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2M««, Zuchthaus uud 4 Jahrm EhrenrechtSverlust r>«Wcth«ilt. — In der am 29. Nov. stattgefundeven HgMtverhaadlung wurde der Schneider Ernst Julius Älbrtch aus Eibau wegen des in 8 176' de» Reichs- strafgesetzbuch« gedachten Verbrechen» zu 2 Jahren Zuchthaus und 4 Jahren Ehrrnrecht»verlust und ebenso in der an demselben Tage abgehaltenrn Hauptver- handlung den Waldarbeiter August Wilhelm Meint» Ichel in Ottendorf wegen Meineides zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 3 Jahren verurtheilt, derselbe auch für dauernd unfähig zum eidlichen Leugnisse erklärt, während in den am 30. November stattgefundenen beiden Hauptverhandlungen der Müller <Larl Friedrich August Breuer aus Grumbach von der Anklage des Raubes und der Restaurateur Carl Wilhelm Hoppe in Löbau von der Anklage des MeineindeS freigcsprochcn wurden. — Der schon wiederholt bestrafte Handarbeiter Friedrich August Lehmann aus Oberneukirch war angrklagt, in der Nacht vom 3. zum 4. September d. I. auf einem zum Rittergute Oberneukirch gehörigen Felde mit einer bis jetzt noch unermittelten Mannsperson von den daselbst ausgestellten Hafergarben eine Anzahl davon entwendet und al« der dort Wache haltende RittergulSvoigt Rätze dazugrkommen, auf diesen mit den Worten: „Du Luder, ich ersteche Dich!" und anderen ähnlichen Drohungen eingedrungen, um sich «nd seine» Complicen, welcher mit einem Theile der gestohlenen Garben schleunigst die Flucht ergriffen, im Blitze des gestohlenen Gutes zu erhalten. In der am 1. Dec. abgehaltenen Hauptverhandlung wurde der Angeklagte, nachdem die auf Raub ge richtete Schuldfrage von den Geschwornen verneint worden, wegen Diebstahl» und Nöthigung zu 5 Monate 2 Wochen Gesängniß verurtheilt, dahingegen wurde in der an demselben Tage abgehaltenrn Haupt verhandlung der Fleischer Johann August Jannasch in Bautzen von der gegen ihn erhobenen Anklage des Meineide« freigesprochcn. — Der am 26. Oct. 1857 in Kemnitz bei Bernstadt geborne, wegen Diebstahls ein Mal bestrafte Dienstknecht Carl August Nitschke hatte am Abende de« 26. Sept. d. I. «uf dem Schießplätze in Schönbach bei Neusalza au« einer Verkaufsbude einen Ring im Werthe von 75 Pfg. gestohlen, dem ihn deswegen befragenden <Seudarm Wagner aus Neugersdorf gegenüber sich «inen falschen Namen beigelegt und als er hierauf verhaftet worden, auf dem Transporte in das Ge- richtSgefängniß zu Neusalza dem ihn tranSportircnden nurgenannten Gendarm Wagner mit einem soge- nannten Nicker vorsätzlich einen Stich in den Unter leib versetzt, so daß derselbe infolge dieser Derwun- Lunz gestorben ist. In der am 2. Dec. abgehaltenen Hauptverhandlung wurde der Angeklagte, nachdem von den Geschwornen die auf Mord event. Todt- schlag gerichtete Schuldfrage verneint worden, wegen Körperverletzung mit lödtlichem Erfolge, Diebstahls nav Uebertretung zu 10 Jahren Zuchthaus, 3 Tagen Haft und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf Vie Dauer von 10 Jahren verurtheilt. 2z Umschau in der Lausitz, 3. Dccember. Der Handarbeiter Franke ist den 29. Nov. unweit Großröhrsdorf eine Felswand hinabgestürzt und hat erhebliche Verletzungen davon getragen. — An natür lichen Blattern starben in OberullerSdorf bei Zittau Vrr Tazarbeiter Schubert und dessen 2jähr. Töchterchen nnd zu Seifhennersdorf der Einwohner Conrad. — Den 24. Nov. ist der Gutsbesitzer Lau aus GerS- vorf bei Kamenz wegen Hinterziehung der Einkommen steuer zu einer Gesammt-Geldstrafe von 417 Mark verurtheilt worden. — Der Schneider Ulbrich aus Alteibau wurde wegen Sittlichkeitsverbrechen zmit Ljähr. Zuchthaus und 4 Jahr Ehrenverlust belegt. — Den 27. Nov. hielt der pädagogische Verein zu Löbau sein 6. Stiftungsfest ab, wobei die Festrede Herr Realschuldirector 0r. Prietzel über da» Thema hielt: „Schillers Stellung zum Christenthum und zur Religion überhaupt." — Durch Feuer wurden vernichtet: Scheune und Schuppen des WinhschaftS« befitzer« Jacob zu Cunnersdorf bei Löbau, Wohn- hau« und Schuppen de- August Röntich zu Kirschau. — Den 29. Nov. ist in der Kuns'schen Menagerie zu Bautzen ein Löwe verendet, dessen Scelett mög licherweise die landwirthschastiche Schule dort erhalten dürfte. — Dem in Ruhestand tretenden Gensdarm Martin zu Großpostwitz bei Bautzen ist da« allge- «eine Ehrenzeichen verliehen worden. — Die Ober- lapfitzer Webschule zu Großschönau hat von dem Breisrichteramle der Leipziger Woll-Industrie, Aus stellung ein Ehrendiplom erhalten. — Zum Besten einer vom Frauenveretn in GerSdorf zu veranstal tenden Ehrtstbescheerung wurde dort eia Concert «geben, da» circa 130 Mark Reinertrag ergab. — Die laadwirlhschaftliche Winterschule zu Bautzen gegevwärtig von 72 Schülern und 2 Ho«- Garirnbauschule von 6 Schülern v durch da» Wasseruoglück so hart betroffenen ReouerSdorf wurden 68,000 Mark von den beim CentralhilfScomitee Angegangenen Geldern als Unterstützung zugewieseo. — Da» Lehrerseminar zu Löbau kann über 3000 Mark Stipendien und 2250 Mark zu 10 Freistellen ä 150 Mark und 10 halben Freistellen ä 75 Mark verfügen. Außerdem besitzt die Anstalt (incl. der Commerzirurath Müller- Stiftung) 31,800 Mark StistuugSgelder, deren Zinsen zu Stipendien für Schüler verwendet werden. Mit Schluß de« laufenden Jahre« verjähren diejenigen Forderungen, welche im Jahre 1877 fällig geworden sind. Nach dem Gesetze (8 1018 de« Bürgerlichen Gesetzbuch«) kommt e« hierbei nicht auf die Zeil der Entstehung der Forderung an. Wird also bezüglich de« Preise« eine« im Dec. 1877 gekauften Object« ein Ziel von 2 Monaten vereinbart, so verjährt die Forderung erst mit Ab lauf de« Jahre« 1881. Die Forderungen der Aerzte bezw. Gerichte und Anwälte verjähren nach dem Schluffe de« Jahre-, in welchem die Cur bezw. der Rechtsstreit endete oder die Vollmacht de« An wälte« erloschen ist. * Daß Undank der Welt Lohn ist, sieht man wieder einmal recht deutlich an den Vorgängen in Dresden im Thierschutzvereine, wo in der General versammlung der Antrag gestellt worden und endlich auch Annahme gesunden, den Herrn Schuldirektor Marquardt in Dresden, der 19 Jahre lang den Vorsitz im Vereine geführt, al« Vorsitzenden „abzu schieben," weil er angeblich in Gotha zu Gunsten der Vivisektion gestimmt. Wenn sich auch Herr Marquardt wirklich für Vivisektion ausgesprochen hätte, so würde er es gewiß ohne Gründe und sehr trifflige Gründe nicht gethan haben und so muß doch ein Verein, der unter der Leitung eine» be währten Vorsitzenden zur Blüthe gelangt, so viel RücksichtSnahme beweisen, daß er seine Meinung aussprechen und vertreten darf. Wenn aber trotz dem, daß Herr Marquardt die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen al» Lügen markirt, man ihn verur theilt und ihn mit Schimpf, Schande und nieder trächtigen Reden verunglimpft und seine» Ehren amtes entsetzt, so kann er e« sich nur al» Ehre an rechnen, wenn er von der Leitung eine» solch' undank baren Vereine» loskommt. Da« 9. sächs Infanterie-Regiment Nr. 133, welche» vom 1. April nächsten Jahre» an die Garnison Zwickaus bildet, wird au» je 3 voll ständigen Compagnien de» 100., 101., 102. und 103. Infanterieregiment» formirt und sich aus den Landwehrbezirken Freiberg und Annaberg rccrutiren. Durch die Beförderung de» bisherigen AmtS- hauptmanne« in Zwickau, Herrn Dobel, zum Geh. RegicrungSrath im Ministerium deö Innern, kommt da« Landtagsmandat für den dortigen Wahl kreis zur Erledigung. Eine in Dresden seit einem Bierteljahrhundert segensreich wirkende Organisation wiro bald zu existiren aufgehört haben: die freiwillige Turner feuerwehr, deren Commando kürzlich die Auflösung beschloß, da infolge de« Beschlusses de« Rathe«, von Neujahr ab da» Stürmen gänzlich einzustellen, dieser freiwilligen Truppe e» unmöglich gemacht wird, in corpore auf der Brandstelle zu erscheinen und die 10 Mann, welche von ihr täglich auf Wache sind, gegenüber der geschlossen anrückenden städtischen Feuerwehr doch nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen würden. Die Stadt schuldet der gedachten Feuerwehr viel Dank und rS berührt daher Manchen recht unangenehm, daß man nicht Mittel und Wege zu finden wuß:e, um dem Gemeindewesen die» stet» so opferfreudig gewesene Institut zu erhalten. * Der städtische Haushaltplan von Dresden ergiebt auf 1881 die Gesammtsumme von 5,472,282 Mark (158,838 Mark mehr als Heuer). Es werden demnach im künftigen Jahre zur Deckung de» Be darf«» 24 Pfg. von 100 Mark Grundwerth und 8 Pfg. von 1 Mark MiethzinS, für das Schulwesen 12 Pfg. von 100 Mark Grundwert- und 4 Pfg. von 1 Mark Miethrin« erhoben werden. Von der Grasst scheu Hinterlassenschaft werden der Stadt Leipzig nach Abzug verschiedener Legate ungefähr 1,900,000 Mark verbleiben. (Der neue Landes-Lotterie-Plan.) Wie schon bekannt, treten mit der 100. königlich sächs. LandeS-Lotterie verschiedene Senderungen in Kraft, die wir ihren Hauptpunkten nach bereit« ein mal flüchtig angegeben haben. E« sind jedoch in verschiedenen Kreisen de» Publikum- immer noch irrig; Meinungen über mancherlei Punkte der neuen Einrichtung verbreitet, so daß e« angezeigt erscheint, da« Wesentliche der Neuerungen hier wiederzugeben. E« hat für den ersten Blick, schreibt da« „Leipz. Tgbl." hierüber, allerding« den Anschein, al« ob mit der Umwandlung der Viertel« und Achtel-Loose in Fünftel und Zehntel ein« Schmälerung der Gewinn- theile riaträte, da dir Preise für diese Categorie von Loosen la der bisherige« Höh« von 40 «nd bezw. 20 MI. zu entrichten find. Da nun aber de^ Preis de« ganzen Loose« von 160 auf 200 Mk- und dadurch dir Gesammt-Einoahm« au« den Loosen um 3,627,000 Mk. sich erhöht und dies« Summe zu reicherer Ausstattung der bisher festgesetzien und bezw. Schaffung neuer Gewinne verwendet wird, so treten natürlich für die Spieler größer« Chancen ein. Bei einer Vergleichung der bisherigen Pläne mit dem Plane für die 100. Lotterie und die darauf folgenden ergeben sich folgende Sende rungen: In der ersten Claise gab e« bisher je einen Hauptgewinn von 30,000, 15,000 und 5000 Mark, 5 Gewinne zu 3000 , 25 zu 1000 Mk. u. s. w. Mit der 100. Lotterie treten bei dieser Classe hinzu: je ein Gewinn von 25,000, 20,000 unv 10,000 Mk. und außerdem werveu die Gewinne von 5000 um zwei Stück vermehrt, den niedrigen Gewinnen aber einige Hundert neue Ge winne eiogesügt. Ja der zweiten Classe waren die Hauptgewinne 40,000 Mk., 20,000 und 10,000 Mk., fünf Gewinne von je 3000 Mk. u. s. w. Der nene Plan erhöht die Chancen dieser Classe um weitert drei Hauptgewinne von 30,000 Mk., 25,000 Mk. und 15,000 Mk., um fünf Stück zu 5000 Mk., vermehrt auch die Gewinne von 3000 Mk. und 1000 Mk. um je fünf, die zu 500 Mk. um zehn und diejenigen zu 300 Mk. um dreißig Stück und schafft endlich wieder einige Hundert neue Gewinne unter 300 Mk. Wie bei dieser und der vorigen Classe, so tritt auch bei den folgende» beiden eine reichere Dotirung der Liste hinsichtlich der Gewinne von unter 1000 Mk. ein. Die Haupt gewinne in der dritten Classe, bisher in vier Treffern von 50,000 Mk., 25,000, 15,000 und 5000 Mk. bestehend, erhalten noch Treffer von 40,000, 30,000, 20,000, 10,000 Mk., während die Ge- Winne von 5000 Mk. um neun, die von 3000 Mk. uud 1009 Mk. um je sünf Gewinne vermehrt werden. In der vierten Classe treten zu den bisherige» vier Haupttreffern von 60,000 Mk., 30,000, 15,000 und 5000 Mk., solche von 50,000, 40,000, 25,000 , 20,000 und 10,000 Mk. hinzu, während die Hauptgewinne von 5000 Mk. um vierzehn, die von 3000 Mk. um zehn unv die von 1000 Mk. um fünfzehn Stück vermehrt werden. Ganz be deutend ändert sich aber da- Gewinn-Tableau für die fünft« und die Hauptziehung, und hier tritt vor Allem die anerkennenSwerthe Einrichtung hervor» die sogenannten kleinen Haupttreffer von 3000 und 1000 Mk., danach aber diejenigen von 500 und 300 Mk. zu verstärken und eine neue Art von 400-Mark-Gewinnen zu bilden. Die Hauptgewinne von 500,000 Mk. di« aus 5000 Mk. verbleiben in der bisherigen Ausstattung; dahingegen treten an Stelle der bisherigen 600 Gewinne zu 3000 Mk. deren 800, an Stelle der 700 Gewinne zu 1000 Mk. deren 900, und an Stell« der 800 Gewinne zu 500 Mk. deren 1000, während 1119 neue Gewinne zu 400 Mk, geschaffen und die Gewinne zu 300 Mk. um 141 vermehrt werden. Daß bei der neuen Einrichtung die Gewinne gerade der ersten ZiehungS- classen erheblich vermehrt worden sind, hat seinen guten Grund. Bisher war da» an der Lotterie sich betheiligende Publikum in hohem Grade geneigt, de» ersten zwei bi» drei ZiehungSclassen nur geringere« Interesse zuzuwenden, da vielfach die Ansicht herrscht, bei der kleinen Anzahl und der geringen Höhe der in den betreffenden Ziehungen herauskommenden Gewinne verlohne e« gar nicht, gleich von Anfang an den Ziehungen besondere Beachtung zu gönnen. Diese Auffassung hatte zur Folge, daß die Collecteure in der Regel nur erst vor den Ziehungen der letzten Classen mit Nachfragen nach Loosen bestürmt wurden; von der neuen Einrichtung darf erwartet werden, daß sie in Bezug auf diesen gar nicht unwichtigen Punkt eine heilsame Aenderung herbeiführen werde. Zittau Ja Bezug auf die Mittheilung, daß man in Eibau die schönste Porzellanerde gräbt, schreibt man weiter: Schon vor 20 Jahren wußte man, daß daselbst Porzellanerde lagerte und obgleich man damals mit nicht unbedeutenden Mitteln Ver suche zur Auffindung jene« kostbaren Schatze« an stellte, so unterblieben dieselben später wieder. Man war nicht tief in den Boden gekommen uud wa» zu Tage befördert worden, war nur minderwerthige Erde, die aber schon damals bei den ersten Brennung«- versuchen al- eine feste Porzellanerde befunden wurde. Erst im Laufe de« verflossenen Sommer hat sich ein« Gesellschaft von Unternehmern au» Schlesien gefunden, die den Betrieb von Neuem be gonnen hat und hoffentlich mit mehr Glück fortsetzea wird. Der Abbau geschieht in völlig bergmännisch« Weise. Gegenwärtig schon ist man auf ein mächtige» Lager der Meißner gleichkommeudra Porzellanerde gestoßen, die sich infolge ihrer vorzüglichen Eigen schaften (weißt Farbe und auffallend« Festigkeit bet leichte, Verarbeitung) schnelle« Eingang in Porzellan fabriken verschaffen dürfte. Wiewohl erst Pr«b».