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Alle Ding« im Orkut führen wieder auf die Warnung zurück, die Politik nicht auf eine trügerische Frist zu bauen, welche dem türkischen Staat-Wesen zur Reform und zur Festigung gegeben wäre. Die Ereignisse überstürzen sich, rin Schlag folgt dem anderen, eine Aktion löst die andere ab. Der zweite Act de- Orient-Drama» spielt in den ersten hinein; die Leute stehen vor der Thüre, welche den kranken Mann nach seinem Ende hinau-tragen werden. E» sind ihrer die Menge und lauter Erben. Die deutsche Politik wird sich hoffentlich nicht darauf beschränken, ihre Condolrnzkarte nach der Catastrophe abzugeben. Deutsches Reich. Ueber die weitere Reise Ihrer Maj. der Königin verlautet, daß sie dieselbe von Genua nach Süditalien forlsetzen und dann über Nizza und Paris ungefähr am 20. Nov. nach Dresden zurückkehren werde. Dem Generalarzt der preußischen Armee, Geh. Obermedicinalrath Professor vr. Bernhard von Lavgenbeck in Berlin, welcher am 9. Nov. sein siebzigstes GeburtStazöfest beging, ist von Sr. Maj. dem König Albert der Albrechts - Eomthurorden I. Classe verliehen worden. Bischofswerda, 11. Nov. Bei der gestern stattgehabten Stadtverordneten-Ergänzungswahl haben von 483 Stimmberechtigten 133 abgestimmt und sind gewählt worden: Herr Kürschnermeister August Grohmann mit 113, Herr Straßenmeister Gott hold Tutzschkh mit 107, Herr Schuhmachermeister Johann Gottlieb Born mit 105, Herr Töpfer meister Friedrich August Döring mit 103, Herr Tuchfabrikant Heinrich Adolph Heinß mit 52 Stimmen. Die nächstmeisten Stimmen haben er halten: Herr Tuchfabrikant Christ. Heinrich Louis Eckardt 48, Herr Fabrikbesitzer E. E. Peisel II, Herr Gelbgießermeister Louis Lehmann 10, Herr Messerschmiedemeister Robert Frommhold 7. 's Bischofswerda, 10. November. Die königl. Kircheninspection hatte unterm 20 /29. October dem hiesigen Kirchenvorstande eine Verordnung des Hohen evangelisch-luther. LandeSconsistoriumS, die Wieder besetzung des hiesigen ArchidiaconatS und Erhöhung des Einkommens dieser Stelle betreffend, mit der Veranlassung zugehen lassen, binnen 14 Tagen anzu zeigen, was von ihm auf diese Verordnung beschlossen worden sei. In der hierauf am 5. Nov. gehaltenen gemeinsamen Sitzung der Kirchenvorstände von Bischofswerda und Goldbach gab zuerst der Kirchen vorstand von Bischofswerda die einstimmige Erklärung ab, daß er zwar die Nolhwendigkeit der Erhöhung des Einkommen« der erledigten Stelle nicht bestreiten, aber ebensowenig sich entschließen könne, der Kirchen gemeinde irgend einen Beitrag zu derselben anzusinnen, da dieselbe schon durch Aufhebung der Superintendentur und Einziehung deS DiaconatS auf's Empfindlichste geschädigt worden sei, auch bereits über 3000 Mark jährlich für ihre kirchlichen Bedürfnisse auszubringen habe und das Hohe Landesconsistorium s. Z. der Deputation des Kirchenvorstandes, die um Beibe haltung der Superintendentur gebeten, das ausdrückliche Versprechen gegeben habe, bei vorkommender Wieder besetzung dieser Stelle für eine tüchtige Kraft sorgen zu wollen. Sei es unmöglich, bei dem jetzigen Gehalte das Versprechen zu erfüllen, so hege der Kirchen vorstand die Hoffnung, daß das Hohe Landes consistorium aus den ihm zu Gebote stehenden Mitteln für Erhöhung des Einkommens der erledigten Stelle Sorge tragen werde. Der Kirchenvorstand von Goldbach sprach zwar für Hinzuziehung zu den Berathungen seine Dankbarkeit aus, sah sich aber z. Z. nicht in der Lage, irgend eine Erklärung abzu geben. Er werde dieselbe s. Z. der königl. Kirchcn- inspection direct zustellen. 'Nach Ausscheiden der Mitglieder des Kirchenvorstandes von Goldbach wurde fernerweit beschlossen, die fehlenden Capitalien mehrerer kirchlichen Stiftungen an zusammen 555 M. nach und nach durch eine jährliche Abzahlung von 6 Proc. wieder zu ersetzen, dem Kirchendiener Zimmermann für seine sämmtlichen Dienste einen jährlichen Gehalt von 150 M. zu gewähren, in Bezug auf das Gesuch des Calcant Hempel um Erhöhung seines Gehalte» erst noch nähere Er örterungen anzustellen, dem SchulhauSmann Vorig für Heizung und Reinigung der Confirmandcnstuben eine Entschädigung von 10 Mark zu geben und eine Anfrage de« Herrn KirchenrechnungSführcrS Täubrich, da» sogen. Häuslergeld und die Zinsen de» Kirchen vermögen» betreffend, dahin beantwortet, daß die Liste der neuerbauten Häuser alljährlich dem Kirchenvorstande zur Bestimmung der Höhe dieser Abgabe vorgelegt, voll einer Capitalisirung der Zinsen de» Kirchenver- mögenS aber abgesehen werden solle. äs' Für die hiesigen Leser unserer Zeitung liegen bei: „Rechnungt-Uebersichten der Kämmerei-, Schul-, Armen-, Krankenhaus«, Spar- und GaScasse zu Bischofswerda auf da» Jahr 1879." Nachdem die köuigl. Awt-Hauptmaunschaften an die Gemeindeverwaltungen ihre» Bezirks die zu der bevorstehenden Volkszählung am 1. December er forderlichen Haushaltung«, und Anstalt«listen-For- mulare rc. gesandt hat, ist neben der Verordnung, die Volkszählung betr., auch besondere „Instruction für die Zähler" erlassen worden. In einzelnen größeren Ortschaften trifft man schon jetzt Vor- krhrungen zur Errichtung von ZSHlbezirken und zur Ernennung der Zähler, welch' letztere hierdurch Zeit gewinnen, sich von ihrer Instruction genau zu in- formiren. Umschau in der Lausitz, 11. November Den 8. d. sind in einem Steinbruche bei Georgewitz bei Löbau die Steinbrecher Werthschütz au» Carl«- brunn und Ander» au« Kittlitz durch abgelöste» Ge stein gefährlich verletzt worden. (Sie erhielten u. A. Bein- und Rippenbrüche). — Den 5. d. wurde der 17 jährige Sohn de» Gutsbesitzer» Höhne zu Cunne- Walde so unglücklich von seinem mit Holz beladenen Wagen überfahren, daß sein Tod alsbald erfolgte. — Herr Postcassirer Krause ist zum Postdirector von Kamenz ernannt worden. — Von den 21 lausitzer Sparkassen hatten 11 im Sept, wieder einmal mehr Rück- al« Einzahlungen. Alle hatten 586,028 M. 12 Pf. Ein- und 592,949 M. 34 Pf. Rück- zahlungen. (Bischofswerda 20,581 M. 15 Pf. Ein- und 21,350 M. 60 Pf. Rückzahlungen) — Im Jahre 1880 gab es im Zittauer Jnspections-Bezirke 73 Schulen mit 13,467 Schülern in 309 Classen, die von 158 Lehrern und 8 Lehrerinnen versorgt wurden. Fortbildungsschulen gab eS 53 mit 2000 Schülern. Für weiblichen Handarbeitsunterricht waren 68 Lehrerinnen angestellt. — Die Aachen- Münchener Feuerversicherungsgesellschaft läßt einen ansehnlichen Theil ihres Gewinnes den gemeinnützigen Fonds zufließen. So hat sie auch seit einer Reihe von Jahren den landw. Kreisverein zu Bautzen mit namhaften Summen — im Ganzen mit 51,587 M. — bedacht, welche Summe vom landwirthschaft- lichen Kreisverein zur Förderung der Landwirthschaft verwendet werden konnte. -- Den 7. d. feierte der Gärtner und Fabrikant Spiegelhaucr zu Hirschfelde unter großer Theilnahme sein 60jähr. Ehejubiläum. — Den 6. wurde zu Löbau ein Veteran von 1813 zur letzten Ruhestätte begleitet. Es war dies Herr Rechtsanwalt Fuhrmann. Bon der Zittauer Handels- und Gewerbekammer ist zu Anfang dieses Jahre« unter Mitwirkung der königl. Amtshauptmannschaften zu Löbau und Zittau eine Statistik über die Verhältnisse der Handweberei in den Bezirken der beiden genannten Behörden aus genommen worden. Die Resultate dieser Erhebungen sind specialisirt in dem vor Kurzem erschienenen Jahresberichte der Kammer veröffentlicht. Es geht daraus hervor, daß die Handweberei überhaupt in 115 Ortschaften der Löbauer und 76 Ortschaften der Zittauer Amtshauptmannschaft betrieben wird. In denselben giebt es in Summa 21,122 Hand weber. Die meisten sind in Seifhennersdorf (1099), dann in Alteibau, Ebersbach, Cunewalde, Ober-, Nieder- und Spitzkunnersdorf, Ober- und Nieder oderwitz, Oppach, Taubenheim und Großschönau zu finden Da jene 191 Orte insgesammt 158,637 Bewohner (nach der Zählung vom 1. Dec. 1875) aufzuweisen haben, so beträgt die Zahl der Hand weber 13,31 Procent der Bewohnerzahl. In ein zelnen Dörfern macht sie über 20, selbst über 30 Procent aus. Von den 21,122 Handwebcrn sind 15,044 selbstständig, 6078 sind unselbstständige Ar beiter (Webergehilfen). 4283 Handweber haben Feld in Pacht oder als Eigenthum. Während 2507 noch ein Gewerbe nebenher betreiben und 3693 sich nur im Winter mit Weben beschäftigen, suchen sich 15,322 im Sommer und Winter nur durch Weben ihr Brod zu verdienen. Die Zahl der vorhandenen Handwebstühle belief sich am 1. Januar d. I. auf 22,719, wovon damals 1751 unbenutzt waren. Sie standen in 12,055 Hausgrundstücken. In den oben erwähnten Orten wird also im Durchschnitt in jedem zweiten Hause gewebt und zwar an je 2 Hand webstühlen. Diese Webstühle sind H bis einzelne auch breit. Die meisten derselben (9663) sind s breit, dann kommen die H breiten (5424); die ge ringsten Zahlen entfallen auf die breiten (26) und breiten (21). Hierbei ist zu bemerken, daß die Breite der Stühle, wie überall üblich, nach dem Ellenmaaße angegeben ist, daß die auf den Stühlen gewebten Waaren aber nicht so breit, wie die Stühle selbst, ausfallen können, sondern mindesten» H schmäler 'sind. Auf den Handwebstühlen wurde zu Anfang diese« Jahre« am meisten weiße Leinwand (auf 5624 Stühlen) gewebt, ferner Köper (3318), Kleiderstoffe (2095), Schecken (1997), Orleans (1134), Bettzeug (808) u. s. f. Die Erwerb-Verhältnisse der Lausitzer Handweber waren im vorigen Winter sehr gedrückte, doch 'hat neuerding- eine Besserung fast allenthalben constatirt werden können. .Man war an der Grenze der sebstständtgen Existenzfähige keit angelangt, al« glücklicherweise eine Wendung, zum Besseren eintrat.' Der Centralausschuß des Gebirgsverein- für die sächsisch-böhmische Schweiz beschäftigte sich au» Sonntag mit der projectirten Errichtung einer Drahtseilbahn nach der Bastei. In der Hauptsache gab sich die Ansicht kund, daß in dem projectirten Unternehmen wohl eine Schädigung gewisser Kreise zu erblicken sei, man jedoch von einem gleichen Vor gehen wie e» der vaterländische Gebirgsverein „Saxonia" eingeschlagen, absehen wolle. Beschlossen wurde, den Vertreter der Sektion Wehlen zu beauf tragen, sich mit dem dortigen Stadtgemeinderathe in» Einvernehmen zu letzen, um dann de« Weiteret» für die gefährdeten Interessen der Bevölkerung Wehlen» eintreten zu können. Ueber die zum 1 April 1881 infolge Vermehrung de» Heere« eintretenden Neuformattonen ist Folgende« nunmehr bezüglich der Benennung und Garnisonirung^ definitiv: Infanterie-Regiment Nr. 97 in Hanau; 2. Bataillon Cassel (Bereich des XI. Armeekorps und der 28. Division). — Jnfanterie-Regt. Nr. 98 in Brandenburg a. d. H. (Bereich des IV. Armee korps und der 6. Division). Jnfant.-Regt. Nr. 9A in Posen. 2. Bataillon Schrimm (Bereich deS V. Armeekorps und der 20. Div.). Füs.-Bat. 2. Großh. Hess. Jnfant-Reg. Nr. 116 in Gießen (25. Div.). Jnfant -Reg. Nr. 128 in Königsberg i. Pr. (Bereich de» I. Armeecorps und der 4. Div.). Jnfant.-Reg. Nr. 129 in Bromberg (Bereich des IX. Armeekorps und der 3 Div). Jnfant.-Regt. Nr. 130 in Trier (Bereich des VIII. Armeekorps und der 29. Division). Jnfant.-Regt. Nr. 131 in Paderborn, 2. Bataillon Lippstadt, Füs.-Bat. Höxter (Bereich des VII. Armee corps und der 19. Div.). Jnfant.-Regt. Nr. 132' in Glatz (Bereich des XI. Armeecorps und der 5. Div). Feld-Art.-Regt. Nr. 31 in Metz, ?. Ab- theilung in Hagenau Fuß-Art.-Regt. Nr. 11 in Thorn. Pionnier - Bataillon Nr. 16 in Metz. 9 königl. sächs. Jnfant -Regt. Nr. 133 in Zwickau. 10 königl. sächs. Jnfant.-Regt. Nr. 134 in Leipzig. 18. königl. baier. Infanterie-Regiment. An Stelle des zum Obergendarmerie-Jnspector ernannten Rittmeister von Heygendorfs ist der bis herige Handelsfactor des Steinkohlenwerks zu Zauke- rode, ein in Freiberg bergmännisch gebildeter Beamter, Otho, zum Bade-Commissar in Elster ernannt worden. Neustadt bei Stolpen. Die Untersuchungs commission in Pirna hat in der ausgegrabenen Leiche des letzt verstorbenen Kindes der kürzlich ge fänglich eingezogenen Eheleute, wie verlautet, Spuren, von Ars-nik aufgefunden. Der Stadtrath zu Dresden hat in,' seiner' Plenarsitzung am Dienstag beschlossen, den Preis des Gases vom 1. Januar 188 l an unter Beibehal tung der bisherigen Rabattscala von 22 Pf. auf 20 Pf. pro Cubikmeter herabzusetzen. Die Launenhaftigkeit der Glücksgöttin zeigte sich auch bei der jüngst in Leipzig stattgehabten Ver- loosung der Wollenausstellung: den Hauptgewinn, eine hochelegante Einrichtung eine« dreifenstrigen Salons und eines einfenstrigen Zimmers, gewann eine Waschfrau dortselbst. Einen wohl selten vorkommenden Beschluß faßte der Stadtgemeinderath von Altenberg, derselbe beschloß nämlich in seiner letzten Sitzung: die Straßenbeleuchtung wieder einzustellen. Ueber die neue Generalstabskarte des Deutschen Reichs berichtet das im Auftrage des RcichspostamtS herausgegebene neueste Archiv für Post und Tele graphie, daß, wenn auch der Wunsch militärischer Kreise nach Herstellung einer europäischen Einheits karte nicht sobald in Erfüllung gehen werde, zur Erreichung dieses Zieles doch ein bedeutungsvoller Schritt durch die Vereinbarung der Kriegsministerien von Preußen, Baiern, Lachsen und Würtemberg zur Herstellung einer GradabtheilungSkarte für da ganze Reich geschehen sei. Diese Karte wird von den Generalstäben Preußens, BaiernS, Sachsens und dem statistisch-topographischen Bureau Würtemberg- bearbeitet werden und 674 volle Sektionen umfassen, deren Grenzlinien die Parallelkreise von 30 zu 30 und die Meridiane von 15 zu 15 Bogenminuten bilden. Jeder Staat wird die sein Gebiet darstellenden vollen Blätter selbst bearbeiten, während die Anfertigung der Grenzblätter jedesmal derjenige Staat übernimmt, welcher auf demselben da« meiste Areal besitzt. Demnach werden von den 674 Blättern Herstellen r Preußen 544, Baiern 80, Sachsen 30, Würtem berg 20. Dieses große Unternehmen wird voraus sichtlich in 20 Jahren vollendet sein, während welcher Zeit die bisherigen amtlichen topographischen Special kartenwerke noch in Geltung bleiben. Auch da neue Kartenwerk wird im Maßstab« von 1:100,000 hergestellt. In Crimmitschau brach am 6. d. Abend- nach 5 Uhr in dem erst vor etlichen Jahren äuge-