Volltext Seite (XML)
Gegen die unten beschriebene Cigarrenarbeiterin Pauline Böhme au» Wehrsdorf, welche flüchtig ist, ist die Uotersuchung»haft wegen Betrug» verhängt. E« wird ersucht, dieselbe zu verhaften und in da« AmtSgerichtSgefängniß zu Bischofswerda abzuliefern. Bischofswerda, den 15. Septbr. 1880. Der Königliche Amtöanwalt: vr. Höcker. Pr. Beschreibung: Alter: 38 Jahre. Statur: mittel. Haare: schwarz. Augen: schwarz. Nase: lang. Mund : breit. Gesicht: rund und voll. Gestcht»farb«: gesuad. Sprache: lausitzer Dialect. ° — Freitag, den 2«. September d. I., von Barmittags 8 Uhr an, lallen in den Forstorten Pfaffrnhol», Hölle und Kesselholz eine Parthi« Bohnen-, Zaun- und schwache Bermachstangen, sowie Scheitholz, Stöcke, Reißig in Well« und Langhaufen im Wege de» Meistgebots verkauft werden und wollen sich Erstehungslustige zur gedacht« Zeit im Gasthau« zum goldnen Löwen eiufindiea. . Stadtrath Bischofswerda, am 16. September 1880. Sinz. Mittwoch, den"22.Septemder^880, Vormittags 10 Uhr, soll der Aifchzug im unteren Bürgerteich, sowie da» Schilfrohr in den beiden Bürgertelchen und im Bogelteich versteigert werden und «ollen sich Bietung«- lustige zur gedachten Zeit im Rathhaussaale hier einfinden. Etadtrath Bischofswerda, den 9. Septbr. 1880. Sin» H ' schäft gegen da« Reich bei solcher Stimmung de» Volke» schon hervorwagen kann, da» zeigten ja auch die jüngst in München vorgekommeurn Pöbel-Excesse, bei welchen die deutsche Flagge auf'» Schmählichste beschimpft wurde. Wäre so etwa» möglich gewesen, wenn der Pöbel nicht gewußt hätte, die gebildeten Stände und die Behörden würden diese frech« Be schimpfung der nationalen Farben ruhig mit an sehen? — Aber freilich, auch in den obern Regionen ist heute Manches ander» geworden. Wir wollen nicht behaupten, daß der Reichskanzler auch nur um ein Haar breit von den Zielen abgewichen ist, welche er sich in nationaler Hinsicht gesteckt hat; aber daß er mehrfach Mittel wählte, welche auf eine Stärkung des nationalen Gedankens unmöglich htnauSlaufen seligkeit aufmerksam gemacht, welche di« Regierungs presse bei den Wahlen zum Reichstag 1878 gegen die national-liberale Partei äußerte; auf das eigen- thümliche Bündniß der Conservativen unter ein ander, dem auch die Regierung nahe stand und bei welchem Kleist-Retzow und alle die andern preußischen Reactionäre, die niemals von Deutschland etwas hatten wissen wollen, wieder in Gnaden angenommen wurden; endlich auf die Wahl Puttkamer'S zum preußischen CultuSminister und auf die jüngste Kirchenvorlage, in deren Entwurf nicht die mindeste Spur der Erkenntniß zu finden ist, daß e» sich hier um «inen Jahrhunderte alten nationalen Kampf , handelt, der sich mit kleinen Mittelchen gar nicht gesetzt zu haben, zu 1 Jahr 3 Mon. GefängniK beilegen oder vertuschen läßt. Alle» da» und noch und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die manches Andere, wa» in dieser Hinsicht anzuführrn Dauer von 2 Jahren, sowie in der an demselben? wäre, läßt erkennen, daß auch anderswo al» in der Tage abgehalteuea Hauptverhandlung der Böttcher , »>r national-liberalen Partei der nationale Gedanke, der Michael Schuster au» Höflein, welcher angeklagt , Daß in mancher Beziehung noch viel für die aller- Einzig Ausschlag gebende Factor nicht mehr ist, der «ythwendigst« Sicherung de« Reiche» zu thun bleibt, er früher war. Daraus folgt denn auch die Ver faß e« sich z. B. darum handelt, die Einzelstaaten Wirrung und Unsicherheit, welcher wir vielfach de in ihren Einnahmen auf da« Reich mehr und mehr gegnen, da» Schwanken, welche» überall da eintritt, zu verweisen, wird übersehen. wo die nationale Frage nicht ganz überwältigend, wie z. B. bei der Militärfrage, zu wirken vermag. E» ist darum gut, zuweilen daran zu erinnern, daß da» Hau» de« deutschen Reiche« noch lange nicht so fest ««fügt ist, um dem nationalen Gedanken «tue untergeordnete Stell« anwrtsen zu können. Der nationale Gedanke. Die Spaltung einer Partei, welche das nationale Drincip als Loosung auf ihrs Fahne geschrieben, wie «» die national-liberale Partei gethan hatte, legt unwillkürlich die Frage nahe: ob denn das nationale Princip bei uns noch in derselben Stärke das öffent liche Leben beherrscht wie in den ersten Jahren nach Gründung deö deutschen Reiche«? Stärkung der Reichsgewalt, Ausbau und Befestigung der Reichs- Institutionen, das ist das Ziel gewesen, welchem die national-liberale Partei consequent nachstrebte, Manchmal selbst mit Aufopferung liberaler Grund sätze. Wenn nun jetzt «in Theil dieser Partei die «llte Fahne verläßt, um den liberalen Principiea entschiedener Geltung zu verschaffen al» bisher und . . wenn er in seinem Programme kein Wort mehr konnten, steht fest. Es sei hier nur auf die Feind verliert über da», was ihm ehemals am höchsten . stand: daS nationale Princip, — so kann man sich de» Gedanken« nicht erwehren, daß diese» Princip heute in uaserm inner» StaatSleben nicht mehr die entscheidende Rolle spielt wie früher. Wir zweifeln leinen Augenblick, daß der nationale Gedanke mit «Iler Macht auch heute zum Durchbruch kommen würde, wenn eia Angriff von außen her unserm Reiche drohen sollte; aber im Parteileben nimmt er nicht mehr die alle» beherrschende Stellung ein. Erst wollen wir unser Hau» nach außen hin sichern, unter Dach bringen und mit den nothwendigsten Einrichtungen verseben, dann kann später auch an die freiheitliche Ausschmückung gedacht werden, da» war der Gedankengang der national-liberalen Partei früher. Heute lösen sich namhafte Führer der Partei von ihr lo», weil sie meinen, nun müsse mit allem Eifer die freiheitliche Ausschmückung betrieben werden. K Michael Schuster au» Höflein, welcher angeklagt , war, vor dem Königl. Amtsgerichte Kamenz ia . Alimentationsklagsachen der ledigen Marte Augufte Jordan, Klägerin, gegen ihn, Beklagten, eia« . ihm zugeschobearn Eid wissentlich falsch geschwor« zu haben, wegen Meineide» zu 3 Jahr« : Zuchthaus und Ehrear«cht»verlust auf 3 Iah« . verurtheilt, derselbe auch für damrnd uufähtg zum eidlichen Zeugnisse erklärt. Ja der a« 16. Sept, abgehalteuea Hauptverhandluag wurd« her . Weber Friedrich Wilhelm Knobloch MN» Türch wegen vorsätzlicher Inbrandsetzung einer vtrohfeii auf Pethaurr Flur zu Gefängoißstraße ia der Dar von 1 Jahr 3 Monaten und S jährigem Eh« rechtsvrrluft veruytheilt «ad aa demselben L«D Vaudwerber Johann Karl August Haufe st» DM von der Anklage de« MetaeidB frngesproch«? l D Am 13. diese« Monat« «ad folgeyde D faad abermals «iu« Au»looluag Sönjgl. S-stW StaatSpapirre patt, vm» welcher di, 3 sj lmk^ Aber nicht nur dies« Vorgänge innerhalb der jenigen Partei, welche al« die festeste Stütze de« nationalen Gedanken« gelten konnte, deuten auf dessen Schwächung hin. Auch im Volke selbst hat sich «io« gewisse Gleichgiltigkeit gegen di« errungene nationale Einigung eingebürgert, «in Pessimi«mu», Welcher über dem, wa« noch zu wünschen übrig bleibt, ««« viele Gut« vergißt, da« wir schon erungen haben ; «ine Verdrießlichkeit, welche nur zu leicht fragte Wa« , hat un« denn die erzielte nationale Einigung gr eifen? Der Freud« über da« festgeknüpfte nationale Eaad Ist «kn« Erschlaffung gefolgt, welche man allent- stattm^rwahrrn kann, wo im Volk- über öffentlich« Herrschaften- aa di« DMMch, wie weit sich dir Feind- nach deur lönigl. Jagdschlösse Werm«dorf begeben, um dann ihr Hoflager nach der königl. Villa i» Strehlen zu verlegen. Bischofswerda, 17. Sept. Zur HandckS-: kammerwahl waren 12 Personen erschienen» woyoa 3 al« nicht dazu berechtigt zurückgewiesea würben. Von 9 Abstimmenden erhielten Herr Kaufmann Robert : Huste und Herr Kaufmann F. A. Gcheumaua je 4 Stimmen und entschied da» Loo« für Herrn Kaufmann Scheumann. — Bei der gestern stattgefuadenen Wahl zweier Wahlmänner zur Gewerbekammer wurden Herr Productenhändler Adolf Täubrich und Herr Messer schmied Robert Frommhold, ersterer mit 51, letzterer mit 24 Stimmen gewählt. Es wurden im Ganze» 54 Stimmen abgegeben, gegen 9 Stimmen im Jahre . 1877. Eine so rege Theilnahme gegenüber der früher« Wahl ist immerhin erfreulich, dabei konnten außer» - dem viele Gewerbtreibende von ihrem Stimmrecht nicht Gebrauch machen, da dieselben bei der Gewerbekammerwahl zurückgewiesen, weil sie höher als mit 1900 Mark Einkommen riogeschätzt feie», ferner wurden bti der Handelskammerwahl die mit über 1900 M. einzeschätzten Gewerbtreibende» zurück-«» wiesen, weil dieselben sich nicht al« Kaufleute und Fabrikanten ausgeben konnten. 8 Bautzen. (Schwurgertcht«verhand- : Ä lungen.) In der am 15. Sept, abgehalteuea Hauprverhandluug wurde der Dienstknecht Trust Nowack au« Uhhst a. T., welcher angeklagt war, : am . 23. Juli d. I. eine auf dem Rittergutsfelde za Niederkeina gestandene Kleefeime vorsätzlich tti Brand Deutsche- Reich. Wie verlautet, wird da« Hoflager Ihrer Mate- stätst» de« König« und der Königin am 24. d. M. iu Pillnitz aufgehoben und werden sich die höchsten lesem Tage zunächst auf einige Zeit Jagdschlösse Wermödorf begeben, Inserate, welch« ia dies«» Blatte di« «ritest« BeebniM», - find«», «erdm di« Vkn«tag und Freitag früh» Uh» a»a«» noamren und k»st«t di« dreigespaltene Sorpu«zrstt 1» Pf. Erringst« Jnfkrat«nb«trag 2L Psg. Bestellungen wkrdrn bti all«» Postanftatten dt« deutsch«« «eicht«, für vischostwerda und Umg«g«ud ia d«r Expedition diese« Blatte« angenommen. KünfunddreMgUer" Jahrgang. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch« u. Sonnadeud«, und kostet einschließlich der Sonnabend« erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich l Mk. bi, Psg. 7» , ,, , D 7—77 Aer sächsische -^rpililcr. Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen «nd Umgegend. Z Amtsblatt -er Königl. Amtshauptmannschatt, -er Königl. Schul-Inspection u. -es Königl. Hauptsteuersnttes - zu Knutzen, sowie -es Königl. Amtsgerichtes un- -es Sta-trathes zu Difchofswer-a. -