Georg erwachte aus seiner Erstarrung. — Was — galt das ihm, und war das ein Scherz, oder —. Er riß das Fenster auf. Da standen, gerade neben dem großen Rosenbusch, der mit dem ersten zarten Grün bedeckt war, drei kleine, weiß gekleidete Gestalten. Die erste trug so etwas wie eine Krone auf dem kurzen, schwarzen Kraushaar und schwang einen buntb in de Hand dine i hoch < dessen noch seinen blickte genfri burts Notei Zithe'i „Ach',' Stirn er eil Garte grüßn ( den i: Kami hälter sich h <7 und l geschn dine Butte marin Butte Mäul ( hatte dem j gewei die M hätte Besuü endlicl nun l 6 Achsel denn raschu gewor ängsti eben ; verziei darf Ö ich we werde Kinde Mann bereit« äußerj 4 erlrun sich cn dem i Dokto ohne „das schalt Tante kleiner C Toni r Manu Gesich T sonnen Sonm als di kamen T ihm ( zerzau! Kuchen auf de die Fr T „Tcdie ries sie lachent falls l pfan^ lustige, lassen, R ihm ih „Glück mich n heran, mit sie D einer g, Kinderi Das h lange n Worte D .Nun die bei! Iubelri der Va die Ha tanzten schluck