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ohne allen Verzug dem Gtadtrathe darüber Anzeige zu erstatten. — 85. Der verpflichtete Tlrischbeschauer hat über feine Thätigkeit nach dem Schema 8nd D eine Liste zu führen, welch« dem Stadtrath oder den von diesem Beauftragten jeder Zeit vorzulrgen ist. — 8 6. Zuwiderhandlungen gegen die Be stimmungen in 88 2—5 werden an den Fleisch beschauern bez. Fleischern mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder entsprechender Haststrafe geahndet, dagegen wird dem Fleischbeschau» für jeden Fall der Ent deckung von Trichinen in einem in hiesiger Stadt geschlachteten Schweine, dessen Fleischs zum gewerb- mäßigen Vertrieb hier bestimmt war, eine Prämie von Zwanzig Mark, welche ihm au- hiesiger Kämmereicasse auszuzahlen ist, zugestchert. Bischofswerda, 22. Nov. Mit dem 14. Nov. ist die gesetzliche vierzehntägige Anmeldefrist zur Kirchenvorstandswahl allhier abgelaufen. Dem Vernehmen nach haben sich 151 Gemeindeglieder eingeschrieben. Möge keines von Ihnen am 28. Nov., dem eigentlichen Tage der Wahl, an der Wahlurne fehlen! — 23. Nov. Gestern Abend wurde uns wieder einmal ein lang entbehrter Genuß eines größeren ConcertS zu Theil. Es concertirte nämlich im Saale des Schützenhauses die Capelle der Dresdner Musik schule, bestehend nur aus Jünglingen von 14 bis 17 Jahren. Wir brauchen zum Lobe dieses gut geschulten Corps nichts beizufügen, als daß es alle Piecen, darunter mehrere sehr schwierige, mit größter Präcision und Gewandtheit durchführte, und von dem ziemlich zahlreich vertretenen Publikum mit stürmischem Applaus belohnt wurde. Am Schluß wurde zum Gedächtniß de« berühmten Componisten Kreutzer, dessen 100. Geburtstag gestern gefeiert wurde, eine gediegene Composition desselben: „Das ist der Tag des Herrn" zum Vortrag gebracht. Eine baldige Wiederholung des ConcertS würde sicher dankbar ausgenommen werden. — In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend wurden einem hiesigen Fleischermeister 2 Stück Schöpse aus der Scheune gestohlen und auch sofort auf freiem Felde geschlachtet. Neber die Thäter, sowie über den Verbleib de» Fleische» fehlt bis jetzt noch jeder Anhalt. 1-f Demitz, 21. Nov. Bei der 77. Versamm lung des hies. landwirthschaftlichen Vereins wurden 54 Eingänge erledigt. Mittheilung wurde gemacht über die 80. Ausschußsitzuug des landw. Kreis vereins und das Wesentlichste aus dem Berichte des landw. KreiSvereinS auf das Jahr 1879 geboten. Zur Ausgabe kamen eine größere Partie von Büchern und wurden zwei neue Mitglieder, die Herren Kunstgärtner rc. Paul au» RothnauSlitz und Gutsbesitzer Wahode in Cannewitz, einstimmig aus genommen. Eine an den Reichskanzler Fürsten Bismarck zu richtende Petition wurde vorgetragen und beschlossen, dieselbe zu unterschreiben resp. unter schreiben zu lassen. Die von Lang-dorff'schen landw. Kalender auf 1881 wurden vorgelegt und empfohlen. DeSgl. wurde da» vom Herrn Kreissecretär Direktor Brügger mitherauSgegebene Blatt: „Zeitschrift für Obst- und Gartenbau' empfohlen und aus Nr. 11 der Artikel „über da» Fangen de» Frostspanner schmetterling» von Hofrath vr. I. Neßler' vorge tragen und zur Vertilgung desselben aufgefordert. Noch kamen au» verschiedenen Zeitungen folgende Artikel zum Vortrage: „Ausgewachsene» Getreide betreffend.' „Wenn die Milch nicht buttern will.' „Wie kann man viele und große Hühnereier erzielen?' »lieber Gemüsebau.' Nach jedem Artikel entspann sich eine kurze Debatte. A- Umschau in der Lausitz, 22. November. Am 14. d. hat sich der 22 jährige geistig ziemlich beschränkte Sohn de» Weber» und Hausbesitzer» Fichte in Thumitz nach Bischofswerda begeben und war bi» zum 20. nicht wieder zurückgekehrt. Jeden falls hat sich derselbe auf dem Rückwege verirrt und ist derselbe möglicherweise verunglückt. Die Seltern sind in großer Sorge. — Der 55 jährige Tagelöhner Lehn bet Hochkirch wurde wegen Rückfallsdiebstahl zu 3 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehreover- lust und Zulässigkeit von Polizeiaufsicht verurtheilt. Derselbe hat seit 1852 19 Borbestrafungen erlitten und ziemlich 18 Jahre in Strafanstalten zugebracht. — Der Häusler kubke zu Boxberg (pr. L.) war vor einiger Zeit im trunkenen Zustande mit seiner Frau in Streit geriethen und hat sie mit dem Dreschflegel so über den Kopf geschlagen, daß sie halbtodt zur Erd« fiel. Weil er glaubte seine Frau todtgrschlagen zu haben, wollte er sich selbst tödten, zündete sein eigen«« Hau« an, um sich selbst mit zu verbrennen. Al« aber da« Feuer mehr und mehr um fich griff, floh er auf den Boden. Doch al« ihn der Rauch zu sehr belästigte, schlug er Bieter »o« Giebel ab «ad sprang hinan«. Die Leut« aber, »elch« seine schlechten Thaten erfahren, kamen «td banden ihn und schafften ihn dann nach Mu«kau, wo er in'« Gefängniß kam und daftlbst seiner Bestrafung rntgegensieht. — Den 18. d. feierte Herr Cantor Huhn zu MuSkau (pr. L.) sein 50 jährige» Ehejubiläum. — Den 17. feierte der landwirthschaftliche Verein zu Nieder- Oderwitz sein 25jähriges Stiftungsfest und verband damit zugleich eine Gesindeprämiirung. Es wurden prämiirt rin Knecht für 6 jährige, eine Magd für 7 jährige und eine Arbeitsfrau für 21jährige Dienst zeit mit 10, 12 und 12 Mark. — «m 16. wurde in der Joh. David Preibisch-Stiftung da» 14. Stif tung-fest gefeiert. Das gen. Stift bewohnen gegen wärtig 27 Personen (seit den 14 Jahren des Be stehen» wurden 108 ausgenommen). Die JahreS- einnahmen betrugen 10,979 Mk. 38 Pf , die Aus gaben 10,960 Mk. 4 Pf. — Zu Vorarbeiten zur projectirten Bahnlinie Kottbus - Bautzen hat die preuß. Regierung die Genehmigung ertheilt. — Bei der Taback»fabrikation in der Lausitz waren nach letzten Erhebungen im Kammerbezirke Zfftau thätig: in Bautzen circa 200, in Bischofswerda 70, in Löbau 30 Personen, auf Großröhrsdorf kamen 70, auf Großschönau 50 und Seifhennersdorf 20Arbeiter. Fabricirt wurden in Bautzen 15—20, in Bischofs werda 5, in Löbau 2 Mill. Cigarren. Von der 1878 mit Taback bebauten Fläche in Sachsen, die 46,gg Ar betrug, kamen auf Zittau 28,,, Ar und Bautzen 7,^, «r. — Im landwirthschaftl. Verein zu Bischofswerda hielt am 17. Herr LandwirthschaftS- oberlehrer Neumann — an Stelle des Herrn Dir. Brügger — aus Bautzen einen höchst ansprechenden und belehrenden Vortrag über „Athmosphärische Niederschläge, über Wetterprophezeihung und über den heutigen Stand der Meteorologie.' Vor Kurzem hat der Vorsitzende des landwirth schaftlichen Kreisvereins für die Oberlausitz, Pfannen stiel in Neudorf, folgende diesbezügliche Be schwerde an das königl. Ministerium des Innern gerichtet: „Einem hohen königl. Ministerium beehrt sich der ganz rrgebenst Unterzeichnete nachstehende Mittheilung zu machen: Schon seit Jahren hat die Art und Weise, wie der erzgebirgische Kreisverein sich bemühte, sich auf Kosten der benachbarten KrciS- vereine auszudehnen, theils dadurch, daß er dortige Vereine veranlaßte, sich ihm anzuschließen, theils dadurch, daß er in benachbarten Kreisvereinsbezirken Vereine gründete, den übrigen Kreisvereinsvorsitzenden viel zu denken gegeben; man vermuthete Wohl nicht mit Unrecht, daß solche Manipulationen nur deshalb in'S Werk gesetzt wurden, um zum Nachtheile der übrigen Kreisvereine hohe Dispositionssummen für sich zu erlangen. Eine genauere Prüfung der Liste der von dem erzgebirgische» Kreisvereine angemeldeten Zweigvereine lasse nun die Vermuthung auskommen, daß sich unter den dort angeblich centralisirten 175 landwirthschaftlichen Vereinen circa 50 Vereine mit angeblich 2039 Mitgliedern befinden, welche, so zu sagen, nur auf dem Papiere bestehen, da sie keine Sitzungen mehr abhalten, Protokolle darüber jeden falls nicht aufzuweisen haben. Angebogeu beehre ich mich nun ganz ergebenst, die List« dieser Vereine beizusügen, von denen zu vermuthen ist, daß sie al» nicht mehr bestehend eigentlich einfach abzustreichen wären, ja e» ist wohl möglich, daß unter den übrigen 125 Vereinen sich noch mehrere befinden, von denen ein Gleiches anzunehmen sein dürfte." Der betreffenden Eingabe ist ein Auszug derjenigen angeblichen landwirthschaftlichen Vereine aus dem 1880er Verzeichniß de» KreiSvereinS im Erzgebirge beigegeben, welche nicht mehr bestehen oder doch seit Jahren eine Verein-thätigkeit nicht mehr aufzuweisen haben. — Da» königl. Ministerium de» Innern hat nun da» Directorium de» landwirthschaftlichen Kreisverein» für da« Erzgebirge aufgefordert, sich bezüglich der gegen dasselbe erhobenen Beschuldigungen zu rechtfertigen. Vorsitzender de« erzgebirgischen KreiSvereinS ist der Landtagsabgeordnete, Ritterguts besitzer und Director de« Landwirthschaftlichen Credit« Verein» im Königreich Sachsen, Karl Mehnert in Dresden. — In Veranlassung jene» Ministerial- rescript» ist neuerding» ein von dem Kreissecretär Möbiu« in Chemnitz unterzeichnete» Circular au die al« nicht mehr bestehend bezeichneten landwirth schaftlichen Vereine de« erzgebirgischen KreiSvereinS erlassen worden, durch welches denselben aufgegeben wird, sich über ihre bisherige Thätigkeit auszulasftn. Der landständische Archivar, Herr Gustav Fröh- liger, ist am Sonnabend Abend nach längeren Leiden verstorben. Eine recht erfreuliche Nachricht kommt au« Eibau bei Ebersbach. Seit einiger Zett gräbt man dort die schönste Porzellanerde. Eine Gesellschaft au« Schlesien hat vom dastgen Gut«- und Ziegelribesitzer Herrn Mittel da» Areal erworben und geht nun mit aller Energie darau, diesen Schatz auszubeuten ; daß der Erfolg al« gesichert zu betrachten ist, ersieht man darau«, al« da« bereit« an'« Tageslicht be förderte Rohproduct allen «nforderuugrn von sach verständiger Seite vollkommen entspricht und schon von allen Seiten her Bestellungen gemacht worden sind. E» wäre somit ein neuer Industriezweig für die Oberlausitz geschaffen. Kurz nachdem am letztvergangeoen Freitag der Abendpersonenzug nach Dresden in der 10. Stunde die Station Radeberg verlassen hatte, bemerkte der Locomotivführer, daß ein Mann im Gleise stehe, augenscheinlich mit der Absicht, sich von dem heran kommenden Zuge überfahren zu lassen. Den sofortigen Anstrengungen des Zugspersonal» gelang e«, de» Zug noch rechtzeitig zum Stillstand zu bringen, so daß der Lebensmüde vom hinzukommenden Stations personale vom Geleise entfernt werden konnte. Der Julius - Otto - Lund brachte am Montag Vormittag der in Dresden auf der EliaSstraße 10 wohnenden Wittwe de» am 14. December 1849 in Riga verstorbenen Componisten Conradin Kreutzer, dessen lOOjähr. Geburtsfeier überall in Deutschland festlich begangen wird, ein Ständchen. Zum Vortrag gelangten unter Leitung de» Bundesdirigenten, Herrn Musikdirector Reichel, die Kreutzer'schen Compositionen. „Der Tag de» Herrn" und „Die Capelle". Die 73jährige würdige Dame, welche leider stark von der Gicht heimgesucht ist, war sichtlich gerührt, sowohl über diese ihr unverhofft bereitete Aufmerk samkeit, wie über die ihr gleichzeitig von dem Be auftragten des deutschen Sängerbünde», Herrn Kauf mann Arras, überreichte Ehrengabe des Bunde» und drückte den Sängern ihre herzliche Freude in den lebhaftesten Worten aus. In Leipzig starb vor einigen Tagen der mehr fache Millionär Grassi, ein sehr alter Herr. Der selbe hat der Stadt Leipzig, da er ohne direkte Erben verstorben, 1,500,000 Mk. vermacht mit dem Wunsche, diesen Betrag zur Verschönerung der Stadt zu verwenden. Den Rest seines großen Vermögen hat er zu Legaten bestimmt und hat dabei nament lich Familien, in denen er viel und gern verkehrte, reich bedacht. So erbt eine (an sich schon reiche) Familie sein prachtvolles Haus in der Weststraße, mit allem Inventar. Die soeben beendete 5. Classe der Sächsischen Landes-Lotterie hat wie noch nie zuvor Berlin mit Gewinnen überschüttet und die dorthin gekommenen Summen erreichen nach oberflächlicher Schätzung Hunderttausende von Mark. Sogar der bis zuletzt im Glücksrade verbliebene Hauptgewinn von 30,000 Mk. ist am Donnerstag nach Berlin gefallen. Der aus Erfurt gebürtige Student Röse, der wegen Schändung de» Schumann-Denkmal» bereit« verurtheilt worden ist und dieser Tage eine Dame auf offener Straße in schamloser Weise insultirt hatte, ist deshalb vom Universitätsgericht aus 3 Jahre von der Universität Leipzig verwiesen worden. Al« am vergangenen Kirmeßmontag der Cantor in Püchau bei Wurzen mit seiner Frau au« dem VormittagSgotteSdienste zurückkehrte, mußten sie die unangenehme Wahrnehmung machen, daß während ihrer Abwesenheit Diebe die Wohnung besucht und Kleider, Werthsachen rc. mitgenommen hatten und auch mit dem Raube glücklich davongekommen waren. Die beiden Verbrecher, welche in Kirchberg in der Nacht zum 2. Nov. beim Stehlen überrascht, Herrn Helmrich durch einen Messerstich in den Unterleib schwer verwundeten, sind in Straßburg entdeckt worden, woselbst sie als Recruten Ungezogen waren. Durch da» Loslösen der Schalung und Zusammen stürzen» der Mauerung beim Brunnenbau de» Ernst Mosig'schen Bauergutes in Ebersdorf stürzte am 20. Nov. Nachmittag« der Brunnenbauer Heinrich Müller von dort 27 Ellen tief hinab und ist bi« zur Stunde noch nicht zu Tage gebracht. ' Auf Stangendorfer Revier bei Zwickau wurde am 17. d. bei einer Treibjagd der 39 Jahre alte Gutsbesitzer Rudolph au« Dorf Auerbach durch die durch einen unglücklichen Umstand erfolgte Entladung de» Gewehre« eine« andern Jäger« so im Rücke« verletzt, daß er andern Tag« verstarb. Er hinter läßt eine Frau und 6 Kinder. Am Montag Vormittag ist hinter Station Delitzsch der Halle-Eorau-Gubener Eisenbahn eia Güterzug auf einige Lowrie«, welche vom Sturme auf den Hauptstrang getrieben wurden, ausgelaufen. Der Lokomotivführer blieb todt, eine Anzahl Wagen wurden zertrümmert. Der Unfall ist rin bedeutender. Chronologische Neberficht der Ereignisse im Jahre 1870. (Fortsetzung.! 2S. Nov. Abschluß de« »ertrage« wegen de« Eintritt« von Wikkemberg in den neuen deutschen Lund in Lertta. 26. Nov. Abschluß einer MilitLrconvention zwischen dem norddeutschen Lund« und Laden in Bersaill«. Gefecht bet Va«que« gegen Garibaldi. 27. Nov. Fortdauer diese« Ge fechte«, Flucht de« Feinde«. Treffen bei Lillier«-Lrrtonn»aur gegen die französisch« Nordarme«. Gapitulation von La FS« nach zweitägig« Lrschteßung.