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Aer sächWe Irzählcr, I«« 18. IsMM 1881, Donnerstag, den 2v. Januar 1881, Vormittags Iv Uhr, Versteigerung eine» alten Eopha'S, einer Wanduhr, einer Kommode und eines Spiegels im AmtSgerichtShofe hier. Königliches Amtegericht Bischofswerda, am 15. Januar 1881. Appolt, Gerichtsvollzieher. Die Stelle des Buschvater» und Aufsehers über die hiesige Communwaldung ist wieder zu besetzen und wollen geeignete Bewerber um dieselbe ihre selbstgeschriebenen Gesuche bis zum 31. d. M. In hiesiger RathSexpedition einreichen. Stadtrath Bischofswerda, am 17. Januar 1881. Tim Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt -er Königl. Amtshauptmannschakt, -er Königl. Ichul-Inspection u. -es Königl. Hauptsteueramtes zu Vantzen, sowie -es Königl. Amtsgerichtes un- -es Ata-trathes zu Vischofswer-a. ^^^^^^us°Rnl^^^r^rben°°weil^e» Gutsbesitzer» Carl Ernst Friedrich Schlenkrich in Oberputzkau soll da» zu dessen Nachlaß gehörige Bauergut Foltom 101 de» Grundbuches für Oberputzkau unter den aus dem Anschlag im Srbgericht zu Putzlau ersichtlichen Bedingungen den L. März >881, Bormittag» ZIL Uhr, Ort und Stelle im Nachlaßgute der Art öffentlich versteigert werden, daß erst da» Gut ohne die Waldparzelle Nr. 742 des Flurbuches für Oberputzkau, sodann diese letztere allein, endlich das Gut mit dieser Parzelle au-geboten wird. Eine Beschreibung de» Grundstücke» enthält der Anschlag ebenfalls. Königliche- Amtsgericht Bischofswerda, am 14. Januar 1881. Manitius Renitenz (Widerspenstigkeit) und war eher bemüht, der Ausführung de- Berliner Vertrages Hindernisse zu. bereiten, als ein Wort zu finden, da- den Frieden Europa'S für lange Jahre sichern sollte. England hatte die Insel Chpern gewonnen und eine Art Protectorat über Kleinasien in Aussicht, da» war Alle», was er wollte und wofür er die Heiligkeit der Pariser Verträge, die von ihm in zwanzig Depeschen proclamirt worden war, schließlich selbst preisgegeben hatte. Wenn unser Reichskanzler noch das Schiedsgericht durchsetzen sollte, dann hätte er ein diplomatische» Kunststück geleistet, wie kaum je zuvor. Die in Schwung gekommenen österreichischen Bauern-Bersammlungcn scheinen nach allen Seiten hin Beachtung zu finden. Die Verfassung-Partei de» Wiener Abgeordnetenhauses wählte und beauf tragte bereits ein Comitee, Fühlung mit dieser Be wegung zu nehmen, damit sie nicht in ein Fahr wasser gelange, welche« ihr verderblich sein könnte. Graf Taaffe wiederum, der zunächst die Linzer Bauernversammlung verbot, später aber genehmigte, weil auch er glaubte, e» mit den Bauern nicht ver derben zu sollen, scheint doch eine so rechte, wahre Freudigkeit über diese Kundgebung nicht zu empfinden. Die» geht wenigstens aus der Unterredung hervor, die der Ministerpräsident am 12. d. mit einem Corrrspondenten der in Prag erscheinenden .Politik' hatte. Graf Taaffe sagte: Die Bauernbewegung entwickelte sich bisher auf vernünftigen Bahnen und sei, insofern sie die Emancipatioa de» Bauern standes von starren Parteistandpunkten auf Grund der Pflege der wirthfchaftlichen Interessen bezwecke, eine erfreuliche Erscheinung de» öffentlichen Leben». WaS den unmittelbaren Anlaß zu der Bauern bewegung, die Mehrbelastung infolge der Grund- steuer-Regulirung, betreffe» so sei der Bauernstand in Ober- und Niederösterreich, sowie in Steiermark vielfach tendenziös irre geführt worden. Nicht um «ine Mehrbelastung ganzer Länder, sondern blo» einzelner Steuerträger handle e» sich. Die Regierung werde in die Frage erst dann entscheidend eingreifen, wenn die Grundsteuer-Hauptsummr durch den Reichs« rath fixirt worden sein wird. Procentuelle Nachlässe für ganze Länder seien unstatthaft, weil ungerecht und unbillig. Auch wolle man im Stadium de» Reklamation-Verfahrens die etwaigen Härten der Arundsteuerauftheilung bet einzelnen Steuerträgern au-zugleichen suchen, vielleicht auch ein zwei- oder dreijähriges Provisorium vor Einhebung der Grund steuer nach der neue« Repartitioa bewilligen. — Politische Weltschau In der abgelaufenen Woche war Kaiser Wilhelm durch eine Erkältung mehrere Tage an'S Zimmer gefesselt, ohne daß sein Zustand irgend welche Be sorgnisse hervorgebracht hätte. Im Gegentheil nahm der greise Monarch die üblichen Vorträge entgegen und ronferirte öfter Stunden lang mit dem nach -Berlin zurückgekehrten Fürsten Bismarck. Im preuß. Abgeordnetenhause gingen die Verhandlungen glatt vor sich, ohne daß sie nach auswärt» ein be sondere» Interesse boten. Etwas mehr Reiz dürften dieselben erhalten, sobald der Windthorst'sche Antrag zur Diskussion gelangt. Derselbe beabsichtigt eine Durchlöcherung der Maigesetze und lautet wörtlich: den Strafbestimmungen der Gesetze vom 11. und 12. Mai 1873, vom 20 und 21. Mai 1874 und dom 22. April 1875 unterliegt da- Spenden der Sakramente und da- Lesen der Messe nicht. Einen Erfolg verspricht sich wohl Windthorst selbst nicht don seinem Anträge, aber es mag ihm darum zu Ihun sein, den Culturkampf nicht in's Vergessen kommen zu lassen. Die sonstigen deutschen Interessen sind bei der Entwickelung der kritischen Lage im Südosten Europa'S direkt so wenig belheiligt, daß der Canzler mit vollem Recht die Knochen eine« einzigen pommerschen Grenadier» höher schätzen konnte, al» Alles, wa» dort auf dem Spiele steht. Aber trotzdem muß ihm daran liegen, daß endlich eine Lösung erfolgt, welche die leidige orientalisch« Frage wenigsten» für die nächsten zehn oder zwanzig Äahre au« der Welt schafft. Er hat auf dem Berliner Congreß zwischen den Ansprüchen der Interessenten al» ehrlAer Makler vermittelt, und -auf der Berliner Eonferenz da« europäische Concert zusammenbringen helfen, da» freilich bei der General probe vor Dulcigno nur grell« Dissonanzen ver nehmen ließ; er wird sich auch jetzt endlich be mühen, die Türkei und Griechenland zur Annahme «ine» europäischen Schiedsgericht« zu bewegen, aber gerade er, der Meister der diplomatischen Kunst, der für Verhältnisse und Stimmungen einen scharfen «lick hat, wird am wenigsten hoffen, daß e» noch Möglich sein werde, auf diese Art den Frieden zu netten, oder auch nur d:n Ausbruch de« Conflict» Pt verzögern. Hätte man gleich nach Abschluß des Berliner Frieden» eine stark« Pression auf die Morte geübt, wäre e« vielleicht möglich gewesen, Sticht blo» Montenegro, sondern auch Griechenland «l befriedigen. Aber der damalige englische Premier, -Hord Beaconsfield, unterstützte dir Pforte in ihrer dem lO^ährigen Gedenktage der Wiederaufrichtung des deutschen Reiche». Wohl tönte bei blutigem KriegeSgrau» die jubelnde Freude leiser; Und ob auch strömend dahin das Blut der Heldensöhne geflossen! Und doch, r« mußt' aus dem Herzen heraus: „Hoch lebe der deutsche Kaiser!" r Sie haben in heißer KampfeSgluth die Kaiserkrone gegossen. Das tönte wie goldener Glockenschall durch jene ehernen Tage, ' - ... - -- Das tönte wie goldener Wiederhall auf all' die bange Klage. Wie Gruß au» ferner alter Zeit, erfülltes Sehnen und Träumen; Eo wollte dies Wort viel bitteres Leid mit Hellem Glanz umsäumen. Sie haben uns neu ein stattliches Haus, ein deutsches Reich erbauet! — Wohlan! Trotz Wetter, Sturm und Graus darin auf Gott vertrauet! Wenn Gottesfurcht bleibet de» Hause» Zier, dann weichen zurück die Dämonen; Wo Gotte» Wort ist da» höchste Panier, wird Friede und Einigkeit wohnen! Partition nicht» wissen. Die Gemeinderathswahlen in Frankreich sind für die gegenwärtige Regierung sehr günstig ausge fallen, sowohl in Pari« wie namentlich in den Pro vinzen. Die Radikalen setzten nirgend» ihre Candidaten durch. Wenn die» unter dem noch frischen Eindrücke der so melodramatisch in Scene gesetzten Heimkehr der Amnestirten geschah, kann man wohl sagen, daß «S bis auf Weitere« mit der Rolle dieser Männer vorüber ist, obgleich sie seit einem halben Jahr« in der Presse, in den Club» und selbst auf offener Straße, wenn die Gelegenheit sich dazu bot, eine Art Terrorismus zu üben schienen. — Noch groß artiger ist der Triumph der französischen Regierung hinsichtlich der Finanzresultate de» Jahre» 1880, Die Ucberschüfse der indirekten Steuern und Ein nahmen erreichen die kolossale Ziffer von 169,359,000 Francs, unter denen die EinregistrirungS- und Stempelgebühren allein mit einem Ueberschusse von 68,311,000 Franc» figuriren. Trotz der schlechten Weinernte haben die indirekten Steuern die Budget- Ansätze um 31,286,000 Francs überstiegen, von denen der größte Theil von der Getränksteuer her rührt. Solche Ueberschüsse wurden weder in Frank reich, noch anderswo jemals erreicht und da» „Journal de« Debat«' hat wohl einige» Recht zu der Bemerkung: »Man begreift, daß dir Wähler nicht zögern, ein Regime kräftig zu unterstützen, welche» so großartige Resultate möglich macht." Die Adreßvebatte im englischen Parlament hat bisher zwar interessante Wortgefechte zwischen Glad stone und Forster im Unterhaus«, Beaconsfield und Northcote im Oberhause geliefert, aber die schwierigsten Debatten stehen noch in Aussicht, und zwar über die irische Frage. Sie ist unbedingt dl« härteste Nuß, welche da» Parlament zu knacken haben wird. Alle Schwierigkeiten, welche der englischen Regierung in Südafrika und Afghanistan erwachsen sind, ver* schwinden dieser Krisis gegenüber. Maa muß r» Gladstone zum Lobe nachsagen, daß er die Wichtig keit dieser Frage im vollen Umfange erkannt und darum sich auch nicht darauf beschränkt hat, auf die Symptome der Krankheit zu curiren, sondern da» Uebrl mit der Wurzel au»heben will. Er begnügt sich nicht damit, durch Anwendung von Gewalt mitteln die äußer« Ordnung wieder herzustell«, < sondern er will Reformen einführeN, welche ÄS' Wiederkehr revolutionärer Zuckungen in Irland M ( möglich machen. E» fragt sich nun, welch« Hattm» da» Parlament diesen Reformplänen gegenüber ei*»